15. Februar 2012

WIE ES EUCH GEFÄLLT (Der Mythos Jesus Fazit I)



[1: Der unsichtbare Mann] 
[2: Leben wie Gott in Galiläa]
[11: Variationen über ein Thema]
[12: Den Tod nicht schmecken]
[13: Götter der Christenheit]
[14: Jesus, der Unmensch]


Warum Jesus Christus nicht Geschichte ist - sondern Geschichten.

"No man ever believes that the Bible means what it says: He is always convinced that it says what he means"

(George Bernard Shaw)



"The Foole doth thinke he is wise, but the wiseman knowes himselfe to be a Foole."

(William Shakespeare, "As You Like It")




KEINE MENSCHENSEELE

Wir waren ausgezogen, den Christus zu finden. Zunächst suchten wir den Mann hinter dem Mythos, fanden aber keinen [Teil 1],[Teil 2]. Es existieren keinerlei Beweise, die für einen historischen Jesus Christus sprechen, weder als Mensch noch als Gott im Menschspelz.
Keine schriftlichen Aufzeichnungen von oder über ihn aus seiner angeblichen Lebenszeit oder den darauffolgenden Jahrzehnten sind uns bekannt. Auch nach anderen archäologischen Beweisen für seine Existenz sucht man vergeblich. Das Gleiche gilt für die Stadt Nazareth, in der er laut den Evangelien aufgewachsen sein soll.

Das heißt nicht, dass es keinen Mann gegeben haben könnte, auf dessen Lebensgeschichte die Jesus-Saga ursprünglich basierte und um den man später Mythen gesponnen hat. Dass die Bibel-Storys Legenden sind, also teils erfundene Geschichten um eine reale Person, kann nicht ausgeschlossen werden. Doch die Beweise deuten eher auf das Gegenteil hin.
Die frühesten Schriften über Jesus sind die Briefe des Paulus. Bei ihm ist Jesus aber eher ein mythisches Wesen als eine Person der Zeitgeschichte. Er hat noch keine Biografie, vollbringt keine Wundertaten und lehrt nicht [Teil 14].

In den später geschriebenen Evangelien wird Jesus dann vermenschlicht und bekommt eine Lebensgeschichte. Allerdings in jedem Evangelium eine andere.
Allein innerhalb der vier Evangelien, die es in die Bibel geschafft haben, gibt es nicht nur Uneinigkeiten, sondern sogar eindeutige Widersprüche. Nicht nur bei kleinen Details, sondern auch bei extrem wichtigen Ereignissen für den Mythos Jesus - wie der Geburt Christi, dem letzten Abendmahl, der Kreuzigung, Jesus' letzten Worten und der Wiederauferstehung [Teil 11].




Nichts deutet darauf hin, dass die biblische Jesus-Saga von realen, historischen Ereignissen berichtet. Sehr vieles deutet aber darauf hin, dass die Christus-Geschichten auf älteren Mythen aufgebaut sind.
So finden sich unzählige Anspielungen und Parallelen zum alten Testament. Das beginnt schon bei den Namen der Protagonisten in der Jesus-Story [Teil 6] und reicht von einer leibhaftigen Begegnung mit Gespenstern der prominenten Propheten Moses und Elia [Teil 7], über eine Unmenge von angeblich erfüllter Prophezeiungen [Teil 5], bis zur Wiederverwertung eines Großteils der Erzählungen um die Propheten Elia und Elisa, in denen viele von Jesus' bekannteren Wundertaten bereits auftauchen: Die Wiedererweckung von Toten, die Speisung von Menschenmassen mit magisch vermehrtem Brot, eine Wunderheilung und sogar eine Himmelfahrt [Teil 8].

Neben jüdischen Elementen findet man auch Parallelen zu anderen Mythologien [Teil 4]. Am deutlichsten erkennbar sind die Einflüsse der griechisch-römischen Sagenwelt. Dass Jesus ein Sohn eines Gottes und eines Menschen sein soll, ist eine Gemeinsamkeit, die er sich mit fast allen Helden der alten Griechen teilt, von denen manche sogar eine Jungfrau als Mutter haben [Teil 9]. Und dort beginnen die vielen Ähnlichkeiten zu den großen griechischen Sagenfiguren wie Herkules oder Dionysos erst. Besonders bei der frühesten Jesus-Biografie, dem Markus-Evangelium, finden sich zahlreiche Anspielungen auf Homers Odyssee und Charaktere aus den homerischen Hymnen [Teil 10].

Viele der frühesten Christen erkannten die vielen Gemeinsamkeiten und versuchten, sie zu erklären. Eine der Begründungen - keine Einzelmeinung, sondern von mehreren wichtigen Kirchenvätern vertreten: Der Teufel habe die frohe Botschaft des neuen Testaments schon vor Christi Geburt anderen Kulturen auszugsweise zur Verfügung gestellt, um die ersten Christen zu verwirren [Teil 4].
Klingt für mich glaubwürdig.

Fazit: Es sieht so aus, als seien die Mythen um Christus als Entwicklung älterer Geschichten und Ansichten entstanden. Dies ist aber natürlich nicht so und lässt sich völlig plausibel mit dem Einfluss des Teufels erklären.
Ende.



YOUR OWN PERSONAL JESUS

Die Figur Jesus ist das Ergebnis einer Evolution der jüdischen Religion, die durch das Zusammentreffen zweier Kulturen geprägt war. Ständig besetzt von Fremden haben die Juden sich stets bemüht, ihre Religion als Teil ihres kulturellen Erbes zu bewahren. Trotzdem änderte sich das Judentum dadurch, dass man neue Ideen und Weltbilder kennenlernte.

Der Jesus des neuen Testaments war Teil einer Entwicklung der damaligen Kultur. Der Jesus, an den Christen heutzutage glauben, ist ein völlig anderer Jesus, der knapp zweitausend Jahre mehr Evolution auf dem Buckel hat.
Ein großer, aber bei Weitem nicht der einzige Unterschied ist, dass Jesus' Wirken auf Erden ursprünglich als Vorbote des sehr bald kommenden Weltuntergangs gesehen wurde.
Da die Erde im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung nicht unterging und im zweiten auch nicht, glaubten Christen von da an nicht mehr, dass die Welt im ersten oder zweiten Jahrhundert untergeht. Bis heute gibt es allerdings noch immer viele Millionen Christen, die das Ende der Welt innerhalb der nächsten Jahrzehnte erwarten [Teil 12].
Das Christentum starb nicht dadurch aus, dass sich Jesus' Vorhersage vom baldigen Ende als falsch herausstellte. Doch die Figur Jesus und die Religion im Ganzen änderten sich und man legte in der Regel weniger Wert auf den apokalyptischen Teil des Christentums.

Das heißt nicht, dass man sich auf eine bestimmte Jesus-Philosophie einigen konnte. Es gibt heutzutage etwa 38.000 christliche Denominationen, die jeweils unterschiedliche Ansichten über Gott, Jesus, die Bibel und die Welt haben.




In der Story der Evangelien stellt Jesus die Menschen vor eine einfache Wahl: "Folgt mir nach oder ihr seid verloren!"
In unserer heutigen Welt ist das etwas komplizierter. Selbst wenn man überzeugt ist, ein Nachfolger Christi werden zu wollen, hat man noch recht viele Auswahlmöglichkeiten.

Will man vielleicht katholisch werden als Mitglied der größten christlichen Kirche der Welt, der römisch-katholischen? Oder will man katholisch werden, mag aber keine Menschmassen und mag's eher beschaulich - dann kann man einer der kleineren griechisch-katholischen Kirchen beitreten, wie der melkitischen griechisch-katholischen Kirche, der rumänischen griechisch-katholischen Kirche, der russischen griechisch-katholischen Kirche, der kasachischen griechisch-katholischen Kirche, oder der ruthenischen griechisch-katholischen Kirche, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Wenn man den Katholizismus richtig findet, aber die römisch-katholische Kirche für zu lasch und zu modern hält, wird man einfach alt-katholisch - geht einem die römisch-katholische Kirche ein wenig zu weit, kann man sich den Anglikanern anschließen.




Eine Alternative sind die orthodoxen Kirchen, wie die griechisch-orthodoxe, die russisch-orthodoxe, die mazedonisch-othodoxe, die äthiopisch-orthodoxe, die montenegrinisch-orthodoxe Kirche und so weiter und so fort.
Dafür, dass das Christentum sich als Religion für alle Menschen versteht, tragen sehr viele Kirchen Nationalitäten im Namen...
Falls einem das nicht weit genug geht, gibt es auch offen rassistische christliche Kirchen, wie zum Beispiel in der "Christian Identity"-Bewegung organisierte Kirchen.

Wenn man gerne missionieren geht, aber das Dreifaltigkeits-Prinzip nicht mag, kann man sich den Zeugen Jehovas anschließen oder den Mormonen. Findet man die Mormonen gut, aber nicht radikal genug, schließt man sich einer fundamentalistischeren Splittergruppe der Mormonen an, zum Beispiel der Fundamentalist Church of Jesus Christ of Latter-day Saints - eine der fünf mormonischen Denomination mit eigenem Tempel.

Erst recht schwierig wird es, wenn man sich einer protestantischen Kirche anschließen will. Möchte man an einen Gott glauben, der nichts dem Zufall überlässt? Dann kann man sich einer Gemeinde anschließen, die auf den Lehren Calvins aufgebaut sind. Doch auch davon gibt es nicht wenige, wie beispielsweise die presbyterianischen Kirchen oder hunderte von verschiedenen baptistischen Kirchen...
Statt Calvinist kann man natürlich auch Lutheraner werden oder Wesleyaner oder Zwinglianer oder Anabaptist oder Unitarier....



Gar nicht so einfach, für sich das passende Christentum zu finden!
Kein Wunder, dass es sich die meisten Christen da leicht machen und in der Kirche bleiben, in die sie ihre Eltern eingeführt haben und sich um die anderen Kirchen einen Teufel scheren.

Dafür, dass sich alle Christen auf eine einzige historische Person Jesus Christus und seine angeblichen Lehren berufen, die im neuen Testament festgehalten sein sollen, weichen die Weltanschauungen verschiedener Christen doch extrem voneinander ab.
Wie groß zum Beispiel die Unterschiede zwischen verschiedenen Entwürfen der Christus-Figur sein können, wird deutlich, wenn wir zwei davon vergleichen, an die heutzutage eine große Zahl von Protestanten glauben: Den Tea-Party-Christus und den Hippie-Jesus.



A MAD TEA PARTY

Protestanten, die eine wörtliche, historische Interpretation der Bibel bevorzugen, nennt man evangelikal. In Deutschland sind das nur etwa eine Million, in den USA hingegen etwa 85 Millionen Menschen. Der politische Arm der Evangelikalen nennt sich dort seit einigen Jahren "Tea-Party-Bewegung", nach dem Ereignis, dass den Beginn der amerikanischen Revolution markierte, der Boston Tea Party.

Diesen Leuten haben wir den US-Präsidenten George W. Bush zu verdanken, der ohne den Einfluss der religiösen Rechten, wie diese Gruppe zuvor genannt wurde, die Präsidentenwahlen auch mit Wahlbetrug nicht gewonnen hätte.

Der eigentlich uramerikanische Grundsatz der Trennung von Kirche und Staat ist den rechten Christen nicht recht. Bush begründete den Irak-Krieg damit, dass Gott es ihm angeblich befohlen habe. In Europa dienten solche seltsamen Aussagen von Bush meistens nur dazu, sich über ihn lustig zu machen. Doch bei einer für so viele Menschen tödlichen Entscheidung sollte man solche Ansichten durchaus ernst nehmen. Außerdem gibt es auch genügend andere Dinge, um sich über Bush lustig zu machen.
Oft wurde hierzulande grob unterschätzt, wie viele Christen in den USA Bush glaubten, dass er einen göttlichen Auftrag besitzt und wie wichtig religiöse Rhetorik für die anfänglich hohe Zustimmungsrate im Volk für diesen Krieg war.
"Either you are with us", sagte Bush einmal, "or you are with the terrorists."
Jeder, der eine andere Meinung vertritt als Bush und seine evangelikalen, konservativen Anhänger, wird als staatsfeindlicher Terrorist abgestempelt. Patriot kann man demnach nur sein, wenn man so denkt wie die Regierung. Schon ironisch, da die USA ja von Menschen gegründet worden ist, die sich gegen ihre britische Regierung aufgelehnt haben - zum Beispiel bei der Boston Tea Party - und deren Vorfahren sehr oft in die neue Welt ausgesiedelt waren, weil sie in ihren Heimatländern von der Obrigkeit verfolgt wurden.

Als Nicht-Christ ist es einfach, eine solche Denkweise als dumm und gefährlich zu bezeichnen. Doch wenn Christen das tun, bezeichnen sie ihren eigenen Gott als dumm und gefährlich, da Bush hier einen Ausspruch von Jesus wiedergibt.

"30 Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich" (Matthäus 12:30)


Auch der Nachfolger von George Bush als Gouverneur von Texas wird der Tea-Party zugerechnet und hält nicht so viel von der Trennung von Kirche und Staat. So veranstaltete Rick Perry während einer großen Dürre 2011 einen offiziellen, nationalen Gebets-Tag, bei dem alle Menschen für Regen beten sollten.
Genutzt hat es nicht: Zusätzlich dazu, dass die Dürre anhielt, entstanden nach dem "national prayer day" riesige Waldbrände im Staate Texas...





-- TEA-PARTY-JESUS

Lieblingsbibelstellen:

Besonders beliebt ist das alte Testament und Jesus' Aussage, es sei noch immer gültig.

"17 Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen.
18 Denn ich sage euch wahrlich: Bis daß Himmel und Erde zergehe, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüttel vom Gesetz, bis daß es alles geschehe."

(Matthäus 5:17-18)

Aus der Gültigkeit des alten Testaments lassen sich beispielsweise folgende Dinge ableiten:

- Erstens: Gott hat den Menschen und jedes Tier in seiner heutigen Form erschaffen (Genesis 1). Die Evolutionslehre ist also falsch. An den Schulen sollte im Biologieunterricht daher nur noch die biblische Schöpfungslehre unterrichtet werden - bevorzugt unter einem schicken neuen Namen wie "intelligent design".

- Zweitens: Homosexualität ist falsch und wird von Gott als Sünde angesehen. Da ist das alte Testament ziemlich unmissverständlich - das neue allerdings auch.

"13 Wenn jemand beim Knaben schläft wie beim Weibe, die haben einen Greuel getan und sollen beide des Todes sterben; ihr Blut sei auf ihnen."

(Levitikus 20:13)

"26 Darum hat sie auch Gott dahingegeben in schändliche Lüste: denn ihre Weiber haben verwandelt den natürlichen Brauch in den unnatürlichen;
27
desgleichen auch die Männer haben verlassen den natürlichen Brauch des Weibes und sind aneinander erhitzt in ihren Lüsten und haben Mann mit Mann Schande getrieben und den Lohn ihres Irrtums (wie es denn sein sollte) an sich selbst empfangen. [...]

32 Sie wissen Gottes Gerechtigkeit, daß, die solches tun, des Todes würdig sind, und tun es nicht allein, sondern haben auch Gefallen an denen, die es tun."

(Römer 1:26-27,32)



- Drittens: ... fällt mir gerade nicht ein. Upps...
Ach doch: Reiche sollten so wenig Steuern wie möglich zahlen!

Wie man das aus der Bibel herauslesen kann ist mir nicht ganz klar. Das hält Evangelikale jedoch nicht davon ab, eine Reiche bevorzugende Steuerpolitik und wenig Staat als "christliche" Werte zu verkaufen.
Was uns zu den unbeliebten Bibelstellen führt, die man lieber ignoriert...


Unbeliebte Bibelstellen: 

Die Politiker der Tea-Party-Bewegung fordern weniger Steuern für Reiche und Kürzungen im Sozialbereich. Der Bibel-Jesus ist dagegen nicht gerade ein Freund der Reichen, während Sozialpolitik so eine Art Steckenpferd von ihm war....

"18 Und es fragte ihn ein Oberster und sprach: Guter Meister, was muß ich tun, daß ich das ewige Leben ererbe?

19 Jesus aber sprach zu ihm: Was heißest du mich gut? Niemand ist gut denn der einige Gott.  
20 Du weißt die Gebote wohl: "Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren."
21 Er aber sprach: Das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf. 
22 Da Jesus das hörte, sprach er zu ihm: Es fehlt dir noch eins. Verkaufe alles, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge mir nach! [...]
25 Es ist leichter, daß ein Kamel gehe durch ein Nadelöhr, denn daß ein Reicher in das Reich Gottes komme."

(Lukas 18:18-22,25)


"4 Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
5 Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.
6 Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
7 Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
8 Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
9 Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen."

(Matthäus 5:4-9)



Ebenfalls problematisch für die kriegsbegeisterten Tea-Party-Anhänger ist Jesus' Haltung zu Feindschaft:

"43 Ihr habt gehört, daß gesagt ist: "Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen."  

44 Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen"

(Matthäus 5:43-44)


Das vergisst man als evangelikaler "Christ" mal lieber wieder, wenn man bald einen neuen Krieg anstacheln will, zum Beispiel gegen den Iran. Man konzentriere sich doch lieber auf die "Auge um Auge"-Nummer aus dem alten Testament, auch wenn Jesus das krasse Gegenteil davon predigt (und damit im Widerspruch zu seiner eigenen Aussage Moses' Gesetz aufhebt):

"38 Ihr habt gehört, daß da gesagt ist: "Auge um Auge, Zahn um Zahn."  

39 Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel; sondern, so dir jemand einen Streich gibt auf deinen rechten Backen, dem biete den andern auch dar."

(Matthäus 5:38-39)



Was das Thema "Helfen" anbelangt, so hält man sich eher an Jesus' Worte in Matthäus als an seine Worte in der Apostelgeschichte.
Also:

"10 Und die Jünger traten zu ihm und sprachen: Warum redest du zu ihnen durch Gleichnisse?  
11 Er antwortete und sprach: Euch ist es gegeben, daß ihr das Geheimnis des Himmelreichs verstehet; diesen aber ist es nicht gegeben. 
12 Denn wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe; wer aber nicht hat, von dem wird auch das genommen was er hat."  

(Matthäus 13:10-12)

Aber nicht:

"35 Ich habe es euch alles gezeigt, daß man also arbeiten müsse und die Schwachen aufnehmen und gedenken an das Wort des HERRN Jesus, daß er gesagt hat: "Geben ist seliger denn Nehmen!"

(Apostelgeschichte 20:35)



Jesus war auch nicht gerade bekannt dafür, gegen einen großen Einfluss einer Zentralregierung zu wettern.
Was genau ein Staat mit viel Regierung ist und was nicht, ist wohl Definitionssache. Was definitiv kein gutes Beispiel für einen schlanken Staat im Sinne der Tea-Party-Bewegung ist: Das römische Reich.
Und dennoch fordert Jesus nicht zu Widerstand gegen den Staat auf, sondern tut das Gegenteil:

"17 Darum sage uns, was dünkt dich: Ist's recht, daß man dem Kaiser den Zins gebe, oder nicht?  

18 Da nun Jesus merkte ihre Schalkheit, sprach er: Ihr Heuchler, was versucht ihr mich?  
19 Weiset mir die Zinsmünze! Und sie reichten ihm einen Groschen dar.  
20 Und er sprach zu ihnen: Wes ist das Bild und die Überschrift?  
21 Sie sprachen zu ihm: Des Kaisers. Da sprach er zu ihnen: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!"

(Matthäus 22:17-21)




MY SWEET LORD

Der Hippie-Jesus ist das krasse Gegenteil zum Christus der Ultra-Konservativen. Dieser Jesus basiert auf den Sozialutopien der 60er-Jahre und ist politisch klar links. Trotz fester Werte ist dieser Christus niemandem böse, wenn er eine andere Meinung hat, sondern überzeugt letztendlich mit seiner Toleranz und seiner unendlich großen göttlichen Liebe.

"40 Wer nicht wider uns ist, der ist für uns." (Markus 9:40)

Die typischen Anhänger des Hippie-Jesus sind Lutheraner und versuchen, durch den Einsatz von Jugendsprache - oder eher Pseudo-Jugendsprache aus längst vergangenen Jahrzehnten - das Christentum als besonders "cool" dazustellen. Blöderweise ist das Christentum natürlich beim besten Willen kein Stückchen cool. Obwohl...

Die Bibel interpretiert man lieber metaphorisch als historisch und konzentriert sich auf ein paar von Jesus' Lehren aus den Evangelien und schlechte Popmusik.
Bei der ganzen angeblichen Toleranz ist es doch interessant, dass Jesus auch bei diesen Christen stets ein weißer, nordeuropäischer Mann ist und niemals Palästinenser.
Na ja, zumindest hat er mit seinen langen Haaren, dem Vollbart und den Jesus-Latschen einen gewissen Hippie-Flair.




-- HIPPIE-JESUS

Lieblingsbibelstellen:


"4 Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
5 Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.
6 Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
7 Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
8 Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
9 Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen."

(Matthäus 5:4-9)


"43 Ihr habt gehört, daß gesagt ist: "Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen."  
44 Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen"

(Matthäus 5:43-44)


"38 Ihr habt gehört, daß da gesagt ist: "Auge um Auge, Zahn um Zahn."  

39 Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel; sondern, so dir jemand einen Streich gibt auf deinen rechten Backen, dem biete den andern auch dar."

(Matthäus 5:38-39)



Was das Thema "Helfen" anbelangt, so hält man sich eher an Jesus' Worte in der Apostelgeschichte als an seine Worte im Matthäus-Evangelium.
Also:

"35 Ich habe es euch alles gezeigt, daß man also arbeiten müsse und die Schwachen aufnehmen und gedenken an das Wort des HERRN Jesus, daß er gesagt hat: "Geben ist seliger denn Nehmen!"

(Apostelgeschichte 20:35)


Aber nicht:

"12
Denn wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe; wer aber nicht hat, von dem wird auch das genommen was er hat."

(Matthäus 13:12)


Unbeliebte Bibelstellen:

Nicht recht zum Bild des toleranten Jesus passt der Gott des alten Testaments, der so gar nicht tolerant ist und seine Anhänger zum Beispiel dazu auffordert, Ungläubige zu ermorden.
Im Buch der Offenbarung tötet auch Jesus Ungläubige. In den Evangelien verurteilt Christus Ungläubige zu ewigen Höllenqualen. Paulus ergeht sich in seinen Briefen in ausgiebigen Hasstiraden gegen Frauen, Homosexuelle und viele mehr.

Diese Stellen - der Großteil der Bibel - sind viel zu intolerant, um von toleranten Menschen toleriert zu werden. Aber wenn wir nur diese 99% der Bibel vergessen, einfach so tun, als gäbe es sie nicht - dann ist der Hippie-Jesus doch ganz klar durch die Bibel belegt!





A HOUSE DIVIDED

Betrachtet man Hippie-Jesus und Tea-Party-Jesus im Direktvergleich, wird klar, dass es sich nicht nur um Variationen ein und derselben Figur handelt, sondern um zwei völlig verschiedene Charaktere, die außer ihrem Namen kaum etwas gemeinsam haben.
Der Hippie-Jesus basiert auf Bibelstellen, die Tea-Party-Jesus ignoriert - und umgekehrt.
Dies verdeutlicht, dass man so ziemlich jede Ansicht mit der Bibel belegen kann, da es darin zu fast jeder Position auch eine Gegenmeinung gibt.

Die Bibel ist zum Beispiel klar für die Sklaverei, was moderate Christen nicht davon abbringen kann, irgendeinen obskuren Vers zu nehmen und zu glauben, dies bedeute ganz sicher, dass Jesus gegen Sklaverei ist.
Nehmen wir z.B. doch einfach diesen hier:

"44 Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen,
45 auf daß ihr Kinder seid eures Vater im Himmel; denn er läßt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte."

(Matthäus 5:44-45)

 
Wir sind alle Kinder Gottes und sollen uns lieben, selbst unsere Feinde -  daraus kann man bestimmt auch irgendwie ableiten, dass wir gleichberechtigt sein sollten und uns daher keinen Menschen zu unserem Untertan machen dürfen.
Das klingt doch super! Reicht für unseren stereotypischen Hippie-Jesus-Anhänger definitiv, um die ganzen widersprüchlichen Stellen einfach nicht zu beachten Niemand darf über einen anderen Menschen herrschen!


"1 Desgleichen sollen die Weiber ihren Männern untertan sein, auf daß auch die, so nicht glauben an das Wort, durch der Weiber Wandel ohne Wort gewonnen werden"

(1. Petrus 3:1)


Das vergessen wir mal...





"34 Wie in allen Gemeinden der Heiligen lasset eure Weiber schweigen in der Gemeinde; denn es soll ihnen nicht zugelassen werden, daß sie reden, sondern sie sollen untertan sein, wie auch das Gesetz sagt."

(1. Korinther 14:34)

Na gut, das klingt nicht ganz so dolle... Aber die Bibel ist auf jeden Fall gegen Sklaverei! 1000 prozentig!


"44 Willst du aber leibeigene Knechte und Mägde haben, so sollst du sie kaufen von den Heiden, die um euch her sind,
45
und auch von den Kindern der Gäste, die Fremdlinge unter euch sind, und von ihren Nachkommen, die sie bei euch in eurem Land zeugen; dieselben mögt ihr zu eigen haben
46 und sollt sie besitzen und eure Kinder nach euch zum Eigentum für und für; die sollt ihr leibeigene Knechte sein lassen. Aber von euren Brüdern, den Kindern Israel, soll keiner über den andern herrschen mit Strenge."

(Levitikus 25:44-46)


Aber das ist ja das alte Testament! Im neuen Testament steht sowas ja nicht!
Was, doch?..


"5 Ihr Knechte, seid gehorsam euren leiblichen Herren mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als Christo;
6 nicht mit Dienst allein vor Augen, als den Menschen zu gefallen, sondern als die Knechte Christi, daß ihr solchen Willen Gottes tut von Herzen, mit gutem Willen."

(Epheser 6:5-6)


Fresse jetzt! Jesus ist ganz klar gegen Sklaverei, das ist ja wohl klar!



THIS WILL NEVER END 'CAUSE I WANT MORE
MORE, GIVE ME MORE, GIVE ME MORE

Mit dem ultrarechten und dem Friede-Freude-Eierkuchen-Jesus haben wir nur zwei mögliche Vorstellungen von Jesus betrachtet. Es gibt natürlich noch ein paar mehr...
Zum Beispiel:

-- LUTHERANISCHER JESUS

Lieblingsbibelstelle:

Ganz allein der Glaube errettet und nichts anderes.

"28
So halten wir nun dafür, daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben."

(Römer 3:28)


Unbeliebte Bibelstelle:

Der Glaube reicht nicht aus, es müssen auch gute Werke folgen.

"24 So sehet ihr nun, daß der Mensch durch die Werke gerecht wird, nicht durch den Glauben allein.

(Jakobus 2:24)



-- KATHOLISCHER JESUS

Lieblingsbibelstelle:

Nur durch Glauben und gute Werke wird man errettet.

"24 So sehet ihr nun, daß der Mensch durch die Werke gerecht wird, nicht durch den Glauben allein.

(Jakobus 2:24)


Unbeliebte Bibelstelle:

Ganz allein der Glaube errettet und nichts anderes.

"28 So halten wir nun dafür, daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben."

(Römer 3:28)



-- CALVINISTISCHER JESUS

Lieblingsbibelstelle:


Weder Glaube noch Werke haben eine Bedeutung. Wer errettet wurde, steht seit Anbeginn der Zeit fest.

"3 Gelobet sei Gott und der Vater unsers HERRN Jesu Christi, der uns gesegnet hat mit allerlei geistlichem Segen in himmlischen Gütern durch Christum;
4 wie er uns denn erwählt hat durch denselben, ehe der Welt Grund gelegt war, daß wir sollten sein heilig und unsträflich vor ihm in der Liebe"

(Epheser 1:3-4)

Unbeliebte Bibelstelle
:

Siehe Lieblingsstellen der Katholiken und Lutheraner



STRAFGESICHT

Damit sind wir bei der Erkenntnis angelangt, dass man keine Ansicht wirklich überzeugend mit der Bibel belegen kann, da es darin zu fast jeder Position auch eine Gegenmeinung gibt.

Und dabei haben wir bisher nur über Jesusse gesprochen, die grob auf den Beschreibungen des neuen Testaments basieren. Obwohl selbst auf dieser Grundlage viele verschiedene Christus-Figuren konstruierbar sind, gibt es zusätzlich noch religiöse Gruppen, die an Jesus glauben und ihre Vorstellungen nicht - oder nicht nur - auf dem neuen Testament aufbauen.

 


Die Mormonen sind Christen, die ihre Ansichten über Gott und die Welt zusätzlich zum alten und neuen Testament auf das Buch Mormon stützen. Darin erfahren wir beispielsweise, dass Jesus nach seiner Wiederauferstehung den amerikanischen Kontinent besucht hat (Buch Mormon, 3 Nephi 11:7-12) und dass die amerikanischen Ureinwohner die verschollenen Stämme Israels sind, denen Gott zur Strafe für die Sünden ihrer Väter die Haut einfärbte.

"6 Und die Haut der Lamaniten war dunkel, gemäß dem Kennzeichen, das auf ihre Väter gesetzt worden war, was ein Fluch auf ihnen war wegen ihrer Übertretung und ihrer Auflehnung gegen ihre Brüder, nämlich Nephi, Jakob und Joseph und Sam, die gerechte und heilige Männer waren.
7 Und ihre Brüder suchten sie zu vernichten, darum wurden sie verflucht; und der Herr, Gott, setzte auf sie ein Kennzeichen, ja, auf Laman und Lemuel und auch auf die Söhne Ischmaels und auf die ischmaelitischen Frauen.
8 Und dies geschah, damit ihre Nachkommen sich von den Nachkommen ihrer Brüder unterschieden, damit der Herr, Gott, auf diese Weise sein Volk bewahre, damit es sich nicht vermische und an unrichtige Überlieferungen glaube, was ihre Vernichtung bewirken würde.
9 Und es begab sich: Wer auch immer seine Nachkommen mit jenen der Lamaniten vermischte, der brachte den gleichen Fluch über seine Nachkommen."

(B
uch Mormon, Alma 3:6-9)


Das hatte ich jetzt persönlich noch nicht gewusst. Man lernt ja nie aus...





GÖTTERSPEISE

Die Ansicht, dass dunkle Hautfarbe eine Strafe Gottes ist, gibt es nicht erst seit der Erfindung des Mormonentums im 19. Jahrhundert. So schenkt der Koran uns folgende Weisheit:

"106 An dem Tage, da manche Gesichter weiß sein werden und manche Gesichter schwarz, wird zu jenen, deren Gesichter schwarz sein werden (gesprochen): «Wurdet ihr ungläubig, nachdem ihr geglaubt hattet? So kostet die Strafe für euren Unglauben.»
107 Jene aber, deren Gesichter weiß sein werden, werden in Allahs Gnade sein; darin werden sie verweilen.
108 Dies sind die Wahrheit umfassende Zeichen Allahs, die Wir dir vortragen; und Allah will keine Ungerechtigkeit für die Welten."

(Qu'ran 3:106-108)


Auch Moslems glauben an einen Jesus. Der hat ein paar Gemeinsamkeiten mit der christlichen Figur, ist aber in vielen Aspekten radikal anders.
Wie in der Bibel wird Jesus (arabisch: "Isa") im Koran von der Jungfrau Maria geboren, allerdings völlig ohne Vater. Der islamische Jesus ist nicht Allahs Sohn und erst recht nicht Gott selbst. Ein durchschnittlicher Normalo ist er aber offensichtlich auch nicht. Immerhin kann er schon wenige Stunden nach seiner Geburt sprechen (Qu'ran 19:30-33).
Ganz so, wie man es in Indien seit etwa 1000 Jahren vor der Entstehung des Korans über Buddha behauptet hat. Allerdings ist das ja nur eine Legende...


Maria und Jesus. Typ links im Bild: "Ey, Leute, ich will euch ja nicht stören, aber habt ihr eigentlich schon bemerkt, dass eure Haare brennen?"


Der islamische Jesus wird - wie sein christliches Pendant - zum Tode am Kreuz verurteilt. Sterben muss an seiner Stelle aber ein anderer Mann, der das Pech hatte, ihm ähnlich zu sehen.
Jesus wird dann von Gott zu sich in den Himmel geholt und wird seitdem - wie bei den Christen -  für einen zweiten Auftritt zurückerwartet. Wenn er wiederkommt, kämpft er mit der islamischen Variante des Anti-Christen, Al-Masihu'd-Dadschal und... Spannung, Spannung... besiegt ihn letztendlich auch. Wer hätte das erwartet?
Danach soll er vierzig Jahre lang die Welt regieren, bevor er ins Gras beißt. Das leere Grab neben Mohammed in Medina ist schon für ihn reserviert.

Während der Bibel-Jesus Glauben ohne Beweise einfordert (Markus 8:12), hat sich der Islam-Jesus da nicht so und bestellt bei Allah ein Catering als Gottesbeweis...

"112 Als die Jünger sprachen: «O Jesus, Sohn der Maria, ist dein Herr imstande, uns einen Tisch mit Speise vom Himmel herabzusenden?», sprach er: «Fürchtet Allah, wenn ihr Gläubige seid.» 
113 Sie sprachen: «Wir begehren davon zu essen, und unsere Herzen sollen in Frieden sein, und wir wollen wissen, daß du Wahrheit zu uns gesprochen hast, und wollen selbst davon Zeugen sein.»  
114 Da sprach Jesus, Sohn der Maria: «O Allah, unser Herr, sende uns einen Tisch vom Himmel herab mit Speise, daß er ein Fest für uns sei für den Ersten von uns und für den Letzten von uns, und ein Zeichen von Dir; und gib uns Versorgung, denn Du bist der beste Versorger.» 
115 Allah sprach: «Siehe, Ich will ihn niedersenden zu euch; wer von euch aber danach undankbar wird, den werde Ich strafen mit einer Strafe, womit Ich keinen andern auf der Welt strafen werde.»"

(Qu'ran 5:112-115)



NOBODY KNOWS BUT JESUS

Verschiedene Vorstellungen von Jesus gibt es, seitdem es das Christentum gibt. Die frühchristliche Bewegung, aus der sich die katholische Kirche entwickeln sollte, hatte zum Beispiel Konkurrenz durch die Gnostiker. "Gnosis" bedeutet "Wissen" und war ein vollkommen anderer Ansatz, das Christentum zu verstehen, der sich eher auf Philosophie als auf Mythologie stützte.
Während man sich in der vor-katholischen Kirche meistens wenigstens darüber einig war, dass Jesus der Sohn von Jahwe ist, dem Gott des alten Testaments, streitete man darüber, ob er gleichzeitig auch Jahwe selbst ist. Letztere Ansicht setzte sich im vierten Jahrhundert als offizielle Lehrmeinung durch [Teil 13].
Die Gnostiker, die sich selbst oft schlicht als "Christen" bezeichneten, waren da anderer Auffassung. Ihrer Ansicht nach war Jesus der Sohn des höchsten Gottes - dieser Gott war allerdings nicht Jahwe. Im Gegenteil: Während Jesus Botschafter des guten Gottes war, sah man Jahwe als "Demiurgen", als Schöpfer der Welt, der nicht gut ist.
So erklärte man sich das Böse in der Welt. Der Demiurg hatte es einfach nicht hingekriegt, eine perfekte Welt zu bauen, da er selbst nicht perfekt war. Manche Gnostiker hielten ihn einfach nur für inkompetent, andere unterstellten ihm gar böse Absichten.
Jesus wurde aber als Sohn des guten Gottes betrachtet, der bisher unserer Welt verborgen war.

"13 Und niemand fährt gen Himmel, denn der vom Himmel herniedergekommen ist, nämlich des Menschen Sohn, der im Himmel ist."

(Johannes 3:13)

"22 Es ist mir alles übergeben von meinem Vater. Und niemand weiß, wer der Sohn sei, denn nur der Vater; noch wer der Vater sei, denn nur der Sohn und welchem es der Sohn will offenbaren."

(Lukas 10:22)


Es gibt wenige typische Merkmale der Gnosis. Der Kirchenvater Irenäus schrieb über sie:

"Betrachten wir nun die Unbeständigkeit ihrer Lehre! Nicht zwei oder drei kannst Du auftreiben, die über denselben Gegenstand dasselbe sagen; in Namen und Sachen widersprechen sie sich völlig."

(Gegen die Häresien I, 11)

Das ist wohl einer der Hauptgründe, warum sich der Ansatz nicht durchsetzen konnte. (Heute gibt es nur noch eine einzige gnostische Gemeinde mit ein paar tausend Mitgliedern, die Mandäer im Irak.)
Die Gnosis funktionierte durch persönliche Einsichten und nicht durch Annehmen von Dogmen. Das eigenständige Denken ist allerdings anstrengend und so ziehen beim Pöbelvolk natürlich eher simple Slogans und einfache Regeln, die man nicht hinterfragen muss.



HAPPY END

Das Christentum war nie eine geschlossene Bewegung mit einheitlichen Vorstellungen - obwohl man das eigentlich erwarten könnte, wenn die Religion tatsächlich auf den Lehren einer realen Person der Zeitgeschichte begründet worden wäre. Das zeigen auch die frühchristlichen Schriften, die man aus ideologischen Gründen nicht in die Bibel aufgenommen hatte, als im vierten Jahrhundert eine verbindliche Auswahl getroffen wurde, welche Bücher es in die Bibel schaffen und welche nicht.

Eines von vielen Beispielen ist die Offenbarung des Petrus, ein Buch, das eine Vision von einer Höllenfahrt beschreibt. Darin wird geschildert, wie jeder Höllenbewohner mit einer spezifisch für seine Sünden gemachten Tortur betraft wird. Diese Vorstellung hat die christliche Mythologie stark geprägt und wird beispielsweise in Dantes Inferno weiter ausgebaut.

Am Ende des Textes findet sich allerdings eine Prophezeiung, die der traditionellen christlichen Lehre stark widerspricht. Jesus verrät Petrus nämlich ein Geheimnis, unter der Voraussetzung, dass er es nicht weitererzählt - was er dann offenbar doch getan hat...
Niemand müsse für alle Ewigkeiten in der Hölle schmoren, meint Jesus. Früher oder später errette Gott jede Seele und hole sie zu sich in den Himmel.
Welch' eine furchtbare Ketzerei!

"3b Wir sahen, wie die Sünder in großer Betrübnis und Trauer weinten, bis alle, die es mit ihren Augen sahen, weinten, seien es Gerechte oder Engel oder auch er selbst.
Ich aber fragte ihn und sagte zu ihm: "O Herr, erlaube mir, daß ich in betreff dieser Sünder dein Wort sage: 'Es wäre ihnen besser, sie wären nicht geschaffen.'"
Und der Heiland antwortete mir und sagte zu mir: "O Petrus, warum redest du so, 'das Nichgeschaffensein wäre ihnen besser'? Du bist es, der wider Gott streitet. Du würdest dich seines Gebildes nicht mehr erbarmen als er; denn er hat sie geschaffen und hat sie aus dem Nichtsein ins Dasein gebracht. Und weil du gesehen hast die Klage, welche die Sünder treffen wird in den letzten Tagen, darum ist dein Herz betrübt, aber ich will dir ihr Tun zeigen, mit dem sie sich an dem Höchsten versündigt haben.
4 Sieh jetzt, was sie treffen wird in den letzten Tagen, wenn der Tag Gottes kommt. Und am Tage der Entscheidung des Gerichtes Gottes 
werden alle Menschenkinder vom Osten bis zum Westen vor meinem Vater, dem ewig Lebendigen, versammelt werden, und er wird der Hölle gebieten, daß sie ihre stählernen Riegel öffnet und alles, was in ihr ist, zurückgibt. Und den wilden Tieren und Vögeln wird er gebieten, daß sie alles Fleisch, was sie gefressen haben, zurückgeben, indem er will, daß die Menschen wieder sichtbar werden; denn nichts geht für Gott zugrunde und nichts ist ihm unmöglich, da alles sein ist."

(Offenbarung des Petrus 3b-4)





JEDER IST SICH SELBST DER JESUS

Nicht nur unterscheidet sich der Jesus eines Moslems vom Jesus eines Lutheraners - der eine Katholik glaubt nicht unbedingt an den gleichen Jesus wie ein anderer Katholik. Jeder bringt ein Stück von sich selbst ein, hat seinen eigenen, persönlichen Jesus.

In einem Experiment fanden Gehirnforscher heraus: Wenn Gläubige über ihre persönlichen Moralvorstellungen nachdenken und wenn sie über die Moralvorstellungen ihres Gottes nachdenken, sind exakt die selben Hirnregionen aktiv.

Und tatsächlich scheint Gott zufälligerweise immer die selben Leute zu hassen wie man selbst. Zum Beispiel Schwule. Oder Schwulenhasser. Je nachdem, was man gerade braucht.
Das vereinfacht natürlich auch die "persönliche Beziehung" ungemein, die Christen mit Jesus oder dem heiligen Geist zu haben glauben. Diese innere Stimme, die einen nicht vom rechten Weg abkommen lässt - oder was man jeweils dafür hält.




Nichts spricht dafür, zu glauben, Jesus sei jemals etwas anderes gewesen als die Personifizierung menschlicher Moralvorstellungen. Die Autoren des neuen Testaments waren bei der Erfindung ihres Christus nur eingeschränkt durch das mythologische Vokabular ihrer heiligen Schrift, dem heutigen alten Testament. Aber so schamlos, wie sie diesen Text verbogen, umgedeutet und aus seinem Kontext gerissen haben [Teil 5], war das keine große Einschränkung.
Das Gleiche machen heutige Christen mit ihren heiligen Texten. Das müssen sie auch tun, da die antiken Vorstellungen der Autoren des neuen Testaments mit unseren modernen Ansichten einfach nicht vereinbar sind.
Glücklicherweise haben wir nämlich - oder zumindest die meisten von uns - in den letzten zwei Jahrtausenden enorme Fortschritte in unseren Moralvorstellungen gemacht, die wir mit viel Blut und Leid teuer bezahlt haben.

Am wenigsten entfernt von den Bibelschreibern haben sich radikale Fundamentalisten wie die Mitglieder der Westboro Baptist Church, die zum Beispiel völlig davon überzeugt sind, dass Gott Homosexuelle abgrundtief hasst - wie es nun einmal in der Bibel steht. Mehr dazu auf der Homepage der Westboro Baptist Church: www.godhatesfags.com.
Mit solchen Leuten kann man nicht diskutieren, da sie völlig davon überzeugt sind, den Willen Gottes zu kennen. Und was kann man schon sagen, dass die Meinung des ewigen, allmächtigen Gottes ungültig werden lässt?




Viele Christen sind der Ansicht, Fundamentalisten hätten die Bibel nicht richtig verstanden - obwohl sie ja eigentlich genau das predigen, was drin steht.
Damit nehmen diese vermeintlich moderaten Christen selbst eine fundamentalistische Geisteshaltung ein, indem sie glauben, nur sie allein würden das Wort Gottes "richtig" verstehen, nämlich größtenteils metaphorisch - während andere die Bibel "falsch" verstehen: Fundamentalisten nehmen ihrer Ansicht nach zu viele Stellen der Bibel wörtlich, Atheisten zu wenige.

Ein Beispiel: Die Sintflut-Erzählung, nach der die ganze Menschheit von einer einzigen Familie abstammt, die sich vor einer weltweiten Flut auf ein Boot gerettet hat, erscheint diesen Christen ganz selbstverständlich metaphorisch gemeint zu sein und nicht als historischer Tatsachenbericht.
Aber die Geschichte, in der Gott eine Jungfrau mit sich selbst schwängert, damit ihr Sohn, der gleichzeitig Gottes Sohn und Gott selbst ist, am Kreuz stirbt und dann wieder von den Toten aufersteht, so dass Gott den Menschen ihre Sünden vergeben kann - dies erscheint ihnen ganz selbstverständlich nicht metaphorisch gemeint zu sein, sondern als historischer Tatsachenbericht.

Weder Fundamentalisten noch gemäßigte Christen haben überzeugende Argumente für ihre Lesart - dennoch glauben sie den Willen Gottes zu kennen, der für alle Menschen gilt.
Das ist das Gefährliche an Religion: Man diskutiert nicht über persönliche Ansichten, die man durch neue Informationen oder gute Überzeugungsarbeit ändern kann, sondern man hält seine subjektiven Überzeugungen für den Willen eines allmächtigen Gottes - was bedeutet, dass Gegenmeinungen automatisch falsch, bösartig oder zumindest fehlgeleitet sind.






DIE GANZE WELT DREHT SICH UM MICH

Es gibt keine Beweise für die Wahrhaftigkeit des Christentums, jedoch viele und gewichtige Argumente dagegen. Natürlich stammen all diese Einwände von Satan persönlich. Wenn sie besonders überzeugend sind, beweist das doch nur, wie mächtig der Teufel ist!
Lassen wir uns von ihm täuschen, versperren wir uns den Weg zu Gott. Andererseits: Wollen wir wirklich dorthin?..

Nehmen wir einmal an, der christliche Gott existiert und hat die Bibel geschrieben. Warum sollten wir ihn anbeten?

Da mag es viele Gründe geben. Das Versprechen, dass man alles bekommt, was man will, solange man dies im Gebet erbittet, klingt eigentlich ganz gut (siehe z.B. Johannes 14:14, Markus 11:24).
Wäre dieses Versprechen, das Jesus nicht nur einmal, sondern viele Male macht, auch wahr, dann wäre es wirklich kein Wunder, warum Gott so viele Fans hat. Leute mögen Dinge, die sie haben wollen.

Glauben Christen nicht theoretisch an einen allmächtigen Gott, der einen Masterplan für die Welt hat? Und da erwarten sie tatsächlich, dass dieser Gott seinen Plan für das Schicksal des Universums zu ihrem Vorteil ändert, nur weil man das gern so hätte?

Dafür, dass Gott allmächtig ist und einem angeblich alles gibt, was man sich in seinen wildesten Fantasien ausmalen kann, wenn man ihn nur lieb danach fragt, sind die Gebete vieler Christen ziemlich unkreativ und recht trivial, um den Schöpfer des Universums damit zu belästigen.
"Ach, lieber Gott, hilf mir bei meiner Mathe-Prüfung", "Lass meine Katze genesen von ihrem Wurmbefall", "Mach, dass mein Lieblings-Sport-Team heute gewinnt", und so weiter und so fort.
Wieso dieses Mikro-Management? Man könnte Gott doch darum bitten, dass in Zukunft all seine Wünsche in Erfüllung gehen, ohne dass man Gott dafür behelligen muss.
Dass sich zum Beispiel die schöne Nachbarsfrau, die man so oft sehnsuchtsvoll durchs Fenster betrachtet, plötzlich unsterblich in einen verliebt. Blöd nur, wenn die dafür betet, dass der perverse Spanner von nebenan tot umfällt...



LIVIN' ON A PRAYER

Dass man nicht wirklich alles bekommt, was man erbetet, ist allerdings auch für Christen nicht wegzuleugnen. Die scheinen eher zu glauben, ein Gebet helfe manchmal - besser seien aber in jedem Fall viele Gebete.
Wenn man beispielsweise für einen Kranken betet, dann sucht man sich am besten weitere Christen, die ebenfalls für ihn beten.  Wenn ein Pfarrer für einen betet, zählt das mindestens so viel wie drei normale Gläubige.
Damit steigen die Chancen, dass Gott auf das Problem aufmerksam wird und was unternimmt.

Gott ist nämlich nicht so arrogant, dass er glaubt, allwissend und unendlich gut zu sein - was bedeuten würde, dass der Plan, den er für die Welt hat, der Beste ist, den es geben kann.
Nein, nein, Gott ist ein Erfüllungsgehilfe seiner Anhänger und macht prinzipiell die populärsten Wünsche der Menschen wahr. Daher haben die Kranken, für die sehr viel gebetet wird, auch bessere Karten als andere!




Soweit zur Ponyhofwelt vieler Christenmenschen. In der realen Welt kann man eigentlich als Kranker froh sein, wenn niemand für einen betet.
In einer amerikanischen Studie von 2006 wurden Menschen untersucht, die sich ernsthaften chirurgischen Eingriffen unterziehen mussten. Für eine Gruppe wurde gebetet, für die andere nicht. Überraschenderweise gab es einen signifikanten Unterschied zwischen beiden Gruppen. Nur nicht den, den sich die Betenden erhofften: Die Patienten, für die gebetet wurden, überstanden die Eingriffe im Durchschnitt schlechter, Komplikationen waren häufiger und länger. (Allerdings gab es den Unterschied nur bei Patienten, die wussten, dass man für sie betet.)

Die Autoren der Studie begründeten das Ergebnis damit, dass die Leute, für die gebetet wurde, oft hohe Erwartungen an diese Gebete stellten und sich dadurch sicherer fühlten. Dieser Glaube an göttlichen Beistand führte aber häufig dazu, dass der Körper weniger stark gegen Widrigkeiten ankämpfte als er es könnte.
Beten ist also nicht in jedem Fall exakt so effektiv wie sich zu wünschen, es wäre so - in manchen Fällen kann es sogar Körperverletzung sein.



SCHAF, KINDCHEN, SCHAF

Was viele Gläubige als einen Vorteil ihrer Religion betrachten, kann auch ein großer Nachteil sein: Der Glauben, dass Gott einen beschützt, nimmt dem Menschen Angst und Unsicherheit vor möglichen Gefahren des Lebens.

Aber gerade Angst und Unsicherheit in ungewohnten Situationen, das Gefühl, man muss sich selbst helfen, weil das sonst niemand tut - dies ist es, was uns stärker macht und uns so als Persönlichkeiten wachsen lässt.

Angst ist unangenehm, aber wichtig. Wenn man sie ausschaltet, sei es durch bestimmte Drogen oder durch Religion, dann kann das verheerende Auswirkungen auf die menschliche Psyche haben. Ein Gläubiger kann niemals das volle Potential seines Mensch-seins ausschöpfen, da er sich von seinem Gott abhängig macht und glaubt, alles was er erreicht hat, hätte er ohne Gott niemals schaffen können.

Das Christentum will aber auch gar keine entwickelten, komplexen Persönlichkeiten schaffen, sondern Zombies, die ohne Widerrede tun, was man von ihnen erwartet: Schafe.

"25 Jesus antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt, und ihr glaubet nicht. Die Werke, die ich tue in meines Vaters Namen, die zeugen von mir.

26 Aber ihr glaubet nicht; denn ihr seid von meinen Schafen nicht, wie ich euch gesagt habe.
27 Denn meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie; und sie folgen mir,
28 und ich gebe ihnen das ewige Leben; und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen."

(Johannes 10:25-28)


Wenn der Bibel-Gott existieren würde, wäre allein diese Aussage für mich ein Grund, ihn nicht anzubeten. Selbst als Schaf, dass Jesus aus Prinzip alles glaubt, würde ich es unmoralisch finden, dass andere für ihren Unglauben bestraft werden und kein ewiges Leben erhalten - einzig und allein für das schlimme Verbrechen, kein Schaf zu sein.



WHAT IS LOVE?
BABY, DON'T HURT ME, DON'T HURT ME, NO MORE

Sagt die Bibel nicht, dass Gott Liebe ist? (Ja, tut sie: 1 Johannes 4:8.)
Ich weiß vielleicht nicht viel über Liebe, außer dem, was ich von den nackten, verheirateten Zeichentrick-Kindern gelernt habe...
Aber gehört nicht zum Ideal von Liebe, dass man auch mal einen Fehler verzeihen kann?
Anscheinend nicht...

"32 Und wer etwas redet wider des Menschen Sohn, dem wird es vergeben; aber wer etwas redet wider den Heiligen Geist, dem wird's nicht vergeben, weder in dieser noch in jener Welt."

(Matthäus 12:32) 


Der Gott, der angeblich gleichzusetzen ist mit Liebe, kann alles vergeben, sei es auch noch so furchtbar: Massenmord, Kinderschändung, Folter, Volksmusik oder den Holocaust. Nur eine Heilige-Geist-Lästerung, das ist völlig unverzeihlich, die schlimmste aller Sünden?

Ist Gott wirklich so nachtragend, wenn er das "Opfer" der Sünde ist - während er von seinen Anhängern verlangt, sich gegenseitig viel schlimmere Verbrechen zu vergeben?
Im neuen Testament werden wir dazu aufgefordert, unsere Feinde zu lieben. Und Gott schmeißt seine eigenen Feinde und selbst bloße Kritiker für alle Zeiten ins Höllenfeuer? Kann das Liebe sein?
Ist es wirklich zu viel von Gott verlangt, einfach darüber zu stehen, wenn man über ihn lästert, anstatt mit der brutalstmöglichen Gewalt zu reagieren?




Vielleicht ist dieser Gott Liebe. Sich selbst liebt Gott definitiv sehr, sehr dolle.
Die Menschen liebt er auch, völlig bedingungslos. Allerdings halt nur unter der Bedingung, dass sie exakt das, tun, was er von ihnen verlangt.


"16 Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben."

(Johannes 3:16) 

Anders formuliert könnte es heißen: "Also hat Gott sich selbst geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab (warum auch immer), auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, auf dass sie ihn in alle Ewigkeiten verehren können.
Also hat Gott alle anderen Menschen gehasst, dass er seinen einzigen Teufel darauf ansetzte, sie für alle Ewigkeiten zu quälen."

Dass Gott nicht unseren modernen Vorstellungen von Gerechtigkeit entspricht und andere Maßstäbe an seine Anhänger legt als an die verdammten Ungläubigen, ist im alten Testament kaum zu übersehen. Im neuen Testament ist diese Haltung unter dem Deckmantel der "Liebe" versteckt, aber sehr schlecht.

Ich möchte keinen Gott anbeten, der Menschen dafür in die Hölle wirft, dafür dass sie die falsche Religion haben. Und so einer ist der Bibel-Christus definitiv. Natürlich könnte ich mich auch einer der Kirchen anschließen, die einen toleranten Hippie-Jesus verehren und die viele Dinge aus der Bibel einfach ignorieren und das exakte Gegenteil davon propagieren.
Aber wenn ich mir meinen Jesus sowieso selbst aussuchen kann, wieso soll ich mich dann überhaupt einer Kirche anschließen? Dann mach ich mir einfach direkt und ganz bewusst meinen eigenen Jesus wie er mir gefällt! Doch dazu später mehr...



FRÜCHTE DES ZORNS

"16 An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man auch Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln?
17 Also ein jeglicher guter Baum bringt gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt arge Früchte.
18 Ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen, und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen. 
19 Ein jeglicher Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.
20 Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. 
21 Es werden nicht alle, die zu mir sagen: HERR, HERR! ins Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.
22 Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: HERR, HERR! haben wir nicht in deinem Namen geweissagt, haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben, und haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan?
23 Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie erkannt; weichet alle von mir, ihr Übeltäter!"

(Matthäus 7:16-23)


Braucht man noch einen weiteren Grund, der gegen die christliche Religion spricht, selbst wenn man von der Existenz Gottes überzeugt ist, muss man sich nur einmal seine selbst ernannten Vertreter auf Erden ansehen.

Die katholische Kirche hat eine lange Geschichte von Gewalt, Mord, Hass und Intoleranz - hat unermesslich viel Leid verursacht im Namen ihres Gottes, den sie mit Liebe gleichsetzen: Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, Inquisition, Antisemitismus, Massaker an Juden und Moslems, Unterstützung der Nationalsozialisten, um nur einige Stichwörter zu nennen.

Nicht alle Verbrechen der katholischen Kirche liegen in der Vergangenheit. Papst Benedikt XVI. bleibt immer noch bei seiner absurd dummen Behauptung, im Kampf gegen AIDS verursachen Kondome mehr Probleme als sie verhindern und propagiert ein kategorisches Kondom-Verbot für alle guten Katholiken.
Damit hat er indirekt viele tausend Menschen auf dem Gewissen, die den Fehler gemacht haben, dem alten Reptil zu glauben. Nicht, dass ihm das nachts in seinem opulenten Palast den Schlaf raubt.

Auch noch im Gange sind Kindesmisshandlungen und eine systematische Vertuschung davon, besonders auf dem afrikanischen Kontinent.

In den USA, Deutschland, Irland, den Niederlanden und vielen anderen Ländern gibt es tausende Menschen, die im letzten Jahrhundert von katholischen Priestern missbraucht wurden. Gott weiß, wie viele. Aber leider verrät er es uns nicht.
Anscheinend ist auch er eher für Vertuschung als für Aufklärung.



I HEARD THIS OLD STORY BEFORE
WHERE THE PEOPLE KEEP KILLING FOR THEIR METAPHORS

"Die Vernunft soll in der Taufe ersäuft werden und sie ist es auch."

(Martin Luther, "Der Römerbrief")


Nicht, dass Protestanten in ihrer kürzeren Geschichte immer durch Friedfertigkeit, Toleranz und Gewaltlosigkeit geglänzt haben. Der Krieg, den Luther und seine Anhänger gleich zu Beginn der Reformation verursachten, war einer der verheerendsten und blutigsten, den Europa je gesehen hatte.

Luther selbst war auch nicht unbedingt ein feiner Kerl, zumindest nicht in meinen Augen. Aber jedem das Seine: Wer glaubt, dass Martin Luther uns nicht nur als Buchautor sein 1543 erschienenes Meisterwerk "Von den Juden und ihren Lügen" gebracht hat, sondern auch die wahre Religion - wer glaubt, jemand, der seine Anhänger dazu aufruft, Synagogen in Brand zu setzen, habe die frohe Botschaft des Juden Jesus Christus richtig verstanden... Bitteschön.




Menschen, die im Namen ihres Gottes morden, Leid verursachen und andere unterdrücken - das gab es schon lange vor den Christen. Das Perverse am Christentum ist aber, dies nicht nur im Namen Gottes zu tun, sondern im Namen der Liebe.

Jesus würde sich im Grabe umdrehen!



[Im nächsten Teil der Reihe "Der Mythos Jesus": Genug von dem Schmarr'n! Ich mach mir meine eigene Bibel wiede-wiede-wie es mir gefällt!..]

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SERIE: "DER MYTHOS JESUS"