16. Februar 2010

DIE REISE ZUM MITTAGSLAND DER ERDE (Das Buch Genesis Teil 4)


[Teil 1: "Sonne, Mond und Sterne"] [Teil 2: "Es war einmal..."]
[Teil 3: "Die gerechte Strafe"]

TEIL 4

Im ersten Buch der jüdischen Torah und des christlichen Alten Testament, der Genesis, wird davon berichtet, wie der HERR Mensch und Tier erschaffen hat, um sie danach alle wieder zu töten...

Na ja, nicht ganz: Ein Typ namens Noah hat seine Familie und ein Paar von jeder Tierart gerettet. Damit kann die Erde wieder bevölkert werden. Mit einer großen, fröhlichen, inzestuösen Familie.



WE ARE FAMILY

"1 Dies ist das Geschlecht der Kinder Noahs: Sem, Ham, Japheth. Und sie zeugten Kinder nach der Sintflut.

[...]

32 Das sind die Nachkommen der Kinder Noahs in ihren Geschlechtern und Leuten. Von denen sind ausgebreitet die Leute auf Erden nach der Sintflut"

(Genesis 10:1,32)

Die gesamte Menschheit stammt also von Noahs drei Söhnen ab. Wer Genaueres wissen will, kann dies im zehnten Kapitel der Genesis nachlesen. Dort gibt es mal wieder einen Stammbaum - von Leuten mit lustigen Namen wie Nimrod, Uz, Hul, Rehoboth-Ir und Eber.



ZUNGENBRECHER

Die neuen Menschen sind frohen Mutes und verstehen sich ausgezeichnet, denn sie sprechen schließlich alle die selbe Sprache. Kein Wunder: Es gibt ja nur eine auf der Welt.

"1 Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache.
2
Da sie nun zogen gen Morgen, fanden sie ein ebenes Land im Lande Sinear, und wohnten daselbst.
3 Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, laß uns Ziegel streichen und brennen! und nahmen Ziegel zu Stein und Erdharz zu Kalk

4 und sprachen: Wohlauf, laßt uns eine Stadt und einen Turm bauen, des Spitze bis an den Himmel reiche, daß wir uns einen Namen machen! denn wir werden sonst zerstreut in alle Länder."

(Genesis 11:1-4)





Die Menschenkinder starten also ein ambitioniertes Bauprojekt. Eine Stadt mit einem Turm, der bis zum Himmel ragt. Sie wollen zusammen in einer großen Gemeinschaft leben, in einer Stadt, auf deren Konstruktion sie stolz sein können. Aus irgendwelchen Gründen glauben sie, sonst getrennt zu werden und sich aus den Augen zu verlieren.
Das sieht der HERR gar nicht gern.

"5 Da fuhr der HERR hernieder, daß er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten.
6 Und der HERR sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen, und haben das angefangen zu tun; sie werden nicht ablassen von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun. 

7 Wohlauf, laßt uns herniederfahren und ihre Sprache daselbst verwirren, daß keiner des andern Sprache verstehe!"

(Genesis 11:5-6)


Gott verlässt sein kosmisches Penthouse und besucht die Erde. Er sieht das Projekt der Menschen und erkennt, dass diese wahrscheinlich nicht einfach mitten im Bau damit aufhören werden.
Ganz schön zielstrebig, diese so genannten Menschen.
Aber nicht mit Gott...

Nachdem der eine und einzige Gott mal wieder mit sich selbst redet - und zwar im Plural -, sorgt er dafür, dass die Menschen nicht mehr miteinander reden können.

"8 Also zerstreute sie der HERR von dort alle Länder, daß sie mußten aufhören die Stadt zu bauen.
9 Daher heißt ihr Name Babel, daß der HERR daselbst verwirrt hatte aller Länder Sprache und sie zerstreut von dort in alle Länder."

(Genesis 11:8-9)


Warum er das tut? Das weiß nur Gott allein. Oder nicht allein, sondern in der Mehrzahl. Wer weiß...



ICH PACKE MEINEN KOFFER

Weil biblische Stammbäume so schön sind, gibts nach der Geschichte vom Turmbau zu Babel endlich mal wieder einen. Schließlich mussten wir fast ein ganzes halbes Kapitel darauf warten!
Der Stammbaum beginnt mit Noahs Sohn Sem und endet mit den Brüdern Abram und Nahor und deren Frauen, Sarai und Milka (Genesis 11:10-32).

Aus sicherlich gewichtigen Gründen, die jedoch nicht genannt werden, mag Gott Abram gerne leiden und bietet seine Freundschaft an. Abrams Freunde sind von nun an auch Gottes Freunde und seine Feinde haben jetzt wohl nicht mehr gut Kirschen essen...

"1 Und der HERR sprach zu Abram: Gehe aus deinem Vaterlande und von deiner Freundschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. [...]

3 Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen;"

(Genesis 12:1,3)





Der HERR führt Abram und dessen Familie aus ihrem Vaterland. Natürlich lässt er ihnen Zeit zu packen, was man so für eine solche Reise benötigt. Kleidung, Hygieneartikel, Proviant, die Seelen, die man halt so über die Zeit erwirbt und so weiter.

"5 Also nahm Abram sein Weib Sarai und Lot, seines Bruders Sohn, mit aller ihrer Habe, die sie gewonnen hatten, und die Seelen, die sie erworben hatten in Haran; und zogen aus, zu reisen in das Land Kanaan."

(Genesis 12:5)




TRICKSTER

Auf der Reise kommen Abram und seine Sippe auch nach Ägypten. Obwohl Gott auf seiner Seite ist und seine Feinde verflucht - was für die sicher nichts Gutes bedeutet - befürchtet Abram, dass die Ägypter
1. ihn umbringen
2. seine Frau nicht umbringen

"11 Und da er nahe an Ägypten kam, sprach er zu seinem Weib Sarai: Siehe, ich weiß, daß du ein schönes Weib von Angesicht bist.
12 Wenn dich nun die Ägypter sehen werden, so werden sie sagen: Das ist sein Weib, und werden mich erwürgen, und dich leben lassen."

(Genesis 12:11-12)



Doch Abram ist ja nicht doof und hat eine gute Idee. Sarai soll sich einfach als Abrams Schwester ausgeben.

"13 Sage doch, du seist meine Schwester, auf daß mir's wohl gehe um deinetwillen und meine Seele am Leben bleibe um deinetwillen."

(Genesis 12:13)


Sollte der fromme und gottgefällige Abram gar ein gemeiner Lügner sein? Natürlich nicht!
Wie wir später erfahren (in Genesis 20:12), ist seine Ehefrau Sarai tatsächlich auch seine Schwester.


"14Als nun Abram nach Ägypten kam, sahen die Ägypter das Weib, daß sie sehr schön war.
15 Und die Fürsten des Pharao sahen sie und priesen sie vor ihm. Da ward sie in des Pharao Haus gebracht.
16
Und er tat Abram Gutes um ihretwillen. Und er hatte Schafe, Rinder, Esel, Knechte und Mägde, Eselinnen und Kamele."

(Genesis 12:14-16)


Dass die göttliche Reisegruppe vom Pharao nur deswegen derart bevorzugt behandelt wird, weil Sarai so gut aussieht, ist ein wenig suspekt. Und tatsächlich, der Pharao hat amouröse Absichten.
Doch als der Pharao versucht bei ihr zu landen, geht der HERR auf seine üblich charmante Weise dazwischen.

"17 Aber der HERR plagte den Pharao mit großen Plagen und sein Haus um Sarais, Abrams Weibes, willen."

(Genesis 12:17)



Der Pharao erfährt (wie auch immer), dass Sarai Abrams Ehefrau ist und nicht nur, wie er gedacht hatte, seine Schwester. (Aber auch..)
Verständlicherweise ist seine Majestät not amused.

"18 Da rief Pharao Abram zu sich und sprach zu ihm: Warum hast du mir das getan? Warum sagtest du mir's nicht, daß sie dein Weib wäre?
19 Warum sprachst du denn, sie wäre deine Schwester? Derhalben ich sie mir zum Weibe nehmen wollte."


(Genesis 12:18-19a)

Die ganze Nummer wäre Abram und Co. erspart geblieben, hätte er dem Pharao ehrlicherweise gesagt, dass Sarai seine Ehefrau ist. Aber schließlich hatte Abram Angst, dass die blutrünstigen Heiden aus dem Ägyptenland ihn ohne mit der Wimper zu zucken abmurksen.
Vielleicht hatte er deren Boshaftigkeit leicht überschätzt.

Der Pharao wird sicherlich nicht gerne angelogen und hat bestimmt auch nicht gern Plagen im Haus. Trotzdem lässt er Abram und seine Familie nicht nur ungestraft davonkommen, sondern lässt sie auch noch auf dem Weg bewachen. Sieh mal einer an.

"Und nun siehe, da hast du dein Weib; nimm sie und ziehe hin.
20
Und Pharao befahl seinen Leuten über ihm, daß sie ihn geleiteten und sein Weib und alles, was er hatte."

(Genesis 12:19b-20)




MAHLZEIT!

1 Also zog Abram herauf aus Ägypten mit seinem Weibe und mit allem, was er hatte, und Lot auch mit ihm, ins Mittagsland.
2 Abram aber war sehr reich an Vieh, Silber und Gold.

[...]

5 Lot aber, der mit Abram zog, der hatte auch Schafe und Rinder und Hütten.
6 Und das Land konnte es nicht ertragen, daß sie beieinander wohnten; denn ihre Habe war groß, und konnten nicht beieinander wohnen.
7 Und es war immer Zank zwischen den Hirten über Abrams Vieh und zwischen den Hirten über Lots Vieh.


(Genesis 13:1-2,5-7)


Nachdem die fröhliche Reisegesellschaft Ägypten verlassen hat, zieht sie weiter und lässt sich dann im Mittagsland nieder. Doch sowohl Lot als auch Abram haben sehr viel Vieh. Das Land ist nicht groß genug für beide. Es kann nur einen geben.
Abram macht ein faires Angebot unter Brüdern. Lot solle sich doch einfach verziehen.

"8 Da sprach Abram zu Lot: Laß doch nicht Zank sein zwischen mir und dir und zwischen meinen und deinen Hirten; denn wir sind Gebrüder.
9 Steht dir nicht alles Land offen? Scheide dich doch von mir."

(Genesis 13:8-9)


Wenn man penibel wäre, könnte man einwenden, dass Lot gar nicht Abrams Bruder, sondern sein Neffe ist (wie wir in Genesis 11:27 erfahren). Da seine Frau auch seine Schwester ist, sind einige seiner Neffen auch seine Söhne, und sein Bruder gleichzeitig sein Schwager. Ganz schön kompliziert...
Da ist es schon verständlich, wenn man mal durcheinander kommt.

Offenbar ist keiner der beiden bereit, etwas von ihren Habseligkeiten zu verkaufen oder verschenken. Sie trennen sich lieber von Familienmitgliedern als von ihrem materiellen Besitz.
Diese Einstellung wird vom HERRN großzügig belohnt.

"14 Da nun Lot sich von Abram geschieden hatte, sprach der HERR zu Abram: Hebe dein Augen auf und siehe von der Stätte an, da du wohnst, gegen Mittag, gegen Morgen und gegen Abend.
15 Denn alles Land, das du siehst, will ich dir geben und deinem Samen ewiglich;
16 und ich will deinen Samen machen wie den Staub auf Erden. Kann ein Mensch den Staub auf Erden zählen, der wird auch deinen Samen zählen."

(Genesis 13:14-16)



Samen zählen?.. Ich spare mir aus Jugendschutzgründen mal ausnahmsweise meinen dummen Kommentar.
Apropos Jugendschutz: Lot zieht übrigens nach Sodom...

"12 daß Abram wohnte im Lande Kanaan und Lot in den Städten der Jordangegend und setzte seine Hütte gen Sodom.
13 Aber die Leute zu Sodom waren böse und sündigten sehr wider den HERRN."

(Genesis 13:12-13)



Lot zieht zu den Ladys und Gentlemen nach Sodom und wohnt dort bis zum Ende ihrer Tage. Das wird allerdings wohl nicht lange auf sich warten lassen, wenn der HERR von den Sünden erfährt.
Obwohl, eigentlich hatte er ja nach der Sintflut eingesehen, dass der Mensch nun einmal böse ist und es klang fast so, als hätte er keine Lust mehr auf Massenmord.

"21 Und der HERR roch den befriedigenden Geruch, und der HERR sprach zu seinem Herzen: Ich will fortan die Erde nicht mehr verfluchen um des Menschen willen, wiewohl das Dichten des menschlichen Herzens böse ist von seiner Jugend an; auch will ich fortan nicht mehr alles Lebendige schlagen, wie ich getan habe."

(Genesis 8:21)


Aber keine Sorge: Natürlich kommt der liebe Gott bald wieder zur Vernunft und sieht ein, dass blutige Massaker viel zu viel Spaß machen um dauerhaft darauf zu verzichten.




ENDE TEIL 4

In Teil 5: Big Trouble in Little Sodom, die Rückkehr der Riesen, Abram verhandelt mit Gott und vieles mehr...


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SERIE: "DAS BUCH GENESIS"

>> Teil 4: "Die Reise zum Mittagsland der Erde"

13. Februar 2010

DIE GERECHTE STRAFE (Das Buch Genesis Teil 3)


[Teil 1: "Sonne, Mond und Sterne"]
[Teil 2: "Es war einmal..."]

TEIL 3

Das Buch Genesis erzählt die Geschichte von der Erschaffung der Welt bis zum Tod des Stammvaters Jakob. Dieser ist, genau wie alle heute lebenden Menschen, ein Nachfahre von Gottes Lieblingsmenschen und (- Vorsicht, Wortspiel -) Archetekten Noah.






EAT IT

Nachdem Gott mit der Sintflut alle Menschen (bis auf Noah und seine Familie) ertränkt hat, hält er einen Vortrag. Darin geht es zunächst um das Thema Ernährung.

"1
Und Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach: Seid fruchtbar und mehrt euch und erfüllt die Erde.

2 Furcht und Schrecken vor euch sei über alle Tiere auf Erden und über alle Vögel unter dem Himmel, über alles, was auf dem Erdboden kriecht, und über alle Fische im Meer; in eure Hände seien sie gegeben.
3 Alles, was sich regt und lebt, das sei eure Speise; wie das grüne Kraut habe ich's euch alles gegeben."

(Genesis 9:1-3)


Vegetarier sind demnach gottlose Leute. Der HERR befiehlt schließlich: Wir sollen essen, was sich regt und lebt. Allerdings sollte es dann, wenn wir es essen, nicht mehr leben und sich regen.

"4 Allein eßt das Fleisch nicht, das noch lebt in seinem Blut." (Genesis 9:4)


Die Anweisungen für die menschliche Ernährung sind hier noch ziemlich einfach. Man soll einfach alle Tiere essen, aber nur wenn sie tot sind. Dies steht im Widerspruch zum 3. Buch Mose, in dem eine sehr detaillierte Anleitung gegeben wird, welche Tiere man essen darf und welche nicht.
Obwohl Gott in der Bibel gerne und viele Gesetze aufstellt, gibt er Noah und seinen Söhnen neben den Ernährungstipps nur eine einzige Regel mit auf den Weg. Das deutet wohl darauf hin, dass die sehr, sehr wichtig ist: Der liebe Gott ordnet die Todesstrafe für Mörder an.

"6 Wer Menschenblut vergießt, des Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn Gott hat den Menschen zu seinem Bilde gemacht."

(Genesis 9:6)

Morden ist falsch, meint Gott - nachdem er gerade eben so gut wie die gesamte Menschheit ermordet hat...



BUND DES LEBENS

Man könnte denken: "Was geht mich das an, wenn Gott Noah und seinen Söhnen Vorschriften macht? Sollen die mal schön unter sich ausmachen." Doch der HERR stellt klar, dass die Gesetze auch für alle Nachkommen Noahs gelten, also für die gesamte Weltbevölkerung, so wie für alle Tiere.

"9
Siehe, ich richte mit euch einen Bund auf und mit eurem Samen nach euch.
10 und mit allem lebendigen Getier bei euch, an Vögeln, an Vieh und an allen Tieren auf Erden bei euch, von allem, was aus dem Kasten gegangen ist, was für Tiere es sind auf Erden.
11 Und richte meinen Bund also mit euch auf, daß hinfort nicht mehr alles Fleisch verderbt werden soll mit dem Wasser der Sintflut , und soll hinfort keine Sintflut mehr kommen, die die Erde verderbe."

(Genesis 9:9-11)



Das ist doch nett vom HERRN, dass er keinen Holocaust mehr veranstalten möchte. Das beantwortet allerdings nicht die Frage, warum er beim vorherigen fast alle Tiere massakriert hat. Konnte Gott mit seiner Herrlichkeit die bösen Menschen nicht von der Erde vertilgen ohne die Tiere mit zu vernichten?
Wahrscheinlich schon, denn er ist ja allmächtig. Das hätte auch den Bau einer großen Arche überflüssig gemacht. Aber dann hätte er ja nicht die coole Sintflut-Story von den Sumerern klauen können, und der HERR mag es theatralisch, auch wenn ein paar unschuldige Lebewesen dafür drauf gehen.




SOMEWHERE OVER THE RAINBOW

Der HERR erfindet jedenfalls daraufhin noch den Regenbogen, damit die Menschen und Tiere den Bund nicht vergessen.

"12 Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich gemacht habe zwischen mir und euch und allen lebendigen Seelen bei euch hinfort ewiglich:
13
Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde."

(Genesis 9:12-13)




BESSER GEHTS NICHT

Vor der Sintflut waren die Leute so schlimme Sünder, dass Gott die Nase schließlich voll hatte. So tötet er einfach alle. Nur den guten Noah läßt er leben und - damit dieser fruchtbar sein und sich mehren kann - dessen Familie.
Natürlich wird Noah nicht zufällig vom HERRN verschont.

"9 Noah war ein frommer Mann und ohne Tadel und führte ein göttliches Leben zu seinen Zeiten."

(Genesis 6:9)



Und Noah ist nicht nur tadellos, fromm und führte ein göttliches Leben, er zeichnete sich zudem vor Gott besonders durch seine Gerechtigkeit aus. Der gottgefällige Noah sollte uns also allen als Vorbild dienen.

"1 Und der HERR sprach zu Noah: Gehe in den Kasten, du und dein ganzes Haus; denn ich habe dich gerecht ersehen vor mir zu dieser Zeit."


(Genesis 7:1)

Was Gott unter einem gerechten Mann versteht, erfahren wir in der nächsten Geschichte, der einzigen Noah-Erzählung neben der Sintflut-Saga.



EIN BISSCHEN SPASS MUSS SEIN

Nach der Sintflut legt Noah sich nicht etwa gleich auf die faule Haut, sondern besorgt sich einen Job. Er wird Weinbauer.

"20 Noah aber fing an und ward ein Ackermann und pflanzte Weinberge.
" (Genesis 9:20)

Er unterhielt also mehrere Weinberge, aus denen man wohl einiges an Wein produzieren kann.
Da es zu dem Zeitpunkt aber nur eine handvoll Menschen gibt und er den guten Tropfen nicht verkommen lassen will, kostet er selbst auch ein wenig vom Rebensaft.

Als Noah dann später besoffen und nackig in seiner Hütte liegt, kommt sein Sohn Ham versehentlich hinein und sieht seinen alten Herrn unbekleidet.
Ham eilt zu seinen Brüdern Japeth und Sem und erzählt ihnen von dem Vorfall.

"21 Und da er von dem Wein trank, ward er trunken und lag in der Hütte aufgedeckt.
22 Da nun Ham, Kanaans Vater, sah seines Vaters Blöße, sagte er's seinen beiden Brüdern draußen."

(Genesis 9:21-22)



Sem und Japeth gehen rückwärts in die Hütte ihres Vaters und decken ihn zu, ohne seinen Pillermann zu sehen.

"23
Da nahmen Sem und Japheth ein Kleid und legten es auf ihrer beider Schultern und gingen rücklings hinzu und deckten des Vaters Blöße zu; und ihr Angesicht war abgewandt, daß sie ihres Vater Blöße nicht sahen."

(Genesis 9:23)




DAS GÖTTLICHE LEBEN ZU SEINEN ZEITEN

Noah, Gottes Liebling, erwacht am nächsten Morgen aus dem Suff und erfährt, was passiert ist. Nun wäre es etwas ungerecht, wenn er seinen Sohn Ham für die Sache bestrafen würde. Schließlich kann der doch nichts dafür, dass der fromme Noah voll wie eine Strandhaubitze nackt in seiner Bude liegt und nicht mal die Tür abschließt.

Ham wird auch nicht bestraft. Stattdessen verflucht Noah Kanaan, Hams Sohn, der mit ganzen Sache rein gar nichts zu tun hat.
Zur Strafe wird dieser lebenslanger Sklave seiner Onkel. Geschieht ihm Recht!

"24 Als nun Noah erwachte von seinem Wein und erfuhr, was ihm sein jüngster Sohn getan hatte,
25 sprach er: Verflucht sei Kanaan und sei ein Knecht aller Knechte unter seinen Brüdern!
26
und sprach weiter: Gelobt sei der HERR, der Gott Sem's; und Kanaan sei sein Knecht!

27 Gott breite Japheth aus, und lasse ihn wohnen in den Hütten des Sem; und Kanaan sei sein Knecht!"

(Genesis 9:24-27)





Nachdem Noah seinen Enkel also zu Sklaverei bis zum Tode verflucht hatte, tat er wohl nichts Erwähnenswertes mehr. Jedenfalls ist es mit der Geschichte über Noah damit aus und er segnet das Zeitliche im rüstigen Seniorenalter.

"28 Noah aber lebte nach der Sintflut dreihundertfünfzig Jahre,
29
daß sein ganzes Alter ward neunhundertundfünfzig Jahre, und starb."

(Genesis 9:28-29)



Was lernen wir daraus? Falls eure Eltern in den Augen Gottes gerechte und fromme Menschen sind, klopft immer an, wenn ihr sie besucht. Vielleicht liegen sie ja gerade sturzbetrunken und nackt auf dem Sofa, wieso auch nicht.



ENDE TEIL 3

Im nächsten Teil: Abram packt seine sieben Sachen, seine gesammelten Seelen und seine Frau, die auch seine Schwester ist, und reist ins Mittagsland.





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SERIE: "DAS BUCH GENESIS"

>> Teil 3: "Die gerechte Strafe"

9. Februar 2010

ES WAR EINMAL... (Das Buch Genesis Teil 2)

[Teil 1: "Sonne, Mond und Sterne"]



TEIL 2

Im ersten Buch Mose, der Genesis, wird nicht nur von der Schöpfungswoche und dem Sündenfall von Adam und Eva berichtet. Wir erfahren auch wie es den Nachkommen der beiden ergangen ist.
Eine Geschichte, in der Riesen, die Söhne
Gottes und 900jährige Menschen vorkommen. Willkommen in der fabelhaften Welt der Genesis...






KAIN ABEL MEHR

Nachdem Adam und Eva aus dem Garten Eden gejagt wurden, bekommen sie im Exil zwei Kinder: Kain und Abel. Doch aus Eifersucht darauf, dass Gott Abels Brandopfer mag und seine nicht, tötet Kain seinen Bruder. Dies ist der erste Mord in der Geschichte und damit ein nicht unbedeutendes Event. Dramaturgisch gesehen wirkt er allerdings recht unspektakulär.

"8 Da redete Kain mit seinem Bruder Abel. Und es begab sich, da sie auf dem Felde waren, erhob sich Kain wider seinen Bruder Abel und schlug ihn tot."

(Genesis 4:8)



Etwas später hat der allgegenwärtige und allwissende Gott etwas mit Abel zu bereden und sucht ihn daher. Da er ihn nicht finden kann, fragt er Kain, ob er wisse, wo sein Bruder sei.
Der meint: "Keine Ahnung, ich bin doch nicht sein Babysitter. Geh mir nicht auf den Sack, Gott!"

"9
Da sprach der HERR zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel? Er sprach: Ich weiß nicht; soll ich meines Bruders Hüter sein?"

(Genesis 4:9)



Der HERR erfährt allerdings die Wahrheit, da er die Schreie der Stimme des Blutes von Abel, was auch immer das sein soll, hört.

"10 Er aber sprach: Was hast du getan? Die Stimme des Bluts deines Bruders schreit zu mir von der Erde."

(Genesis 4:10)



Zur Strafe verflucht Gott den Acker:

"11 Und nun verflucht seist du auf der Erde, die ihr Maul hat aufgetan und deines Bruders Blut von deinen Händen empfangen.
12 Wenn du den Acker bauen wirst, soll er dir hinfort sein Vermögen nicht geben. Unstet und flüchtig sollst du sein auf Erden."

(Genesis 4:12)


Der Acker ist nun übrigens doppelt verflucht, da er ja schon um Adams Willen verflucht ist.

"17 Und zu Adam sprach er: [...] verflucht sei der Acker um deinetwillen, mit Kummer sollst du dich darauf nähren dein Leben lang."

(Genesis 3:17)



Kain ist einsichtig und meint, er habe vom HERRN eine größere Strafe verdient als ihre Eltern, dafür dass die eine verbotene Frucht gegessen haben, nämlich den Tod. Gott findet das nicht.

"13 Kain aber sprach zu dem HERRN: Meine Sünde ist größer, denn daß sie mir vergeben werden möge.

14 Siehe, du treibst mich heute aus dem Lande, und ich muß mich vor deinem Angesicht verbergen und muß unstet und flüchtig sein auf Erden. So wird mir's gehen, daß mich totschlage, wer mich findet. 
15 Aber der HERR sprach zu ihm: Nein; sondern wer Kain totschlägt, das soll siebenfältig gerächt werden. Und der HERR machte ein Zeichen an Kain, daß ihn niemand erschlüge, wer ihn fände.
16 Also ging Kain von dem Angesicht des HERRN und wohnte im Lande Nod, jenseit Eden, gegen Morgen."


(Genesis 4:13-16)



Der HERR will Kain also vor Mord beschützen. Sollte nicht all zu viel Arbeit werden, da es ja auf der ganzen Welt eh nur drei Menschen gibt: Kain und seine Eltern Adam und Eva.
Nur: Wie um alles in der Welt sollte daraus nun die gesamte Menschheit entstehen?
Der Bibelautor (Gott) ignoriert dieses Logik-Loch einfach - in der Hoffnung, dass das wohl eh keiner merken würde...

"17 Und Kain erkannte sein Weib, die ward schwanger und gebar den Henoch. Und er baute eine Stadt, die nannte er nach seines Sohnes Namen Henoch."

(Genesis 4:17)



Da Adam und Eva ihren Sohn Abel zu Grabe tragen mussten, da dieser im Unterschied zu seinem Bruder keinen göttlichen Schutz vor Mord genossen hat, kriegen sie von Gott zur Entschädigung einen brandneuen Sohn.

"25 Adam erkannte abermals sein Weib, und sie gebar einen Sohn, den hieß sie Seth; denn Gott hat mir, sprach sie, einen andern Samen gesetzt für Abel, den Kain erwürgt hat."

(Genesis 4:25)


Klingt wie das biblische Pendant zu Eltern, die ihre Kinder beim Tod eines geliebten Haustiers mit den Worten trösten: "Ist nicht doch so schlimm... Wir fahren morgen in die Zoohandlung und kaufen ein Neues!"
(Ob Abel von Kain erschlagen (4:8) oder erwürgt (4:25) wurde, wird wahrscheinlich ein ewiges Rätsel der Geschichte bleiben...)

Auch der neue Sohn von Adam und Eva bekommt schließlich Nachwuchs.
Natürlich einen Sohn: Zur damaligen Zeit waren alle Babys männlich und hatten Mütter, die aus dem Nichts aufgetaucht sind.

"26 Und Seth zeugte auch einen Sohn und hieß ihn Enos. Zu der Zeit fing man an, zu predigen von des HERRN Namen."

(Genesis 4:26)


Wie soll man das denn verstehen: Zur Zeit Enos' fing man an von des HERRN Namen zu predigen? Und Adam, Eva und ihre Söhne waren Atheisten oder was?...



DEMOGRAFISCHER WANDEL

In Kapitel 5 der Genesis findet man einen Stammbaum von Adam bis zu Noah, der bei Adams jüngstem Sohn Seth beginnt.

"3 Und Adam war hundertunddreißig Jahre alt und zeugte einen Sohn, der seinem Bild ähnlich war und hieß ihn Seth
4 und lebte darnach achthundert Jahre und zeugte Söhne und Töchter;
5
daß sein ganzes Alter ward neunhundertunddreißig Jahre, und starb.
6
Seth war hundertundfünf Jahre alt und zeugte Enos
7
und lebte darnach achthundertundsieben Jahre und zeugte Söhne und Töchter;"
8 daß sein ganzes Alter ward neunhundertundzwölf Jahre, und starb."

(Genesis 5:3-7)




Der Stammbaum geht noch eine ganze Weile so weiter und endet damit, dass Noah Kinder zeugt, immerhin im stattlichen Alter von 500 Jahren. (Genesis 5:32)
Wer glaubt, die durchschnittliche Lebenserwartung sei in den letzten 3000 Jahren deutlich gestiegen, wird hier eines besseren belehrt: Bei den Stammvätern lag sie bei etwa 900 Jahren.

Einige Gläubige nehmen den Text sehr wörtlich und leiten aus ihm (und den Stammbäumen im neuen Testament) das Alter der Menschheit und des Universums (5 Tage mehr) ab.
Da sich die verschiedenen Stammbäume aber widersprechen, kommen sie leider auf sehr unterschiedliche Angaben. Demnach ist die Erde zwischen 5.700 und 10.000 Jahre alt.

Andere Christen halten die Bibel-Geschichten nicht für tatsächliche Ereignisse, sondern für moralische oder theologische Lektionen, die uns Gott in Form von Methaphern gesandt hat. Nach einer solchen Sichtweise könnte man argumentieren, die Leute seien nicht tatsächlich 900 Jahre alt geworden, sondern nur sehr, sehr alt.

Dieser Einwand hat einen großen Haken: Will man Zahlenverhältnisse übertreiben, nimmt man doch in der Regel runde Zahlen, z. B. "1000 Mal berührt" und nicht "973 Mal berührt". Wenn man nur vermitteln will, dass die Leute verhältnismäßig lange lebten, ist es irrelevant, dass Seth 912 Jahre wird, sein Sohn Enos aber nur 905 und Methusalem 969.


"10
Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig Jahre"

(Psalm 90:10)



Kleiner Mathe-Exkurs:

Hätten sich die Menschen zu dieser Zeit tatsächlich bis ins beachtliche Alter von 500 Jahren vermehrt, (wie es Noah angeblich getan haben soll) so hätten sie für Familienfeiern wohl recht große Hallen mieten müssen.

Nehmen wir an, eine Frau, nennen wir sie Hildegard, gebärt nur alle zehn Jahre ein Kind und fängt damit im Alter von 20 Jahren an, was für die Zeit relativ spät ist.
-Zu ihrem 20. Geburtstag bekommt sie ihr erstes Kind. (+1)
-Zum 30. bekommt ihr (nun zehnjähriges) Erstgeborenes einen Bruder oder eine Schwester. (+1)
-Zum 40. gibts das nächste Baby. Nun ist das erstgeborene Kind 20 und bekommt sein/ihr erstes eigenes Kind. Es werden also zwei Babys geboren. (+2)
-Zum 50. kriegt Hildegard ihr viertes Kind. Auch ihr erstes Kind (nun 30) bekommt wieder Nachwuchs, sowie auch Kind 2, das jetzt zwanzig ist. (+3)
-Auch mit sechzig kriegt sie wieder ein Kind. Kind 1 (40), Kind 2 (30) und Kind 3 (20) zeugen ebenfalls Nachkommen. Das Erstgeborene von Kind 1 ist nun 20 und macht unsere Hildegard erstmalig zur Urgroßmutter. Die Sippe wächst um 5 Bälger. (+5)

Lange Rede, kurzer Sinn: Alle zehn Jahre werden Babies geboren und zwar so viele wie 10 Jahre zuvor plus der Anzahl der vor 20 Jahren geborenen Kinder. Diese Zahlenfolge (1,1,2,3,5,8,13,21,34,55 etc) nennt sich Fibonacci-Folge und kommt bei natürlichem Wachstum sehr oft vor. So weit, so gut.

Nur: Wenn die Mutter nach 500 Jahren ihr letztes Kind gezeugt hat, könnte es für sie schwierig werden, die ganzen Namen ihrer Nachkommen im Kopf zu behalten.

Immerhin etwa 32.000.000.000 (32 Milliarden) an der Zahl.



GROSSVATER UNSER

Die bekannteste Darstellung des himmlischen Vaters ist wohl die auf Michelangelos Fresko in der sixtinischen Kappelle. Mit weißem Vollbart und weißen Haaren sieht er darauf aber eher wie ein Großvater als ein Vater aus.




Und tatsächlich hat er mehrere Enkel, da viele seiner Söhne mit menschlichen Frauen Nachwuchs gezeugt haben.

"1 Als sich aber die Menschen zu mehren begannen auf Erden und ihnen Töchter geboren wurden,
2
sahen die Söhne Gottes, daß die Töchter der Menschen schön waren und nahmen sich von allen diejenigen zu Weibern, welche ihnen gefielen."

(Genesis 6:1-2)



Es kommt noch dicker...

"4 
Die Riesen waren auf Erden in jenen Tagen, und zwar daraufhin, daß die Söhne Gottes zu den Töchtern der Menschen kamen und diese ihnen gebaren. 
Das sind die Helden, die von alters her berühmt gewesen sind."

(Genesis 6:4)



Riesen auf der Erde, deren Väter Söhne Gottes waren und die sogar Prominentenstatus erlangten: Klingt erstmal nicht uninteressant. Sollte man eventuell noch etwas weiter ausführen.
Der Autor dieser Textstelle (Gott) fand es aber anscheinend nicht so wichtig. Über die Riesen wird kein einziges Wort mehr verloren.

Wahrscheinlich dachte er sich: "Söhne Gottes, berühmte Riesen, wen interessiert denn sowas? Ich erzähle lieber, dass Enos 912 Jahre alt geworden ist, sein Sohn aber 910, dass dessen Sohn Mahalaleel 895 Jahre alt geworden ist, sein Sohn Jared 962,..
So etwas interessiert die Leute!"



IRREN IST GÖTTLICH

Im "Lexikon der Psychologie" wird "Reue" so definiert: "Reue ist das Gefühl – in besonderen Fällen ein Affekt – der Unzufriedenheit, der Abscheu, des Schmerzes und Bedauerns über das eigene fehlerhafte Tun und Lassen, verbunden mit dem Bewusstsein (oder der Empfindung) von dessen Unwert und Unrecht sowie mit dem Willensvorsatz zur eventuellen Genugtuung und Besserung."

Reue hat also mit dem Eingestehen eines Fehlers zu tun. So etwas sollte einem allwissenden und allmächtigen Wesen eigentlich nicht passieren, aber schließlich ist Gott auch nur ein Mensch...

"5 Da aber der HERR sah, daß der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar,
6 da reute es ihn, daß er die Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen,
7 und er sprach: Ich will die Menschen, die ich gemacht habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen an bis auf das Vieh und bis auf das Gewürm und bis auf die Vögel unter dem Himmel; denn es reut mich, daß ich sie gemacht habe.
"

(Genesis 6:5-7)



Niemand verlangt von Gott, dass er perfekt sei. Jeder macht mal Fehler. Aber ist es nicht etwas ungerecht, dass Vögel, Vieh und Gewürm für die Fehler des Menschen mit ihrem Leben zahlen müssen?
Glück haben nur die Fische, denn Gottes Massenvernichtungswaffe der Wahl ist eine Flut.
Ein einziger Mann, ein Kerl namens Noah, genügt den Qualitätsanforderung des HERRN und wird gewarnt.

"13 Da sprach Gott zu Noah: Alles Fleisches Ende ist vor mich gekommen; denn die Erde ist voll Frevels von ihnen; und siehe da, ich will sie verderben mit der Erde.
14 Mache dir einen Kasten von Tannenholz und mache Kammern darin und verpiche ihn mit Pech inwendig und auswendig."

(Genesis 6:13-14)


Wieso auch mit einem Boot über die Meere fahren, wenn man einen Kasten nehmen kann?..
Zumindest funktioniert es. Noah und seine Familie sind die einzigen Überlebenden der Flut. Offenbar befand sich zur Zeit der Flut auf der ganzen Welt sonst kein einziger Mensch auf einem Boot, Schiff, Floß oder Kasten.

"15
Und mache ihn also: Dreihundert Ellen sei die Länge, fünfzig Ellen die Weite und dreißig Ellen die Höhe."

(Genesis 6:15)


Umgerechnet ist diese "Arche" -was sich vom lateinischen Wort "arca" (=Kasten) ableitet- in etwa 131 Meter lang, 22 Meter breit und 13 Meter hoch. Das ist relativ groß. Relativ.




Stellt man jeweils zwei Examplare der schwersten Landtiere hintereinander auf und lässt jeweils einen Meter Sicherheitsabstand - damit die Schnauze des Krokodils nicht dort anfängt, wo der Büffel endet - kommt man immerhin schon auf etwa 107 Meter. Das sind mehr als 80% der Länge der Arche. Nun gibt es allerdings etwas mehr als zehn Tierarten...
Es dürfte also ziemlich eng im Kasten gewesen sein.



NIMM VIERZEHN ZWEI

"1 Und der HERR sprach zu Noah: Gehe in den Kasten, du und dein ganzes Haus; denn ich habe dich gerecht ersehen vor mir zu dieser Zeit.
2
Aus allerlei reinem Vieh nimm zu dir je sieben und sieben [...]
3 Desgleichen von den Vögeln unter dem Himmel je sieben und sieben, das Männlein und sein Weiblein, auf daß Same lebendig bleibe auf dem ganzen Erdboden.
"

(Genesis 7:1-2)


Gottes Anweisungen sind also, von allerlei reinem Vieh und Vögeln je sieben Paare mitzunehmen. Leider kann sich das Noah in seinem fortgeschrittenen Alter wohl nicht merken und nimmt von allen Arten nur zwei mit.

"6 Er war aber sechshundert Jahre alt, da das Wasser der Sintflut auf Erden kam.
7 Und er ging in den Kasten mit seinen Söhnen, seinem Weibe und seiner Söhne Weibern vor dem Gewässer der Sintflut.
8 Von dem reinen Vieh und von dem unreinen, von den Vögeln und von allem Gewürm auf Erden
9
gingen zu ihm in den Kasten paarweise, je ein Männlein und Weiblein, wie ihm Gott geboten hatte."

(Genesis 7:6-9)

Zum Glück ist Gott ähnlich senil und erwähnt die eigentlich geforderten sieben Paare niemals wieder. Man kann sich schließlich nicht an alles erinnern.



NACH MIR DIE SINTFLUT

"17 Da kam die Sintflut vierzig Tage auf Erden, und die Wasser wuchsen und hoben den Kasten auf und trugen ihn empor über die Erde.
[...]
23 Also ward vertilgt alles, was auf dem Erdboden war, vom Menschen an bis auf das Vieh und das Gewürm und auf die Vögel unter dem Himmel; das ward alles von der Erde vertilgt. Allein Noah blieb übrig und was mit ihm in dem Kasten war.

24 Und das Gewässer stand auf Erden hundertundfünfzig Tage."

(Genesis 7:17,23-24)



Noah und seine Crew mussten also mehrere Monate in der Arche verbringen. Hatte Gott sie vergessen? Oder wichtigere Dinge zu erledigen? So ein Gott ist schließlich ein viel beschäftigter Mann...

Nach ein paar Monaten fällt ihm aber wieder ein, dass da doch noch was war..

"1 Da gedachte Gott an Noah und an alle Tiere und an alles Vieh, das mit ihm in dem Kasten war, und ließ Wind auf Erden kommen, und die Wasser fielen;"

(Genesis 8:1)


Noahs Bemühen, alle Tierarten der Welt vor dem Aussterben zu bewahren, hatte sehr gut funktioniert.
"Zu Gut!", dachte sich Noah da wahrscheinlich.
Und rottete kurzerhand ein paar davon wieder aus.

"20 Noah aber baute dem HERRN einen Altar und nahm von allerlei reinem Vieh und von allerlei reinem Geflügel und opferte Brandopfer auf dem Altar."

(Genesis 8:20)



Der Geruch von versengtem Fleisch stimmt den alten HERRN gnädig. Er entschließt, zukünftig keine Menschen mehr wegen ihrer Boshaftigkeit zu ertränken.
Wieso sollte er auch bei allen Menschen nach den gleichen Prinzipien urteilen? Das wäre ja ungerecht.

"21 Und der HERR roch den befriedigenden Geruch, und der HERR sprach zu seinem Herzen: Ich will fortan die Erde nicht mehr verfluchen um des Menschen willen, wiewohl das Dichten des menschlichen Herzens böse ist von seiner Jugend an; auch will ich fortan nicht mehr alles Lebendige schlagen, wie ich getan habe."

(Genesis 8:21)





Die Flutopfer haben natürlich nichts von Gottes Sinneswandel. Aber sie haben den Tod schließlich auch verdient. Wie konnten sie nur böse sein, wo sie doch ein so strahlendes Vorbild hatten?! Sie hätten sich einfach an den lieben Gott wenden sollen - bevor er sie und Millionen andere Menschen leider qualvoll ermorden musste.



ENDE TEIL 2

Lesen Sie im nächsten Teil, wie der feine Herr Noah nackt und besoffen in seiner Hütte liegt und seinen Enkel dafür büßen lässt.


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SERIE: "DAS BUCH GENESIS"

>> Teil 2: "Es war einmal..."

2. Februar 2010

SONNE, MOND UND STERNE (oder: Das Buch Genesis Teil 1)


So ziemlich jede Religion glaubt zu wissen, wie das Universum begann. Den Schöpfungsmythos des Christen- und Judentums findet man im ersten Buch Mose, der Genesis.
Dieses Werk ist zugleich das erste Buch der Bibel der Christen und der jüdischen Torah. Hierin wird beschrieben, wie Gott die Welt und den gemeinen Menschen erschaffen hat. Gleich zweimal!


INVISIBLE TOUCH

Aber fangen wir doch ganz von vorne an:

"1 Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
2 Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.
3
Und Gott sprach: Es werde Licht! und es ward Licht.
4 Und Gott sah, daß das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis

5
und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag."

(Genesis 1:15)



Am ersten Tag macht Gott also erstmal den kosmischen Lichtschalter an. Das ist insofern praktisch, als dass Gott jetzt seine Erde sehen und gut finden kann.
Bis hierhin ist die Kreation recht gut nachzuvollziehen. Was Gott aber so am zweiten Tag treibt, ist mir schon etwas schleierhafter.

"6 Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, und die sei ein Unterschied zwischen den Wassern.
7
Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah also.
8 Und Gott nannte die Feste Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der andere Tag."

(Genesis 1:6-8)


Gott machte eine Feste, die er "Himmel" nannte? Aber den Himmel gibt es doch bereits seit dem Vortag! (Siehe Genesis 1:1: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.)
Also warum nochmal machen? Kein besonders intelligentes Design...



Am Mittwoch erschafft Gott jedenfalls Bäume und andere Pflanzen.

"11 Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das sich besame, und fruchtbare Bäume, da ein jeglicher nach seiner Art Frucht trage und habe seinen eigenen Samen bei sich selbst auf Erden. Und es geschah also.

12 Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das sich besamte, ein jegliches nach seiner Art, und Bäume, die da Frucht trugen und ihren eigenen Samen bei sich selbst hatten, ein jeglicher nach seiner Art. Und Gott sah, daß es gut war.
13 Da ward aus Abend und Morgen der dritte Tag.
"

(Genesis 1:11-12)



Pflanzen sind somit die ältesten Lebewesen der Welt. Das Leben begann also keineswegs im Wasser, wie einige böse Scharlatane behaupten.




LAND OF CONFUSION

"14 Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre
15 und seien Lichter an der Feste des Himmels, daß sie scheinen auf Erden. Und es geschah also.
16 Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch Sterne.

17 Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, daß sie schienen auf die Erde
18
und den Tag und die Nacht regierten und schieden Licht und Finsternis.
Und Gott sah, daß es gut war.
19
Da ward aus Abend und Morgen der vierte Tag."

(Genesis 14-19)


Das ist leider schon wieder etwas verwirrend. Gott macht am vierten Tag Lichter, "die da scheiden Tag und Nacht." Das scheint ein wenig überflüssig, da er ja Tag und Nacht, Licht und Finsternis bereits am allerersten Tag erschaffen hatte: "Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag." (Genesis 1:4-5)

Offenbar hatte Gott das bereits vergessen. Er scheint ein Erinnerungsvermögen wie ein bekiffter Goldfisch zu haben.


Übrigens hat Gott nur die Erde, den Mond, die Sonne und die Sterne erschaffen. Was ist mit den ganzen anderen Planeten im Weltall? Hat die der Teufel gemacht?



JESUS HE KNOWS ME

Am Freitag der Schöpfungswoche erfindet Gott Vögel und Fische. Wie den Walfisch.

"20 Und Gott sprach: Es errege sich das Wasser mit webenden und lebendigen Tieren, und Gevögel fliege auf Erden unter der Feste des Himmels.
21
Und Gott schuf große Walfische und allerlei Getier, daß da lebt und webt, davon das Wasser sich erregte, ein jegliches nach seiner Art, und allerlei gefiedertes Gevögel, ein jegliches nach seiner Art. Und Gott sah, daß es gut war.
22 Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehrt euch und erfüllt das Wasser im Meer; und das Gefieder mehre sich auf Erden.
23
Da ward aus Abend und Morgen der fünfte Tag."

(Genesis 1:20-23)




Am nächsten Tag designt Gott dann schließlich alle anderen Tiere und die Menschen.

"24 Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendige Tiere, ein jegliches nach seiner Art: Vieh, Gewürm und Tiere auf Erden, ein jegliches nach seiner Art. Und es geschah also.
25
Und Gott machte die Tiere auf Erden, ein jegliches nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Art, und allerlei Gewürm auf Erden nach seiner Art. Und Gott sah, daß es gut war.
26 Und Gott sprach: Laßt uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.

27 Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie einen Mann und ein Weib.
28
 
herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht."


(Genesis 1: 24-28)


An dieser Textstelle gibt es viele interessante Dinge zu entdecken.

1.) Gott spricht im Plural von sich selbst (1:26)
2.) Würmer gab es später als Wale (1:24)
3.) Würmer sind des Menschen Untertanen.
4.) Auch Fische sind unsere Untertanen. Was könnte denn so ein Fisch für einen Menschen eigentlich tun (außer vielleicht freiwillig in die Bratpfanne zu springen)?!
5.) Auch Schlangen sind des Menschen Untertanen (dazu später mehr...)



TURN IT ON AGAIN

"1 Also ward vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer.
2 Und also vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er machte."

(Genesis 2:1-2)

Da alles Wichtige erschaffen worden war, wie Mensch und Baum, könnte Gott eigentlich in Ruhestand gehen. Er hatte ja gesehen, dass es gut war.
Trotzdem...

"5 Und allerlei Bäume auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und allerlei Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen; denn Gott der HERR hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und es war kein Mensch, der das Land baute"


(Genesis 2:5)



Anscheinend gab es noch nach der Schöpfungswoche einen Mangel an Bäumen und Menschen. Deshalb macht Gott nochmal welche.

"6 Aber ein Nebel ging auf von der Erde und feuchtete alles Land.
7
Und Gott der HERR machte den Menschen aus einem Erdenkloß, uns blies ihm ein den lebendigen Odem in seine Nase. Und also ward der Mensch eine lebendige Seele.
8 Und Gott der HERR pflanzte einen Garten in Eden gegen Morgen und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte.
9
Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, lustig anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.
"

(Genesis 2:6-9)



Gott setzt den Menschen, Singular, den er gemacht hatte, in den Garten Eden.
Nur, wo sind denn die Leute (mindestens 2), die er in Vers 1:27 nach seinem eigenen Bilde erschaffen hatte?
Und die Bäume, die er in 1:11 hat wachsen lassen? Waren die dem HERRN nicht lustig genug anzusehen?


"16 Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du sollst essen von allerlei Bäumen im Garten;
17 aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon ißt, wirst du des Todes sterben."


(Genesis 2:1-16-17)


Eine dreiste Lüge: Adam stirbt nicht an dem Tag, an dem er von der verbotenen Frucht isst, sondern erst mehr als 900 Jahre später...
Eva wird übrigens gar nicht von Gott persönlich vor der Frucht gewarnt: Auch hier ist noch im Singular, von dem Menschen die Rede. Der hat keinen Namen - "Adam" ist das hebräische Wort für "Mensch". Wofür auch?
Aber anscheinend benötigten die Tiere Gottes dringend welche.

"19 Denn als Gott der HERR gemacht hatte von der Erde allerlei Tiere auf dem Felde und allerlei Vögel unter dem Himmel, brachte er sie zu dem Menschen, daß er sähe, wie er sie nennte; denn der wie Mensch allerlei lebendige Tiere nennen würde, so sollten sie heißen.
20 Und der Mensch gab einem jeglichen Vieh und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen;"

(Genesis 2:19-20)



Für jedes einzelne Tier, Millionen von Spezies, musste der arme Kerl sich einen Namen überlegen!
Da ist es zu verzeihen, dass ihm bei Tieren wie Seekuh, Seeigel, Seeelefant, Seehund und Seekatze kein Name mehr eingefallen ist und er einfach "See" vor andere Tierarten setzte.

Aber wofür benötigen die Tiere denn überhaupt Namen? Sind sie nicht zuvor auch ohne prima zurecht gekommen? Handelt es sich um eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für den Menschen?
Wenigstens bekommt der Mann für seinen Job eine Belohnung. Eine Männin...

"18 Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei.
[...]
21 Da ließ Gott der HERR einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er nahm seiner Rippen eine und schloß die Stätte zu mit Fleisch.

22 Und Gott der HERR baute ein Weib aus der Rippe, die er vom Menschen nahm, und brachte sie zu ihm.
23 Da sprach der Mensch: Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin heißen, darum daß sie vom Manne genommen ist.
24
Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seinem Weibe hangen, und sie werden sein ein Fleisch.
25 Und sie waren beide nackt, der Mensch und das Weib, und schämten sich nicht.


(Genesis 2:18, 21-25)


Obwohl sowohl das Weib als auch der Mensch nackt waren, hatten sie kein Problem damit. Warum auch? Weil ihre Körper nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprachen? Wenn man, wie Gott, die Existenz der ersten erschaffenen Menschen aus Vers 1:27 ignoriert, sind die Nackedeie ja die einzigen Menschen auf Erden - und damit auch die schönsten. Außerdem stehen sie so wohl kaum unter dem Druck, sich mit anderen vergleichen zu müssen.

Aber wie die meisten bereits wissen, währt die Idylle nicht lang. Schuld ist eine Schlange.



Die meisten Kirchen sehen in der Figur den Teufel im Schlangenpelz. Im Text steht nur Schlange. (Eine von den Schlangenarten, die menschlich sprechen können...)
Dieses reudige Viech sollte doch dem Menschen eigentlich untertan sein! Anscheinend gilt das nur, wenn der Teufel seine Dienste gerade nicht benötigt.

Verführt hat die Schlange nur die Frau. Wahrscheinlich nur, weil der Mann kein Mann der vielen Worte ist.

"4 Da sprach die Schlange zum Weibe: Ihr werdet mitnichten des Todes sterben;

5 sondern Gott weiß, daß, welches Tages ihr davon eßt, so werden eure Augen aufgetan, und werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.
6 Und das Weib schaute an, daß von dem Baum gut zu essen wäre und daß er lieblich anzusehen und ein lustiger Baum wäre, weil er klug machte; und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann auch davon, und er aß."

(Genesis 3:4-6)


Das Weib isst nach der Diskussion mit der Schlange die verbotene Frucht - übrigens nicht explizit als Apfel bezeichnet. Der Mann ist simpler gestrickt. Er nimmt die verdammte Frucht einfach und mampft sie ohne viel Aufhebens.
Aber, aber... Wenn das der HERR sieht!


"7 Da wurden ihrer beiden Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, daß sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schürze.
8 Und sie hörten die Stimme Gottes des HERRN, der im Garten ging, da der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seinem Weibe vor dem Angesicht Gottes des HERRN unter die Bäume im Garten."

(Genesis 3:7-8)


Adam und sein Weib verstecken sich, da sie die Stimme des HERRN hören. Der geht im Garten spazieren und führt offenbar Selbstgespräche. Denn mit wem redet er sonst? Es gab ja außer ihm nur die beiden Menschen mit denen er reden konnte.

"9 Und Gott der HERR rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du?
10 Und er sprach: Ich hörte deine Stimme im Garten und fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich.
11 Und er sprach: Wer hat dir's gesagt, daß du nackt bist?"


(Genesis 3:9-11a)

Auf die Möglichkeit, dass der Mann von selbst zu der Einsicht gelangt sein könnte, dass er nackt ist, kommt Gott nicht. Als Adam beispielsweise bemerkt hat, dass er auf die Toilette gehen kann ohne irgendwelche Klamotten abzulegen: Das wäre ein guter Hinweis für eine eventuelle Nacktheit.

Gott wird misstrauisch und fragt Adam, ob er vom verbotenen Baum gegessen habe. Anstatt seinen Mann zu stehen und einfach nur zuzugeben, dass das stimmt, zieht er sofort seine Frau mit rein und gibt ihr die ganze Schuld.

"Hast du nicht gegessen von dem Baum, davon ich dir gebot, du solltest nicht davon essen?
12 Da sprach Adam: Das Weib, das du mir zugesellt hast, gab mir von von dem Baum, und ich aß."

(Genesis 11b-12)


Na klar, die Frau ist an allem schuld und Adam konnte rein gar nichts dagegen tun. Der arme Kerl...



...ONLY THING ABOUT ME IS THE WAY I WALK

Gott ist ganz schön sauer. Das hat er wohl nicht kommen sehen.

"13 Da sprach Gott der HERR zum Weibe: Warum hast du das getan? Das Weib sprach: Die Schlange betrog mich also, daß ich aß.
14 Da sprach Gott der HERR zu der Schlange: Weil du solches getan hast, seist du verflucht vor allem Vieh und vor allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauche sollst du gehen und Erde essen dein Leben lang."

(Genesis 3:13-14)

Das finde ich etwas ungerecht. Wenn Satan in Schlangenform erscheint, kann doch die besessene Schlange nichts dafür, oder? Trotzdem muss sie und nicht der Teufel nun ein Leben lang auf dem Bauch laufen und Erde essen.

Und das ist der Grund, meine lieben Bibelschüler, warum Schlangen sich heutzutage ausschließlich von Erde ernähren...
Das Schlangen nicht mehr sprechen können, ist interessanterweise nicht Teil der Strafe. Trotzdem reden Schlangen selten mit Menschen. Aus Schaden wird man klug.


"16
Und zum Weibe sprach er: Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst; du sollst mit Schmerzen Kinder gebären; und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, und er soll dein Herr sein."

(Genesis 3:16)


Womit hat der Mann eigentlich verdient, Herr über das Weib zu sein? So viel besser hat er sich in der ganzen Verbotene-Frucht-Sache nun auch nicht verhalten. Schließlich hat er seine Frau ohne Protest die Frucht essen lassen, gesehen, dass ihr nichts passiert ist und dann selbst gegessen. Wohlgemerkt, ohne ein einziges Wort des schlechten Gewissens.




Trotzdem kommt er weit besser weg als seine Frau:

"17 Und zu Adam sprach er: Dieweil du hast gehorcht der Stimme deines Weibes und hast gegessen von dem Baum, davon ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen, verflucht sei der Acker um deinetwillen, mit Kummer sollst du dich darauf nähren dein Leben lang."


(Genesis 3:17)


Der erste Kritikpunkt des HERRN ist nicht, dass Adam Gottes Gesetz gebrochen hat, sondern dass er auf seine Frau gehört hat, die anscheinend größere Sünde.

Die Strafe dafür ist, dass der Acker um Adams Willen verflucht wird. Diese Strafe trifft Adam genauso hart wie seine Frau, die ja auch hungern muss. Ganz im Gegenteil zu Evas Bestrafung mit einer schmerzhaften Geburt.

Entgegen populärer Meinung ist nicht die Frucht vom Baum der Erkenntnis über Gut und Böse der Grund für die Austreibung aus dem Paradies.
Es geht Gott hier um den Baum des Lebens, der ebenfalls im Paradies steht. Wer von ihm isst, wird unsterblich und so wie Gott. Doch Gott vermeidet Konkurrenz, notfalls auch mit Hilfe seiner Armee aus Engeln, den Cherubim.

"22 Und Gott der HERR sprach: Siehe, Adam ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, daß er nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich! 
23 Da wies ihn Gott der HERR aus dem Garten Eden, daß er das Feld baute, davon er genommen ist,  
24 und trieb Adam aus und lagerte vor den Garten Eden die Cherubim mit dem bloßen, hauenden Schwert, zu bewahren den Weg zu dem Baum des Lebens."

(Genesis 3:22-24)




THAT´S ALL

Wie soll man diese Geschichte nun am besten verstehen? Millionen von evangelikalen Christen, vor allem in den USofA, nehmen den Text wörtlich und lehnen die Evolutionslehre daher ab.
In Deutschland gibt es bedeutend weniger Menschen, die die Bibel derart wörtlich interpretieren. Viele Gläubige erwarten keine naturwissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Bibel, sondern moralische Leitlinien des HERRN.

In der traditionellen Interpretation der Adam und Eva-Geschichte symbolisiert die Schlange Satan, also das personifizierte Böse. Die Figur Gott steht für Gott und ist daher gerecht und voller Liebe für seine Schöpfung. Der Fehler des Menschen war, auf die Lügen des Teufels hereinzufallen und damit Gott zu misstrauen. Dies konnte Gott, da er ja gerecht ist, nicht ohne Strafe durchgehen lassen.
Diese Sichtweise hat wenig mit der Story aus dem Buch Genesis zu tun.

Die Menschen können gar nicht auf die Lügen der Schlange hereinfallen. Der Grund dafür ist schlicht und einfach, dass die Schlange nicht lügt. Das einzige, was sie sagt ist:

"4 Da sprach die Schlange zum Weibe: Ihr werdet mitnichten des Todes sterben;
5 sondern Gott weiß, daß, welches Tages ihr davon eßt, so werden eure Augen aufgetan, und werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist."

(Genesis 3:4-5)

Die Schlange sollte recht behalten: Der Mensch weiß nun wie Gott, was gut und was böse ist. Das gibt Gott selbst zu - und zwar, während er Selbstgespräche führt und daher kein Motiv zum Lügen hat.

"22 Und Gott der HERR sprach: Siehe, Adam ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist."

(Genesis 3:22a)


Auch die Behauptung der Schlange, dass die Menschen nicht sterben, wenn sie die Frucht essen, stellt sich als wahr heraus.
Eva fällt also nicht auf eine Lüge hinein. Im Gegenteil: Sie erkennt richtig, dass es in der Geschichte nur einen Lügner gibt, nämlich Gott.

"16 Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du sollst essen von allerlei Bäumen im Garten;
17 aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon ißt, wirst du des Todes sterben."

(Genesis 2:16-17)


Die Menschen sterben nicht am Tag des Sündenfalls und auch nicht kurz danach. Adam erreicht sogar das stattliche Alter von 930 Jahren (Genesis 5:5)
Die Interpretation, dass Adam und Eva niemals hätten sterben müssen, wenn sie die verbotene Frucht nicht angerührt hätten, ist ebenfalls mit dem Bibeltext nicht vereinbar. Der Grund dafür, dass sie nicht ewig leben ist nicht die Frucht vom Baum der Erkenntnis, sondern dass Gott ihnen die Frucht vom Baum des Lebens verweigert.
Hätten sie auch diese Frucht gegessen, wären Adam und Eva auch noch unsterblich gewesen - und Gott hätte nichts mehr in der Hand gehabt, um die Menschen zu beherrschen.

"22Und Gott der HERR sprach: Siehe, Adam ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, daß er nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich!"

(Genesis 3:22)



Warum ist Schlange nun bösartig? Sie sagt nur die Wahrheit. Weil sie damit Gott als Lügner entlarvt? Oder weil die Menschen in der Lüge ein besseres Leben gehabt hätten? Die verbotene Frucht bringt ihnen jedoch keine direkten Nachteile. Das tut allein Gott, weil er seine Macht nicht teilen möchte.

Was kann man den Menschen vorwerfen? Dass sie einer sprechenden Schlange geglaubt haben? Warum sollten sie das nicht tun? Dass die Schlange angeblich "böse" ist, konnten sie ja erst wissen, als sie bereits vom Baum der Erkenntnis über Gut und Böse gegessen hatte. Und da war's ja zu spät.

Gott ist entweder inkompetent oder bösartig. Ein allwissender und allmächtiger Gott hätte den Sündenfall voraussehen und verhindern können. Dennoch hätte er seinen Menschen einen freien Willen geben können. Nachdem Adam und Eva sich falsch entschieden haben, hätte er ein neues Paar erschaffen können - oder direkt die nehmen können, die er ja bereits vor Adam und Eva gemacht hatte.
Die neuen Menschen hätte er in exakt die gleiche Situation wie Adam und Eva bringen können. Das hätte er nur so lange wiederholen müssen, bis ein Paar die richtige Entscheidung getroffen hätte. (Falls ausnahmslos alle Menschen von der Frucht gegessen hätten, läge es wohl in ihrer Natur und sie hätten in der Hinsicht gar keinen freien Willen.)
Nachdem Gott dann die richtige Rezeptur gefunden hätte, könnte er die Erschaffung aller anderen Menschen rückgängig machen, so als hätten sie niemals existiert.
Kein einfacher Plan, aber ein allmächtiger Gott sollte so etwas hinkriegen, wenn er sich anstrengt.

Gott hätte bei Adam und Eva natürlich auch direkt ganz auf diesen Test verzichten können. Zum Beispiel hätte er die verbotenen Früchte so hoch wachsen lassen können, dass Eva nicht drankommt. Oder sie widerlich stinkend gemacht, so dass die Menschen sie instinktiv (haha) meiden würden. Oder direkt ganz auf diesen Baum in seinem Garten verzichten können. Oder auf den Teufel.

In der illustren Gesellschaft von Gott, Mensch und Satan ist Gott das einzige wirklich bösartige Wesen.



ENDE TEIL 1


Im nächsten Teil: Gott macht eine große Welle...





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SERIE: "DAS BUCH GENESIS"

>> Teil 1: "Sonne, Mond und Sterne"