27. Juni 2010

ZERMALME DIE GOTTLOSEN (Helden der Bibel Teil 2 - Hiob)


Das Buch Hiob enthält eine der bekanntesten, aber auch außergewöhnlichsten Geschichten der Bibel. Und wenn man das Ding mal gelesen hat, weiß man: Das will schon was heißen.


Fast das ganze restliche alte Testament dreht sich um "historische Ereignisse" des Volkes der Israeliten. Oft geht es um Gottes Lieblinge, die für ihre Gottesfurcht belohnt werden. Nicht so Hiob. Dieser macht nämlich nichts falsch und dennoch tun sich Gott und Satan zusammen, um Hiobs Leben zur Hölle zu machen. 

Der plausible Grund: Gott hält es für nötig, sich vor seinem Erzfeind Satan zu beweisen.




ONE OF UZ

"l Es war ein Mann im Lande Uz, der hieß Hiob. Derselbe war schlecht und recht, gottesfürchtig und mied das Böse."

(Hiob 1:1)


Und dafür, dass er schlecht und recht war, belohnt Gott ihn mit Reichtum, einer großen Familie und vielen, vielen Sklaven.

"2 Und zeugte sieben Söhne und drei Töchter;  
3 und seines Viehs waren siebentausend Schafe, dreitausend Kamele, fünfhundert Joch Rinder und fünfhundert Eselinnen, und er hatte viel Gesinde; und er war herrlicher denn alle, die gegen Morgen wohnten."

(Hiob 1:2-3)


Während Hiob also sein Gott gegebenes Glück genießt, ahnt er nicht, dass ihm der Teufel und der HERR da bald einen Strich durch die Rechnung machen werden.
Die ganze Misere beginnt, als der Teufel im Himmel aufkreuzt, wo er sich offenbar problemlos und ungehindert unter die Kinder Gottes mischt. Anders als ungläubige Menschen scheint Satan im Himmel nicht unerwünscht zu sein.


"6 Es begab sich aber auf einen Tag, da die Kinder Gottes kamen und vor den HERRN traten, kam der Satan auch unter ihnen."

(Hiob 1:6)





DEAL WITH THE DEVIL

Satan mischt sich also unter die Kinder Gottes. Über die erfährt man in der Bibel wenig, im Gegensatz zu Gottes berühmten Sohn, dem Zimmermann. Aber das ist ja auch gleichzeitig er selbst. Gott spricht gerne über sich selbst.
Im Buch Genesis erfährt man immerhin, dass einige der Söhne Gottes Kinder mit menschlichen Frauen hatten, die aus irgendwelchen Gründen berühmte Riesen waren.

"4 Die Riesen waren auf Erden in jenen Tagen, und zwar daraufhin, daß die Söhne Gottes zu den Töchtern der Menschen kamen und diese ihnen gebaren. Das sind die Helden, die von alters her berühmt gewesen sind."

(Genesis 6:4)

Riecht nach einem Spin-Off. "First Blood Part 2 - The Next Generation" oder so. Vor allem deswegen, weil wir außer ein paar Erwähnungen wie hier im Buch Hiob fast keine weiteren Informationen über Gottes Kinder in der Bibel bekommen. Auch deren Kinder, die berühmten Riesen, waren für die Bibelautoren nicht weiter erwähnenswert.

Auch in unserer Story von Hiob spielen die Kinder Gottes keine wichtige Rolle. Es kommt zur spannenden Begegnung zwischen Gott, dem Schöpfer von Allem, und Satan. Ich hab vergessen, warum genau Gott den eigentlich erschaffen hat...

Der Allwissende und Allgegenwärtige fragt Satan zunächst, wo er denn gesteckt hat.

"7 Der HERR aber sprach zu dem Satan: Wo kommst du her? Satan antwortete dem HERRN und sprach: Ich habe das Land umher durchzogen."

(Hiob 1:7)



Gott hält es nun für nötig, warum auch immer, vor Satan anzugeben.

"8 Der HERR sprach zu Satan: Hast du nicht achtgehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn es ist seinesgleichen nicht im Lande, schlecht und recht, gottesfürchtig und meidet das Böse."

(Hiob 1:8)


Satan erwidert, dass Hiob Gott nur mag, weil der ihm immer so tolle Sachen schenkt.

"9 Der Satan antwortete dem HERRN und sprach: Meinst du, daß Hiob umsonst Gott fürchtet? 
10 Hast du doch ihn, sein Haus und alles, was er hat, ringsumher verwahrt. Du hast das Werk seiner Hände gesegnet, und sein Gut hat sich ausgebreitet im Lande."

(Hiob 1:9-10)



Der Satan schlägt Gott nun eine Wette vor. Wenn der Hiob alles wegnehmen würde, was er besitzt, dann würde Hiob Gott gar nicht mehr so dufte finden.


"11 Aber recke deine Hand aus und taste an alles, was er hat: was gilt's, er wird dir ins Angesicht absagen?"

(Hiob 1:11)



Das kann sich Gott nicht gefallen lassen. Wäre doch gelacht, wenn er dem Satan nicht beweisen würde, dass er immer Recht hat. Bei dieser Gelegenheit, Satans dummes Gesicht zu sehen, wenn er seine Wette verloren hat! Da ist es nur schlecht und recht, seinen treuesten Untergebenen brutal zu quälen und eine Menge Menschen zu ermorden.


"12 Der HERR sprach zum Satan: Siehe, alles, was er hat, sei in deiner Hand; nur an ihn selbst lege deine Hand nicht. Da ging der Satan aus von dem HERRN."

(Hiob 1:12)




DREAM TEAM

Schon früh im allerersten Kapitel des Buches Hiob begehen Satan und Gott nun gemeinschaftlich mehrere Massenmorde. Gottes Wege sind unergründlich.

"13 Des Tages aber, da seine Söhne und Töchter aßen und Wein tranken in ihres Bruders Hause, des Erstgeborenen,
14
kam ein Bote zu Hiob und sprach: Die Rinder pflügten, und die Eselinnen gingen neben ihnen auf der Weide,

15 da fielen die aus Saba herein und nahmen sie und schlugen die Knechte mit der Schärfe des Schwerts; und ich bin allein entronnen, daß ich dir's ansagte."

(Hiob 1:13-15)


Hiob ahnt noch nicht, dass sich Gott und Satan zum gemeinsamen Ziel gemacht haben, Hiobs Leben zur Hölle zu machen. Dass die Sklaven von denen aus Saba gekillt werden, kann ja mal vorkommen, in diesen rauen Zeiten.
Doch das Blutbad hat gerade erst begonnen. Gott und Satan lassen immer nur einen Sklaven überleben, der dann Hiob Bericht erstatten kann.


"16 Da er noch redete, kam ein anderer und sprach: Das Feuer Gottes fiel vom Himmel und verbrannte Schafe und Knechte und verzehrte sie; und ich bin allein entronnen, daß ich dir's ansagte.
17 Da der noch redete, kam einer und sprach: Die Chaldäer machte drei Rotten und überfielen die Kamele und nahmen sie und schlugen die Knechte mit der Schärfe des Schwerts; und ich bin allein entronnen, daß ich dir's ansagte.
18 Da der noch redete, kam einer und sprach: Deine Söhne und Töchter aßen und tranken im Hause ihres Bruders, des Erstgeborenen,
19 Und siehe, da kam ein großer Wind von der Wüste her und stieß auf die vier Ecken des Hauses und warf's auf die jungen Leute, daß sie starben; und ich bin allein entronnen, daß ich dir's ansagte."

(Hiob 1:6-19)



Wer genau die Morde begeht, bleibt leider recht nebulös. In Vers 12 gibt Gott Satan eine Vollmacht, Hiob alles anzutun, was er mag, solange er ihm nicht persönlich an den Pelz geht.
In Vers 16 allerdings sterben Schafe und Knechte durch das "Feuer Gottes."

Die armen Knechte müssen übrigens gleich drei mal sterben (Verse 15, 16 und 17). Und auch Hiobs Kinder hat Gott unwiderruflich getötet. Aber ist ja für einen guten Zweck.

Auch wenn sich Gott für die Morde nur teilweise persönlich die Hände schmutzig macht - moralisch ist er  hundertprozentig verantwortlich. Denn Satan krümmt keinem Menschen auch nur ein Haar, bevor er nicht dafür die Vollmacht von Gott erhalten hat.
Nicht, dass das besonders schwierig gewesen ist...

Wie Gott prophezeit hatte, fällt Hiob trotz alledem immer noch nicht vom Glauben ab.  Jetzt könnte Gott Satan fortschicken und die Sache auf sich beruhen lassen - oder die Zeit zurück drehen und alles ungeschehen machen. Hey, er ist schließlich Gott und kann alles.

Stattdessen diskutiert er weiter mit Satan.


"3 Der HERR sprach zu dem Satan: Hast du nicht acht auf meinen Knecht Hiob gehabt? Denn es ist seinesgleichen im Lande nicht, schlecht und recht, gottesfürchtig und meidet das Böse und hält noch fest an seiner Frömmigkeit; du aber hast mich bewogen, daß ich ihn ohne Ursache verderbt habe."

(Hiob 2:3)


Gott gibt also zu, dass er Hiob "ohne Ursache", sprich grundlos, gequält hat.
Das könnte ihm eine Lehre sein, sich nicht von Satans Geschwätz zu Folterungen seiner treusten Untergebenen überreden zu lassen. Vielleicht hätte er das sogar schon irgendwann vorher mal bemerken können, dass man sich besser nicht vom Teufel manipulieren lässt. Aber manche lernen´s nie...

Satan gibt nämlich die Wette mit Gott noch nicht auf. Er bittet Gott, Hiob an die Haut gehen zu dürfen. Dann sagt Hiob bestimmt Gott ab. Was sagt Gott? "Fass meinen Lieblingsknecht nicht an, Satan, und was rede ich hier im Himmel eigentlich mit meinem Erzfeind?"
Nicht ganz...

"6 Der HERR sprach zu dem Satan: Siehe da, er ist in deiner Hand; doch schone seines Lebens! 
7 Da fuhr der Satan aus vom Angesicht des HERRN und schlug Hiob mit bösen Schwären von der Fußsohle an bis auf seinen Scheitel."

(Hiob 2:6-7)



Sogar mit den bösen Schwären schwört Hiob Gott nicht ab. Satan hat seine Wette verloren. Allerdings ist er nicht schlechter dran als vorher. Es gab keinerlei Wetteinsatz, es ging nur ums Recht. Immerhin hatte er die Gelegenheit mit Gottes Einwilligung zu morden, zu zerstören und den Lieblingsknecht seines Erzfeindes, dem HERRN, grausam zu quälen.
Nach dem zweiten Kapitel, von 42, taucht Satan im ganzen Buch Hiob kein einziges Mal mehr auf.
Wo zum Teufel steckt der bloß?





TURTLES ALL THE WAY DOWN

Der Rest des Buches - außer dem allerletzten Kapitel - hat mit dieser Geschichte, die in vorbiblischen Zeiten wohl eine weit verbreitete Legende war, nicht viel zu tun. Er besteht aus der so genannten Hiobs-Dichtung, von einem späteren Autor dazu erfunden und anders als die bekannte Hiobs-Sage in Versform geschrieben. Die Rahmenhandlung mit Satan im Himmel wird jedoch nie erwähnt. Es lamentieren darin Hiob und drei Freunde elendig lang, warum Hiob Schlechtes widerfahren ist (wobei unwichtige Details wie von die Gott getöteten Kinder in der Dichtung nie erwähnt werden).
Die Freunde beharren darauf, dass Hiob etwas getan haben muss, was Gott nicht gefällt. Denn Gott ist ja gerecht: Guten passiert Gutes, Bösen aber Böses. Hiob bleibt bei seiner Ansicht, nicht Böses verbrochen zu haben.

Erst in Kapitel 38 meldet sich schließlich Gott persönlich (aus einer Wolke) zu Wort.
Er gibt keine brauchbaren Antworten sondern gibt nur ein wenig an, wie toll er ist und alle anderen nicht.

"1 Und der HERR antwortete Hiob aus dem Wetter und sprach: 
2
Wer ist der, der den Ratschluß verdunkelt mit Worten ohne Verstand?
3
Gürte deine Lenden wie ein Mann; ich will dich fragen, lehre mich!
4
Wo warst du, da ich die Erde gründete? Sage an, bist du so klug!
5
Weißt du, wer ihr das Maß gesetzt hat oder wer über sie eine Richtschnur gezogen hat?


(Hiob 38:1-5)



Ein interessantes Detail über die Erschaffung der Erde wird uns hier gegeben. Gott hat eine Richtschnur verwendet, um die Erde zu machen. Und nur darum ist die Scheibe gerade und wir fallen nicht alle am Rand runter ohne uns ständig irgendwo festhalten zu müssen.
Hättet ihr das gewußt? Also ich nicht, aber ich bin ja auch nicht der tolle Gott, der alles erschaffen hat.

"6 Worauf stehen ihre Füße versenkt, oder wer hat ihren Eckstein gelegt,"

(Hiob 38:6)




Worauf stehen die Füße der Erde? Weiß doch jedes Kind: Auf Schildkröten!
Gott brabbelt noch ewig lange weiter solch einen Quatsch...

"32 Kannst du den Morgenstern hervorbringen zu seiner Zeit oder den Bären am Himmel samt seinen Jungen heraufführen?"

(Hiob 38:32)


Weil sich ja die Sterne um die Erde drehen. Wenn ihr Gott wärt, wüsstet ihr das.


"35 Kannst du die Blitze auslassen, daß sie hinfahren und sprechen zu dir: Hier sind wir?"

(Hiob 38:35)


Gott kriegt sich mal wieder nicht ein und lamentiert von sprechenden Blitzen, Einhörnern und Straußen. Weiß Gott, was er uns damit sagen will. Ich weiß es jedenfalls nicht.

"9 Meinst du das Einhorn werde dir dienen und werde bleiben an deiner Krippe?"

(Hiob 39:9)

"3 Der Fittich des Straußes hebt sich fröhlich. Dem frommen Storch gleicht er an Flügeln und Federn. [...]
14
Doch läßt er seine Eier auf der Erde und läßt sie die heiße Erde ausbrüten.
15 Er vergißt, daß sie möchten zertreten werden und ein wildes Tier sie zerbreche.
16
Er wird so hart gegen seine Jungen, als wären sie nicht sein, achtet's nicht, daß er umsonst arbeitet.  

17 Denn Gott hat ihm die Weisheit genommen und hat ihm keinen Verstand zugeteilt."

(Hiob 39:3,14-17)



Weisheit genommen? Das heißt, der Strauß war mal weise und Gott fand, dass das nicht so gut war?
Jedenfalls ist Gott nun völlig außer sich und ruft zum Dschihad aus.

"12 Ja, schaue die Hochmütigen, wo sie sind und beuge sie; und zermalme die Gottlosen, wo sie sind! 
13
Verscharre sie miteinander in die Erde und versenke ihre Pracht ins Verborgene"


(Hiob 40:12-13)




HAPPY END?

Im letzten Kapitel wird der arme Hiob endlich vom unverschuldeten Übel befreit. Gott gibt ihm mehr Rinder und Esel als er je hatte.

"12 Und der HERR segnete hernach Hiob mehr denn zuvor, daß er kriegte vierzehntausend Schafe und sechstausend Kamele und tausend Joch Rinder und tausend Eselinnen."

(Hiob 42:12)


Aber wie könnte Hiob glücklich weiterlebe in dem Wissen, dass seine Kinder tot sind?
Gott könnte die ja eigentlich wieder zum Leben erwecken. Im neuen Testament verleiht Gott zum Beispiel Petrus und Paulus die Fähigkeit, Tote wiederzuerwecken, im alten Testament den Propheten Elia und Elisa. Hätte sich das Hiob nicht nach der ganzen Nummer auch verdient?
Nein. Die Kinder und Knechte bleiben tot.
Aber keine Sorge: Er kriegt neue, die dabei auch noch besser aussehen als die alten.

13 Und er kriegte sieben Söhne und drei Töchter;
14
und hieß die erste Jemima, die andere Kezia und die dritte Keren-Happuch.

15 Und wurden nicht so schöne Weiber gefunden in allen Landen wie die Töchter Hiobs."

(Hiob 42:13-15)


Ende gut...





THE DEVIL MAY CARE

Wie können wir diese seltsame Geschichte verstehen? Als geschichtliche Ereignisse? Vielleicht...
Oder doch eher als moralische Lektion? Anscheinend ist Hiob ja eine Art Vorbild. Aber warum nur?..

Hiob schwört dem HERRN niemals ab - einem Gott, der seine Kinder ermordet hat. Nur um Satan, der bösesten Kreatur im Universum, etwas zu beweisen.
Gott hat die Wahl: Entweder verbietet er Satan, seinem Lieblingsknecht Hiob irgendwas anzutun und befiehlt ihm, sich zum Teufel zu scheren. Oder aber nicht.
Der liebe Gott entscheidet, dass die Leben von ein paar Menschen weniger wichtig sind als Satan zu zeigen, dass der HERR immer Recht hat. Immer. Auch wenn er uns erzählt, dass er bei der Erschaffung der Welt ein Lot benutzt hat, ein antiker Vorläufer einer Wasserwaage. Oder dass es Einhörner gibt.
Aber schließlich kann ich ja nicht beweisen, dass es keine gibt und war ja nicht dabei, als Gott vor ewigen Zeiten (4000 Jahre) die Ecksteine der Erde verlegt hat.

Diesen Gott sollen wir anbeten? Und wenn Satan gerade mal wieder im Himmel ist und er an deiner Gottesfurcht zweifelt, dann hast du den Kerl an der Backe?
Und dein Gott hilft dir nicht, sondern hilft lieber dem Teufel. Aber nur für ´ne Weile und wenn deine Kinder tot sind, kannst du ja wieder neue machen. Das ist Moral auf Bibel-Art.
Wenn du dich über dein unverschuldetes Unglück beklagst, hält dir Gott auch noch einen elendig langen, bitterbösen Vortrag, wie toll er doch sei. Na, schönen Dank auch...

Der HERR dominiert gerne seine Untergebenen. Es gibt wohl nur einen, der im Buch Hiob Spaß hat. Das ist Satan. Der ist meines Wissens kein glühender Verehrer des alten HERRN - und wird dennoch sehr viel besser von ihm behandelt als treue Gläubige. Ist das die moralische Botschaft?..

Wie auch immer: Passt auf euch auf und zermalmt die Gottlosen, wo sie sind!



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SERIE: HELDEN DER BIBEL

>>Teil 2: "Zermalme die Gottlosen" (Hiob)
Teil 3: "Big Fish" (Jona)


24. Juni 2010

FLACH-MIXA (oder: Der ewige Bischof)

Walter Mixa, der ehemalige Bischof von Augsburg, trat vor ein paar Wochen zurück - nach Anschuldigungen, er hätte Kinder geschlagen und missbraucht  und eine Menge Geld veruntreut
Alles gelogen, meinte er.
"Ein paar Watschn", meinte er sehr viel später, als sehr konkrete Anschuldigungen öffentlich wurden, das war ja normal zu der Zeit.
Das war 1990, also noch ganz nah dran an den Fünfzigern...


Mixa trat zurück, aber nicht lange.
Nach einem Aufenthalt in einer Klinik kehrte er in seine Amtswohnung zurück. Plötzlich war das nicht mehr so ernst gemeint mit dem Rücktritt, er sei ja praktisch gezwungen worden. Als auch das nicht geklappt hat, schrieb Walter Mixa gestern einen Brief an die Gläubigen.
Und da der öffentlich ist (bistum-augsburg.de), hab ich den mal gelesen, auch wenn er nicht an mich adressiert ist.

Schauen wir doch mal, was der Mann schreibt, der, wie wir gleich lesen können, für immer Bischof sein wird. Ein Stellvertreter Christi auf Erden. Hervorhebungen und Kommentare (in Klammern) von mir.


"Brief von Bischof em. Mixa an die Gläubigen
Bitte um Versöhnung und Verzeihung
Dr. Walter Mixa
Bischof emeritus von Augsburg, 23. Juni 2010


Bitte um Versöhnung und neuen Zusammenhalt der Gläubigen in der Diözese Augsburg des emeritierten Katholischen Diözesan- und Militärbischofs Dr. Walter Mixa

Während der vergangenen Monate ist sehr viel in den Medien über die Verhältnisse in der Diözese Augsburg, auch über meine Person, geschrieben und gesagt worden. In vielfältiger Hinsicht waren die Berichte in dieser oder jener Richtung tendenziös.


(Diese verdammten Katholiken hassenden liberalen Medien haben es gewagt, über gewaltige Vorwürfe zu schreiben und ihn dabei auch noch schlecht aussehen lassen! Hetzkampagne!)


Über diese vergangenen Berichte will ich jetzt nicht sprechen, da sie weitgehend bekannt sind. Mir geht es mit meinem jetzigen Zeugnis nicht nur um eine Klarstellung, sondern darum, auch eine Versöhnung zu erbitten und alle dazu einzuladen.



(Nicht nur? Aber auch? Was stellt er denn klar? Ein Gerücht über angeblichen Kindesmissbrauch hatte sich als unwahr herausgestellt. Aber dass er Kinder geohrfeigt hat, gab er selbst zu - es gibt jedoch mehrere glaubhafte Zeugen für weit drastischere Prügel.

Dazu ein kleiner Exkurs - in die Bibel. Denn die darf nicht fehlen in einem Beitrag über eine Kirche, die ihren Machtanspruch auf diesem Buch begründet.

"13 Laß nicht ab den Knaben zu züchtigen; denn wenn du ihn mit der Rute haust, so wird man ihn nicht töten.
14 Du haust ihn mit der Rute; aber du errettest seine Seele vom Tode."
(Sprüche 23:13-14)


"15 Torheit steckt dem Knaben im Herzen; aber die Rute der Zucht wird sie fern von ihm treiben."

(Sprüche 22:15)



"24 Wer seine Rute schont, der haßt seinen Sohn; wer ihn aber liebhat, der züchtigt ihn bald."

(Sprüche 13:24)


"18 Züchtige deinen Sohn, solange Hoffnung da ist; aber laß deine Seele nicht bewegt werden, ihn zu töten."

(Sprüche 19:18)

)



14 Jahre lang bin ich sehr gern Diözesanbischof sowohl in Eichstätt als auch in Augsburg gewesen und habe meine bischöflichen Dienste mit großer Bereitschaft und Liebe getan. Ebenso war ich in der Militärseelsorge mit unseren Soldaten in den verschiedenen Situationen immer gut verbunden und habe versucht, ihre Sorgen und Anliegen mitzutragen und auch den nötigen Trost zu geben.


(Dafür, dass er Militärbischof war, bezog er ein Teil seines Gehalts,  etwa 55.000 Euro im Jahr, übrigens von den bayrischen Steuerzahlern.)



Wie allgemein bekannt, bin ich durch die widrigen Umstände, die sich wegen der Mißhandlungsfälle in verschiedenen Internaten und Häusern ergeben haben, auch ins Gespräch gekommen. 20 Jahre hatte ich als Stadtpfarrer von Schrobenhausen eine Mitverantwortung für das dortige Kinder- und Jugendheim.


In den vielen Jahren meines Dienstes habe ich immer versucht, den richtigen Weg einzuschlagen und mich bemüht, die Erwartungen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu erfüllen. Ich will keineswegs verschweigen, dass mir nicht immer alle diese Vorsätze in der rechten Weise gelungen sind. Ich habe sicher auch viele Fehler gemacht, obwohl ich niemanden in irgendeiner Weise verletzen oder beschädigen wollte.

(Ist das die schonungslose Klarstellung? Ich hab Fehler gemacht, wollt aber niemandem was Böses. Na dann...)


Es soll aber nicht irgendeine Beschönigung ausgesprochen werden,
(zu spät) sondern ich bitte nicht nur um Entschuldigung, sondern vor allem um Verzeihung für alles, was ich nicht recht gemacht habe und vor allen Dingen um Verzeihung bei all den Menschen, die ich nicht in der rechten Weise behandelt habe, deren Erwartungen ich nicht erfüllt habe und die ich enttäuscht habe. Dies tut mir von ganzem Herzen leid. Ein großer Trost ist für mich, daß in der Botschaft Jesu immer wieder die Rede ist von der Barmherzigkeit, die Gott uns in der Liebe Jesu schenkt. Damit will ich sagen: ich bin in vieler Hinsicht schuldig geworden und bitte alle, die ich enttäuscht habe, nochmals nicht nur um Verständnis, sondern auch um Verzeihung.


Wegen der sich zusammenbrauenden Berichte in der unterschiedlichsten Weise sah ich mich in einer sehr schmerzlichen Situation veranlaßt, sehr schweren Herzens dem Papst meinen bischöflichen Dienst anzubieten, die sogenannte Resignation auf das Amt des Diözesanbischofs auszusprechen.

Für mich ist es jetzt von einer ganz großen Bedeutung, daß in unserer Diözese gegenseitige Streitereien und gegenseitige schwerwiegende Vorwürfe abgebaut werden (also Klartext: Gras drüber. Wieso über Kleinigkeiten streiten?) und daß wir alle zu einem guten Einverständnis und zum Frieden in der Gemeinschaft der Kirche finden.
Der Heilige Vater hat mir in seinem sehr liebevollen Brief geschrieben, daß ich nach meinem Rücktritt von meinem Bischofsamt in Augsburg immer Bischof bleibe und daß ich die geistlichen Dienste wie die Feier der Eucharistie, die Spendung der Sakramente, auch der Firmung, wahrnehmen sollte und in unterschiedlicher Weise auch geistlich für viele Menschen da sein kann.

(Herzlichen Glückwunsch, liebe Katholiken. Den werdet ihr nicht los.)



Gleichzeitig sage ich allen unseren Priestern, Diakonen, hauptberuflichen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre verantwortungsvollen Dienste ein aufrichtiges Vergelt´s Gott!


Wichtig ist für mich jetzt vor allen Dingen, daß wir uns alle durch Taufe und Firmung als Gemeinschaft innerhalb der katholischen Kirche verstehen, daß wir füreinander eintreten, aber auch füreinander beten und besonders auch mit Überzeugung die Eucharistie als Zeichen der Einheit feiern. Mit diesem Wunsch bitte ich alle in der Diözese nochmals um Verzeihung für das, was ich nicht richtig gemacht habe und bitte gleichzeitig um die Bereitschaft zur gegenseitigen Versöhnung und auch wieder zu gegenseitigem Vertrauen. Das ist mein ganz großer Wunsch, und ich hoffe und bete darum, daß uns dies in der kommenden Zeit mit dem Segen Gottes, mit der Fürsprache der Gottesmutter, nicht zuletzt auch durch das Beispiel der Heiligen gelingen möge.

(Mit den vereinigten Kräften von Gott, seiner Mutter und den bei den Katholiken hochverehrten Heiligen auf unserer Seite - Moment mal, war da nicht irgendwas mit Monotheismus?..)



Mit ganz herzlichen Versöhnungs- und Segensbitten bin ich


+ Walter Mixa




(
Mit Verwunderung und Belustigung bin ich
+ Mario
)