6. Mai 2011

GOTTESBEWEISE (Oder: Theo-Logik)




Die meisten Gläubigen halten Gott für unbeweisbar. Deshalb spricht man ja auch vom "Glauben" und nicht vom "Wissen". Jedoch wurde im Laufe der Geschichte auch immer wieder versucht, Gott mit Logik zu beweisen. In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit den populärsten dieser Gottesbeweise.



KOSMO-LOGISCH!

Der kosmologische Gottesbeweis ist eine Variante vom "Erste-Ursache-Prinzip", das auf Aristoteles zurückgeht, und  äußerst beliebt ist in Kreisen heutiger Apologisten, (das sind professionelle Glaubens-Verteidiger), besonders im Christen-Mekka USA. Einer davon, William Lane Craig, selbst ernannter "philosopher of religion" formuliert den Beweis etwa so:

(1) Alles was zu existieren beginnt, hat eine Ursache
(2) Das Universum hat einen Beginn
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(3) Daher hat das Universum eine Ursache.

Diese Ursache wird "Gott" genannt.



-- ZU (1)  - WE ARE ALL MADE OF STARS

Das Argument ist auf zwei Annahmen aufgebaut, das zur Schlussfolgerung (3) führt. Aber schon bei den Annahmen sollte man inne halten und deren Gültigkeit, ohne die der Beweis wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt, einmal skeptisch hinterfragen.


(1) Alles was zu existieren beginnt, hat eine Ursache

Laut dem 1. Hauptsatz der Thermodynamik kann Energie weder erzeugt noch zerstört werden. Alles, einschließlich Giraffen, Planeten, Menschen und Sonnen, besteht aus dem selben Stoff, den es im Universum schon vor 13 Milliarden Jahren gab.
Also vielleicht gibt es ja nichts, das zu existieren beginnt - zumindest nicht so, wie laut (2) angeblich das Universum zu existieren begann: Nicht als Neuanordnung von bestehender Materie, sondern aus einem Material, das es vorher nicht gab.

Nehmen wir ein Haus als Analogie: Die Bestandteile eines Hauses wie Steine, Zement, Kabel, Rohre sind für sich allein genommen kein Haus. Das Haus beginnt erst zu existieren, wenn die Einzelteile auf eine bestimmte Weise zusammengeschustert werden. Alles was wir kennen, untersuchen und beweisen können, begann auf diese Art zu existieren.
Der kosmologischen Gottesbeweis geht aber davon aus, dass das Universum aus dem Nichts erschaffen wird, nicht aus Universum-Bauteilen. Dies ist aber reine Spekulation und kann daher nicht als erwiesene Voraussetzung für den Beweis herhalten. Selbst wenn es so geschehen wäre.
Wenn nicht. wäre Gott als Ursache für das Universums sowieso nutzlos, outgesourct durch die Ewigkeit, die vor uns war - bis in alle Ewigkeiten, die noch vor uns liegen.


-- ZU (2) - THE END IS THE BEGINNING IS THE END


(2) Das Universum hat einen Beginn

Woher wissen wir das? Alles was beweisbar ist, ist Materie und Energie (zwei Formen derselben Erscheinung). Physiker können das Verhalten dieses Zeugs ziemlich lange zurückverfolgen, bis zu Bruchteilen nach dem Urknall.
Zum "vorher" kann man jedoch keine wissenschaftliche Aussagen machen. Daher ist es durchaus möglich, dass es Materie/Energie schon immer gab.

So gibt es physikalische Modelle wie das "Big Bounce"-Modell, dass von einem Universum vor uns ausgeht. Doch solange es keine Beweise dafür gibt, ist es das keine wissenschaftliche Theorie, wie die Big-Bang-Theory (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Sitcom). 
Die Urknall-Theorie sagt nichts zu der Zeit vor dem großen Knall und ist daher kein Beleg für (1) und (2).



-- ZU (3) - TEUFELS WERK

Gehen wir mal davon aus, dass die Annahmen (1) und (2) richtig sind. Das Universum hatte einen Anfang und eine Ursache. Aber wie in alles in der Welt ist denn jetzt bewiesen, dass die Ursache Gott ist? Geschweige denn der christliche, wie uns William Lane Craig glauben machen will?

Denn es gäbe da einige Alternativen zum Vater im Himmel. Zum Beispiel Vishnu, Allah, das fliegende Spaghetti-Monster, Außerirdische in einem anderen Universum, He-Man, Zeitreisende, Satan, der Zusammenbruch eines älteren Universums, ein heiliges Hängebauchschwein mit magischen Kräften etc.
Alle diese Wesen und Phänomene sind im kosmologischen Beweis durch (1), (2) und (3) nicht ausgeschlossen.
Und wenn eine Theorie, die Gott beweisen soll, genauso gut in einem Universum ohne Gott, dafür aber mit einem zeitreisenden atheistischen Magier funktioniert - dann ist es kein guter Beweis für Gott. Logisch, eigentlich.


Lobpreiset den glorreichen Schöpfer!



ONTO-LOGISCH!

Der ontologische Gottesbeweis von Anselm von Canterbury ist einer der absoluten Klassiker der Gottesbeweise. Er geht so:

(1) Gott ist per Definition das höchste und vollkommene Wesen, das man sich vorstellen kann.
(2) Gott existiert in der menschlichen Vorstellung.

(3) Ein Wesen, das an sich existiert, ist höher und vollkommener als ein Wesen, das nur in der Vorstellung existiert. 
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Also
(4) Existiert Gott in und außerhalb der menschlichen Vorstellung.


-- HURRA! HURRA!

Der ganze Beweis basiert auf der Definition (1), dass Gott das höchste und vollkommene Wesen ist, das man sich vorstellen kann. Da die Annahme als Grundlage des Beweises herhält, kann sie sich mit dem ontologischen Beweis natürlich nicht selbst beweisen. Es ist eine willkürliche Festlegung.
Genau so könnte man von der Definition ausgehen: "Klabautermänner sind die frechsten Wesen, die in der Vorstellung existieren". Klabautermänner existieren in unserer Vorstellung, wären aber noch viel frecher, wenn es sie auch in echt geben würde. Daher gibt es mindestens einen Klabautermann. Der ontologische Pumuckl-Beweis.



-- IMAGINE THERE'S NO HEAVEN / IT'S EASY IF YOU TRY

Hat man erst mal die Definition (1) akzeptiert, muss man sich wundern, ob Anselm hier wirklich für die Existenz seines katholischen Dreifaltigkeits-Gott argumentiert. Wäre ein einziger Gott nicht vollkommener als drei, weil er nicht in Vater, Sohn und heiliger Geist teilbar wäre?
Oder ist es vollkommen, viele Aspekte zu haben? Dann wäre aber die hinduistische Gottheit mit seinen abertausenden Erscheinungsformen vollkommener und damit Ausgangspunkt des Beweises.
Der Gott des alten Testaments mit seinen Massenmorden an ganzen Völkern wäre definitiv nicht das höchste Wesen, das man sich vorstellen kann, sofern man sich vorstellen kann, dass Gott kein psychopathisches Arschloch mit Ego-Problem ist.



TELEO-LOGISCH!

Auch der teleologische Beweis (von gr. teleos=Ziel, Zweck) wird in Variationen immer wieder als Beweis für den lieben Gott herangezogen.
Die ursprüngliche Version geht von einem Fund einer Taschenuhr aus. Selbst wenn man nicht gesehen hat, dass die Uhr von einem Menschen hergestellt wurde, kann man auf Grund der Komplexität der mechanischen Uhr auf einen intelligenten Designer schließen, in dem Fall ein Mensch. Die Welt ist unendlich viel komplexer, also braucht sie auch einen intelligenten Schöpfer, der selbst noch komplexer ist. Die Schöpfung sei der Beweis für einen Schöpfer.

-- TURTLES ALL THE WAY DOWN

Das Argument wird auch von heutigen Glaubensverteidigern wie den Bananen-Mann Ray Comfort benutzt. Zuerst halten sie einem etwas vor die Nase, das offensichtlich von einem Menschen erschaffen wurde, wie ein Gemälde oder eine Cola-Dose. Dann wird uns weisgemacht, wie absurd es wäre, zu glauben, eine Cola-Dose wäre aus etwas Einfacherem als einer Dose von selbst ohne Plan zufällig entstanden.

Daraus wird dann versucht, eine logische Argumentationskette für Gott zu bauen. Doch einmal wieder erweist sich die Logik eher als Feind denn als Freund der Gottesbeweise.

"Jede Sache hat einen Schöpfer, der komplexer ist als diese Sache."
Diese Aussage hat natürlich ein riesiges Logikloch.
Eine Dose wurde von Menschen erschaffen, die ja zumeist komplexer als Cola-Dosen sind. Die Menschen selbst wurden von einem Gott erschaffen, der komplexer ist als die Menschen. Aber jetzt kommt die 1-Millionen-Euro-Frage: Wer hat Gott erschaffen?

Wenn alle Dinge komplexere Schöpfer haben, dann hat Gott logischerweise selbst einen komplexeren Schöpfer, der selbst einen noch komplexeren Schöpfer hat, und so weiter und so fort.
Wie diese russischen Holzpuppen, die man ineinander stapeln kann - Nur das es immer noch eine größere Puppe gibt - eine noch größere Schildkröte, die die Schildkröte tragt, die unsere Erdscheibe trägt und selber von einer größeren Schildkröte getragen wird, die wiederum...
Der Spaß hört niemals auf!

Argumentiert man dagegen aber, dass Gott die komplexeste Existenz überhaupt ist und nicht erschaffen werden muss, kann man die ursprüngliche Behauptung nicht halten.
Modifiziert man die Aussage "alles kommt von komplexeren Dingen" nun mit der Einschränkung, dass das alles für Gott nicht gelte, heißt es nur noch: "Alles kommt von komplexeren Dingen, bis auf das Komplexeste überhaupt, das nicht erschaffen werden muss."
Nach der Logik muss das Universum aber keinen Schöpfer haben, wenn es das Komplexeste ist, das existiert. Es ist definitv das Komplexeste, von dessen Existenz wir sicher wissen. Warum sollten wir zur Erklärung der Welt einen Schöpfer heranziehen - ohne zu erklären, warum diese noch komplexere Sache nicht von einem höheren Gott oder Spaghetti-Monster erschaffen werden muss?

-- NOT SEEING IS BELIEVING

Wie fast alle Gottesbeweise funktioniert der Beweis nur, wenn man die Existenz Gottes sowieso schon für gegeben hält. Doch hat man einen festen Glauben an den biblischen Gott, sollte man es doch dabei belassen. Die Bibel spricht sich klar für Glauben ohne Beweise aus.

"29 Spricht Jesus zu ihm: Dieweil du mich gesehen hast, Thomas, glaubest du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!"

(Johannes 20:29)


"1 Es ist aber der Glaube eine gewisse Zuversicht des, das man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, das man nicht sieht. [...]
6 Aber ohne Glauben ist's unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muß glauben, daß er sei und denen, die ihn suchen, ein Vergelter sein werde."

(Hebräer 11:1,6)


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Das war's für heute, liebe Kinder. Falls ihr noch weitere Gottesbeweise kennt, die ihr für überzeugend haltet, meldet euch doch mal in den Kommentaren.

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