8. Mai 2011

IN GOTTES NAMEN (Der Mythos Jesus Teil 6)



Vergleicht man das alte und neue Testament, findet man zahlreiche Gemeinsamkeiten. Das beginnt schon bei den Namen der Hauptfiguren. 
Über Maria, Josef und viele Jesusse im guten Alten Testament...

WHAT'S IN A NAME?

Die Story des neuen Testaments weist zahlreiche Parallelen zu den Geschichten aus dem alten auf. Ob man nun glaubt, Gott gebe uns damit eine Botschaft - oder dass die Autoren der christlichen Schriften auf der religiösen Tradition des Judentums aufgebaut haben: Die Parallelen sind schwer zu übersehen. Das fängt schon bei den Namen der Protagonisten an.

Nehmen wir Jesus' Adoptivvater Josef. Der trägt den Namen einer sehr wichtigen Figur aus dem Buch Genesis (dort wird er allerdings "Joseph" geschrieben).
Im Buch Genesis erfahren wir nicht nur die Lebensgeschichte des jüdischen Stammvaters Jakob, sondern auch die seiner Söhne. Wobei die meisten seiner 12 Söhne Nebenfiguren sind in einer Erzählung, die hauptsächlich von Joseph, Jakobs Lieblingssohn, berichtet.
Wie hieß nochmal der Vater von Josef, dem Stiefpapa von Jesus? Richtig, Jakob, laut Matthäus 1:16. Im Lukas-Evangelium heißt er allerdings "Eli" (Lukas 3:23).

Der Joseph aus dem alten Testament erhält Botschaften von Gott durch Träume. [Mehr über Joseph in "DER KLEINE TRÄUMLING - Das Buch Genesis Teil 10"]

Über den neutestamentarischen Josef wird nicht viel überliefert. Außer dass Gott via Engel mit ihm im Traum spricht.

"18 Die Geburt Christi war aber also getan. Als Maria, seine Mutter, dem Joseph vertraut war, fand sich's ehe er sie heimholte, daß sie schwanger war von dem heiligen Geist.
19 Joseph aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen, gedachte aber, sie heimlich zu verlassen.
20 Indem er aber also gedachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des HERRN im Traum und sprach: Joseph, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, dein Gemahl, zu dir zu nehmen; denn das in ihr geboren ist, das ist von dem heiligen Geist. [...]
24 Da nun Joseph vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm des HERRN Engel befohlen hatte, und nahm sein Gemahl zu sich."

(Matthäus 1:18-20,24)



Später im Matthäus-Evangelium kommuniziert Gott noch einmal mit Josef im Traum. Er sagt ihm, dass er mit seiner Familie nach Ägypten flüchten müsse. Natürlich gehorcht Josef auch dieses Mal.
Im Buch Genesis rettet Joseph seine Familie vor einer Hungersnot, indem die komplette Sippe nach Ägypten zieht - genauso wie Gott es Joseph im Traum zuvor mitgeteilt hatte.



I MIGHT AS WELL JUMP

Allerdings gehen bei den Schreibern der Evangelien die Meinungen über die Ereignisse aus den frühen Jahren Christi weit auseinander. Markus und Johannes erwähnen die Kindheit von Jesus überhaupt nicht, während in Lukas der Engel nicht mit Josef, sondern Maria, und nicht im Traum, sondern im echten Leben, plaudert.

"28 Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Gegrüßet seist du, Holdselige! Der HERR ist mit dir, du Gebenedeite unter den Weibern!
29 Da sie aber ihn sah, erschrak sie über seine Rede und gedachte: Welch ein Gruß ist das?"

(Lukas 1:28-29)

Damals wurde wohl mehr wert auf einen anständigen Gruß gelegt. So ein oller Gruß konnte in der Welt der Bibel allerdings auch seltsame Dinge anrichten...

"41 Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth ward des heiligen Geistes voll"

(Lukas 1:41)



Bei dem Kind, das da eben aus Elisabeth heraus gehüpft ist, handelt es sich um Johannes den Täufer. Seine Mutter Elisabeth ist eine Cousine von Jesus' Mutter Maria.
Elisabeth ist auch heute noch ein geläufiger Name mit Formen wie Lisa, Libby, Betty, Else, Isabel, Bettina oder Sissi. Er stammt vom hebräischen Namen Elisheva ab. So heißt auch eine Figur aus dem alten Testament, nämlich die Ehefrau von Aaron, dem Bruder und Weggefährten von Moses. Im Lukas-Evangelium erfahren wir, dass die Mutter von Johannes dem Täufer, Elisabeth, eine Nachfahrin eben dieses Aaron war. 
Aaron ist wie Johannes der Täufer die Nummer Zwei im Schatten eines viel größeren Mannes (Moses/Jesus). 
Die Schwester von Moses und Aaron heißt übrigens Myriam. Dies wiederum ist die hebräische Ursprungsform des griechischen Namens "Maryam" aus dem neuen Testament. Wir kennen ihn eher in der lateinischen Version: Maria.



ANGEL CAME DOWN FROM HEAVEN YESTERDAY

Selbst der Name Jesus ist nicht so einzigartig wie man annehmen könnte. Auch diesmal handelt es sich um eine eingealtgriechischte Form eines hebräischen Namens, nämlich Josua. Heutzutage ist bei uns eher die englische Form Joshua üblich.
Im alten Testament tragen gleich mehrere prominente Figuren diesen Namen. Zum einen ist das Moses' Nachfolger. Diesen sympathischen Gentleman werden wir später noch näher kennenlernen. Doch es gibt noch einen weiteren wichtigen Josua, im Buch des Proheten Sacharja. 
Sacharja (in der griechischen Schreibweise Zacharias) ist ganz zufällig auch der Name des Vaters von Johannes dem Täufer. Wie der Autor des Buchs Sacharja spricht auch er mit Engeln.
Na gut, vielleicht auch eher nicht, aber zumindest steht es so in der Bibel (Lukas 1:11, Sacharja 1).

Der Josua aus dem Buch Sacharja war der erste Hohepriester im wiedererbauten Tempel in Jerusalem und damit ein ziemlich hohes Tier - ein Erneuerer der jüdischen Religion, wie Christus.
Da Hohepriester bei der Amtseinführung gesalbt wurden, war er sogar ein "Christus" und ein "Messias", denn beides bedeutet übersetzt schlicht "der Gesalbte".


Josua kommuniziert nicht nur mit Gott, sondern begegnet sogar dem Teufel persönlich, genau wie sein Namensvetter Jesus im neuen Testament.

"3 Und mir ward gezeigt der Hohepriester Josua, stehend vor dem Engel des HERRN; und der Satan stand zu seiner Rechten, daß er ihm widerstünde.
2 Und der HERR sprach zu dem Satan: Der HERR schelte dich du Satan! ja, der HERR schelte dich, der Jerusalem erwählt hat! Ist dieser nicht ein Brand, der aus dem Feuer errettet ist? [...]
6 Und der Engel des HERRN bezeugte Josua und sprach:
7 So spricht der HERR Zebaoth: Wirst du in meinen Wegen wandeln und meines Dienstes warten, so sollst du regieren mein Haus und meine Höfe bewahren; und ich will dir geben von diesen, die hier stehen, daß sie dich geleiten sollen."

(Sacharja 3:1-2,6-7)


Zu guter Letzt bringt er Gottes Botschaft, dass alle Sünden der Gläubigen an einem Tag weggenommen würden - Dies ist auch die zentrale Message von Christus' Tod am Kreuz.

"8 Höre zu, Josua, du Hoherpriester, du und deine Freunde, die vor dir sitzen; denn sie sind miteinander ein Wahrzeichen. Denn siehe, ich will meinen Knecht Zemach kommen lassen.
9 Denn siehe, auf dem einen Stein, den ich vor Josua gelegt habe, sollen sieben Augen sein. Siehe, ich will ihn aushauen, spricht der HERR Zebaoth, und will die Sünde des Landes wegnehmen auf einen Tag."

(Sacharja 3:8-9)



JESUS, DER ANTICHRIST

Eine weitere Jesus-Figur findet man im Buch Sirach. Diese Schrift stammt aus dem 2. Jahrhundert vor Christus. Sie gehört zum alten Testament der Katholiken und  Orthodoxen, und war Teil der Septuagint,   der griechischen Übersetzung der jüdischen Schriften, welche zur Zeit des neuen Testaments im Umlauf war.
In die jüdische und protestantische Bibel hat es das Werk, das auf einen Jesus Ben Sira ("Jesus, Sohn von Sira") zurückgehen soll, allerdings nicht geschafft.
Jesus Ben Sira hat so wenig mit Jesus von Nazareth zu tun, das er schon wieder viel mit ihm zu tun hat. Viele der Aussagen von Christus scheinen das komplette Gegenteil der Lehren von Jesus Ben Sira zu sein. 

Dieser findet zum Beispiel Reich-Sein ganz dufte, sofern der Reichtum nicht durch Unrecht erworben wurde.

"24 Gut ist der Reichtum, wenn keine Schuld an ihm klebt; / schlimm ist die Armut, die aus Übermut entstand"

(Sirach 13:24)

Jesus von Nazareth sieht das allerdings ganz anders...

"23 Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen!
24 Die Jünger aber entsetzten sich über seine Rede. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer ist's, daß die, so ihr Vertrauen auf Reichtum setzen, ins Reich Gottes kommen!
25 Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher ins Reich Gottes komme."

(Markus 10:23-25)


Genieße dein Leben, verkündet Jesus Ben Sira. Jesus Christus verbreitet hingegen eine miesepetrige Laune. Irgendwie ist mir der Sira-Jesus sympathischer...

"5 Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun? / Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen."

(Sirach 14:5)

"26 So jemand zu mir kommt und haßt nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigen Leben, der kann nicht mein Jünger sein"

(Lukas 4:26)


Schließlich rät uns Jesus Ben Sira, dieser Anti-Christ, dass wir Tote betrauern sollen - während Jesus von Nazareth findet, die verdammten Toten sollen sich um ihren eigenen Kram kümmern und sich sogar selbst beerdigen...

"16 Mein Sohn, um den Toten lass Tränen fließen, / trauere und stimm das Klagelied an! Bestatte seinen Leib, wie es ihm zusteht, / verbirg dich nicht bei seinem Hinscheiden!"

(Sirach 38:16)

"21 Und ein anderer unter seinen Jüngern sprach zu ihm: HERR, erlaube mir, daß hingehe und zuvor meinen Vater begrabe.
22 Aber Jesus sprach zu ihm: Folge du mir und laß die Toten ihre Toten begraben!"

(Matthäus 8:21-22)



JOSHUA FIT THE BATTLE OF JERICHO

Wer war es noch einmal gleich, der die Israeliten nach ihrer Sklaverei in Ägypten ins gelobte Land führte?
Richtig: Jesus, aka Josua (die hebräische Version des Namens). 
Gott erwählt sich im alten Testament Moses, um die Israeliten aus Ägypten und dann auf einen 40jährigen Irrweg durch die Wüste zu schicken. Das gelobte Land durfte Moses jedoch nie betreten.
Kurz vor der Grenze des versprochenen Landes gibt Moses das Kommando an seinen Stellvertreter Josua ab. Er stirbt auf einem Berg, von dem aus er das gelobte Land sehen kann. Ziemlich frustrierend, hatte Moses doch die letzten 40 Jahre damit verbracht, sein Volk dorthin zu führen.
Andererseits: Wenn Gott ihm noch ein paar Jahre geschenkt hätte, hätte er auch nicht unbehelligt am Strand chillen und seine Rente unbeschwert genießen können. 
Beim Eintritt in das Land, das Gott für sein Volk reserviert hatte, beginnt die Drecksarbeit für Josua und seine Israeliten. Denn das Land ist bereits bewohnt. Gott hatte in seiner unendlichen Weisheit viele Menschen erschaffen, die im Land der Juden wohnen. Die müssen nun beseitigt werden. Und zwar allesamt, einschließlich Säuglingen, Greisen und Tieren.
Gnade ist was für schwächliche Weichei-Götter.
Die Bewohner der Stadt Jericho müssen las erste dran glauben.

"20 Da machte das Volk ein Feldgeschrei, und man blies die Posaunen. Denn als das Volk den Hall der Posaunen hörte, machte es ein großes Feldgeschrei. Und die Mauer fielen um, und das Volk erstieg die Stadt, ein jeglicher stracks vor sich. Also gewannen sie die Stadt 
21 und verbannten alles, was in der Stadt war, mit der Schärfe des Schwerts: Mann und Weib, jung und alt, Ochsen, Schafe und Esel."

(Josua 6:20-21)




Doch das war nur der erste Streich. Ganze 31 Könige mit ihren Völkern werden von Josua und seiner Armee mit Gottes Hilfe vernichtet (Josua 12:1). Nach Jericho fällt die Stadt Ai auf ausdrücklichen Wunsch Gottes.

"1 Und der HERR sprach zu Josua: Fürchte dich nicht und zage nicht! Nimm mit dir alles Kriegsvolk und mache dich auf und zieh hinauf gen Ai! Siehe da, ich habe den König zu Ai samt seinem Volk, seiner Stadt, und seinem Lande in deine Hände gegeben.
2 Du sollst mit Ai und seinem König tun, wie du mit Jericho und seinem König getan hast, nur daß ihr ihren Raub und ihr Vieh unter euch teilen sollt. Aber stelle einen Hinterhalt hinter der Stadt. [...]
8 Wenn ihr aber die Stadt eingenommen habt, so steckt sie an mit Feuer und tut nach dem Wort des HERRN. Seht, ich habe es euch geboten."

(Josua 8:1-2,8)

Gott befiehlt hier einen Hinterhalt, um alle Bewohner der Stadt heimtückisch überfallen und massakrieren zu können. Und nachdem alles Wertvolle geklaut ist, fackelt man die ganze Stadt einfach ab. Ein göttlich genialer Plan: Der hat wirklich Klasse, dieser HERR!



AND THE WALLS CAME TUMBLING DOWN


Das Töten nimmt kein Ende. Bei einer Schlacht befiehlt Gott sogar der Sonne, für drei Stunden stillzustehen, damit Josua und seine Armee noch mehr Feinde massakrieren können (Josua 10:12). Anscheinend dreht die Sonne sich doch um die Erde und nicht umgekehrt.
Ganz spezifisch wird immer wieder erwähnt, dass alle Bewohner, einschließlich der Säuglinge getötet werden sollen.

"2 So spricht der HERR Zebaoth: Ich habe bedacht, was Amalek Israel tat und wie er ihm den Weg verlegte, da er aus Ägypten zog.
3 So zieh nun hin und schlage die Amalekiter und verbanne sie mit allem, was sie haben; schone ihrer nicht sondern töte Mann und Weib, Kinder und Säuglinge, Ochsen und Schafe, Kamele und Esel!"

(1. Samuel 15:2-3)


Da kann man sich nur wundern, warum so viele Christen felsenfest behaupten, die Bibel sei eine gültige Richtschnur für ihre Moralvorstellungen. Jeder geistig gesunde Mensch wird doch eher peinlich berührt sein, wenn er jemanden trifft, der ihm erzählt, er habe auf Gottes persönlichen Befehl hin hunderte von Babys ermordet.
So jemanden sollte man nicht bewundern, religiös verehren und seine Moral zur eigenen machen. Vielleicht ist auch mit mir etwas nicht in Ordnung, aber irre ich mich, wenn ich sage: "Babys töten ist nicht cool"?

Ich finde nebenbei bemerkt auch nicht, dass irgendjemandem "wohl" sein soll, der kleine Kinder am Felsgestein zerschmettert.

"9 Wohl dem, der deine jungen Kinder nimmt und zerschmettert sie an dem Stein!"

(Psalm 137:9)

Ich würde sogar soweit gehen, zu behaupten, dass Menschen, die Kinder brutal ermorden und damit auch noch schamlos in ihrer heiligen Schrift prahlen, eher unwohl sein sollte.



I AM THE GOD OF HELL FIRE, AND I BRING YOU...

Aber Jesus von Nazareth hat ja niemandem befohlen oder dazu geraten, Kinder zu ermorden, oder?
Leider doch...

"3 Er antwortete und sprach zu ihnen: Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot um eurer Aufsätze willen?
4 Gott hat geboten: "Du sollst Vater und Mutter ehren; wer Vater und Mutter flucht, der soll des Todes sterben."

(Matthäus 15:3-4)

Glaubt man der Dreifaltigkeits-Lehre vieler großen Kirchen, ist Jesus nur eine andere Erscheinungsform vom selben Gott, der im alten Testament die ganzen Völkermorde angeordnet hat.
Zumindest war Jesus im Gegensatz zu Josua nicht aktiv an Kriegen beteiligt. Aber das kommt noch, schenkt man dem neuen Testament Glauben. Denn im Buch der Offenbarung wird uns erzählt, wie Jesus bei seinem Comeback auf die Erde Ungläubige mit dem Schwert abschlachtet (Offenbarung 19:15).

Die wichtigste Gemeinsamkeit zwischen Jesus und Josua ist, dass beide als legitime Nachfolger von Moses dargestellt werden. Josua führt das Werk von Moses fort, indem er den Einzug ins gelobte Land anführt, den Moses vorbereitet hatte. Dies geschieht auf göttlichen Wunsch (Deuteronomium 3:28). Dies erfahren wir aus der Torah, in der unter anderem vom Tod Moses' berichtet wird (Deuteronomium 34). Obwohl doch angeblich Moses die Torah selbst geschrieben hat...

Auch Jesus von Nazareths Rolle in Gottes großartigem Plan wird oft in Bezug auf den guten alten Moses beschrieben.

"17 Denn das Gesetz ist durch Moses gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden."

(Johannes 1:17)

"31 Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, wenn jemand von den Toten aufstünde."

(Luke 16:31)

"46 Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben.
47 So ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?"

(Johannes 5:46-47)



NAMENWAHL

Um die Verflechtungen der Figuren des neuen Testaments mit etablierten Charakteren aus dem alten Testament mal zu verdeutlichen, habe ich da mal eine kleine Grafik erstellt.



Wie wir gesehen haben, hat Jesus einen wenig originellen Vornamen, jedenfalls für Bibelhelden. Und "Christus" ist gar kein Name, sondern ein Titel und heißt "der Gesalbte". Im jüdischen Kulturkreis wurden Könige bei der Amtseinführung nicht gekrönt, sondern gesalbt. Aber auch die obersten Führer des jüdischen Glaubens, die Hohepriester, wurden gesalbt.
Das bedeutet, wenn ein Schriftstück existiert, das aus Jesu Lebzeiten stammt und von einem Jesus Christus schreibt, kann das auch heißen, dass der damalige Hohepriester, der ja ein Christus war (also gesalbt) den nicht unüblichen Namen Josua trägt, der in griechischen Schriftstücken mit Jesus übersetzt wird. 
Es wäre kein Beweis für einen historischen Jesus Christus als Inspiration für das neue Testament, selbst wenn ein solches Dokument existieren würde - was es aber nicht tut.

Die religiöse Erwartung an den "Messias", was das hebräische Wort für Christus ist, hat aber natürlich nichts mit einem gewöhnlichen 08/15-König oder Hohepriester am Hut. Erwartet wurde ein König der Könige, ein so großer und toller Führer des israelischen Volkes wie einst König David, oder sogar besser.

Neben dem Haupt-Messias gibt es im Judentum einen weiteren erwarteten Messias namens "Messias Ben Joseph", was übersetzt "Der Gesalbte, Sohn von Joseph" heißt.
Der Hauptmessias sollte aus dem südlichen jüdischen Königreich Judäa kommen und Nachkomme des König David sein. Dies wird auch von Jesus' Adoptivvater Josef behauptet (obwohl Jesus ja eigentlich gar nicht mit ihm verwandt sein soll...)
Ein weiterer Messias wurde aus dem Nordreich Israel erwartet und stammt von den angeblichen Nachfahren des alttestamentarischen Joseph ab und wird daher "Messias Ben Joseph" genannt.

In Jesus' Story im Lukas- und Matthäus-Evangelium werden die Bedingungen zur Verkörperung beider Messias-Gestalten erfüllt - zwei Propheten zum Preis von einem. 
Zum einen soll Josef, der unfreiwillige Stiefpapa Gottes, ein Nachfahre des großen König Davids sein, zum anderen wird Jesus in Bethlehem geboren. Laut Tradition ist Bethlehem die selbe Stadt wie das biblische Ephrata, das vom Stamm Ephraim gegründet worden sein soll. Der Stammesname kommt vom biblischen Ephraim aus dem Buch Genesis, einem Sohn Josephs - ein "Ben Joseph".


Kann das alles Zufall sein? Das erscheint doch arg unwahrscheinlich, wenn man sich die ganzen Gemeinsamkeiten zwischen altem und neuen Testament ansieht. Denn nicht nur die Namen der Hauptfiguren, sondern ganze Handlungsstränge und Wunder Christus spielen auf die Geschichten des guten alten Testaments an. Im nächsten Teil unserer "Mythos Jesus"-Reihe untersuchen wir die Figur Moses und was der Kerl mit Jesus zu schaffen hatte.


Zum Abschluss noch eine Weisheit von Jesus Ben Sirach und eine von Jesus von Nazareth:

"10 Und die Jünger traten zu ihm und sprachen: Warum redest du zu ihnen durch Gleichnisse? 
11 Er antwortete und sprach: Euch ist es gegeben, daß ihr das Geheimnis des Himmelreichs verstehet; diesen aber ist es nicht gegeben.
12 Denn wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe; wer aber nicht hat, von dem wird auch das genommen was er hat.
13 Darum rede ich zu ihnen durch Gleichnisse
. Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht, und mit hörenden Ohren hören sie nicht; denn sie verstehen es nicht."

(Matthäus 13:10-13)

"14 Verborgene Weisheit und versteckter Schatz, / was nützen sie beide?
15 Besser ist einer, der seine Torheit verbirgt, / als einer, der seine Weisheit verbirgt."

(Sirach 41:14-15)


Vergesst nicht: Ihr könnt glauben, was ihr wollt...


__________________

Keine Kommentare: