19. Januar 2011

BRUDER JAKOB (Das Buch Genesis Teil 8)

[Teil 1: "Sonne, Mond und Sterne"] [Teil 2: "Es war einmal..."]
[Teil 3: "Die gerechte Strafe"] [Teil 4: "Die Reise zum Mittagsland der Erde"]
[Teil 5: "Die Rückkehr der Riesen"] [Teil 6: "Feuerwasser"]
[Teil 7: "Opfa!"]

Dies ist die Geschichte von Jakob, dem legendären Ur-Ahnen aller Israeliten, den Gott liebt und von seinem Zwillingsbruder Esau, den Gott hasst. Nicht weil der etwas falsch gemacht hätte: Gott hasst ihn ohne besonderen Grund - einfach, weil er es kann...




ZUVOR IM BUCH GENESIS...

Im letzten Teil dieser Serie über das Buch Genesis verließen wir Abraham, den mythischen Ur-Vater aller Israeliten und Araber, als er gerade seinen zweiten Sohn Isaak an einen Opferaltar festgebunden hatte - ein Messer in der Hand, um sein Kind abzuschlachten, wie Gott ihm dies aufgetragen hat.
Gott schickt jedoch im letzten Augenblick einen Engel und hindert ihn an dem Menschenopfer. Nun wisse er, dass Abraham den HERRN fürchte, bemerkt Gott nach der verstörenden Szene (Genesis 22:12).

Isaak fürchtet garantiert spätestens nach dieser Nummer seinen Vater Abraham, der übrigens zuvor seinen erstgeborenen Sohn Ishmael in die Wüste geschickt hatte (Genesis 21:14). Da Isaaks Mutter Sarah im zarten Alter von 127 Jahren verstirbt (Genesis 23:1-2), heiratet Abraham erneut und Isaak bekommt noch mehrere Halbbrüder (Genesis 25:1-2).

Als Abraham spürt, dass er bald sterben wird, möchte er zuvor noch seinen Sohn Isaak unter die Haube bringen. Da er selbst schon zu schwach dafür ist, bittet er in einem seltsamen Ritual seinen ältesten Sklaven, eine Frau für Isaak zu finden. Aber keine ausländische, versteht sich.

"1 Abraham ward alt und wohl betagt, und der HERR hatte ihn gesegnet allenthalben.
2 Und er sprach zu dem ältesten Knecht seines Hauses, der allen seinen Gütern vorstand: Lege deine Hand unter meine Hüfte
3  und schwöre mir bei dem HERRN, dem Gott des Himmels und der Erde, daß du meinem Sohn kein Weib nehmest von den Töchtern der Kanaaniter, unter welchen ich wohne,  
4 sondern daß du ziehst in mein Vaterland und zu meiner Freundschaft und nehmest meinem Sohn Isaak ein Weib."

(Genesis 24:1-4)



Der Knecht verspricht ihm, eine ethnisch annehmbare Frau zu suchen und findet Rebekka, die Gottes Herrenrasse angehört. Isaak und Rebekka heiraten und bekommen Nachwuchs. Dies gestaltet sich schwierig, da Rebekka eigentlich unfruchtbar ist. Doch mit Gott auf ihrer Seite bekommt sie auf wundersame Weise doch Kinder, und zwar direkt zwei auf einmal.
Die Zwillinge und deren Nachkommen werden zwar auf ewig miteinander verfeindet sein, aber irgendeinen Haken muss es ja geben.

"23 Und der HERR sprach zu ihr: Zwei Völker sind in deinem Leibe, und zweierlei Leute werden sich scheiden aus deinem Leibe; und ein Volk wird dem andern Überlegen sein, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen."

(Genesis 25:23)




DICHT AUF DEN FERSEN

Rebekka bekommt wie angekündigt Zwillinge, die Jakob und Esau genannt werden. Aber auch bei Zwillingen muss ja einer der Erste sein - der kriegt nach dem damaligem Gesetz, dem Erstgeborenen-Recht, den Hauptteil des Erbes, wenn der gute Isaak mal nicht mehr ist.
Esau wird zuerst geboren, auch wenn er mit leichten Schwierigkeiten zu kämpfen hat.

"24 Da nun die Zeit kam, daß sie gebären sollte, siehe, da waren Zwillinge in ihrem Leibe.
25 Der erste, der herauskam, war rötlich, ganz rauh wie ein Fell; und sie nannten ihn Esau.
26 Darnach kam heraus sein Bruder, der hielt mit seiner Hand die Ferse des Esau;"

(Genesis 25:24-26)



Esau wird geboren und Jakob hängt ihm schon an der Ferse - im wahrsten Sinne des Wortes.



Die Kinder wachsen zu jungen Männern heran. Der haarige Esau wird Jäger und bringt das Essen nach Hause. Sein Bruder Jakob ist sich zu fein zum jagen und bleibt lieber zu Hause. Zudem ist er ein Muttersöhnchen.

"27 Und da nun die Knaben groß wurden, ward Esau ein Jäger und streifte auf dem Felde, Jakob aber ein sanfter Mann und blieb in seinen Hütten.
28 Und Isaak hatte Esau lieb und aß gern von seinem Weidwerk; Rebekka aber hatte Jakob lieb.

(Genesis 25:27-28)



JAKOB DER LÜGNER

Leider scheint der gute Esau nicht die allerhellste Leuchte zu sein und tauscht sein Erstgeborenen-Recht eines Tages gegen ein Linsengericht ein.
Aber natürlich nicht nur ein Linsengericht! Esau verhandelt hart und schlägt zusätzlich noch ein Brot heraus für sein Erbrecht. Jakob, der feine Herr, nutzt die Dummheit seines Bruders dankbar aus.

"29 Und Jakob kochte ein Gericht. Da kam Esau vom Felde und war müde  
30 und sprach zu Jakob: Laß mich kosten das rote Gericht; denn ich bin müde. Daher heißt er Edom.  
31 Aber Jakob sprach: Verkaufe mir heute deine Erstgeburt.  
32 Esau antwortete: Siehe, ich muß doch sterben; was soll mir denn die Erstgeburt?  
33 Jakob sprach: So schwöre mir heute. Und er schwur ihm und verkaufte also Jakob seine Erstgeburt. 
34 Da gab ihm Jakob Brot und das Linsengericht, und er aß und trank und stand auf und ging davon. Also verachtete Esau seine Erstgeburt.

(Genesis 25:29-34)



Um sicherzugehen, dass er auch tatsächlich alle Privilegien des Erstgeborenen bekommt, überlistet der gute Jakob noch seinen sterbenden Vater.
Der steinalte und erblindete Isaak fühlt seinen Tod nahen und will nun seinem ältesten Sohn Esau den Erstgeburts-Segen geben. Und was Anständiges essen. 

"1 Und es begab sich, da Isaak alt war geworden und seine Augen dunkel wurden zu sehen, rief er Esau, seinen älteren Sohn, und sprach zu ihm: Mein Sohn! Er aber antwortete ihm: Hier bin ich.  
2 Und er sprach: Siehe, ich bin alt geworden und weiß nicht, wann ich sterben soll.
3
So nimm nun dein Geräte, Köcher und Bogen, und geh aufs Feld und fange mir ein Wildbret 

4 und mache mir ein Essen, wie ich's gern habe, und bringe mir's herein, daß ich esse, daß dich meine Seele segne, ehe ich sterbe"

(Genesis 27:1-4)

Esau tut, was sein Vater ihm gesagt hat und bricht zum Jagen auf. Seine Mutter Rebekka hat alles mitbekommen und denkt sich, den ollen Isaak kann man doch bestimmt verarschen, so dass er ohne es zu merken ihren Liebling Jakob segnet.

"5 Rebekka aber hörte solche Worte, die Isaak zu seinem Sohn Esau sagte. Und Esau ging hin aufs Feld, daß er ein Wildbret jagte und heimbrächte. 
6 Da sprach Rebekka zu Jakob, ihrem Sohn: Siehe, ich habe gehört deinen Vater reden mit Esau, deinem Bruder, und sagen: 
7 Bringe mir ein Wildbret und mache mir ein Essen, daß ich esse und dich segne vor dem HERRN, ehe ich sterbe. 
8 So höre nun, mein Sohn, meine Stimme, was ich dich heiße.  
9 Gehe hin zur Herde und hole mir zwei gute Böcklein, daß ich deinem Vater ein Essen davon mache, wie er's gerne hat. 
10 Das sollst du deinem Vater hineintragen, daß er esse, auf daß er dich segne vor seinem Tode."

 (Genesis 27:5-10)


Der Alte kann zwar nichts mehr sehen, aber es gibt dennoch ein Problem. Was, wenn Isaak Jakob betasten will? Denn Jakob ist flauschig wie ein Baby-Popo, wogegen Esaus Haut offensichtlich die taktile Beschaffenheit eines Ziegenbocks hat.

"11 Jakob aber sprach zu seiner Mutter Rebekka: Siehe, mein Bruder Esau ist rauh, und ich glatt;
12 so möchte vielleicht mein Vater mich betasten, und ich würde vor ihm geachtet, als ob ich ihn betrügen wollte, und brächte über mich einen Fluch und nicht einen Segen.   
13 Da sprach seine Mutter zu ihm: Der Fluch sei auf mir, mein Sohn; gehorche nur meiner Stimme, gehe und hole mir.
14 Da ging er hin und holte und brachte es seiner Mutter. Da machte seine Mutter ein Essen, wie es sein Vater gern hatte,  
15 und nahm Esaus, ihres älteren Sohnes, köstliche Kleider, die sie bei sich im Hause hatte, und zog sie Jakob an, ihrem jüngeren Sohn;  
16 aber die Felle von den Böcklein tat sie um seine Hände, und wo er glatt war am Halse" 

(Genesis 27:11-16)

Jakob hat keine Skrupel seinen sterbenden Vater anzulügen und seinen Bruder um sein Recht zu betrügen. Sein einziger Einwand gegen den intriganten Plan seiner Mutter betrifft die praktische Durchführbarkeit. Der Trick mit dem Fell klappt aber - obwohl Isaak Jakob an der Stimme erkennt, wird er nicht allzu skeptisch und segnet ihn.

"18 Und er ging hinein zu seinem Vater und sprach: Mein Vater! Er antwortete: Hier bin ich. Wer bist du, mein Sohn?  
19 Jakob sprach zu seinem Vater: Ich bin Esau, dein erstgeborener Sohn; ich habe getan, wie du mir gesagt hast. Steh auf, setze dich und iß von meinem Wildbret, auf daß mich deine Seele segne.
20 Isaak aber sprach zu seinem Sohn: Mein Sohn, wie hast du so bald gefunden? Er antwortete: Der HERR, dein Gott, bescherte mir's.
21 Da sprach Isaak zu Jakob: Tritt herzu, mein Sohn, daß ich dich betaste, ob du mein Sohn Esau seiest oder nicht.  
22 Also trat Jakob zu seinem Vater Isaak; und da er ihn betastet hatte, sprach er: Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Hände sind Esaus Hände.
23 Und er kannte ihn nicht; denn seine Hände waren rauh wie Esaus, seines Bruders, Hände. Und er segnete ihn"
 
(Genesis 27:18-23)





Isaak stirbt jedoch nicht unwissend. Als er gerade seinen Segen beendet hat, kommt der echte Esau rein. Der Vater erkennt ihn und ist bestürzt über den Betrug.

"30 Als nun Isaak vollendet hatte den Segen über Jakob, und Jakob kaum hinausgegangen war von seinem Vater Isaak, da kam Esau, sein Bruder, von seiner Jagd
31 und machte auch ein Essen und trug's hinein zu seinem Vater und sprach zu ihm: Steh auf, mein Vater, und iß von dem Wildbret deines Sohnes, daß mich deine Seele segne. 

32 Da antwortete ihm Isaak, sein Vater: Wer bist du? Er sprach: Ich bin Esau, dein erstgeborener Sohn. 
33 Da entsetzte sich Isaak über die Maßen sehr und sprach: Wer ist denn der Jäger, der mir gebracht hat, und ich habe von allem gegessen, ehe du kamst, und habe ihn gesegnet? Er wird auch gesegnet bleiben."

(Genesis 27:30-33)



Obwohl Isaak seinen Sohn anscheinend ganz gerne hat, sieht er nicht ein, den korrekten Erstgeburts-Segen zu sprechen. Er hat ja bereits alles gerade schon mal gesagt. Zweimal Segnen an einem Tag, darauf hat Isaak nun wirklich keine Lust.
Esau bleibt ohne Segen seines Vaters, was ihm das Herz bricht.

"34 Als Esau diese Rede seines Vaters hörte, schrie er laut und ward über die Maßen sehr betrübt und sprach zu seinem Vater: Segne mich auch, mein Vater!
35 Er aber sprach: Dein Bruder ist gekommen mit List und hat deinen Segen hinweg.  
36 Da sprach er: Er heißt wohl Jakob; denn er hat mich nun zweimal überlistet. Meine Erstgeburt hat er dahin; und siehe, nun nimmt er auch meinen Segen. Und sprach: Hast du mir denn keinen Segen vorbehalten? 
37 Isaak antwortete und sprach zu ihm: Ich habe ihn zu Herrn über dich gesetzt, und alle seine Brüder habe ich ihm zu Knechten gemacht, mit Korn und Wein habe ich ihn versehen; was soll ich doch dir nun tun, mein Sohn?  
38 Esau sprach zu seinem Vater: Hast du denn nur einen Segen, mein Vater? Segne mich auch, mein Vater! und hob auf seine Stimme und weinte."

(Genesis 27:34-38)


Der Vater stirbt, ohne Esau zu segnen. Der ist stinkesauer auf seinen Bruder, der ihn nun zum zweiten Mal übel betrogen hatte und äußert die Absicht, ihn umzubringen. Rebekka kriegt das mit und schickt Jakob weg, aus Angst vor Esaus Rache.



SCHLÄFST DU NOCH?

Unterwegs hat Jakob einen Traum von einer Leiter, die bis zum Himmel reicht. Natürlich keine normale Leiter, denn die sind ja zu kurz, als dass man damit das Weltall erreichen kann, wo Gott und seine Engel ja bekanntermaßen wohnen. 

"10 Aber Jakob zog aus von Beer-Seba und reiste gen Haran  
11 und kam an einen Ort, da blieb er über Nacht; denn die Sonne war untergegangen. Und er nahm einen Stein des Orts und legte ihn zu seinen Häupten und legte sich an dem Ort schlafen.  
12 Und ihm träumte; und siehe, eine Leiter stand auf der Erde, die rührte mit der Spitze an den Himmel, und siehe, die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder;"

(Genesis 28:10-12)



Oben an der Himmelsleiter steht ein Gott. Da es damals davon so viele davon gab, stellt er sich praktischerweise vor. Er verspricht Jakob das Blaue vom Himmel und Schutz auf seinen Reisen. 

"13 und der HERR stand obendarauf und sprach: Ich bin der HERR, Abrahams, deines Vaters, Gott und Isaaks Gott; das Land darauf du liegst, will ich dir und deinem Samen geben.   
14 Und dein Same soll werden wie der Staub auf Erden, und du sollst ausgebreitet werden gegen Abend, Morgen, Mitternacht und Mittag; und durch dich und deinen Samen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden.
15 Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hin ziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht lassen, bis daß ich tue alles, was ich dir geredet habe."

(Genesis 28:13-15) 




Als Jakob aufwacht, erinnert er sich an seinen seltsamen Traum und ist sich sicher, dass er direkt von Gott stammt. 

"16 Da nun Jakob von seinem Schlaf aufwachte, sprach er: Gewiß ist der HERR an diesem Ort, und ich wußte es nicht;  
17 und fürchtete sich und sprach: Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels."

(Genesis 28:16-17)



Jakob hat nicht den geringsten Zweifel daran, dass die Engel und der HERR aus seinem Traum echt sind. Die Gleichsetzung von Träumen mit göttlichen Botschaften spielt eine große Rolle im alten Testament (insbesondere in der Geschichte von Jakobs Sohn Josef), aber auch im neuen Testament (z.B. im Buch der Offenbarung). Das klärt doch bei so manchen Episoden aus der Bibel die Frage, wie man auf solch verrückte Geschichten kommen kann...



FRAUENTAUSCH

Jakob hat nun sein Ziel erreicht und wohnt nun im Haus seines Onkels Laban, dem Bruder von Rebekka. Außerdem möchte er für seinen Onkel als Hirte arbeiten. Laban fragt Jakob, was er als Lohn haben möchte. Jakob möchte nichts weiter als Labans Tochter, also seine Cousine, zu heiraten. Natürlich die attraktive und nicht die hässliche Alte, mit der blöden Fresse. 

"16 Laban aber hatte zwei Töchter; die ältere hieß Lea und die jüngere Rahel. 
17 Aber Lea hatte ein blödes Gesicht, Rahel war hübsch und schön.  
18 Und Jakob gewann die Rahel lieb und sprach: Ich will dir sieben Jahre um Rahel, deine jüngere Tochter, dienen
19 Laban antwortete: Es ist besser, ich gebe sie dir als einem andern; bleibe bei mir."

(Genesis 29:16-19)


Gesagt, getan. Jakob arbeitet sieben Jahre für Laban. Er freut sich so auf seinen Lohn, dass die Zeit wie im Flug vergeht und die Hochzeit naht.

"20 Also diente Jakob um Rahel sieben Jahre, und sie deuchten ihn, als wären's einzelne Tage, so lieb hatte er sie.   
21 Und Jakob sprach zu Laban: Gib mir nun mein Weib, denn die Zeit ist hier, daß ich zu ihr gehe.  
22 Da lud Laban alle Leute des Orts und machte ein Hochzeitsmahl."

(Genesis 29:20-22)


Aber Laban zieht einen bösen Streich mit Jakob ab und jubelt ihm statt der hübschen Rahel seine hässliche Tochter Lea unter.

"23 Des Abends aber nahm er seine Tochter Lea und brachte sie zu ihm; und er ging zu ihr. 
24 Und Laban gab seiner Tochter Lea seine Magd Silpa zur Magd.  
25 Des Morgens aber, siehe, da war es Lea. Und er sprach zu Laban: Warum hast du mir das getan? Habe ich dir nicht um Rahel gedient? Warum hast du mich denn betrogen? 
26 Laban antwortete: Es ist nicht Sitte in unserm lande, daß man die jüngere ausgebe vor der älteren."

(Genesis 29:23-26)



Eine Ironie der Geschichte: Der Betrüger wird zum Betrogenen. Während er zuvor das Erstgeborenen-Recht seines Bruders missachtet hatte, wird ihm nun ein anderes Erstgeborenen-Recht zum Verhängnis. Denn die ältere Tochter hat nun mal Vorrang bei einer Hochzeit - sogar wenn sie hässlich ist.

Die hübsche Rahel darf Jakob auch heiraten, muss aber noch weitere sieben Jahre für seinen Onkel schuften.

"28 Jakob tat also und hielt die Woche aus. Da gab ihm Laban Rahel, seine Tochter, zum Weibe  
29 und gab seiner Tochter Rahel seine Magd Bilha zur Magd.
30 Also ging er auch zu Rahel ein, und hatte Rahel lieber als Lea; und diente bei ihm fürder die andern sieben Jahre."

(Genesis 29:28-30)



Jakob bekommt von seinen beiden Frauen Lea und Rahel sowie von deren Mägden insgesamt zwölf Söhne. Wahrscheinlich auch noch ein paar Töchter, aber die sind es wohl nicht wert, erwähnt zu werden. (Ausnahme ist Dinah, die wahrscheinlich erwähnt wird, da sie in einer späteren Episode involviert ist.)
Von den zwölf Söhnen Jakobs stammen der Legende nach die zwölf Stämme Israels ab, die auch deren Namen tragen. Die meisten der zwölf Brüder haben sonst keine besondere Funktion und sind Statisten in der Erzählung um ihren Vater und in der darauffolgenden Geschichte um Jakobs Lieblingssohn Josef. Nicht jeder kann als Star geboren werden...



DARWIN'S NIGHTMARE

Nachdem Jakob die Raten für seine Zweitfrau abgearbeitet hat, möchte er nun mit seiner Familie zurück in die Heimat.
Laban gewährt ihm den Wunsch, alle gefleckten Schafe und schwarzen Lämmer als Abschiedsgeschenk behalten zu dürfen. Eine gute Gelegenheit, es dem Onkel noch mal richtig für die Nummer mit der hässlichen Tochter heimzuzahlen! Durch seine überlegenen Genetik-Kenntnisse züchtet er nämlich extrem viele gefleckte Schafe und schwarze Lämmer.

"37 Jakob aber nahm Stäbe von grünen Pappelbäumen, Haseln und Kastanien und schälte weiße Streifen daran, daß an den Stäben das Weiß bloß ward, 
38 und legte die Stäbe, die er geschält hatte, in die Tränkrinnen vor die Herden, die kommen mußten, zu trinken, daß sie da empfangen sollten, wenn sie zu trinken kämen. 
39 Also empfingen die Herden über den Stäben und brachten Sprenklinge, Gefleckte und Bunte.  
40 Da schied Jakob die Lämmer und richtete die Herde mit dem Angesicht gegen die Gefleckten und Schwarzen in der Herde Labans und machte sich eine eigene Herde, die tat er nicht zu der Herde Labans. 
41 42 aber in der Spätlinge Lauf legte er sie nicht hinein. Also wurden die Spätlinge des Laban, aber die Frühlinge des Jakob.  
43 Daher ward der Mann über die Maßen reich, daß er viele Schafe, Mägde und Knechte, Kamele und Esel hatte. Wenn aber der Lauf der Frühling-Herde war, legte er die Stäbe in die Rinnen vor die Augen der Herde, daß sie über den Stäben empfingen; 

(Genesis 30:37-43)


Die Schafe bekommen also gefleckten Nachwuchs, da sie beim Paaren ein geflecktes Muster betrachten. Genauso wie Menschen weißhäutige Kinder kriegen, wenn sie beim Sex eine weiße Tapete anschauen.
Eine solch wissenschaftlich exakte Darstellung von Genetik beweist eindrücklich, dass der Allmächtige die Bibelschreiber inspiriert haben muss.



AUF DER SUCHE NACH DEN VERLORENEN GÖTTERN

Die Abreise gestaltet sich schwierig, da Labans Söhne schlechte Stimmung gegen Jakob machen, da der mit einem Großteil ihres Erbes abziehen will. Gott beobachtet das Ganze und gibt den Befehl zur heimlichen Flucht.

"3 Und der HERR sprach zu Jakob: Ziehe wieder in deiner Väter Land und zu deiner Freundschaft; ich will mit dir sein."

(Genesis 31:3)


Jakob, seine Familie und das scheckige Vieh brechen überstürzt auf, ohne Laban Bescheid zu geben. Als dieser das erfährt, folgt er ihnen. Unterwegs kommt es zum Showdown: Laban und seine Leute holen Jakobs Gruppe ein.

"22 Am dritten Tage ward Laban angesagt, daß Jakob geflohen wäre.
23 Und er nahm seine Brüder zu sich und jagte ihm nach sieben Tagereisen und ereilte ihn auf dem Berge Gilead"

(Genesis 31:22-23)


Aber zum Glück hat Jakob ja Gott als Freund. Der erscheint Laban im Traum und droht ihm.

"24 Aber Gott kam zu Laban, dem Syrer, im Traum des Nachts und sprach zu ihm: Hüte dich, daß du mit Jakob nicht anders redest als freundlich. 
25 Und Laban nahte zu Jakob. Jakob aber hatte seine Hütte aufgeschlagen auf dem Berge; und Laban mit seinen Brüdern schlug seine Hütte auch auf auf dem Berge Gilead.
26 Da sprach Laban zu Jakob: Was hast du getan, daß du mich getäuscht hast und hast meine Töchter entführt, als wenn sie durchs Schwert gefangen wären?  
27 Warum bist du heimlich geflohen und hast dich weggestohlen und hast mir's nicht angesagt, daß ich dich hätte geleitet mit Freuden, mit Singen mit Pauken und Harfen?  
28 Und hast mich nicht lassen meine Kinder und Töchter küssen? Nun, du hast töricht getan. 
29 Und ich hätte wohl so viel Macht, daß ich euch könnte Übles tun; aber eures Vaters Gott hat gestern zu mir gesagt: Hüte dich, daß du mit Jakob nicht anders als freundlich redest."
 

(Genesis 31:24-29)


Aber noch ist die Gefahr für unsere flüchtenden Protagonisten nicht vorüber. Laban vermisst nämlich seine Götter. Jakob verspricht Laban, dass wer auch immer die Götter Labans gestohlen hat, sofort hingerichtet würde.
Was er nicht weiß: Der Götterdieb war niemand anderes als seine Lieblingsfrau Rahel...

"30
Und weil du denn ja wolltest ziehen und sehntest dich so sehr nach deines Vaters Hause, warum hast du mir meine Götter gestohlen?
31 Jakob antwortete und sprach zu Laban: Ich fürchtete mich und dachte, du würdest deine Töchter von mir reißen.
32 Bei welchem du aber deine Götter findest, der sterbe hier vor unsern Brüdern. Suche das Deine bei mir und nimm's hin. Jakob wußte aber nicht, daß sie Rahel gestohlen hatte."
 

(Genesis 31:30-32)



Labans Crew durchsucht jede Ecke des Ladens...
Doch durch einen cleveren Trick kann Rahel die Götter verstecken. Sie setzt sich einfach drauf und behauptet, als ihr Vater eintritt, sie könne nicht aufstehen, da sie gerade ihre Periode hat.

"34 Da nahm Rahel die Götzen und legte sie unter den Kamelsattel und setzte sich darauf. Laban aber betastete die ganze Hütte und fand nichts.
35 Da sprach sie zu ihrem Vater: Mein Herr, zürne mir nicht, denn ich kann nicht aufstehen vor dir, denn es geht mir nach der Frauen Weise. Also fand er die Götzen nicht, wie sehr er suchte."

(Genesis 31:34-35)


Puh, das ist ja gerade noch einmal gut gegangen! Doch die nächste Gefahr befindet sich bereits im Verzug...



CLOSE ENCOUNTERS

Zunächst ist alles wieder gut. Laban und Jakob vertragen sich. Jakob und Anhang ziehen weiter. Unterwegs genießen sie die örtlichen Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel Engel Gottes.

"1 Des Morgens aber stand Laban früh auf, küßte seine Kinder und Töchter und segnete sie und zog hin und kam wieder an seinen Ort.  
2 Jakob aber zog seinen Weg; und es begegneten ihm die Engel Gottes.
3 Und da er sie sah, sprach er: Es sind Gottes Heere; und hieß die Stätte Mahanaim."

(Genesis 32:1-3)



Doch kurz darauf kommen Boten, um vor einem drohenden Unheil zu warnen: Esau, wegen dessen Morddrohung Jakob sein Zuhause ja einst verlassen hatte, befindet sich auf dem Weg zu ihm... 

"7 Die Boten kamen wieder zu Jakob und sprachen: Wir kamen zu deinem Bruder Esau; und er zieht dir auch entgegen mit vierhundert Mann." 

(Genesis 32:1-3)

Jakob traut seinem Bruder nicht nur zu, dass er ihn umbringt, sondern hat auch Angst um seine Frauen und Kinder.

"12 Errette mich von der Hand meines Bruders, von der Hand Esaus; denn ich fürchte mich vor ihm, daß er nicht komme und schlage mich, die Mütter samt den Kindern"

(Genesis 32:12)



An diesem Abend verlässt Jakob seine Familie und übernachtet ganz alleine. Er verbringt die ganze Nacht damit, mit einem Mann zu ringen.

"22Also ging das Geschenk vor ihm her, aber er blieb dieselbe Nacht beim Heer [...]
25 und blieb allein. Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte anbrach."


(Genesis 32:23-25)




Wir erfahren nicht, wer denn Streit begonnen hat oder warum Jakob überhaupt mit diesem Mann ringt, der sich später als Gott persönlich herausstellt...

"26 Und da er sah, daß er ihn nicht übermochte, rührte er das Gelenk seiner Hüfte an; und das Gelenk der Hüfte Jakobs ward über dem Ringen mit ihm verrenkt.
27
Und er sprach: Laß mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Aber er antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn. 

28 Er sprach: Wie heißt du? Er antwortete: Jakob.
29 Er sprach: Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und bist obgelegen."

(Genesis 32:26-29)



Jakob trifft Gott und die einzige Frage, die ihm einfällt, ist nach seinem Namen...

"30 Und Jakob fragte ihn und sprach: Sage doch, wie heißt du? Er aber sprach: Warum fragst du, wie ich heiße? Und er segnete ihn daselbst. 
31 Und Jakob hieß die Stätte Pniel; denn ich habe Gott von Angesicht gesehen, und meine Seele ist genesen."

(Genesis 32:30-31)


Gott will zwar seinen eigenen Namen nicht verraten, gibt Jakob aber einen neuen: "Israel", was in etwa "streiten mit Gott" bedeutet. Allerdings wird er im Buch Genesis auch weiterhin "Jakob" genannt - auch von Gott selbst...





O  BROTHER, WHERE ART THOUGH?

Endlich kommt es zum Treffen mit Esau. Aber Jakob hat seinen Bruder falsch eingeschätzt: Esau möchte ihn gar nicht töten, sondern hat ihm verziehen und freut sich, seinen Bruder wiederzusehen. 

"4 Esau aber lief ihm entgegen und herzte ihn und fiel ihm um den Hals und küßte ihn; und sie weinten."

(Genesis 33:4)

Esau lädt seinen Bruder und dessen Familie zu sich ein. Sie einigen sich darauf, dass Esau und Gefolge vorausreiten und Jakob ihnen folgt. 

"12 Und er sprach: Laß uns fortziehen und reisen, ich will mit dir ziehen. 
13 Er aber sprach zu ihm: Mein Herr, du erkennest, daß ich zarte Kinder bei mir habe, dazu säugende Schafe und Kühe; wenn sie einen Tag übertrieben würden, würde mir die ganze Herde sterben.  
14 Mein Herr ziehe vor seinem Knechte hin. Ich will gemächlich hintennach treiben, nach dem das Vieh und die Kinder gehen können, bis daß ich komme zu meinem Herrn nach Seir. 
15 Esau sprach: So will ich doch etliche bei dir lassen vom Volk, das mit mir ist. Er antwortete: Was ist's vonnöten? Laß mich nur Gnade vor meinem Herrn finden.  
16 Also zog des Tages Esau wiederum seines Weges gen Seir."

(Genesis 33:12-16)


Doch Jakob denkt nicht daran. Dass er Esau folgen würde, war eine Lüge - er nimmt einen anderen Weg (Genesis 33:17-19). Schon wieder hat er Esau hereingelegt und lässt ihn vergeblich auf seinen verlorenen Bruder warten.



ALTER VADDA!

Bei der Geburt von Jakobs jüngstem Sohn, Benjamin, stirbt Rahel. Das ist natürlich sehr traurig, denn nun hat Jakob als Ehefrauen nur noch Lea mit dem blöden Gesicht und ein paar Sklaven. Ein Gutes hat das Ganze: Nun muss Jakob seinem Sohn wenigstens nicht den doofen Namen geben, den die sterbende Rahel für ihr Kind ausgesucht hatte.

"16 Und sie zogen von Beth-El. Und da noch ein Feld Weges war von Ephrath, da gebar Rahel. 
17
 Und es kam sie hart an über der Geburt. Da aber die Geburt so schwer ward, sprach die Wehmutter zu ihr: Fürchte dich nicht, denn diesen Sohn wirst du auch haben. 
18
 Da ihr aber die Seele ausging, daß sie sterben mußte, hieß sie ihn Ben-Oni; aber sein Vater hieß ihn Ben-Jamin"

(Genesis 35:16-18)



Überraschend erfahren wir nun, dass Isaak, Jakobs und Esaus Vater, immer noch lebt. Obwohl er ja schon vor mindestens vierzehn Jahren im Sterben gelegen hatte! (Jakob hatte für jede seiner Frauen jeweils sieben Jahre arbeiten müssen, sogar für die hässliche.) Der vermeintliche Tod war ja überhaupt erst der Grund für den geklauten Erstgeborenen-Segen und Jakobs Flucht.
Im Kreise seiner Familie stirbt Isaak nun endlich dann doch mal.

"27 Und Jakob kam zu seinem Vater Isaak gen Mamre zu Kirjat-Arba, das da heißt Hebron, darin Abraham und Isaak Fremdlinge gewesen sind.
28 Und Isaak ward hundertundachtzig Jahre alt
29 und nahm ab und starb und ward versammelt zu seinem Volk, alt und des Lebens satt. Und seine Söhne Esau und Jakob begruben ihn."

(Genesis 35:27-29)




GOD LOVES YOU AS HE LOVED JACOB

Was lernen wir durch die ganze Geschichte über Gott?

Der Kirchen-Reformator Johannes Calvin vertrat die Ansicht, dass Gott bereits entschieden hat, ob man in Himmel oder Höhle kommt - bevor man überhaupt geboren wird. Wenn man auserwählt ist, kommt man in den Himmel und wenn nicht, dann nicht. Und es gibt rein gar nichts, was man dagegen tun kann.
Wenn man nicht zu den glücklichen Menschen gehört, die Gott für den Himmel ausersehen hat, kann man nicht durch den Glauben an Jesus errettet werden (was Luther predigte), nicht einmal durch rechten Glauben und gute Taten (wie die katholische Kirche dies behauptet).

Das klingt nicht unbedingt nach einem Gott, den man in irgend einem Sinne des Wortes als "gerecht" bezeichnen kann. Allerdings ist Calvins Theorie durch viele Bibelgeschichten belegbar:  Ganz besonders durch die Story um Jakob und Esau.

Bereits vor der Geburt der Zwillinge hatte Gott entschieden, dass Jakob Esau unterlegen sein wird.
Dies kündigt er ja eindeutig an. Esau hatte nie eine Chance, von Gott geliebt zu werden.

"2 Ich habe euch lieb, spricht der HERR. So sprecht ihr: "Womit hast du uns lieb?" Ist nicht Esau Jakobs Bruder? spricht der HERR; und doch habe ich Jakob lieb

3 und hasse Esau und habe sein Gebirge öde gemacht und sein Erbe den Schakalen zur Wüste."

(Maleachi 1:2-3)


Nun könnte man auf den Einwand kommen, Gott sei ja allwissend und kenne daher die Zukunft. So wisse er ja schon vor der Geburt eines Menschen, was dieser tun werde und wenn er in die Hölle kommt, ist es seine eigene Schuld. Sein eigenes Handeln bringt ihm die Verdammnis und das weiß Gott natürlich schon seit immer, wie alles. Also ist es absolut fair, dass Gott schon bei deiner Geburt weiß, dass du in die Hölle kommst.

Dagegen gibt es zwei gewichtige Argumente.
Erstens: Wenn Gott die persönliche Zukunft aller Menschen kennt, haben sie keinen freien Willen.
Ein freier Wille würde bedeuten, dass man in einer Situation X die Möglichkeit hat, auf eine bestimmte Art zu handeln oder auch anders. Wenn Gott alle Handlungen unser Leben aber schon vor uns kennt, können wir immer nur auf eine einzige Art handeln. Dann gibt es keine Entscheidungen mehr, wir haben keine Wahl und damit keinen freien Willen. Somit können wir rein gar nichts gegen unsere bösen Taten unternehmen und werden von Gott für etwas bestraft, über das wir nicht die geringste Kontrolle haben.

Zweitens: Die Jakob/Esau-Geschichte verdeutlicht doch sehr direkt, dass Gott bestimmte Leute auserwählt, egal, ob die sich gut oder schlecht verhalten.
Fassen wir die ganze Saga doch noch mal zusammen: Esau jagt und versorgt seine Familie und bemüht sich so, die Rolle des Erstgeborenen zu erfüllen. Als er vom Arbeiten einmal völlig erschöpft ist und dennoch wohl nichts fangen konnte, tauscht er ein Linsengericht gegen sein Erbrecht. Zugegebenermaßen war das wohl nicht besonders klug, aber nicht Esau ist an seinen begrenzten, geistigen Kapazitäten Schuld: Gott hat ihn so gemacht. Sein eigener Zwillingsbruder betrügt ihn und seine Mutter liebt Jakob mehr als ihn.
Und dann stirbt auch noch sein geliebter Vater, für den er immer alles getan hat, um ihn zu gefallen. Doch statt wie es Tradition wäre, bekommt Esau in dieser schweren Stunde nicht den Segen seines Vaters. Stattdessen muss er erfahren, dass sein Bruder ihn erneut betrogen hat und seine Mutter beteiligt war. Nach all dem besitzt Esau dennoch die Größe, seinem Bruder später zu verzeihen.

Jakob dagegen betrügt seinen eigenen Zwillingsbruder und seinen vermeintlich sterbenden Vater. Und als er Gott begegnet, verprügelt er diesen. Es sollte keinen Zweifel geben, wer in dieser Geschichte der Gute ist. Aber Esau war einfach nicht erwählt. 

"23 Und der HERR sprach zu ihr: Zwei Völker sind in deinem Leibe, und zweierlei Leute werden sich scheiden aus deinem Leibe; und ein Volk wird dem andern Überlegen sein, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen."

(Genesis 25:23)



Das gleiche Pech hatte schon Isaaks älterer Bruder Ishmael, der ebenfalls nicht auserwählt war und von seinem Vater Abraham deswegen auf Nimmerwiedersehen in die Wüste geschickt wird (Genesis 21:14). Ishmael hatte, wie Esau, nichts falsch gemacht. Gott hasst ihn einfach - unwiderruflich, aus Prinzip.
Diese Theologie wird nicht nur im alten Testament vertreten: Im neuen Testament predigt zum Beispiel Paulus diese Position recht deutlich: 

"10 Nicht allein aber ist's mit dem also, sondern auch, da Rebekka von dem einen, unserm Vater Isaak, schwanger ward:
11 ehe die Kinder geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten, auf daß der Vorsatz Gottes bestünde nach der Wahl,
12
nicht aus Verdienst der Werke, sondern aus Gnade des Berufers, ward zu ihr gesagt: "Der Ältere soll dienstbar werden dem Jüngeren",  

13 wie denn geschrieben steht: "Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehaßt." 

(Römer 9:10-13)


Der Gott Calvins und der Gott von Paulus ist der definitiv auch der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs: Kein gerechter. Ein Wesen, dass leidensfähige Geschöpfe nur aus dem Grund erschafft, um diese dann zu hassen und in die Hölle zu werfen, wo sie auf ewig gequält werden.
Böser Gott! Böse! Aus!





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SERIE: "DAS BUCH GENESIS"


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