26. September 2010

AMAZING GRACE (Geschichten aus der Bibel Teil 3)


In diesem Teil unserer Bibelgeschichten schauen wir uns einige lehrreiche Ereignisse an, in denen Gott sündige Menschen straft und warum er dies tut.

Wie wir sehen werden, sind Gottes Sanktionen stets gerecht und angemessen.
So war das also damals...


NO COUNTRY FOR BALD MEN

Elisa war ein ehrenwerter Prophet und ein Liebling Gottes. Im 2. Buch der Könige werden einige seiner Wundertaten beschrieben.
Lasst euch nun entführen in eine Episode des Lebens von diesem weisen und wunderbaren Diener Gottes...

Eines Tages war der große Prophet in der idylischen Stadt Gilgal, die jedoch ein kleines Problemchen hatte: Das Land war unfruchtbar und das Wasser ungenießbar.

"19 Und die Männer der Stadt sprachen zu Elisa: Siehe, es ist gut wohnen in dieser Stadt, wie mein Herr sieht; aber es ist böses Wasser und das Land unfruchtbar."

(2. Könige 2:19)


Böses Wasser! Man könnte sich fragen, warum die Leute dort wohnen bleiben, wenn sie nichts anpflanzen können und daher nichts zu essen haben, und warum sie dennoch meinen, in ihrer Stadt sei gut wohnen. Aber zum Glück ist ja Elisa da, der eine beeindruckende Lösung für das Dilemma weiß.

"20 Er sprach: Bringet mir her eine neue Schale und tut Salz darein! Und sie brachten's ihm.
21 Da ging er hinaus zu der Wasserquelle und warf das Salz hinein und sprach: So spricht der HERR: Ich habe dies Wasser gesund gemacht; es soll hinfort kein Tod noch Unfruchtbarkeit daher kommen.
22 Also ward das Wasser gesund bis auf diesen Tag nach dem Wort Elisas, das er redete."

(2. Könige 2:20-22)



Man sollte doch meinen, dass ein solch genialer Mann von allen und jedem geliebt wird. Aber der Mensch ist böse in seinem Herzen... Und so nimmt das Unglück seinen Lauf.

"23 Und er ging hinauf gen Beth-El. Und als er auf dem Wege hinanging, kamen kleine Knaben zur Stadt heraus und spotteten sein und sprachen zu ihm: Kahlkopf, komm herauf! Kahlkopf, komm herauf!"

(2. Könige 2:23)


Diese kleinen Monster! Tun mit ihrer verachtenswerten Grausamkeit unserem lieben Prophet seelisches Leid an!
Ein gerechter Gott muss auf sowas natürlich reagieren und so kriegen die kleinen Bastarde, was sie verdienen.

"24 Und er wandte sich um; und da er sie sah, fluchte er ihnen im Namen des HERRN. Da kamen zwei Bären aus dem Walde und zerrissen der Kinder zweiundvierzig."

(2. Könige 2:23-24)





UND DANN DIE HÄNDE ZUM HIMMEL

Gott sorgt sich um seine Stellvertreter. Auch Moses steht bei Gott hoch in der Gunst und bekommt Unterstützung in allen Lebenslagen. Auch bei militärischen Auseinandersetzungen, wie dem Krieg der Israeliten mit den Amalekitern. Allerdings macht der HERR in diesem Fall seine Hilfe von einer merkwürdigen Bedingung abhängig: Moses muss seinen Zauberstab in die Lüfte recken.

"9 Und Mose sprach zu Josua: Erwähle uns Männer, zieh aus und streite wider Amalek; morgen will ich auf des Hügels Spitze stehen und den Stab Gottes in meiner Hand haben. [...]
11 Und wenn Mose seine Hand emporhielt, siegte Israel; wenn er aber seine Hand niederließ, siegte Amalek."

(Exodus 17:9,11)



Es ist auch nicht etwa so, dass Gott nicht alles allein machen will und seine Gunst von der Ausdauer und Muskelkraft seines Stellvertreters Moses abhängig macht, indem er Moses' menschliche Stärke magisch verstärkt oder ähnlich Unsinniges.
Es geht ihm wirklich einzig und allein darum, dass der doofe Stab in der Luft ist.

"12 Aber die Hände Mose's wurden schwer; darum nahmen sie einen Stein und legten ihn unter ihn, daß er sich daraufsetzte. Aaron aber und Hur stützten ihm seine Hände, auf jeglicher Seite einer. Also blieben seine Hände fest, bis die Sonne unterging."

(Exodus 17:12)




EINE FRAGE DER EHRE

Natürlich hat Gott nicht immer die Zeit und das Geld, alle seine treuen Diener vor jeder Kleinigkeit zu beschützen. Im Matthäusevangelium tötet Herodes der Große alle Kleinkinder in Bethlehem, ohne dass Gott eingreift.
Herodes' Sohn lässt Johannes den Täufer köpfen - so berichten es die Evangelien nach Markus und Matthäus. Gott rührt wiederum keinen Finger.
Auch als sein Enkel - Herodes Agrippa - den Apostel St. Jakobus ermordet, bleibt der HERR tatenlos.

"1 Um diese Zeit legte der König Herodes die Hände an etliche von der Gemeinde, sie zu peinigen.  

2 Er tötete aber Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwert. 
3 Und da er sah, daß es den Juden gefiel, fuhr er fort und fing Petrus auch."

(Apostelgeschichte 12:1-3)



Das ist wirklich nicht die feine englische Art, aber nicht der Grund, warum Gott ihn bald strafen wird. Es kommt noch schlimmer...

"21 Aber auf einen bestimmten Tag tat Herodes das königliche Kleid an, setzte sich auf den Richtstuhl und tat eine Rede zu ihnen.
22 Das Volk aber rief zu: Das ist Gottes Stimme und nicht eines Menschen!

(Apostelgeschichte 12:21-22)


Ein recht passabler Redner scheint er ja gewesen zu sein, dieser Herodes. Doch dass er die berechtigte Vermutung des Volkes, er sei Gott, nicht sofort klarstellt - Das geht so nicht!
Apostel ermorden ist ja schon unhöflich, aber diesmal ist er wirklich zu weit gegangen. Nun sieht Gott sich gezwungen, etwas zu unternehmen.

"23 Alsbald schlug ihn der Engel des HERRN, darum daß er die Ehre nicht Gott gab; und ward gefressen von den Würmern und gab den Geist auf."

(Apostelgeschichte 12:23)




FREUDE SCHÖNER GÖTTERFUNKEN

Ein weiteres Beispiel für schlimme Sünder, die in ihrer schwarzen Seele zutiefst verdorben sind, finden wir in Numeri, dem 4. Buch Moses, in Kapitel 11. Es handelt von den Verbrechen der Israeliten auf dem Weg in heilige Land.
Vergesst nicht,  liebe Kinder: Da Gott nun einmal gerecht ist, muss er folgendes Verhalten bestrafen. Nicht, dass ihm dass Spaß machen würde.
Nun ja, eigentlich doch:

"63 Und wie sich der HERR über euch zuvor freute, daß er euch Gutes täte und mehrte euch, also wird er sich über euch freuen, daß er euch umbringe und vertilge;"

(Deuteronomium 28:63)



Die Geschichte beginnt mit der Todsünde des Ungeduldigseins. Da ist es ja nur recht, dass der liebe Gott im Himmel mit Feuer nach seinem auserwählten Volk wirft.

"1 Und da sich das Volk ungeduldig machte, gefiel es übel vor den Ohren des HERRN. Und als es der HERR hörte, ergrimmte sein Zorn, und zündete das Feuer des HERRN unter ihnen an; das verzehrte die äußersten Lager.
2 Da schrie das Volk zu Mose, und Mose bat den HERRN; da verschwand das Feuer.
3 Und man hieß die Stätte Thabeera, darum daß sich unter ihnen des HERRN Feuer angezündet hatte."

(Numeri 11:1-3)



Offenbar kann man die unvermeindliche Strafe, die die Sünde mit sich bringt, aber dadurch beenden, dass man einen von Gottes besten Freunden kennt, der diesen dann besänftigt.
Erstaunlicherweise hat diese Feuer-Aktion Gottes Beliebheit bei den Israeliten nicht gut getan.

"4 Das Pöbelvolk aber unter ihnen war lüstern geworden, und sie saßen und weinten samt den Kindern Israel und sprachen: Wer will uns Fleisch zu essen geben?"

(Numeri 11:4)



Diese schlechten, verdorbenen Menschen denken nur an dekadenten Luxus wie Nahrungsmittel! Gut, in Ägypten gab es hervorragendes Essen en masse, aber hier in der Wüste gibt es schließlich leckeren Aschekuchen, der nach Öl schmeckt. Diese gierigen Menschen wollen immer mehr und mehr haben.

"5 Wir gedenken der Fische, die wir in Ägypten umsonst aßen, und der Kürbisse, der Melonen, des Lauchs, der Zwiebeln und des Knoblauchs.
6
Nun aber ist unsere Seele matt; denn unsere Augen sehen nichts als das Man.
7 Es war aber das Man wie Koriandersamen und anzusehen wie Bedellion.

8 Und das Volk lief hin und her und sammelte und zerrieb es mit Mühlen und stieß es in Mörsern und kochte es in Töpfen und machte sich Aschenkuchen daraus; und es hatte einen Geschmack wie ein Ölkuchen.
9
Und wenn des Nachts der Tau über die Lager fiel, so fiel das Man mit darauf."

(Numeri 11:5-9)



Das Man mag zwar furchtbar schmecken, aber man verhungert ja nicht. Und kann so einen weiteren Tag durch die Wüste wandern und mehr widerliches Man essen. Das scheint wirklich derart abscheulich zu schmecken, dass alle Israelisten verzweifelt und bitterlich weinen. Undankbares Pack!
Gott wird zu Recht wütend.

"10 Da nun Mose das Volk hörte weinen unter ihren Geschlechtern, einen jeglichen in seiner Hütte Tür, da ergrimmte der Zorn des HERRN sehr, und Mose ward auch bange."

(Numeri 11:10)




BIRD IS THE WORD

Moses beschließt, mal ein ernstes Wörtchen mit Gott zu reden.

"11 Und Mose sprach zu dem HERRN: Warum bekümmerst du deinen Knecht? und warum finde ich nicht Gnade vor deinen Augen, daß du die Last dieses ganzen Volks auf mich legst?
12 Habe ich nun all das Volk empfangen oder geboren, daß du zu mir sagen magst: Trag es in deinen Armen, wie eine Amme ein Kind trägt, in das Land, das du ihren Vätern geschworen hast?
13 Woher soll ich Fleisch nehmen, daß ich allem diesem Volk gebe? Sie weinen vor mir und sprechen: Gib uns Fleisch, daß wir essen."

(Numeri 11:11-13)



Gott sagt: Ihr wollt Fleisch? Gut, dann sollt ihr Fleisch kriegen, bis es euch aus Nase kommt!

"16 Und der HERR sprach zu Mose: [...]
18 Und zum Volk sollst du sagen: Heiliget euch auf morgen, daß ihr Fleisch esset; denn euer Weinen ist vor die Ohren des HERRN gekommen, die ihr sprecht: Wer gibt uns Fleisch zu essen? denn es ging uns wohl in Ägypten. Darum wird euch der HERR Fleisch geben, daß ihr esset,
19 nicht einen Tag, nicht zwei, nicht fünf, nicht zehn, nicht zwanzig Tage lang,
20 sondern einen Monat lang, bis daß es euch zur Nase ausgehe und euch ein Ekel sei; darum daß ihr den HERRN verworfen habt, der unter euch ist, und vor ihm geweint und gesagt: Warum sind wir aus Ägypten gegangen?"


(Numeri 11:16-20)



Moses ist skeptisch: "Wie willst du das denn machen, Gott?! Soviel Fleisch, du spinnst ja wohl!"

"21 Und Mose sprach: Sechshunderttausend Mann Fußvolk ist es, darunter ich bin, und du sprichst Ich will euch Fleisch geben, daß ihr esset einen Monat lang!
22
Soll man Schafe und Rinder schlachten, daß es ihnen genug sei? Oder werden sich alle Fische des Meeres herzu versammeln, daß es ihnen genug sei?"


(Numeri 11:21-22)


Gott erwidert: Wart's nur ab!

"23 Der HERR aber sprach zu Mose: Ist denn die Hand des HERRN verkürzt? Aber du sollst jetzt sehen, ob meine Worte können dir etwas gelten oder nicht."


(Numeri 11:23)



Und tatsächlich scheint Gott sein Versprechen wahr zu machen und lässt es tote Vögel regnen.

"31 Da fuhr aus der Wind von dem HERRN und ließ Wachteln kommen vom Meer und streute sie über das Lager, hier eine Tagereise lang, da eine Tagereise lang um das Lager her, zwei Ellen hoch über der Erde.
32 Da machte sich das Volk auf denselben ganzen Tag und die ganze Nacht und den ganzen andern Tag und sammelten Wachteln; und welcher am wenigsten sammelte, der sammelte zehn Homer. Uns sie hängten sie auf um das Lager her."


(Numeri 11:31-32)



Zwei Ellen sind in etwa 90 cm lang. So hoch lagen die Wachteln! Nun hatten die Israeliten tatsächlich Fleisch für Tage zu essen.
Nachdem sie am Anfang dieser schönen Bibelgeschichte die Sünde des Sich-Beschwerens begangen hatten (und dafür von Gott verbrannt wurden), begehen sie nun aber die Sünde des Zufrieden-Seins.
Dem HERRN bleibt nichts übrig, als sie mit einer Plage zu ermorden.

"33 Da aber das Fleisch noch unter ihren Zähnen war und ehe es aufgezehrt war, da ergrimmte der Zorn des HERRN unter dem Volk, und schlug sie mit einer sehr großen Plage.
34 Daher heißt diese Stätte Lustgräber, darum daß man daselbst begrub das lüsterne Volk."

(Numeri 11:33-34)


Harhar! Geschieht ihnen recht!



YOU KNOW, I LEARNED SOMETHING TODAY

Was will uns der liebe Gott durch diese Ereignisse lehren?

Böse ist: Wenn man Gott für sein Unglück verantwortlich macht - auch wenn er es ist, und auch wenn man Gott für positive Eigenschaften (wie gute Rhetorikfähigkeiten) nicht verantwortlich macht und ihm nicht die Ehre gibt - auch wenn er sie nicht verdient.
Und wem das nicht gefällt, der kann ja einfach qualvoll sterben!

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>>Teil 3: "Amazing Grace"

12. September 2010

JEIN (Widersprüche in der Bibel Teil 4)


Christus musste geopfert werden, damit Gott uns unsere Sünden vergeben kann. Wenn Jesus nicht für uns gestorben wäre, wären wir alle ziemlich am Arsch und nicht nur die verdammten Heiden, die es ja eh nicht besser verdient haben.
Also sollten alle Christenmenschen den Leuten, die für Jesu Verhaftung und Hinrichtung verantwortlich waren, eigentlich doch dankbar sein. Oder?..



JUNG UND JÜNGER

Beginnen wir beim letzten Abendmahl. Jesus hält gerade mal wieder eine Rede über seine seltsamen Vorstellungen von Hygiene und sieht noch immer nicht ein, warum man sich vor dem Essen die Hände waschen sollte (ähnlich wie z.B. in Matthäus 15).
Während des ganzen Abendmahls weiß Jesus genau, dass sich in seinen Reihen ein Verräter befindet...

"9 So spricht zu ihm Simon Petrus: HERR, nicht die Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt!  

10 Spricht Jesus zu ihm: Wer gewaschen ist, bedarf nichts denn die Füße waschen, sondern er ist ganz rein. Und ihr seid rein, aber nicht alle. 
 11 (Denn er wußte seinen Verräter wohl; darum sprach er: Ihr seid nicht alle rein.)"

(Johannes 13:27)



Ein wenig später teilt er diese erschütternde Nachricht allen seinen Jüngern mit. Die sind natürlich schockiert, dass einer von ihnen ein Verräter sein soll und versuchen alles, um herauszubekommen, wer es ist. 

"21 Da Jesus solches gesagt hatte, ward er betrübt im Geist und zeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten.
22  Da sahen sich die Jünger untereinander an, und ward ihnen bange, von welchem er redete.
23 Es war aber einer unter seinen Jüngern, der zu Tische saß an der Brust Jesu, welchen Jesus liebhatte.
24 Dem winkte Simon Petrus, daß er forschen sollte, wer es wäre, von dem er sagte.
25Denn derselbe lag an der Brust Jesu, und er sprach zu ihm: HERR, wer ist's?"

(Johannes 13:21-25)




Die Spannung ist kaum auszuhalten... Wer ist der Verräter? Jesus gibt eine ziemlich klare Antwort.

"26
Jesus antwortete: Der ist's, dem ich den Bissen eintauche und gebe."

(Johannes 13:26a)





So - jetzt müssen die Jünger nur noch abwarten, wem Jesus den Bissen gibt und schon wissen sie, wer der Verräter ist.

"Und er tauchte den Bissen ein und gab ihn Judas, Simons Sohn, dem Ischariot."

(Johannes 13:26b)



Judas?! Nicht Judas!!! Das hätte ich nie von ihm erwartet!
Aber zumindest ist die Katze aus dem Sack.

Rekapitulieren wir noch einmal:
1.) Jesus sagt, der Jünger, dem er als nächstes einen Bissen Brot gibt, wird ihn verraten.
2.) Im gleichen Vers gibt er Judas den Bissen.

Man muss eigentlich kein Genie sein, um jetzt zu wissen, wer Jesus verraten wird.
Oder doch?

"27 Und nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn. Da sprach Jesus zu ihm: Was du tust, das tue bald!
28 Das aber wußte niemand am Tische, wozu er's ihm sagte."

(Johannes 13:27-28)


Was zum Teufel...?!
Keiner der Jünger hat Jesus verstanden? Und diese grenzdebilen Kerle haben angeblich nach Jesu Tod dessen Botschaft weitergetragen? Kein Wunder, dass da so viele Widersprüche und Ungereimtheiten drin sind...

Auch sehr interessant: Der Satan fährt erst in Judas, nachdem Jesus behauptet hat, dieser werde ihn verraten.
Jetzt hat Judas wohl keine Wahl mehr.

Er verlässt das Abendmahl und tut, was Jesus ihm gesagt hat. Niemand hält ihn auf, da Jesus sich ausschließlich strunzdumme Leute als Jünger ausgesucht hat.

"29 Etliche meinten, dieweil Judas den Beutel hatte, Jesus spräche zu ihm: Kaufe was uns not ist auf das Fest! oder daß er den Armen etwas gäbe.
30 Da er nun den Bissen genommen hatte, ging er alsbald hinaus. Und es war Nacht."

(Johannes 13:29-30)



QUO VADIS?

Nachdem Judas gegangen ist, eröffnet Jesus seinen Jüngern, er werde sie bald verlassen.

"33 Ich bin nicht mehr lange bei euch, meine Kinder. Ihr werdet mich suchen, aber was ich schon den Juden sagte, muss ich auch euch sagen: Da, wo ich hingehe, könnt ihr nicht mitkommen."

(Johannes 13:33)



Die Jünger wollen Genaueres wissen und fragen nach, wohin genau Jesus gehe.

"36 Spricht Simon Petrus zu ihm: HERR, wo gehst du hin? Jesus antwortete ihm: Wo ich hin gehe, kannst du mir diesmal nicht folgen; aber du wirst mir nachmals folgen.
37 Petrus spricht zu ihm: HERR, warum kann ich dir diesmal nicht folgen? Ich will mein Leben für dich lassen.
38 Jesus antwortete ihm: Solltest du dein Leben für mich lassen? Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Der Hahn wird nicht krähen, bis du mich dreimal habest verleugnet."

(Johannes 13:36-38)



Anstatt zu antworten, setzt Jesus eine weitere selbsterfüllende Prophezeiung in Gang. Aber die Jünger geben so schnell nicht auf und fragen weiter.

"5 Spricht zu ihm Thomas: HERR, wir wissen nicht, wo du hin gehst; und wie können wir den Weg wissen?"

(Johannes 14:5)



Jesus ist schon ein wenig beleidigt, dass ihn niemand fragt, wo er eigentlich hingehe...

"5
Nun aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; und niemand unter euch fragt mich: Wo gehst du hin?"


(Johannes 16:5)




AUGEN AUF OHREN AB

Es kommt, wie es kommen musste: Jesus wird von Judas verraten und vom Hohepriester der Pharisäer verhaftet. Einer der Jünger versucht die Verhaftung zu verhindern und schlägt einem Sklaven des Hohepriesters mit seinem Schwert ein Ohr ab. Jesus findet das gar nicht gut.

"51
Und siehe, einer aus denen, die mit Jesus waren, reckte die Hand aus und zog sein Schwert aus und schlug des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm ein Ohr ab.
52
Da sprach Jesus zu ihm; Stecke dein Schwert an seinen Ort! denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen."


(Matthäus 26:51-52)


Soll er? Wozu bist du denn noch mal gekommen, Jesus?

"34 Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen sei, Frieden zu senden auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert."

(Matthäus 10:34)






Wie auch immer: Jesus meint, seine Jünger sollten ihn nicht verteidigen - er sei genau da, wo er sein wolle.
Um seiner Verhaftung zu entgehen, könnte er jederzeit eine Armee von Engel rufen.

"53
Oder meinst du, daß ich nicht könnte meinen Vater bitten, daß er mir zuschickte mehr denn zwölf Legionen Engel?"

(Matthäus 26:53)


Aber warum sollte er seinen Vater um irgendwas bitten? Er ist doch selbst Gott, oder?

"25 Jesus antwortete ihnen: [...]
30 Ich und der Vater sind eins."

(Johannes 10:25;30)




Im Johannes-Evangelium wird der Ohr abschlagende Jünger als Petrus identifiziert (der nach katholischer Vorstellung übrigens auch nicht "durchs Schwert" umgekommen ist, sondern kopfüber gekreuzigt wurde).

"10 Da hatte Simon Petrus ein Schwert und zog es aus und schlug nach des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Und der Knecht hieß Malchus.
11 Da sprach Jesus zu Petrus: Stecke dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?"

(Johannes 18:10-11)


Auch hier lässt es Jesus so aussehen, als hätte er eine Wahl und könnte die ganze Sache abblasen, wenn er wollte. Glaubt man aber, dass Jesus Gott war, ergibt das wenig Sinn.




"24 Da sie das hörten, hoben sie ihre Stimme auf einmütig zu Gott und sprachen: HERR, der du bist der Gott, der Himmel und Erde und das Meer und alles, was darinnen ist, gemacht hat; [...]
27 wahrlich ja, sie haben sich versammelt über deinen heiligen Knecht Jesus, welchen du gesalbt hast, Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und dem Volk Israel,
28 zu tun, was deine Hand und dein Rat zuvor bedacht hat, daß es geschehen sollte."

(Apostelgeschichte 4:24;27-28)


"13 Darum so begürtet die Lenden eures Gemütes, seid nüchtern und setzet eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten wird durch die Offenbarung Jesu Christi, [...]
18 und wisset, daß ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem eitlen Wandel nach väterlicher Weise,
19 sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes,

20 der zwar zuvor ersehen ist, ehe der Welt Grund gelegt ward, aber offenbart zu den letzten Zeiten um euretwillen"

(1 Petrus 1:13;18-20)


Obwohl Jesus sich erst in den "letzten Zeiten" (müsste jeden Augenblick so weit sein...) offenbart hat, war das mit dem Blutopfer angeblich Gottes Plan seit immer, schon vor der Schöpfung. Stellt euch vor, Jesus hätte das vermasselt!
Da wäre Gott (er selbst) wohl ziemlich sauer auf ihn (sich selbst) gewesen.



DOPPELT HÄLT BESSER

Wir wissen alle, wie die Geschichte ausgegangen ist. Jesus ist am Kreuz gestorben und wiederauferstanden, wie Gott das geplant hatte. Und das war unsere Erlösung, wenn wir daran glauben.
Deshalb sind Christen auch allen ewig dankbar, die dies ermöglicht haben: Satan, den Pharisäern, Pontius Pilatus und seiner Crew und natürlich Judas.
Was aus dem bloß geworden ist?..

"3
Da das sah Judas, der ihn verraten hatte, daß er verdammt war zum Tode, gereute es ihn, und brachte wieder die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und den Ältesten
4 und sprach: Ich habe übel getan, daß ich unschuldig Blut verraten habe.
5 Sie sprachen: Was geht uns das an? Da siehe du zu! Und er warf die Silberlinge in den Tempel, hob sich davon, ging hin und erhängte sich selbst."

(Matthäus 27:3-5)


Selbstmord also? Oder doch Tod durch Herausfallen der Organe?

"15 Und in den Tagen trat auf Petrus unter die Jünger und sprach (es war aber eine Schar zuhauf bei hundertundzwanzig Namen):
16 Ihr Männer und Brüder, es mußte die Schrift erfüllet werden, welche zuvor gesagt hat der Heilige Geist durch den Mund Davids von Judas, der ein Führer war derer, die Jesus fingen;
17 denn er war zu uns gezählt und hatte dies Amt mit uns überkommen.
18 Dieser hat erworben den Acker um den ungerechten Lohn und ist abgestürzt und mitten entzweigeborsten, und all sein Eingeweide ausgeschüttet."

(Apostelgeschichte 1:15-18)





ER WIRD SCHON RICHTEN

Ist Judas nun verachtenswert? Oder nur das Produkt seiner Umwelt (Elternhaus, Peer Groups, Satan, etc).?..
Und sind wir wirklich in der Position, über ihn zu urteilen? Nicht einmal Jesus selbst kam auf die Erde, um zu richten. So sagt er nämlich:

"16 Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn selig werde."

(Johannes 3:16-17)

"47 Und wer meine Worte hört, und glaubt nicht, den werde ich nicht richten; denn ich bin nicht gekommen, daß ich die Welt richte, sondern daß ich die Welt selig mache."

(Johannes 12:47)


Obwohl...

"39 Und Jesus sprach: Ich bin zum Gericht auf diese Welt gekommen"

(Johannes 9:39)


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WIDERSPRÜCHE IN DER BIBEL

[Teil 1: JA; NEIN; VIELLEICHT]
[Teil 2: SO/SO]
[Teil 3: WIE JETZT?!]

>>[Teil 4: JEIN]
[Teil 5: DU SOLLST NICHT... ODER DOCH?]

22. August 2010

DIE ECHTEN ZEHN GEBOTE (oder: Warum sich niemand daran hält)


So gut wie alle Menschen, einschließlich Christen, denken bei dem Stichwort "Die zehn Gebote" an Gesetze, die Gott Moses auf Steintafeln überreicht hat. Die wichtigsten Regeln, auf denen der Bund mit Gott basiert. Diese Gebote gibt es tatsächlich, es sind aber nicht die Gebote, die die meisten Menschen für DIE zehn Gebote halten.
Im Folgenden schauen wir uns die einzigen zehn Gebote an, die als "zehn" Gebote bezeichnet werden (Exodus 34:28), auf Steintafeln niedergeschrieben wurden und das Fundament des Bundes mit Gott sind.




Im Buch Exodus wird erzählt, wie Moses auf einem Berg von Gott höchstpersönlich zwei Steintafeln mit den berühmten zehn Geboten erhält. Eines dieser Gebote ist: "Du sollst nicht töten."
Doch während dies geschieht, basteln sich die Israeliten am Fuß des Berges eine goldene Götzenfigur. Moses kann Gott gerade noch davon abhalten, sämtliche Juden auf einen Schlag auszurotten und verspricht, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Als er den Götzen sieht, wird er so wütend, dass er die schönen Gesetzestafeln auf dem Boden zerschmettert. Danach zieht er mit Gleichgesinnten durch sein Lager und ermordet 3000 Menschen [mehr dazu in "TOP TEN? (oder: die 10 Gebote)"]

Daraufhin erhält Moses eine zweite Ausgabe der zehn Gebote, die nicht zu Bruch geht und daher nach der Logik der Bibel die Grundlage des Bundes zwischen Gott und seinem erwählten Volk ist. Doch diese zweite Version unterscheidet sich von der populäreren Variante.

Warum hält sich heute keiner mehr an die Gebote, die der HERR für sein heiliges Volk für die wichtigsten hielt? Die Antwort ist ziemlich offensichtlich, wenn man sich einmal die Gebote durchliest. Sie lautet: Weil sie dämlich sind.



PRÄAMBEL

"5
Da kam der HERR hernieder in einer Wolke und trat daselbst zu ihm und rief aus des HERRN Namen."

(Exodus 34:5)


Warum ruft er seinen eigenen Namen aus? Wer sollte denn sonst in einer Wolke erscheinen?..


"6
Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: HERR, HERR, GOTT, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue!

7 der da bewahrt Gnade in tausend Glieder und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde, und vor welchem niemand unschuldig ist; der die Missetat der Väter heimsucht auf Kinder und Kindeskinder bis ins dritte und vierte Glied."

(Exodus 34:6-7)


Was denn nun? Ist er barmherzig und gnädig oder ist er ein so nachtragendes Arschloch, dass er noch deine Kinder, Kindeskinder und deren Kinder für deine Verbrechen bestraft?


"8
Und Mose neigte sich eilend zu der Erde und betete an

9 und sprach: Habe ich, HERR, Gnade vor deinen Augen gefunden, so gehe der HERR mit uns; denn es ist ein halstarriges Volk, daß du unsrer Missetat und Sünde gnädig seist und lassest uns dein Erbe sein.
10 Und er sprach: Siehe, ich will einen Bund machen vor allem deinem Volk und will Wunder tun, dergleichen nicht geschaffen sind in allen Landen und unter allen Völkern, und alles Volk, darunter du bist, soll sehen des HERRN Werk; denn wunderbar soll sein, was ich bei dir tun werde.
11 Halte, was ich dir heute gebiete. Siehe, ich will vor dir her ausstoßen die Amoriter, Kanaaniter, Hethiter, Pheresiter, Heviter und Jebusiter."

(Exodus 34:8-11)


Jetzt fangen sie an, die echten zehn Gebote, von denen ich persönlich übrigens fast keines befolge. Und ihr?



ERSTES GEBOT

"12 Hüte dich, daß du nicht einen Bund machest mit den Einwohnern des Landes, da du hineinkommst, daß sie dir nicht ein Fallstrick unter dir werden;
13
sondern ihre Altäre sollst du umstürzen und ihre Götzen zerbrechen und ihre Haine ausrotten; 

14 denn du sollst keinen andern Gott anbeten. Denn der HERR heißt ein Eiferer; ein eifriger Gott ist er.
15 Daß du nicht einen Bund mit des Landes Einwohnern machest, und wenn sie ihren Göttern nachlaufen und opfern ihren Göttern, sie dich nicht laden und du von ihrem Opfer essest,
16
und daß du nehmest deinen Söhnen ihre Töchter zu Weibern und dieselben dann ihren Göttern nachlaufen und machen deine Söhne auch ihren Göttern nachlaufen."

(Exodus 34:12-16)


Das erste Gebot ähnelt dem ersten Gebot der berühmteren zehn Gebote, außer dass es noch die Aufforderung zur Sachbeschädigung enthält.
Wenn Mangel an Jebusitern und Kanaanitern besteht, ist Gott zur Not sicherlich auch damit zufrieden, wenn ihr eine Moschee abfackelt und ein paar Buddhas-Statuen kaputt macht. Schließlich ist Gott nicht nur ständig eifersüchtig, er heißt auch so. Hier eine moderne und klarere Übersetzung von Vers 14:

"14 Du darfst dich vor keinem anderen Gott niederwerfen, denn Jahwe ist ein eifersüchtiger Gott und heißt auch 'der Eifersüchtige'!"

(Exodus 34:14 - Neue Evangelische Übersetzung)




ZWEITES GEBOT

"
17 Du sollst dir keine gegossenen Götter machen."

(Exodus 34:17)


Was hat der Eifersüchtige denn gegen gegossene Götter? Muss er diese Konkurrenz wirklich fürchten? Anscheinend ja, sonst gäbe es solch ein Gebot wohl nicht.
Aber gegossene Götter tun zumindest niemandem etwas und es ist ihnen egal, wie viele Götter man nebenher noch so anbetet. Und wenn doch, kann man sie ja einfach wieder einschmelzen und sich einen neuen Gott machen.
Den Willen des HERRN kann man nicht so einfach ändern, da er ja schwarz auf weiß in der Bibel niedergeschrieben ist. Allerdings kann man ihn ignorieren, genau wie es fast jeder Christ mit allen nachfolgenden Geboten tut.




DRITTES GEBOT

"18
Das Fest der ungesäuerten Brote sollst du halten. Sieben Tage sollst du ungesäuertes Brot essen, wie ich dir geboten habe, um die Zeit des Monats Abib; denn im Monat Abib bist du aus Ägypten gezogen."

(Exodus 34:18)


Gottes Prioritäten sind schon etwas komisch. Das Mordverbot hat es nicht mehr auf die Gesetzestafeln 2.0 geschafft, ebenso wenig wie die Gebote, seine Eltern zu ehren, nicht zu stehlen und nicht zu lügen - das mit dem Fest der ungesäuerten Brote hingegen schon. Ist wohl wichtiger.



VIERTES GEBOT

"19 Alles, was die Mutter bricht, ist mein; was männlich sein wird in deinem Vieh, das seine Mutter bricht, es sei Ochse oder Schaf.
20 Aber den Erstling des Esels sollst du mit einem Schaf lösen. Wo du es aber nicht lösest, so brich ihm das Genick. Alle Erstgeburt unter deinen Söhnen sollst du lösen. Und daß niemand vor mir leer erscheine!"

(Exodus 34:19-20)


Christen versuchen einem in der Regel weiszumachen, dass sie die Opfervorschriften des alten Testaments nicht einhalten müssen - mit der Begründung, Jesus sei das ultimative Opfer gewesen, das alle weiteren Tieropfer unnötig gemacht hat.

Zwei Dinge sprechen dagegen: Das alte und das neue Testament. Im neuen Testament besteht Jesus darauf, dass nicht ein einziges Wort von Moses Gesetzen geändert werden dürfe (zumindest nicht, bevor Himmel und Erde vergehen).
Im Buch Hezekiel wird sehr detailliert über eine Vision von dem dritten Tempel Jerusalems berichtet. Der erste wurde von den Babyloniern vernichtet, der zweite von den Römern. Das war allerdings erst 70 n. Chr, also nach dem ultimativen Opfer. Bisher ist der dritte Tempel aus dem Buch Hezekiel noch nicht gebaut worden. In Kapitel 43 gibt Gott detaillierte Anweisungen für Tieropfer, die in diesem (nach Jesu Tod erbauten) Tempel durchzuführen sind.
Aber selbst wenn man der Meinung ist, keine Tiere mehr opfern zu müssen, würde sich Gott bestimmt darüber freuen. Den Duft von einem Brandopfer findet Gott nämlich "lieblich" (Genesis 8:21) und da er ein vollkommenes Wesen ist, ändert er seinen Geschmack ja nicht. Also wenn ihr eurem Gott mal eine Freude machen wollt, ermordet eines seiner Geschöpfe für ihn!



FÜNFTES GEBOT

"21 Sechs Tage sollst du arbeiten; am siebenten Tage sollst du feiern, mit Pflügen und mit Ernten."

(Exodus 34:21)


Die allerwenigsten Menschen arbeiten sechs Tage, wie sie es sollen. Leute, die sonntags arbeiten, werden in unserer Gesellschaft nicht als Sünder angesehen und ermordet (wie es in Exodus 31:15 von Gott persönlich gefordert wird), sondern meistens sogar noch besser bezahlt als an anderen Tagen.
Welch' deutlicheres Zeichen als dieses für eine unmoralische, verkommene Gesellschaft könnte es geben?..
Hey, nicht darüber nachdenken, das war doch eine rhetorische Frage, keins natürlich...
Nein, stimmt nicht! Das ist sehr wohl wichtig!



SECHTES GEBOT

"22
Das Fest der Wochen sollst du halten mit den Erstlingen der Weizenernte, und das Fest der Einsammlung, wenn das Jahr um ist."

(Exodus 34:22)


Diese verdammten, gottlosen Sünder, die das Fest der Wochen nicht einhalten! Wie kann man nur! Das man das auch noch explizit erwähnen muss, beweist doch, dass der Mensch nur böse im Dichten und Trachten seines Herzens ist immerdar!



SIEBTES GEBOT

"23
Dreimal im Jahr soll alles, was männlich ist, erscheinen vor dem Herrscher, dem HERRN und Gott Israels.
24 Wenn ich die Heiden vor dir ausstoßen und deine Grenze erweitern werde, soll niemand deines Landes begehren, die weil du hinaufgehst dreimal im Jahr, zu erscheinen vor dem HERRN, deinem Gott."


(Exodus 23:24)


Denkt euch einen passenden sarkastischen Spruch. Die Gebote sind sowas von absurd, was soll man dazu noch sagen...



ACHTES GEBOT

"25
Du sollst das Blut meines Opfers nicht opfern neben gesäuertem Brot, und das Opfer des Osterfestes soll nicht über Nacht bleiben bis an den Morgen."

(Exodus 34:25)

Warum denn eigentlich nicht?
Ne, war nur Spaß, das Gebot ist so elementar für unsere Moralvorstellungen, das es keiner Erklärung bedarf. Aber ich sag's nicht, nicht weil ich es nicht weiß, sondern um euch zu testen, klar...



NEUNTES GEBOT

"26
Die Erstlinge von den Früchten deines Ackers sollst du in das Haus des HERRN, deines Gottes, bringen."

(Exodus 34:26a)

Dieser Gott weiß auch nicht, was er will. Plötzlich will er Früchte, wo doch zuvor in der Bibel berichtet wird, wie Gottes Abneigung gegen Früchte-Opfer den ersten Mord der Geschichte verursacht...

3 Es begab sich nach etlicher Zeit, daß Kain dem HERRN Opfer brachte von den Früchten des Feldes;
4 und Abel brachte auch von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Und der HERR sah gnädig an Abel und sein Opfer;
5 aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnädig an."

(Genesis 4:1-5a)




ZEHNTES GEBOT

"Du sollst das Böcklein nicht kochen in seiner Mutter Milch.

27Und der HERR sprach zu Mose: Schreib diese Worte: denn nach diesen Worten habe ich mit dir und mit Israel einen Bund gemacht.
27 Und er war allda bei dem HERRN vierzig Tage und vierzig Nächte und aß kein Brot und trank kein Wasser. Und er schrieb auf die Tafeln die Worte des Bundes, die Zehn Worte."

(Exodus 34b-27)




Die zehn Gebote... so aktuell und zeitlos... Grundlage unserer Gemeinschaft... Das ist wichtig zu wissen, denn wenn man es nicht weiß, könnte man denken, diese Gesetze seien nur in einem ganz spezifischen historischen und kulturellen Kontext sinnvoll. Und das wäre ja schrecklich!

Viele Christen weisen auf die zehn Gebote (die bekanntere Version) und behaupten, unsere Moralvorstellungen würde auf diesen Geboten beruhen. Doch nur drei dieser Gebote (Verbot von Mord, Diebstahl und Falschaussage) sind Bestandteil unser modernen Rechts. Und diese Gesetze gab es schon Jahrhunderte vor der Entstehung der Bibel, auch in niedergeschriebener Form, wie z.B. im sumerischen"Codex Ur-Nammu". Doch in der alternativen Version in Exodus 34 fehlen alle drei dieser Gebote. Diese Gesetze waren in den Augen der Bibelautoren also offensichtlich nicht so wichtig, als dass man auf eine alternative Version der Gebote in der heiligen Schrift hätte verzichten wollen. Obwohl man dadurch gleichzeitig einen Widerspruch im Text beseitigt hätte und deutlich machen könnte, dass z.B. das Mordverbot definitiv zu den wichtigsten Gesetzen zählt.
Doch dem ist nicht so. Eindeutig die wichtigsten Gebote sind diejenigen, die in beiden Versionen enthalten sind: Das Verbot der Religionsfreiheit - keine Götter außer dem Eifersüchtigen - und das Verbot der freien Religionsausübung: Jeder muss am Sonntag den HERRN anbeten und niemand darf gegossene Götter anbeten, auch wenn es noch so viel Spaß macht.


So, jetzt gieß ich mir einen Gott und arbeite am Sonntag! Ich bin halt ein ruchloser Outlaw.
Jemand, der einfach so ohne Skrupel das Fest der ungesäuerten Brote missachtet...
Beschwert euch doch bei eurem nächsten Termin mit dem Gott Israels! Harharhahrhar!!! [Man stelle hier ein klassisches Bösewichts-Gelächter vor.]







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DIE ZEHN GEBOTE

"Top Ten"

10. August 2010

LEHRE/VERSPRECHUNGEN (Der Mythos Jesus Teil 3)


Jesus Christus: Gott, Mensch, Gottmensch oder Sagenfigur?

In [Teil 1] mussten wir feststellen das ein historischer Jesus mit wissenschaftlichen Mitteln nicht zu finden ist, da es keinerlei Primärquellen (Schriften von ihm oder Leuten, die ihn gekannt haben können) über ihn gibt. 

Der Versuch, den historischen Jesus aus seiner Biografie, den Evangelien zu rekonstruieren, ist in [Teil 2] daran gescheitert, dass der Großteil seiner Lebensgeschichte aus Wundern besteht und auch nicht-übernatürliche Angaben - wie die Heimatstadt von Jesus oder die Umstände seiner Geburt - historisch zweifelhaft sind. Eine Volkszählung, bei der jeder an den Ort seiner Vorfahren reisen muss, gab es wohl ebenso wenig wie eine Stadt Nazareth zu Beginn des 1. Jahrhunderts.
Es bleibt jedoch die Möglichkeit, einen historischen Jesus anhand seiner Lehren zu suchen. Vielleicht war er eine Art weiser Religionsstifter, der umher zog und moralische Lektionen erteilte.
Schauen wir uns doch zunächst mal an, was Jesus uns überhaupt so in der Bibel gelehrt hat.





GOTTA HAVE FAITH

Du musst nur ganz fest daran glauben, dann schaffst du alles! Das sagen Eltern, Lehrer und Motivationscoaches gern als Mantra. Nur die Wahrheit sieht anders aus.
Kein vernünftiger Mensch glaubt ernsthaft an Telekinese, das Bewegen von Gegenständen mit der Kraft des Geistes. Wenn ich behaupte, ich könne einen LKW durch meine Gedanken schweben lassen, wenn ich ganz, ganz fest glaube - Ihr würdet mich für einen durchgeknallten Spinner halten und das natürlich völlig zu Recht.
Wie wär's mit etwas Größerem?

"18 Und Jesus bedrohte ihn; und der Teufel fuhr aus von ihm, und der Knabe ward gesund zu derselben Stunde. 
19 Da traten zu ihm seine Jünger besonders und sprachen: Warum konnten wir ihn nicht austreiben? 
20 Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Um eures Unglaubens willen. Denn wahrlich ich sage euch: So ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so mögt ihr sagen zu diesem Berge: Hebe dich von hinnen dorthin! so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein."

(Matthäus 17:18-20)


Also ich hab von niemandem gehört, dass er Berge heben könne. Hat also niemand "Glauben wie ein Senfkorn"? Was auch immer das bedeuten mag...
An einer anderen Stelle benutzt Jesus das Senfkorn als Metapher für Gottes Königreich, da es der kleinste aller Samen auf Erden sei. Komisch, dass Christus nicht gewusst hat, dass das nicht stimmt, wenn er doch Schöpfer von allen Dingen gewesen sein soll. Und dass er uns als allwissender Gott wohl bewusst anlügt, wenn er sagt, nichts wird uns unmöglich sein.
Solange ich keine glaubhaften Hinweise darauf hab, dass irgendjemand auf der Welt einen Berg durch Glauben versetzen kann oder ähnlich spektakuläre Wunder vollbringen kann, glaub ich nicht daran. Egal, ob mir Auto-Werbespots oder religiöse Texte aus der Antike etwas anderes erzählen.
Ich bin halt ein gottloser Heide, der seltsamerweise irgend eine Art von Beweis, zumindest ein Indiz, haben will, bevor er glaubt, dass irgendjemand magische Superheldenkräfte entwickelt, wenn er nur ganz fest daran glaubt. Das klingt für mich eher wie ein Disney-Film als etwas, was man als "die Realität" bezeichnet.

Christen hören das bestimmt nicht gern. Aber für die gäbe es einen ganz leichten Weg, meine Meinung zu ändern und mich zu einem Jesus-Freak zu machen. Sie müssten mich nicht einmal persönlich treffen.
Einfach darum bitten und alles, was du willst, geschieht, sagt Jesus.

"13
Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, auf daß der Vater geehrt werde in dem Sohne.
14 Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun."

(Johannes 14:13-14)

"23
Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Hebe dich und wirf dich ins Meer! und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, daß es geschehen würde, was er sagt, so wird's ihm geschehen, was er sagt. 
24 Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, daß ihr's empfangen werdet, so wird's euch werden."

(Markus 11:23-24)

"15 Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur.

16 Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.
17 Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: in meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden.
18 Schlangen vertreiben; und so sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird es besser mit ihnen werden."

(Markus 16:15-18)


"7 So ihr in mir bleibet und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren."

(Johannes 15:7)



Verlassen wir mal das magische Märchenland der Bibel und schauen in die echte Welt: Wie können Christen seit so vielen Jahrhunderten noch behaupten, die Bibel sei göttliche "Wahrheit"? Es ist einfach nicht wahr, dass Gläubige alles bekommen, was sie wollen, wenn sie dafür beten. Es sei denn, sie wollen "nichts".
Aber vielleicht haben sie nicht den rechten Glauben (sprich: Hölle). Aber spätestens, wenn die gesamte Menschheit für alle Ewigkeiten in der Hölle schmort, weil niemand Berge versetzen kann und sich Dinge magisch herbeiwünschen kann - dann werden Christen Probleme haben, plausibel zu erklären, dass ihr Gott gerecht ist und uns liebt.



I KNOW NOT EVERBODY'S GOT A BODY LIKE ME

Ganz so leicht ist es leider nicht. Es ist nicht damit getan, an Jesus zu glauben und ihn als seinen persönlichen Erretter zu akzeptieren. Man muss ihn auch essen.

"22 Und indem sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib.
23 Und nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus.  
24 Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des neuen Testamentes, das für viele vergossen wird.
25 Wahrlich, ich sage euch, daß ich hinfort nicht trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis auf den Tag, da ich's neu trinke in dem Reich Gottes."

(Markus 14:22-25)

Es gibt also Wein im Himmel, interessant... Sollte man doch glauben, dass das Reich Gottes auch nüchtern spannend genug ist, aber warum sollte sich Jesus durch seinen Tod vom Saufen abbringen lassen?


"53 Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes und trinken sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch.
54 Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken.

55 Denn mein Fleisch ist die rechte Speise, und mein Blut ist der rechte Trank.
56 Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der bleibt in mir und ich in ihm.

57 Wie mich gesandt hat der lebendige Vater und ich lebe um des Vaters willen, also, wer mich isset, der wird auch leben um meinetwillen."

(Johannes 6:53-57)


Die so genannte "Eucharistie" ist ein an das letzte Abendmahl angelehntes Ritual der christlichen Kirchen, obwohl sich Protestanten und Katholiken über den genauen Ablauf uneins sind. Deswegen gibt es auch zur Zeit kein ökumenisches Abendmahl beider Konfessionen - Die beiden Jesuse der Kirchen waren sich nicht einig, wie man diesen rituellen Kannibalismus am Besten durchführt.
Uneinig sind sich die verschiedenen Spielarten des Christentums beispielsweise darüber, ob das Brot beim Abendmahl tatsächlich der Körper von Jesus ist oder nur symbolisch. Die wörtliche, nicht-symbolische Auslegung, die mit ihrem komplizierten Namen „Transsubstantiation“ Wissenschaftlichkeit vorgaukelt, wird offiziell von den beiden größten christlichen Kirchen, der katholischen und der orthodoxen, vertreten. Zusammen bringen es diese Kirchen auf etwa 1.400.000.000 Mitglieder.
Erwachsene Menschen glauben ernsthaft, dass sie das Blut Christi trinken und nicht nur Wein. Vielleicht bemerken sie den Unterschied nicht, weil ihr Gehirn auch vorher schon vernebelt war...

Wie dieses absurde Ritual allerdings dazu führen soll, dass jemand ein besserer Mensch wird, will mir nicht ganz einleuchten. Eben so wenig wie der Mechanismus funktionieren soll, mit dem normales Wasser in Zauberwasser verwandelt wird, mit dem man dann Sünden ausradieren kann und Vampire vertreiben...





TAUFGELAGE

Die früheste Biografie von Jesus, das Evangelium nach Markus, beginnt mit der Geschichte von Johannes, dem Täufer. Diese Figur die in allen Evangelien vorkommt, war wahrscheinlich eine historische Persönlichkeit. Zu Beginn des ersten Jahrhunderts gab es viele solcher Taufbewegungen unter den römisch besetzten Juden. Die Taufe ist also eine jüdische Erfindung, keine christliche.
Was war neu an Jesu Taufe? Das neue Testament legt es Johannes dem Täufer persönlich in den Mund:

"6 Johannes aber war bekleidet mit Kamelhaaren und mit einem ledernen Gürtel um seine Lenden, und aß Heuschrecken und wilden Honig; 
7 und er predigte und sprach: Es kommt einer nach mir, der ist stärker denn ich, dem ich nicht genugsam bin, daß ich mich vor ihm bücke und die Riemen seiner Schuhe auflöse. 
8 Ich taufe euch mit Wasser; aber er wird euch mit dem Heiligen Geist taufen."

(Markus 1:6-8)



Sich Taufen zu lassen ist laut Bibel und Kirche unbedingt nötig, um in den Himmel zu kommen. Die Taufe wäscht alle deine Sünden weg. Daher ist es taktisch klug, sich im hohen Alter kurz vor dem Sterbebett taufen zu lassen, wie zum Beispiel der allererste christliche Kaiser von Rom, Konstantin.
Was aber tun, wenn man fiese Eltern hat, die einen als Baby taufen lassen, wenn man noch nicht einmal ans Sündigen denken kann?
Wegen solcher Idioten musste Jesus sterben...



GOTT IST TOT

Die wohl wichtigste Botschaft des Christentums ist, dass Gott aus Liebe seinen Sohn geopfert hat - für unsere Sünden. Doch ist das wirklich so eine frohe Botschaft?
Jemand anderes muss wegen deiner Verbrechen sterben, jemand, der selbst völlig unschuldig ist und dich liebt?

Und du hast dann die Wahl, das Opfer anzunehmen oder auch noch bestraft zu werden. Doch selbst wenn man das Opfer annimmt, werden noch Forderungen an dich gestellt und du musst dein Leben fortan nach ganz bestimmten Regeln leben.
Allerdings ist ja Jesus nicht wirklich gestorben, zumindest nach christlicher Lehre. Er ist ja körperlich wiederauferstanden und dann in den Himmel aufgefahren und wird zur Apokalypse wiederkehren, um das Ungeheuer 666, den Antichristen zu besiegen und alle Gläubigen mit in den Himmel nehmen.
Vielleicht liegt es an mir, aber ich finde, das Opfer, für jemanden zu sterben, ist irgendwie größer, wenn man danach auch wirklich tot ist und nicht mächtiger wird und in den Himmel kommt und mit dem alten Vadder das Universum reagiert...

Angenommen, diese Geschichte stünde nicht in der Bibel, sondern in Texten anderer Religionen. Würden wir dann immer noch behaupten, es wäre eine positive Message?
Stellen wir uns eine Szene mit dem großen Göttervater Zeus und dem ungläubigen Mario vor:

 (Es klopft an der Tür, Zeus ist da)
MARIO: Hallo?!
ZEUS: Ich bin der große Zeus!!!
MARIO: Hallo, Zeus.
ZEUS: Ich habe eine wichtige Botschaft für dich.
MARIO: Ich hab eigentlich nicht so viel Zeit...
ZEUS: Es ist sehr wichtig.
MARIO: Na guuuut. Was gibt's denn? Ich kaufe nichts.
ZEUS: Du bist ein Sünder!
MARIO: Und?
ZEUS: Die Strafe dafür sind schreckliche, schmerzhafte Qualen im Höllenfeuer!
MARIO: Echt?! Scheiße! Seit wann das denn?
ZEUS: Seit jetzt.
MARIO: Wieso? Was hab ich denn so Schlimmes gemacht?
ZEUS: Du bist ein Sünder!
MARIO: Von mir aus. Aber was genau?..
ZEUS: ALLES!
MARIO: Es gibt doch bestimmt größere Sünder als mich!
ZEUS: Aber hallo! Die kommen alle in die Hölle! Für immer!
MARIO: Für immer?! Und wie lange muss ich?
ZEUS: Für immer!
MARIO: Aber-- Das ist doch unfair!
ZEUS: Das ist total fair. Da ich ein gerechter Gott bin und da ich das so beschlossen habe, muss das ja auch gerecht sein.
MARIO: Logisch...
ZEUS: Aber hier kommt die gute Nachricht...
MARIO: Ja?
ZEUS: ...jemand anders wurde bereits für deine Vergehen bestraft.
MARIO: Für MEINE Sünden?
ZEUS: Ja. Ich habe meinen Sohn ermordet.
(unangenehmes Schweigen)
MARIO: Waaas?!
ZEUS: Weil ich dich so liebe.
MARIO: Ich hab dich niemals gebeten, irgendwen umzubringen!
ZEUS: Ach, was weißt du schon von der göttlichen Liebe?! Für deine Sünden ist mein Sohn gestorben!
MARIO: Er ist aus Liebe zu mir gestorben? Das ist schon nett... So ganz ohne Gegenleistung.
ZEUS: Na ja...
MARIO: Was?
ZEUS: Du musst nur an ihn glauben und dein ganzes Leben lang nach seinen Gesetzen leben.
MARIO: Oh... Und wie weiß ich das?
ZEUS: Was?
MARIO: Dass ich alle Gesetze einhalte, die dein Sohn gemacht hat? Bevor er gestorben ist, der Arme...
ZEUS: Keine Sorge, dem gehts gut. Er ist bei mir im Olymp.
MARIO: Also ist er nicht gestorben?
ZEUS: Doch, doch. Für deine Sünden. Hab ich doch gesagt!
MARIO: Häh?
ZEUS: Göttern macht sterben nicht viel aus. Man sagt doch Katzen hätten neun Leben...
MARIO: Ja.
ZEUS (stolz): Sagen wir so: Wir Götter haben definitiv mehr Leben. So viel ist sicher.
MARIO: Wieviel denn?
ZEUS: /)/§)$$)§´(nuschelt, unverständlich)
MARIO: Was?
ZEUS: Zehn.
MARIO: Aha... Und was für Gesetze muss ich jetzt noch mal einhalten?
ZEUS: Lies meine Schriften!
MARIO: Ich hab mal reingeschaut. Aber irgendwie ergibt das wenig Sinn. Es gibt vier Versionen, die sich ständig widersprechen.
ZEUS: Du darfst das alles nicht wörtlich nehmen. Du musst zwischen den Zeilen lesen... historischer Kontext... Probleme bei der Übersetzung... Exegese...
MARIO: Aber wieso schreibst du es nicht einfach und verständlich auf?
ZEUS: Ich bin ein viel beschäftigter Gott.
MARIO: Echt? Es ist 12 Uhr und du stinkst nach billigem Wein... Aber wieso hast du denn damals nicht Klartext geredet? Ich dachte, du wärst allwissend? Du musst also vorausgesehen haben, dass das so Missverständnisse geben muss...
ZEUS: So, ich muss weg, weil ich es plötzlich sehr eilig habe. Ich wette, das ist der schönste Tag deines Lebens! Verbreite die frohe Botschaft!


Wenn das Konzept schon bei einem Gott seltsam klingt, wäre es bei einem Menschen völlig absurd. Wenn Jesus kein Gott war, sondern ein Religionslehrer, dann hätte er sicherlich nicht die Autorität, die Schuld von irgendwem zu übernehmen. Wenn er die Sünden der Gläubigen auf sich nimmt, bedeutet das schließlich auch, dass die Opfer dieser Sünden keinerlei Wiedergutmachung erfahren.
Wer irgendwas anderes als das Übernehmen der Verantwortung für die eigenen Taten predigt, der ist mir als moralisches Leitbild definitiv suspekt. Was lehrt Jesus denn sonst noch so?



APOKALYPSE NOW

Der biblische Jesus predigte, dass das Ende der Welt, die Apokalypse, bald stattfinden würde. Folgendes wird dann laut Jesus geschehen: 

"29 Bald aber nach der Trübsal derselben Zeit werden Sonne und Mond den Schein verlieren, und Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden sich bewegen." 

(Matthäus 24:29)

Die Sterne werden auf die Erde fallen? Ach du lieber Gott! Und da hab ich geglaubt, wenn ein einziger Stern auf die Erde fallen würde, dass es die Erde dann wohl nicht mehr geben würde. Auch dachte ich, dass der Mond nicht von selbst scheinen würde. Zum Glück belehrt mich die Bibel eines Besseren.


"30 Und alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes am Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit."

(Matthäus 24:30)

Alle Völker der Erde werden Jesus sehen? Zum Glück ist die Erde eine Scheibe, sonst ginge das gar nicht...
Doch jetzt kommen wir zur wirklich interessanten Botschaft von Jesus. Das Ganze soll in der Lebenszeit von einigen seinen Anhängern geschehen.

"34 Wahrlich ich sage euch: Dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß dieses alles geschehe.  
35 Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen."

(Matthäus 24:34-35 und Markus 13:30-31)

"27 Denn es wird geschehen, daß des Menschen Sohn komme in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln; und alsdann wird er einem jeglichen vergelten nach seinen Werken.
28 Wahrlich ich sage euch: Es stehen etliche hier, die nicht schmecken werden den Tod, bis daß sie des Menschen Sohn kommen sehen in seinem Reich."

(Matthäus 16:27-28)

"1 Und er sprach zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Es stehen etliche hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis daß sie sehen das Reich Gottes mit seiner Kraft kommen."

(Markus 9:1)

"27 Ich sage euch aber wahrlich, daß etliche sind von denen, die hier stehen, die den Tod nicht schmecken werden, bis daß sie das Reich Gottes sehen."

(Lukas 9:27)



Wenn die Bibel eine unfehlbare, göttliche Wahrheit ist, heißt das, diese Leute leben immer noch - im stattlichen Alter von etwa 2000 Jahren - mehr als doppelt so lange wie Methusalem, der älteste Mensch in der Bibel, der nicht einmal tausend Jahre lebte. Loser!
Oder aber, das ganze Gerede von Endzeit vor 2000 Jahren ist Unsinn und es gibt keinen vernünftigen Grund, an einen baldigen Weltuntergang zu glauben, wie ihn Jesus in den Evangelien voraussagt. In der Bibel wird ja auch von 900jährigen Menschen, Riesen, Einhörnern und sprechenden Eseln berichtet. Das kann man glauben oder nicht. Ihr entscheidet. (Es sei denn eure Religion tut das für euch.)





Je länger die Kirche existierte, desto mehr versuchte sie den Aspekt unter den Teppich zu kehren, dass Jesus die nahende Apokalypse gepredigt hat und betont stattdessen lieber, wie er wollte, dass eine Kirche in seinem Namen gegründet wird. Doch davon steht extrem wenig in den Evangelien. Das apokalyptische Element ist weitaus wichtiger.
Ein Beispiel: Die katholische Kirche begründet die Autorität des Papstes damit, dass er angeblich der rechtmäßige Nachfolger von Petrus ist, den Jesus in der Bibel zu seinem offiziellen Nachfolger macht.



"18 Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.
19 Und ich will dir des Himmelsreichs Schlüssel geben: alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein."

(Matthäus 16:18-19)


Die Schwachstelle der Argumentation ist, dass Jesus nirgendwo auch nur andeutet, dass es Nachfolger für seinen Nachfolger Petrus geben soll. Und das ist auch nur konsequent, da er ja ständig predigt, dass in naher Zukunft die Welt untergeht, reicht ein Nachfolger auch dicke aus, um die Stellung zu halten, bis er persönlich wiederkommt.


"22 Und ihr müsset gehaßt werden von jedermann um meines Namens willen. Wer aber bis an das Ende beharrt, der wird selig. 
23 Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so flieht in eine andere. Wahrlich ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis des Menschen Sohn kommt."

(Matthäus 10:22-23)

Versteht man den biblischen Jesus Christus als Endzeitpropheten, werden einige recht wunderliche Aussagen von Jesus, z.B. über Familie verständlicher.



I HATE MYSELF AND I WANT TO DIE

Fragt man die meisten Christen, ob Jesus gelehrt hat, dass man seine Familie lieben oder hassen soll, würden die meisten wohl spontan "lieben" sagen. Was sagt Jesus wirklich in der Bibel? 
 
"25 Es ging aber viel Volks mit ihm; und er wandte sich und sprach zu ihnen:
26 So jemand zu mir kommt und haßt nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigen Leben, der kann nicht mein Jünger sein."

(Lukas 14:25-26) 


"29 Er aber sprach zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Es ist niemand, der ein Haus verläßt oder Eltern oder Brüder oder Weib oder Kinder um des Reiches Gottes willen
30 der es nicht vielfältig wieder empfange in dieser Zeit, und in der zukünftigen Welt das ewige Leben."

(Lukas 18:29-30) 


"37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert. "

(Matthäus 10:37) 


"21 Und ein anderer unter seinen Jüngern sprach zu ihm: HERR, erlaube mir, daß hingehe und zuvor meinen Vater begrabe.
22 Aber Jesus sprach zu ihm: Folge du mir und laß die Toten ihre Toten begraben!" 

(Matthäus 8:21-22)


Apokalyptischen Glauben gab es lange vor Jesus und lange danach, auch heute noch.
Gemeinsam ist diesen End-Timers, ob es sich dabei um Christen handelt oder um Moslems oder um Leute, die an Außerirdische glauben, die sie zu ihrem Heimatplaneten mitnehmen: Alle erwarten ein besseres Leben und verachten daher die irdische Welt.
Wenn in jedem Moment die Welt untergehen könnte, ist es wirklich egal, ob wir unsere Eltern begraben. Trotzdem bleibt mir unverständlich, warum Jesus sagt, dass wir selbst unser eigenes Leben hassen sollen - und gleichzeitig unseren Nächsten lieben sollen, wie uns selbst!

Die Macht der urchristlichen Bewegung war ihre Botschaft der kommenden Veränderung, bei der man lieber nicht auf der falschem Seite stehen sollte. Neben den Evangelien, in denen Jesus vom Weltuntergang berichtet, gehörten apokalyptische Texte zu den wichtigsten Werken der frühen Christen. Die Offenbarung des Johannes hat es in die heutige Form der Bibel geschafft, als nicht ganz so fröhliches Ende.
Darin heißt es über das Ende der Welt: "Die Zeit ist nahe!" (Offenbarung 22:10)
Doch etwa 2000 Jahre später ist noch kein einziger Stern auf die Erde gefallen.



EIN BISSCHEN SCHWERT, DAS WÜNSCH ICH MIR

Der apokalyptische Jesus ist nicht der, an den die meisten heutigen Christen glauben. Sie denken bei Jesus an einen Friedensstifter. Auch einige Charaktere der Bibel haben dies wohl geglaubt. Doch Jesus stellt klar:

"34 Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen sei, Frieden zu senden auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert."

(Matthäus 10:34)



Ich weiß ja nicht, wie es euch dabei geht, aber ich hätte lieber den Frieden als das Schwert.

"35 Denn ich bin gekommen, den Menschen zu erregen gegen seinen Vater und die Tochter gegen ihre Mutter und die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter.
36 Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein."

(Matthäus 10:35-36)



Es ist Jesus eine Herzensangelegenheit, dass auch seine Anhänger mit Schwertern bewaffnet sind.

"36 Da sprach er zu ihnen: Aber nun, wer einen Beutel hat, der nehme ihn, desgleichen auch die Tasche; wer aber nichts hat, verkaufe sein Kleid und kaufe ein Schwert.
37 Denn ich sage euch: Es muß noch das auch vollendet werden an mir, was geschrieben steht: "Er ist unter die Übeltäter gerechnet." Denn was von mir geschrieben ist, das hat ein Ende.
38 Sie sprachen aber: HERR, siehe, hier sind zwei Schwerter. Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug."


(Lukas 22:36-38)


Wenn man nichts mit Schwertern anfangen kann, hat Jesus auch noch Zwietracht im Angebot:

"51 Meinet ihr, daß ich hergekommen bin, Frieden zu bringen auf Erden? Ich sage: Nein, sondern Zwietracht.
52 Denn von nun an werden fünf in einem Hause uneins sein, drei wider zwei, und zwei wider drei.
53
Es wird sein der Vater wider den Sohn, und der Sohn wider den Vater; die Mutter wider die Tochter, und die Tochter wider die Mutter; die Schwiegermutter wider die Schwiegertochter, und die Schwiegertochter wider die Schwiegermutter."

(Lukas 12:51-53)




GEDANKENVERBRECHEN

Während Jesus nach eigener Aussage nicht gekommen ist, um Frieden zu bringen, bringt er denn wenigstens Gerechtigkeit?
Schon das alte Gesetz Gottes, bei den Christen nun als altes Testament in ihrer heiligen Schrift, soll angeblich gerecht sein. Gläubige zitieren oft die Stelle "Auge um Auge, Zahn um Zahn...", um zu beweisen, dass jede Strafe im biblischen Rechtssystem dem Vergehen angemessen ist: Sieht man sich aber das komplette göttliche Gesetz an, kann man da wohl kaum von Gerechtigkeit und Angemessenheit reden.

Wenn heutzutage z.B. ein Ladenbesitzer sonntags trotz Verbot öffnet, wird er höchstwahrscheinlich eine Geldstrafe bezahlen müssen. Jemand, der einen Mord begeht, muss dagegen für lange Zeit ins Gefängnis. Die Strafen unterscheiden sich drastisch, weil die Verbrechen nicht vergleichbar sind. Andere Dinge sind in unserer Gesellschaft gar nicht verboten, wie die freie Meinungsäußerung.
Nach Gottes Gesetz muss man gesteinigt werden, wenn man sonntags arbeitet (sogar wenn man nur Feuerholz sammelt, laut Numeri 15:32-35). Im 4. Buch Mose tötet Gott eine Gruppe von Menschen, weil sie sich beschweren, nichts zu essen zu haben. Mörder müssen ebenfalls sterben:

"20 Schade um Schade, Auge um Auge, Zahn um Zahn; wie er hat einen Menschen verletzt, so soll man ihm wieder tun.
21 Also daß, wer ein Vieh erschlägt, der soll's bezahlen; wer aber einen Menschen erschlägt, der soll sterben."

(Levitikus 24:20-21)



Wie kann man hier von Gerechtigkeit reden? Da man für fast jede Übertretung des Gottesgesetzes die Todesstrafe bekommt, erinnert das Ganze viel eher an eine Tyrannen-Herrschaft des HERRN als an ein faires Gerichtssystem. Außer man ist der Meinung, sonntags Feuerholz zu sammeln sei genauso schlimm wie Mord und daher mit der gleichen Strafe zu ahnden.
Sterben müssen auch Ehebrecher (Levitikus 20:10), Vergewaltiger und Frauen, die in der Stadt vergewaltigt wurden - weil sie nicht geschrien haben (Exodus 22:23,24), Zauberinnen (Exodus 22:17), Homosexuelle (Levitikus 20:13), Leute, die irgend einen anderen Gott anbeten (Deuteronomium 17:2-5) , Leute, die ihre Eltern beleidigen (Exodus 21:17) und Frauen, die bei der Hochzeit keine Jungfrauen mehr sind (Deuteronomium 22:20-21). Und natürlich Israels Feinde, oft mit Frauen und Kindern.
Mit dem Tod war's das meistens - außer Gott verflucht deine Nachkommen oder dein Land, das macht er manchmal. Aber nach dem Tod kann der alttestamentarische Gott einem nicht mehr tun.

Jesus änderte das und erhöhte die Höchststrafe von Tod auf ewige Höllenqualen und verschärfte manche Gesetze des alten Testaments.

"21 Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: "Du sollst nicht töten; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein." 
22 Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Racha! der ist des Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr! der ist des höllischen Feuers schuldig."

(Matthäus 5:21-22)



Ist das Gerechtigkeit? Jemand, der seinen Bruder einen Narren nennt bekommt dafür die gleiche Strafe wie ein Massenmörder, nämlich Hölle? Außer sie glauben an Jesus, der ihre Sünden für sie übernimmt. Dann kommt eventuell der Massenmörder in den Himmel und der Beleidiger für immer in die Hölle.
Seit wann gilt es denn überhaupt als gerecht, jemanden für ein einziges Vergehen für alle Ewigkeiten zu bestrafen?

Man muss nicht einmal etwas falsches getan haben, um ewig gequält zu werden. Es reicht ein falscher Gedanke.

"27 Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: "Du sollst nicht ehebrechen." 

28 Ich aber sage euch: Wer ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen."

(Matthäus 5:27-28)



Ist das nicht pervers? Nicht mal die Gedanken der Christen sind frei. Aber eventuell kann man der Hölle entgehen, bevor es zu spät ist, indem man sich Körperteile amputiert. Das empfiehlt zumindest Jesus in der Bergpredigt:

"29
Ärgert dich aber dein rechtes Auge, so reiß es aus und wirf's von dir. Es ist dir besser, daß eins deiner Glieder verderbe, und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde. 

30 Ärgert dich deine rechte Hand, so haue sie ab und wirf sie von dir. Es ist dir besser, daß eins deiner Glieder verderbe, und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde."

(Matthäus 5:29-30)


Unser allmächtiger und allwissender Schöpfer hat uns also mit einem Sex-Trieb ausgestattet (was gut ist, weil sonst keiner von uns da wäre) und beschließt dann, dass selbst wenn man diesen Trieb nicht auslebt, sondern nur darüber nachdenkt, nur noch Selbstverstümmelung hilft - die Zerstörung des von Gott intelligent designten Körpers.



ES WAR NICHT ALLES SCHLECHT...

Natürlich gibt es auch Gutes im neuen Testament. Einige der von Jesus in den Evangelien gepredigten  Lehren sind zwar nicht revolutionär, wie einige Christen behaupten, aber immerhin gut. Doch liest man alle Evangelien, merkt man, dass dies sehr viel weniger sind, als uns Kirche und Gläubige weismachen wollen.

Beispielsweise die Episode, in der Jesus eine Steinigung verhindert, indem er diejenigen Leute auffordert, den ersten Stein zu werfen, die frei von Sünde sind. Diese Passage, sowie Jesus vermeintlicher Ausspruch bei seiner Kreuzigung: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!", standen allerdings nicht in den Originalmanuskripten der Evangelien. Forschungen haben ergeben, dass diese Stellen erst nachträglich hinzugefügt wurden und in den ersten Fassungen der Evangelien (zw. 70-110 n.Chr.) nicht enthalten waren.

Dadurch wird etwas plausibler, warum Jesus an anderen Stellen der Evangelien kein Problem mit Steinigungen hat. Er fordert sie sogar manchmal ein und beschimpft Leute, die nicht nach Vorschrift steinigen (Matthäus 15).

Die radikalste Neuerung im Vergleich mit dem alten Testament ist Jesus' Aufforderung zur Feindesliebe. Wogegen nämlich das alte Testament ziemlich eindeutig die Position vertritt, dass man seine Feinde gefälligst aus tiefstem Herzen hassen sollte und Gott dir hilft, sie zu töten. (Natürlich nur wenn man Gott fürchtet.)
Nun soll man sogar seine Feinde lieben, sagt Jesus zumindest in zwei der vier Evangelien, nicht aber im frühesten Evangelium (Markus) und im ältesten (Johannes).
Leider habe ich gar keine "Feinde", die ich lieben kann. So'n Pech. Aber was nicht ist...

Jesus sagt, wenn man eine Ohrfeige bekommt, sollte man nicht zurückschlagen, sondern auch noch die andere Wange hinhalten. Klingt erstmal ziemlich klug. Doch als praktischer Lebenstipp taugt das eher nicht. Würdet ihr eure Kinder, wenn ihr welche habt, so erziehen? Natürlich sollte man seinem Kind nicht beibringen: "Pass mal auf. Wenn der Lasse dich haut, dann polier ihm mal ordentlich die Fresse, dem kleinen Arschloch."
Aber ein Kind, das bekannt dafür ist, sich nicht zu wehren, wenn es angegriffen wird, sondern den Schlägern auch noch stolz die andere Wange hinhält - Solche Kinder steckt man in der Schule in Mülltonnen und Toiletten.

Falls es wirklich einen Jesus gab, der diesen Ratschlag erteilt hat, ist es trotzdem ziemlich zweifelhaft, ob irgendjemand so blöd war, das mal wirklich auszuprobieren. Jesus selbst hält sich des Öfteren nicht daran und flieht vor Angreifern, statt sich ihnen zu stellen (z.B. in Johannes 8:59).

Bewundernswert ist der Einsatz für Arme. Jesus rät reichen Leuten, all ihren Besitz zu verkaufen und den Armen zu geben (Matthäus Kapitel 19, Lukas 18, Markus 10). Eine gute Lehre, an die sich bloß leider recht wenige Christen halten. Ich zumindest kenne keinen.





 WHAT WOULD JESUS DO?

Dass Jesus sich selbst nicht immer an seine eigene Vorschriften hält, macht ihn nicht unbedingt glaubhafter. Im Johannes-Evangelium wird er mit teuren Ölen gesalbt. Einer seiner Jünger fragt ihn, ob man das Öl nicht lieber verkaufen sollte und das Geld Armen geben - wie Jesus das immer wieder lehrt. Der Autor versucht den gar nicht so schlechten Einwand damit zu entkräftigen, dass er Judas zugeschrieben wird, der das Geld klauen will. Jesus meint, Arme gebe es ja immer, ihn aber nicht.

"3 Da nahm Maria ein Pfund Salbe von ungefälschter, köstlicher Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete mit ihrem Haar seine Füße; das Haus aber ward voll vom Geruch der Salbe.

4 Da sprach seiner Jünger einer, Judas, Simons Sohn, Ischariot, der ihn hernach verriet:
5
Warum ist diese Salbe nicht verkauft um dreihundert Groschen und den Armen gegeben? 
6 Das sagte er aber nicht, daß er nach den Armen fragte; sondern er war ein Dieb und hatte den Beutel und trug, was gegeben ward. 
7 Da sprach Jesus: Laß sie in Frieden! Solches hat sie behalten zum Tage meines Begräbnisses.
8 Denn Arme habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit."

(Johannes 12:3-8)


Also sollte ich vielleicht doch nicht mein Geld an Arme verschenken, sondern mir lieber Drogen davon kaufen? Arme gibt es schließlich immer, mich aber nicht!

Jesus wird zwar in den Evangelien als armer Mann dargestellt, das ist aber nicht weiter schlimm. Braucht er mal einen oder zwei Esel, schickt er seine Jünger los, welche "auszuleihen", das sei schon Okay, Gott braucht sie.

"1 Da sie nun nahe an Jerusalem kamen, gen Bethphage an den Ölberg, sandte Jesus seiner Jünger zwei 
2 und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt, und alsbald werdet ihr eine Eselin finden angebunden und ihr Füllen bei ihr; löset sie auf und führet sie zu mir! 
3 Und so euch jemand etwas wird sagen, so sprecht: Der HERR bedarf ihrer; sobald wird er sie euch lassen."

(Matthäus 21:1-3)


Zur damaligen Zeit war so ein Esel ein notwendiges Massentransportmittel. Stellt euch vor, Jesus würde heute leben. Dann würde er wahrscheinlich zwei Autos "borgen".
In der Bibel steht übriges nichts davon, dass die "geliehenen" Esel wieder zu ihrem rechtmäßigen Besitzer gebracht wurden.

Und während Jesus predigt, dass man in die Hölle muss, wenn man seinen Bruder einen "Narren" nennt (Matthäus 5:22), sagt Jesus im selben Evangelium:

"15 Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr Land und Wasser umziehet, daß ihr einen Judengenossen macht; und wenn er's geworden ist, macht ihr aus ihm ein Kind der Hölle, zwiefältig mehr denn ihr seid!  
16 Weh euch, verblendete Leiter, die ihr sagt: "Wer da schwört bei dem Tempel, das ist nichts; wer aber schwört bei dem Gold am Tempel, der ist's schuldig."
17 Ihr Narren und Blinden!"

(Matthäus 23:15-17)




ANTICHRISTLICHE MORAL

Um die biblische Moral auf ihre Gültigkeit zu überprüfen, stellen wir uns doch mal eine Welt vor, in der alle das Gegenteil tun, was Jesus in der Bibel sagt. Spielen wir doch mal des Teufels Advokaten und drehen die Lehren Christi einfach um. So sieht sie aus, die anti-christliche Moral:

- Jeder ist für das verantwortlich, was er tut. Niemand kann deine Schuld übernehmen, egal wie fest du daran glaubst.
- Wenn du etwas wirklich haben willst, musst du etwas dafür tun. Beten funktioniert nicht.
- Rituale wie die Taufe können ebenso keine Sünden reinwaschen, d.h. den Menschen von Schuld freisprechen.
- Jeder hat das Recht, sich zu verteidigen, wenn er angegriffen wird.

- Seid nett zu euren Eltern. Das ist eure wahre Familie. Nicht ein Haufen von Spinnern, die auf das Ende der Welt warten. Falls eure Eltern euch großgezogen haben, haben sie eine Menge für euch getan. Tut auch mal was für sie, lasst euren toten Vater sich nicht selbst begraben.
- Wenn jemand euch etwas verspricht, besonders wenn er euch alles verspricht, was ihr wollt, wie Jesus, dann glaubt es nicht ohne einen Beweis oder zumindest einen plausiblen Grund.
- Du bist für das verantwortlich, was du tust, aber nicht für deine Gedanken. Ein Verbrechen, das nur im Kopf geschieht mit ewigen Qualen zu bestrafen, wie es in der Bibel steht, ist barbarisch und ungerecht.
- Wenn jemand euch auffordert, euer Leben zu hassen, ignoriert das Arschloch.



GOTT ODER SCHROTT

Über das Leben des Buddha werden viele fantastische Mythen erzählt. Genau wie bei Jesus gibt es keinerlei Beweise, dass hinter der Figur eine historische Person steht. Gut möglich, dass es niemals einen historischen Buddha gab. Doch wenn dem so ist, ändert das nichts an seiner Botschaft.
Denn die enthält die Aufforderung, nichts einfach so zu glauben, sondern die Lehren durch eigene Erfahrung zu überprüfen. Buddha behauptete nicht, dass er eine göttliche Botschaft verbreitet und deshalb sind seine Lehren ebenso gültig, falls sie nicht von einem historischen Buddha stammen, sondern zum Beispiel die gesammelten Einblicke einer bestimmten religiösen Schule sind und vielleicht sogar über mehrere Generation in ihre überlieferte Form gewachsen sind.


Auch an den tiefen Einblicken in die menschliche Seele in den Werken Homers ändert sich nichts daran, wenn Homer keine historische Person war, sondern mehrere, wovon heutzutage viele Forscher ausgehen.

Ganz anders liegt der Fall bei Jesus Christus. Die ganze Gültigkeit der Botschaft hängt von ihrem Überbringer ab. Christus kann nur mit göttlicher Vollmacht die Sünden anderer Menschen abnehmen. Wenn Jesus aber nur ein Mensch war, ohne Verbindung zum Übernatürlichen, wäre er nach christlichem Verständnis ein falscher Prophet.
Für ungläubige Menschen taugt er bei genauer Betrachtung wohl kaum als Vorbild für gerechtes, weises Verhalten. Falls es einen solchen Menschen gab, war er ein Sektenführer der ganz gewöhnlichen Sorte.

Er versprach denen ein Paradies, die ihre Familie verlassen und ihm folgen und ihr ganzes Vermögen den Armen schenken. Letzteres ist an sich wohl eine gute Sache, bedeutet aber natürlich auch, dass es für die nun mittelosen Jünger kaum möglich war, die Bewegung zu verlassen. Dazu kam die Drohung, dass alle, die bei der unmittelbar bevorstehenden Apokalypse nicht auf seiner Seite stehen, für alle Ewigkeiten Höllenqualen erleiden müssen. Nach christlicher Lehre ist es unmöglich, durch gute Taten oder dem Lernen aus den eigenen Verfehlungen der Hölle zu entgehen, wenn man nicht der richtigen Religion angehört.
Entweder bist du auf der Seite von Jesus oder auf der der Terroristen.

"30 Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich" (Zitat von Jesus aus Matthäus 12:30 und Lukas 11:23)






ZWISCHENFAZIT

Bei unserer Suche nach der wahren Natur von Jesus Christus sind wir zunächst von vier Möglichkeiten ausgegangen. Er war:

A) Gott
B) Mensch
C) Beides
D) Keine der oben genannten Möglichkeiten

A) können wir ausschließen.Wenn Christus nur Gott ist, aber nie als irdisches Wesen aus Fleisch und Blut seine Sandalen auf unsere Erde gesetzt hat fällt die ganze christliche Botschaft auseinander. Ohne Jungfrauengeburt, Kreuzigung und Wiederauferstehung ergibt die Lehre, dass man nur errettet werden kann, wenn man eben dieses glaubt, keinen Sinn.

B) ist möglich, aber unwahrscheinlich. Gab es einen historischen Jesus, hatte der nicht viel mit dem biblischen Christus gemein. Da es aus der angeblichen Lebenszeit von Jesus keinerlei Aufzeichnungen über ihn gibt, könnte es jedoch ebenso gut sein, dass das Christentum als jüdisch-apokalyptische Sekte begann, deren Anführer sich bereits auf einen Christus berufen haben. Vielleicht ist die Figur Jesus auch eine Sammlung von Lehren verschiedener Einzelpersonen. Ähnliche Lehren wie die des biblischen Christus gab es im Judentum auch schon vorher (dazu später in dieser Serie mehr).

Gab es den historischen Christus, kann er nicht einfach aus der Bibel rekonstruiert werden. Er wäre im Dunkel der Geschichte versunken und das wäre auch gut so.

C) Auch wenn keine Tatsachen für einen historischen Jesus sprechen, müssen Christen an dieser Option festhalten. Der göttliche Jesus ist eine Angelegenheit des Glaubens. Doch er setzt einen Jesus aus Fleisch und Blut voraus, ein physisches Wesen, das Spuren in unserer Welt hinterlassen haben soll.
Sicher kann man nicht die Nicht-Existenz eines historischen Jesus beweisen, genauso wenig wie die Nicht-Existenz von Kobolden oder irgend etwas anderem im Universum. Doch in Anbetracht des Mangels an wissenschaftlichen Beweisen, die man erwarten würde, ist die Existenz eines geschichtlichen Jesus ein blinder Glauben.
Und wenn es um Geschichte geht, haben wir bessere Methoden uns der Wirklichkeit zu nähern als etwas sehr Unwahrscheinliches zu glauben, bis das Gegenteil bewiesen wird.
Der Weg der Wissenschaft ist umgekehrt. Bis man etwas nicht plausibel mit Beweisen belegen kann, gilt es nicht als wahr. Wenn man etwas behauptet, was nicht durch Beweise oder Belege gestützt wird, muss man diese eben finden und darf sich nicht wundern, dass man vorher nicht ernst genommen wird.

D) Ein oberstes Prinzip der modernen Wissenschaft ist "Ockams Rasiermesser". Nach William of Ockham sind bei jeder wissenschaftlichen Untersuchung jene Theorien zu bevorzugen, die am wenigsten andere Tatsachen voraussetzen. Bei der Erklärung von der Entstehung des Lebens auf der Erde ist eine Theorie, die besagt, dass das Leben sich auf der Erde entwickelt hat, besser als eine, die besagt, dass Außerirdische auf die Erde kamen und dort Leben erschaffen haben. Denn die zweite Theorie setzt bereits voraus, dass es Außerirdische gibt, eine total unbelegbare Aussage.
Setzten wir doch mal das Rasiermesser an Jesus an. Die Möglichkeit, dass übernatürliche Elemente im Spiel waren, bedeutet, dass man so was als existent voraussetzt. Die Theorie von Jesus als natürlichen Menschen ist nach Ockhams Prinzip vorzuziehen, aber noch nicht ideal, da sie die unbewiesene Annahme einer historischen Person benötigt.

Weder Jesus als Gott, Mensch oder Gott-Mensch werden benötigt, um die christliche Religion zu erklären. Der Ursprung der wichtigsten Gedanken, Lehren und Ereignissen des neuen Testament lassen sich allein durch eine Entwicklung nachweislich vorhandener früherer Mythologie plausibel erklären.
Dies ist der Inhalt der kommenden Teile unserer "Mythos Jesus"-Serie.

Außer natürlich, die Welt geht vorher unter. Doch ich würde nicht darauf setzen.


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SERIE: "DER MYTHOS JESUS"



[Teil 1: Der unsichtbare Mann]
[Teil 2: Leben wie Gott in Galiläa]
>>[Teil 3: Lehre/Versprechungen]
[Teil 4: Auf den Schultern von Riesen]
[Teil 5: Dekonstruktion]