19. September 2012

DELETED SCENES (Geschichten aus der Bibel Teil 7)


Die Skandale des jungen Jesus C. - Was die Kirche uns zu verschweigen versucht...




Seit dem Ende des ersten Jahrhunderts tauchten viele, durchweg unautorisierte Biographien eines gewissen J. Christus auf. Erst gegen Ende des 4. Jahrhundert wurde endgültig beschlossen, welche von den zahlreichen Berichten der Wahrheit entsprechen und welche nicht. Es entstand die Zusammenstellung der Texte, die wir als neues Testament kennen.
Vier Evangelien, ursprünglich anonyme Texte, die später die Namen ihrer vermuteten Verfasser Markus, Matthäus, Lukas und Johannes bekamen, wurden aus den zahlreichen Texten ausgewählt. In allen diesen Texten werden Jesus' letzte Lebensmonate beschrieben, die Evangelien von Matthäus und Lukas berichten zusätzlich von den Ereignissen rund um die Geburt Christi.
Doch über die Zeit dazwischen erfahren wir so gut wie nichts aus den vier Evangelien - im Gegensatz zu den gestrichenen Texten, die interessante Geschichten von Jesus' Jugendsünden zu erzählen haben...


YOUR PUNISHMENT MUST BE MORE SEVERE

Eines Tages, so berichtet es das Kindheitsevangelium nach Thomas,  spielt der kleine Jesus mit anderen Kindern an einem Bach. Jesus leitet etwas von dem Wasser ab und baut sich kleine Teiche - bis ein anderer Junge sie mutwillig zerstört. Eine Gemeinheit!

"3 Jesus und der Sohn des Schriftgelehrten Annas spielten zusammen an den Ufern eines Baches. Da nahm der Sohn des Annas einen Weidenzweig und ließ das Wasser aus den kleinen Teichen wieder abfließen, die Jesus angelegt hatte."

(Kindheitsevangelium nach Thomas 3a)



Der Jesus, den wir kennen, würde ihm diese Schandtat sicherlich verzeihen - nachdem er ihm einen langen, wütenden Vortrag darüber gehalten hat, was für ein schlimmer Sünder er doch sei, versteht sich. Der junge Jesus ist da noch, na sagen wir mal... etwas radikaler.
Er benutzt seine magischen Kräfte, um das Kind zu ermorden.

"Als Jesus das sah, wurde er wütend und schrie ihn an: "Du bist ein gemeines Biest, was haben dir die Teiche und das Wasser getan? Du sollst sofort zu einem Baum verdorren, ohne Blätter, ohne Wurzel, ohne Früchte!" Kaum hatte Jesus das gesagt, da vertrocknete der Junge vollständig. 
Jesus ging dann einfach nach Hause. Doch die Eltern des Jungen hoben ihr verdorrtes Kind auf und weinten, denn es war ja noch so jung. 
Sie brachten es zu Joseph und warfen ihm vor: "Schau mal, was dein Sohn für Sachen macht!""

(Kindheitsevangelium nach Thomas 3b)


Also echt mal, Jesus, was machst du denn für Sachen! Leider hält es Josef nach dem Vorfall nicht für nötig, mal ein Machtwort mit Jesus zu reden. Vielleicht hat er andere Dinge zu tun, als seinen göttlichen Sohn vom Töten unschuldiger Kinder abzubringen - wichtige Zimmermannsarbeiten oder so.
Und so bleibt der kleine Racker Jesus bei seiner Angewohnheit, alle zu ermorden, die ihm auch nur annähernd blöd kommen wollen.
Im nächsten Vers muss ein Junge dran glauben, der ihn aus Versehen anrempelt...

"4 Jesus ging wieder einmal durch das Dorf, als ein Junge angelaufen kam und ihn anrempelte. Er wurde wütend und sagte: "Du sollst deinen Weg nicht weiter gehen!" Sogleich fiel der Junge um und war tot."

(Kindheitsevangelium nach Thomas 4a)







STRAFE MUSS SEIN

Den Dorfbewohnern dämmert es langsam, dass Jesus kein normales Kind ist. Hätte man vielleicht bereits nach dem ersten Mordwunder bemerken können, aber naja...

"Dorfbewohner, die das mit angesehen hatten, wunderten sich: "Woher kommt dieses Kind nur? Jedes seiner Worte wird ja sofort Wirklichkeit!""

(Kindheitsevangelium nach Thomas 4b)

Wenn man doch schon mal zu dem Schluss gekommen ist, dass Jesus' Worte sofort Wirklichkeit werden, hätte man ihn doch eventuell darum bitten können, die toten Kinder wieder zum Leben zu erwecken, oder?..
Stattdessen statten die besorgten Dorfbewohner Josef erneut einen Besuch ab und versuchen ihn dazu zu bringen, seinem Sohn das Morden auszureden.

"Und die Eltern des toten Jungen liefen zu Joseph. Sie machten ihm Vorwürfe und sagten: "Du kannst mit so einem Kind nicht bei uns im Dorf wohnen. Bring ihm doch lieber bei, zu segnen, anstatt zu verfluchen. Denn er bringt unsere Kinder um!""

(Kindheitsevangelium nach Thomas 4c)


Da muss der Adoptivpapa Josef wohl jetzt doch mal ein ernstes Wörtchen mit seinem Sohn reden und ihm erklären, dass es nicht ganz okay ist, zu morden und seine göttlichen Kräfte für die dunkle Seite der Macht zu missbrauchen.
Doch der kleine Christus zeigt sich nicht besonders einsichtig und lässt spontan die Verräter erblinden, die ihn bei seinem Papa angeschwärzt haben. Als Strafe dafür, dass sie sich über seine spontanen Mordanfälle beschwert haben.

"5 Da rief Joseph seinen Sohn zu sich, nahm ihn sich vor und maßregelte ihn: "Warum tust du so etwas? Die Leute müssen leiden und dann verabscheuen und verfolgen sie uns." Jesus sagte zu ihm: "Ich weiß, dass dies nicht deine Worte sind. Dennoch sage ich lieber nichts, weil du es bist. Diese Menschen aber sollen ihrer Strafe nicht entgehen!" 
Er hatte es kaum gesagt, da erblindeten die Leute, die ihn beschuldigt hatten."

(Kindheitsevangelium nach Thomas 5a)


Josef kann ihn nicht dazu bewegen, seinen Fluch zurückzuziehen. Obwohl er alles versucht, Jesus anständig zu erziehen!
Gut, vielleicht nicht alles. Eigentlich versucht er nur eine einzige Sache, die pädagogisch lang erprobte
Methode des Ohren-Langziehens.

"Und alle, die es sahen, bekamen große Furcht. Unschlüssigkeit machte sich breit. Sie sagten über Jesus: "Jedes Wort von ihm, ob gut oder böse, wird sofort Wirklichkeit und Wunder." 
Als Joseph wieder einmal sah, dass Jesus so etwas wiederholte, zog er ihm die Ohren lang. 
Doch der wurde böse und sagte: "Es reicht jetzt, dass du suchst und nicht findest. Dein Tun hat keinen Sinn. Das war nicht verständig von dir. Du weißt doch, dass ich zu dir gehöre. Mach mich doch nicht unglücklich."

(Kindheitsevangelium nach Thomas 5b)



Einige Tage später macht der gnädige Jesus die erblindeten Leute dann aber wieder sehend. Sein Fluch hat seinen Zweck erreicht: Von nun an traut sich keiner, Jesus auch nur schief anzugucken, geschweige denn, ihn zu kritisieren - nun kennen alle die schreckliche Macht des Gottessohns.

"8 Die Juden trösteten Zachäus, aber Jesus lachte laut und sagte: "Jetzt soll das Früchte bringen, was du lehrst. Die Leute, welche blind im Herzen sind, sollen sehen können. Ich bin vom Himmel gekommen, um die einen zu verfluchen und andere in den Himmel zu rufen. Der mich gesandt hat, hat es mir so aufgetragen." Sofort nach dem er es gesagt hatte, waren alle, die unter seinen Fluch gefallen waren, wieder gesund. 
Von da an wagte keiner mehr, ihn zu zornig zu machen, um nicht seinen Fluch auf sich zu ziehen und zum Behinderten zu werden."

(Kindheitsevangelium nach Thomas 8)



NIMM DAS ZURÜCK!

Nicht nur Menschen bekommen den Zorn von Jesus zu spüren. Eines Tages wird ein Kind von einer Schlage gebissen, was Jesus wütend macht. Es wird nicht genau gesagt, warum - aber wahrscheinlich, weil er und sonst niemand im Dorf für das Kinder-Töten verantwortlich ist.
Jedenfalls zwingt er die Schlange zunächst, ihr eigenes Gift zu trinken.

"14 Da der Herr Jesus die Schlange rief, kam sie sogleich hervor und ergab sich ihm. Er sprach zu ihr: "Los, sauge aus das Gift, welches du diesem Jungen eingeflößt hast."
15 So kroch die Schlange zu dem Jungen und nahm all ihr Gift wieder zurück."

(Erstes Kindheitsevangelium 18:14-15)


Doch damit nicht genug: Obwohl die Schlange nur natürlichen Instinkten gefolgt ist und etwas getan hat, dass Schlangen nun einmal so tun, wird sie danach von Jesus' geistiger Wunderwaffe spontan zum Explodieren genötigt.

"16 Dann verfluchte der Herr Jesus die Schlange, auf dass sie sogleich auseinander barst und starb."

(Erstes Kindheitsevangelium 18:16)





Es vergehen wieder ein paar Tage und schon wieder wird ein Spielgefährte von Jesus tot aufgefunden. Man kann es den Dorfbewohnern nicht verübeln, dass sie sofort Jesus im Verdacht haben. Doch dieses Mal ist er unschuldig, denn der Spielkamerad ist durch einen Unfall gestorben.

"9 Ein paar Tage später spielte Jesus auf dem Dachgarten des Hauses. Einer von seinen Spielgefährten fiel vom Dach herunter und war tot. Die anderen Kinder rannten davon und Jesus stand allein da. Da kamen die Eltern des toten Kindes und klagten Jesus an.
Der sagte: "Ich habe ihn wirklich nicht hinuntergeworfen."
Die Eltern fingen an, tätlich zu werden."

(Kindheitsevangelium nach Thomas 9a)


Da Jesus nicht gerne des Mordes bezichtigt wird, ganz besonders wenn er ihn zur Abwechslung gar nicht begangen hat, erweckt er das tote Kind wieder zum Leben, damit er einen Zeugen für seine Unschuld hat.

"Da sprang Jesus vom Dach herab und stellte sich neben den toten Jungen auf. Er rief: "Zenon!", so hieß der Junge, "Steh auf und erkläre uns, ob ich dich hinuntergeworfen habe oder nicht?" Der Junge stand auf und sagte: "Nein, Herr, du hast mich nicht hinuntergeworfen, sondern mich wieder auf die Beine gestellt." 
Als die Leute das sahen, erschraken sie. Die Eltern des Kindes vielen vor Jesus auf die Knie und lobten Gott für das geschehene Wunder."

(Kindheitsevangelium nach Thomas 9b)


Die Eltern haben den kleinen Jesus diesmal zu Unrecht beschuldigt. Hätten sie es allerdings nicht getan, hätte Jesus ihren Sohn auch nicht wiedererweckt...

Jesus benutzt also seine Zauberkräfte hier immer noch für egoistische Zwecke, aber diesmal hat dies mal positive Konsequenzen.
Später heilt er eine schwere Verletzung eines Holzhackers, der sich mit seiner Axt seinen Fuß gespalten hat. Man könnte nun denken, Jesus habe nach kleinen Anfangsschwierigkeiten, die zwei Kinder das Leben gekostet haben, nun endlich gelernt, seine magischen Fähigkeiten für das Gute einzusetzen. Doch die Tage des Verfluchens sind noch nicht gezählt...



TEACHER, LEAVE US KIDS ALONE!

Das nächste Opfer ist Jesus' Lehrer. Es ist bereits der zweite in kürzester Zeit, da der erste gleich am allerersten Tag von der klugscheißerischen Art des jungen Messias die Schnauze voll hatte. Der neue Lehrer versucht es mit körperlichen Züchtigung statt mit der Methode "sofort aufgeben". Damit ist er allerdings schlecht beraten.

"Später sagte Jesus: "Wenn du wirklich Lehrer bist und die Buchstaben genau kennst, dann erkläre mir etwas über die Bedeutung des Alpha. Danach erkläre ich dir dann das Beta."
Der Lehrer war verletzt und gab Jesus eine Ohrfeige. Da das dem Jungen wehtat, verfluchte er den Lehrer. Der wurde sofort ohnmächtig und fiel auf sein Gesicht. Und Jesus ging wieder nach Hause zu Joseph. Der aber war traurig. Damit die Leute Jesus nicht töteten, ordnete Josef an, dass seine Mutter in nicht mehr vor die Tür lassen sollte.

(Kindheitsevangelium nach Thomas 14b)


Vom Fluch getroffen fällt der Lehrer in Ohnmacht und bleibt bis auf weiteres ohne Bewusstsein.
Ein dritter Lehrer beweist eine Zeit später Nerven wie Drahtseile und erklärt sich bereit, einen weiteren Versuch zu unternehmen, das enfant terrible zu unterrichten.

"15 Eine Zeit später sagte ein anderer Lehrer, ein Freund Josephs: "Bring mir den Jungen in die Schule. Vielleicht kann ich ihm mit guten, liebevollen Worten die Buchstaben beibringen." 
Joseph sagte dann: "Wenn du den Mut hast, Bruder, dann nimm ihn zu dir." 
Mit großer Angst und widerwillig nahm der Lehrer ihn mit."

(Kindheitsevangelium nach Thomas 15a)

Der tapfere Lehrer möchte es mit freundlichen Worten statt Gewalt versuchen, scheitert aber ebenfalls. Denn Jesus übernimmt ungefragt seine Rolle und führt den Unterricht. Er ist zwar sehr gut darin, allerdings benutzt er unerlaubte Hilfsmittel, nämlich den heiligen Geist. Da der ja alles weiß, ist das in etwa so, als würde heutzutage ein Schüler sich mit Wissen vor der Klasse hervortun, dass er gerade aus dem Internet von seinem Smartphone abliest.

"Jesus aber ging gern mit ihm. Keck betrat er die Schule. Auf dem Tisch lag ein Buch, das er in die Hand nahm, aber er las nicht die Buchstaben, die darin standen, sondern machte den Mund auf und lehrte mit der Kraft des Heiligen Geistes."

(Kindheitsevangelium nach Thomas 15b)


Als Josef davon erfährt, dass Jesus sich wieder aufspielt, rennt er zur Schule. Er fürchtet, dem Lehrer drohe wohl auch ein Koma oder Schlimmeres, falls er Jesus in die Quere kommt.

"Den Zuhörenden erläuterte er das Gesetz. Viele Menschen strömten zusammen und hörten ihm zu. Sie wunderten sich, weil seine Worte so schön anzuhören waren und staunten über seine Redekunst, weil er doch noch ein Kind war. Als aber Joseph das hörte, war er sehr besorgt und lief schnell zur Schule, da er ahnte, dass auch diesem Lehrer Schlimmes geschehen könnte."

(Kindheitsevangelium nach Thomas 15c)

Dem Lehrer geht es aber gut. Er bewundert Jesus für seine Fähigkeiten, möchte ihn aber trotzdem nicht in seiner Klasse haben. Da Jesus gern hört, wie schlau er doch ist, verflucht er diesen Lehrer nicht und macht den vorherigen Fluch rückgängig.

"Doch dieser sagte zu Joseph: "Ich muss dir was sagen, Bruder. Ich habe diesen Jungen als Schüler angenommen und er ist sehr talentiert und wirklich gescheit. Trotzdem bitte ich dich, Bruder, nimm ihn wieder mit zu dir." 
Jesus lachte den Lehrer an und sagte: "Weil du recht geredet und wahres Zeugnis abgelegt hast, soll der andere Lehrer, den ich verflucht habe, geheilt werden." 
Augenblicklich wurde der andere Lehrer geheilt. Joseph nahm das Kind wieder mit in sein Haus."

(Kindheitsevangelium nach Thomas 15d)



IMAGINE

Von nun an benutzt Jesus seine magischen Fähigkeiten nur noch für gute Dinge, wie Leute wieder vom Tode zu erwecken (Kindheitsevangelium nach Thomas 17,18) - allerdings nicht die beiden, die er anfangs ermordet hatte. Außerdem hilft er seinem Vater, als dieser sich nicht allzu kompetent für den Zimmermannsberuf herausstellt und bei der Konstruktion eines Bettes daran scheitert, dass nicht alle Holzstücke die gleiche Länge haben.

"8 Jesus sein Vater war Zimmermann und stellte zu jener Zeit Pflüge und Joche her. Nun erhielt er von einem Reichen den Auftrag, für ihn ein Bett anzufertigen. 
Da aber das eine Brett kürzer war als das Gegenstück und Joseph nicht wusste, was er tun sollte, sprach der Knabe Jesus zu seinem Vater Josef: "Lege die beiden Hölzer nieder und mach sie von der Mitte her auf der einen Seite gleich." 
Und Joseph tat, wie es ihm der Junge gesagt hatte.  Jesus aber trat an die andere Seite, fasste das kürzere Holzstück an, streckte es und machte es dem anderen gleich. 
Und sein Vater Josef sah es und staunte und er umarmte das Kind und küsste es. Dabei sagte er: "Glückselig bin ich, dass mit Gott diesen Knaben geschenkt hat.""

(Kindheitsevangelium nach Thomas 8)


Da doch prinzipiell alle verstanden haben, dass alles, was Jesus spricht, Wirklichkeit wird, und seine Zauberkräfte keine Grenzen haben - angesichts dessen sind Jesus' Wundertaten erstaunlich fantasielos.
Wenn es moralisch vertretbar ist, Wunder zum eigenen Vorteil zu nutzen, hätte Jesus doch beispielsweise Josefs Aufträge für das ganze Jahr fertig hexen können, anstatt nur ein einzelnes Stück Holz länger zu machen.

Der gesamten Menschheit hätte Jesus mit seinen erstaunlichen Fähigkeiten auch sehr viel mehr helfen können. Anstatt beispielsweise ein paar wenige Kinder aus seinem Heimatdorf vom Tode wiederzuerwecken, hätte er sich wünschen können, dass niemals mehr ein Kind stirbt. Statt ein paar Leute über Gott aufzuklären, wenn er zufällig gerade eine Rede in der Schule hält, könnte Jesus alle Lehrer dieser Welt mit diesem Wissen ausstatten. Statt nur ein einzelnes Kind von einem Schlangenbiss zu heilen, könnte er jeden Menschen gegen jedes Gift der Welt immun machen, oder sie gleich körperlich völlig unverwundbar machen.
Wahrscheinlich fallen jedem, der eine Weile darüber nachdenkt, noch viele weitere Beispiele dafür ein, wie man Allmacht effektiver nutzen könnte als es angeblich der allwissende Sohn des Schöpfers des Universum getan hat.

In den offiziellen Evangelien der Bibel ist das natürlich anders und Jesus tut nur noch Dinge, die der gesamten Menschheit extrem viel nützen! Wie Wasser in Wein verwandeln, einen Feigenbaum verfluchen, über Wasser laufen... Äh, streichen Sie bitte den letzten Absatz, Frau Gerichtsschreiberin.

(Ich habe gerade bemerkt, dass ich gar nicht vor Gericht bin und daher nur laut mit selbst geredet habe. Darum gucken die Leute hier im Park mich so seltsam an, als wäre ich verrückt! Gut, dann bleibt der Absatz halt stehen.)



DUNGEONS AND DRAGONS

Die von der Kirche abgelehnten Evangelien erzählen nicht nur zusätzliche Geschichten aus Jesus' Leben, sondern erweitern auch aus der Bibel bekannte Geschichten um interessante Details. So erfahren wir beispielsweise, dass Maria erst im reifen Alter von zwölf Jahren von Gott geschwängert wird (Protoevangelium nach Jakobus 9).

Nach Jesu Geburt muss die sehr junge Familie von Jesus nach Ägypten fliehen, da Herodes es auf das Leben des Christkindes abgesehen hat. Dies berichtet auch das Matthäus-Evangelium. Was wir darin nicht erfahren, ist eine spannende Episode, die während dieser Flucht passiert. In einer Höhle trifft die Familie Christus nämlich auf eine Horde von Drachen. Oder Rudel, Schwarm, wie auch immer man das bei Drachen nennt, ich hab im Biologieunterricht nicht so gut aufgepasst.

"In der Begleitung Josefs waren drei Knaben
und bei Maria ein Mädchen, die die Reise mitmachten.
Und siehe, plötzlich kamen aus der Höhle viele Drachen,
vor deren Anblick die Kinder vor bangem Entsetzen laut aufschrien."

(Pseudo-Matthäusevangelium 18:1b)



Durch ein sehr glücklichen Zufall gehören die Drachen zu den sehr frühen Anhängern des christlichen Glaubens und tun der Reisegruppe daher nichts.

"Da stieg Jesus vom Schoß seiner Mutter herab
und stellte sich vor den Drachen auf seine Füße.
Sie aber fielen huldigend vor ihm nieder,
und nach dieser Huldigung entfernten sie sich."

(Pseudo-Matthäusevangelium 18:1c)






YOU'RE THE BEST, AROUND, NOTHING'S GONNA EVER KEEP YOU DOWN

Die abgelehnten Evangelien erzählen nicht nur Neues über Jesus, sondern auch über andere wichtige Figuren des neuen Testaments. Viele berichten beispielsweise von der Geburt und Jugend von Jesus' Mutter Maria. Aber auch die Jünger werden detaillierter und manchmal völlig anders als in den etablierten Geschichten beschrieben.
So ist der Jünger Thomas in der Bibel hauptsächlich für seine Ignoranz bekannt. Er wollte zunächst nicht daran glauben, dass Jesus auferstanden ist und wurde erst dadurch überzeugt, dass er seine Hände in die Wunden Christi legte (Johannes 20:24-29).
Im Thomasevangelium ist er allerdings bereits vor der Kreuzigung der einzige Jünger, der Jesus wirklich verstanden hat.

"13 Jesus sprach zu seinen Jüngern: Vergleicht mich, sagt mir, wem ich gleiche. 
Simon Petrus sprach zu ihm: Du gleichst einem gerechten Engel. 
Matthäus sprach zu ihm: Du gleichst einem weisen Philosophen. 
Thomas sprach zu ihm: Meister, mein Mund wird es absolut nicht zulassen, dass ich sage, wem du gleichst. 
Jesus sprach: Ich bin nicht dein Meister, denn du hast dich berauscht an der sprudelnden Quelle, die ich hervorströmen ließ. 
Und er nahm ihn und zog sich zurück und sagte ihm drei Worte. 
Als Thomas aber zu seinen Gefährten zurückgekehrt war, fragten sie ihn: Was hat dir Jesus gesagt?
Thomas sprach zu ihnen: Wenn ich euch eines der Worte sage, die er mir gesagt hat, werdet ihr Steine nehmen und sie gegen mich werfen, und ein Feuer wird aus den Steinen hervorkommen und euch verbrennen."

(Thomasevangelium 13)





Auch der Ruf des Jüngers Judas wird in einem der nichtbiblischen Evangelium wiederhergestellt - nicht überraschendweise im Judasevangelium. Dort ist Judas der Lieblingsjünger von Jesus und verrät ihn auf dessen ausdrücklichen Wunsch hin an die Römer, da die Kreuzigung und Auferstehung Teil des göttlichen Plans sind. In einem Privatgespräch über alle in Christus' Namen Getauften vertraut Jesus Judas folgendes an:

"Doch du wirst sie alle übertreffen; denn du wirst den Mann opfern, der mich kleidet."

(Judasevangelium)




HÖLZENER DIALOG

Auch eine Figur, die zwar universelles Symbol für das Christentum geworden ist, in der Bibel aber keine Sprechrolle hat, bekommt ihren großen Auftritt. Im Petrusevangelium dient das Kreuz nicht nur als Todesintrument, es kann auch sprechen und laufen...

"37 Jener Stein, der vor den Eingang des Grabes gelegt war, geriet von selbst ins Rollen und wich zur Seite, und das Grab öffnete sich, und beide Jünglinge traten ein.
38 Als nun jene Soldaten dies sahen, weckten sie den Hauptmann und die Ältesten - auch diese waren nämlich bei der Wache zugegen.
39 Und während sie erzählten, was sie gesehen hatten, sehen sie wiederum drei Männer aus dem Grabe herauskommen und die zwei den einen stützen und ein Kreuz ihnen folgen 
40 und das Haupt der zwei bis zum Himmel reichen, dasjenige des von ihnen an der Hand Geführten aber die Himmel überragen.
41 Und sie hörten eine Stimme aus den Himmeln rufen: "Hast du den Entschlafenen gepredigt?",
42 und es wurde vom Kreuze her die Antwort laut: "Ja.""

(Petrusevangelium 37-42)


Gut, dass Kreuz sagt nur ein einziges Wort, aber das ist immerhin mehr, als die meisten laufenden Kreuze können. Nehm' ich mal an, wie gesagt, ich hab im Biologieunterricht nicht so gut aufgepasst.

Das mag alles recht merkwürdig klingen. Aber es sind ja alles nur erdachte Geschichten, sonst wären sie ja mit in die Bibel aufgenommen worden, wo die tatsächlichen historischen Begebenheiten nachzulesen sind.
Dort steht natürlich nichts von einem sprechenden Kreuz. Nur dass Gott in Menschform gestorben ist, um den Menschen von der Sünde zu befreien, die entstand,  als eine sprechende Schlage die zwei Urmenschen Adam und Eva, von dem jeder einzelne Mensch abstammt, davon überzeugt hatte, eine magische Frucht zu essen (Römer 5:18). Ach ja, und während der Kreuzigung sind tote Heilige als Zombies aus ihren Gräber gestiegen sind und in Jerusalem herumspaziert (Matthäus 27:52-53)
Alles andere wäre ja auch lächerlich!

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Teil 6: "Bonus-Material"
>>Teil 7: "Deleted Scenes"