24. Mai 2011

DER MYTHOS MOSES (Der Mythos Jesus Teil 7)

[Teil 1: Der unsichtbare Mann] [Teil 2: Leben wie Gott in Galiläa]
[Teil 3: Lehre/Versprechungen] [Teil 4: Auf den Schultern von Riesen]
[Teil 5: Dekonstruktion] [Teil 6: In Gottes Namen]


Will man etwas über Jesus erfahren, muss man sich einfach eine Bibel besorgen und darin lesen. Aber warum handelt denn ein Großteil des Buches nicht von ihm? Warum kommen vor der frohen Botschaft des neuen Testaments so viele Storys, in denen Gott ganze Völker ermordet oder dies anordnet?
Hätte man diesen Teil, das alte Testament, nicht lieber weglassen sollen?

Auch wenn dies aus PR-technischen Gründen vielleicht ratsam wäre, ist das alte Testament aber nötig, um Jesus Christus und seine Botschaft zu verstehen - egal, ob man ihn für real oder eine literarische Figur hält. Denn, so erfahren wir im neuen Testament, glaubt man nicht Moses und den Propheten des alten Testaments, kann man unmöglich ein Anhänger Christi sein.




DIE HEILIGEN DREI

Eine zentrale Episode der biblischen Jesus-Story ist die Transfiguration (oder "Verklärung"). Drei der vier Evangelien erzählen diese Geschichte. Darin nimmt Jesus drei seiner Jünger mit auf einen Berg, wo er plötzlich zu leuchten beginnt. Doch es kommt noch dicker: Es erschallt eine Stimme aus dem Himmel, die Jesus als seinen Sohn identifiziert. Zusätzlich erscheinen zwei bedeutende Persönlichkeiten aus dem alten Testament als Vision: Moses und der Prophet Elia.
Durch den Auftritt dieser Gestalten soll der gute Jesus einmal mehr in die direkte Tradition der hebräischen Religion gesetzt werden. Aber warum erscheinen gerade Moses und Elia und nicht andere wichtige biblische Figuren wie Abraham, Noah, Daniel, David, Salomo oder Gott?
Die Wahl ist wohl kein Zufall - Diese beiden Figuren sind elementare Schlüssel, um das Christentum zu verstehen.


Um dem auf den Grund zu gehen, begeben wir uns nun auf eine zauberhafte Reise in die magische und fantastische Welt des alten Testaments. Wir starten in Ägypten zur Zeit der Pharaonen, als dort gerade der kleine Moses geboren wird.

Die Geschichte beginnt wie ein Märchen (obwohl es natürlich nichts als die Wahrheit ist): Der kleine Baby-Moses, Sohn einer armen Sklavenfamilie mit Migrationshintergrund, wird von einer Prinzessin adoptiert und wächst daher im königlichen Palast auf.
Moses' Eltern waren die Rednecks ihrer Zeit: Arm, ungebildet und miteinander verwandt. (Laut Exodus 6:20 ist die Frau von Moses' Vater gleichzeitig seine Tante.)
Zudem waren sie als Hebräer im Ägypten ihrer Zeit nicht sonderlich beliebt und mussten als Zwangsarbeiter schuften.

"13 Und die Ägypter zwangen die Kinder Israel zum Dienst mit Unbarmherzigkeit
14 und machten ihnen ihr Leben sauer mit schwerer Arbeit in Ton und Ziegeln und mit allerlei Frönen auf dem Felde und mit allerlei Arbeit, die sie ihnen auflegten mit Unbarmherzigkeit."

(Exodus 1:13-14)


Der damalige Pharao hasst die Hebräer gar so sehr, dass er die Ermordung von allen männlichen Neugeborenen anordnen lässt. Damit ihr Sohn mal ein Leben hat, setzt Moses' Mutter ihn in einem Korb im Nil aus, wo er von der Tochter des Pharaos gefunden und adoptiert wird.





DER MÖRDER MOSES

Eines der bekanntesten Gesetze Mose ist das Auge-um-Auge-Prinzip:

"24 Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß,
25 Brand um Brand, Wunde um Wunde, Beule um Beule."

(Exodus 21:24-25)

"20
 Schade um Schade, Auge um Auge, Zahn um Zahn; wie er hat einen Menschen verletzt, so soll man ihm wieder tun. 
21 Also daß, wer ein Vieh erschlägt, der soll's bezahlen; wer aber einen Menschen erschlägt, der soll sterben."

(Levitikus 24:20-21)



In Gottes Gesetz gibt es keinen großen Unterschied zwischen Gerechtigkeit und Rache. Dementsprechend ist Moses' allererste Handlung in der Bibel auch ein Mord an einem Mörder.

"11 Zu den Zeiten, da Mose war groß geworden, ging er aus zu seinen Brüdern und sah ihre Last und ward gewahr, daß ein Ägypter schlug seiner Brüder, der Hebräischen, einen. 
12 Und er wandte sich hin und her, und da er sah, daß kein Mensch da war, erschlug er den Ägypter und scharrte ihn in den Sand."

(Exodus 2:11-12)


Irgendwer muss die Tat aber dann doch gesehen haben, da Moses später von einem Hebräer darauf angesprochen wird. Moses ist schockiert und aus Furcht vor dem Pharao flieht er aus Ägypten.
Im Lande Midian findet er einen Job als Hirte, heiratet und bekommt einen Sohn.

Viele Jahre später stirbt der Hebräer hassende Pharao und wird durch einen anderen Hebräer hassenden Pharao ersetzt. An der Situation der zwangsarbeitenden Israeliten ändert sich durch den politischen Machtwechsel nichts und so sind die armen Leute nach wie vor todtraurig und am Rand der Verzweiflung.
Aus irgendeinem Grund beschließt Gott, dass nun der richtige Zeitpunkt ist, um etwas zu unternehmen. Auch fällt ihm wieder ein, dass er doch einmal einen Bund mit diesen Leuten gemacht hatte...

"23 Lange Zeit aber darnach starb der König in Ägypten. Und die Kinder Israel seufzten über ihre Arbeit und schrieen, und ihr Schreien über ihre Arbeit kam vor Gott. 
24 Und Gott erhörte ihr Wehklagen und gedachte an seinen Bund mit Abraham, Isaak und Jakob; 
25 und er sah darein und nahm sich ihrer an."

(Exodus 2:23-25)



GO DOWN, MOSES

Gott hat nun also beschlossen, dem Leiden der Israeliten endlich ein Ende zu machen. Als allmächtiger Herrscher über das Universum stünden ihm dafür unzählige Möglichkeiten zur Verfügung. Er könnte die Zeit zurückdrehen und die Sklaverei in Ägypten ungeschehen machen. Er könnte sich selbst zum Pharao machen und seine Leute gehen lassen. Oder alle Israeliten innerhalb einer Millisekunde ins gelobte Land teleportieren und eine für Ägypter undurchdringliche Barriere zwischen den Ländern bauen und so weiter und so fort.
Der liebe Gott entscheidet sich für den harten Weg und sucht sich zunächst einen Stellvertreter für das Projekt aus. Die Wahl fällt auf Moses. Doch der befindet sich ja gar nicht mehr in Ägypten, sondern wohnt seit Jahren in Midian. Daher erscheint Gott Moses in einem brennenden Busch und teilt ihm seine Mission mit.
Zuvor jedoch fordert er ihn erst einmal auf, sich bitteschön die Schuhe auszuziehen.

"4 Da aber der HERR sah, daß er hinging, zu sehen, rief ihm Gott aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich.
5 Er sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist ein heilig Land!"

(Exodus 3:4-5)




Gott verlangt von Moses, sich die Schuhe auszuziehen, ist im Gegenzug aber auch so höflich, sich erst einmal vorzustellen. Bei den vielen Göttern, die es so gibt, wüsste Moses ja sonst nicht, mit wem er es eigentlich zu tun hat.

"6 Und sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich Gott anzuschauen."

(Exodus 3:6)


Gott erzählt Moses, wie er kürzlich erfahren hat, dass sein auserwähltes Volk leidet und dass er vorbeigekommen ist, um die Sache wieder gerade zu biegen. 

"7 Und der HERR sprach: Ich habe gesehen das Elend meines Volkes in Ägypten und habe ihr Geschrei gehört über die, so sie drängen; ich habe ihr Leid erkannt 
8 und bin herniedergefahren, daß ich sie errette von der Ägypter Hand und sie ausführe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, an den Ort der Kanaaniter, Hethiter, Amoriter, Pheresiter, Heviter und Jebusiter. 
9 Weil nun das Geschrei der Kinder Israel vor mich gekommen ist, und ich auch dazu ihre Angst gesehen habe, wie die Ägypter sie ängsten, 
10 so gehe nun hin, ich will dich zu Pharao senden, daß du mein Volk, die Kinder Israel, aus Ägypten führest." 

(Exodus 3:7-10)


Gott ist ja ein schlauer Fuchs und weiß, dass die Ägypter ihre Zwangsarbeiter nicht einfach so auf Bitten von Moses gehen lassen werden. Daher plant er bereits einige tolle Plagen. Danach können die Israeliten Ägypten verlassen. Vorher sollen sie allerdings das geplagte ägyptische Volk auf Gottes Wunsch hin ausrauben.

"19 Aber ich weiß, daß euch der König in Ägypten nicht wird ziehen lassen, außer durch eine starke Hand. 
20 Denn ich werde meine Hand ausstrecken und Ägypten schlagen mit allerlei Wundern, die ich darin tun werde. Darnach wird er euch ziehen lassen. 
21 Und ich will diesem Volk Gnade geben vor den Ägyptern, daß, wenn ihr auszieht, ihr nicht leer auszieht; 
22 sondern ein jeglich Weib soll von ihrer Nachbarin und Hausgenossin fordern silberne und goldene Gefäße und Kleider; die sollt ihr auf eure Söhne und Töchter legen und von den Ägyptern zur Beute nehmen."

(Exodus 3:19-22)



IT'S A KIND OF MAGIC

Moses ist sich unsicher, wie er die Aufgabe bewältigen soll, die ihm der brennende Busch aufgetragen hat, der behauptet, der Gott Abrahams zu sein.
Er findet Gottes Plan an sich ja schön und gut. Doch wie soll Moses dem Pharao beweisen, dass er mit Gott geredet hat?  Die Lösung wäre recht simpel: Gott könnte einfach dem Pharao erscheinen. Aber wieso einfach, wenn es auch umständlich geht?

"1 Mose antwortete und sprach: Siehe, sie werden mir nicht glauben noch meine Stimme hören, sondern werden sagen: Der HERR ist dir nicht erschienen.
2 Der HERR sprach zu ihm: Was ist's, was du in deiner Hand hast? Er sprach: Ein Stab.
3 Er sprach: Wirf ihn vor dir auf die Erde. Und er warf ihn von sich; da ward er zur Schlange, und Mose floh vor ihr.
4 Aber der HERR sprach zu ihm: Strecke deine Hand aus und erhasche sie bei dem Schwanz. Da streckte er seine Hand aus und hielt sie, und sie ward zum Stab in seiner Hand.
5 Darum werden sie glauben, daß dir erschienen sei der HERR, der Gott ihrer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs."

(Exodus 4:1-5)



Gott stattet Moses also mit der magischen Fähigkeit aus, seinen Stab in eine Schlange zu verwandeln. Für die Standards eines allmächtigen Gottes ist das wohl ein recht billiger Trick - aber um den Leuten seine Beziehung zu Gott zu beweisen müsste es reichen.
Schließlich ist Gott ja auch allwissend und weiß auch im Voraus, was geschehen wird und welche Tricks den Pharao überzeugen werden und welche nicht.
Sollte man denken...

"6 Und der HERR sprach weiter zu ihm: Stecke deine Hand in deinen Busen. Und er steckte seine Hand in seinen Busen und zog sie wieder heraus; siehe, da war aussätzig wie Schnee.
7 Und er sprach: Tue sie wieder in deinen Busen. Und er tat sie wieder in seinen Busen und zog sie heraus; siehe, da ward sie wieder wie sein anderes Fleisch.
8 Wenn sie dir nun nicht werden glauben noch deine Stimme hören bei dem einen Zeichen, so werden sie doch glauben deine Stimme bei dem andern Zeichen.
9 Wenn sie aber diesen zwei Zeichen nicht glauben werden noch deine Stimme hören, so nimm Wasser aus dem Strom und gieß es auf das trockene Land, so wird das Wasser, das du aus dem Strom genommen hast, Blut werden auf dem trockenen Lande."

(Exodus 4:6-9)



Trotzdem ist Moses noch skeptisch und wirft ein, dass er kein großer Redner sei. Gott beruhigt ihn und versichert ihm, er wäre die ganze Zeit bei und werde ihm einflüstern, was er sagen soll.

"10 Mose aber sprach zu dem HERRN: Ach mein HERR, ich bin je und je nicht wohl beredt gewesen, auch nicht seit der Zeit, da du mit deinem Knecht geredet hast; denn ich habe eine schwere Sprache und eine schwere Zunge.
11 Der HERR sprach zu ihm: Wer hat dem Menschen den Mund geschaffen? Oder wer hat den Stummen oder Tauben oder Sehenden oder Blinden gemacht? Habe ich's nicht getan, der HERR?
12 So geh nun hin: Ich will mit deinem Munde sein und dich lehren, was du sagen sollst."

(Exodus 4:10-12)


Nun stellt sich aber noch immer die Frage: Wenn Gott schon mal da ist, warum zeigt er sich nicht direkt allen, besonders dem Pharao? Das würde ich zumindest überzeugender finden als ein Mann, der im Auftrag eines sprechenden Buschs unterwegs ist, den nur er allein gesehen hat, und dem eine Stimme in seinem Kopf sagt, was er tun soll.
Gottes Wege sind unvernünftig...





HEART OF DARKNESS

Wie sich herausstellt, ist die ganze Nummer mit den magischen Tricks, die Gott Moses schenkt, völlig überflüssig. Und Gott weiß das: Er sorgt nämlich höchstpersönlich dafür, indem er dass Herz des Pharaos verstockt.

"21 Und der HERR sprach zu Mose: Siehe zu, wenn du wieder nach Ägypten kommst, daß du alle Wunder tust vor Pharao, die ich dir in deine Hand gegeben habe; aber ich will sein Herz verstocken, daß er das Volk nicht lassen wird."

(Exodus 4:21)





WTF?!
Gott nimmt Pharao den freien Willen weg. Aber nicht, um sein Herz zu erweichen, so dass er die Israeliten ohne Blutvergießen einfach gehen lässt. Er macht das exakte Gegenteil.
Jede Plage Gottes ist daher als Druckmittel für die Freilassung der Israeliten völlig nutzlos. Das ganze Blut, das durch den Konflikt vergossen werden wird, fließt für nichts anderes als Rache.


"22 Und du sollst zu ihm sagen: So sagt der HERR: Israel ist mein erstgeborener Sohn; 
23 und ich gebiete dir, daß du meinen Sohn ziehen lassest, daß er mir diene. Wirst du dich des weigern, so will ich deinen erstgeborenen Sohn erwürgen."

(Exodus 4:22-23)

Natürlich wird er sich weigern: Sein Herz ist ja verstockt. Es sieht so aus, als wäre Gott ein völlig durchgedrehter Psychopath - was die folgende Episode mit Nachdruck bestätigt.

"24 Und als er unterwegs in der Herberge war, kam ihm der HERR entgegen und wollte ihn töten.
25 Da nahm Zippora einen Stein und beschnitt ihrem Sohn die Vorhaut und rührte ihm seine Füße an und sprach: Du bist mir ein Blutbräutigam.
26 Da ließ er von ihm ab. Sie sprach aber Blutbräutigam um der Beschneidung willen."

(Exodus 4:24-26)



Es scheint tatsächlich, als hätte Gott nun völlig den Verstand verloren. Nachdem er einen (völlig unnötigen) komplizierten Plan zur Befreiung der Israeliten ausgeheckt hat, in dem Moses eine Schlüsselrolle spielt, versucht er nun, ohne einen Grund zu nennen, Moses zu töten.
Komisch, dass er es versucht, aber nicht schafft - da er doch erstens allmächtig ist und zweitens viel Übung im Morden hat.
Anscheinend hatte Moses es versäumt, seinen Sohn zu beschneiden. Nur dem schnellen Reaktionsvermögen von Moses' Frau aus Midian haben die Israeliten es zu verdanken, dass die Befreiungsaktion nicht schon gescheitert ist, bevor sie begonnen hat. Zum Dank ermorden die Israeliten später auf Gottes Befehl hin alle Midianiter samt Frauen, Kinder und Greisen. Das klingt jetzt möglicherweise etwas herzlos und barbarisch, aber Moses und Gott sind keine Unmenschen. Lest selbst:

"14 Und Mose ward zornig über die Hauptleute des Heeres, die Hauptleute über tausend und über hundert waren, die aus dem Heer und Streit kamen,
15 und sprach zu ihnen: Warum habt ihr alle Weiber leben lassen?
16 Siehe, haben nicht dieselben die Kinder Israel durch Bileams Rat abwendig gemacht, daß sie sich versündigten am HERRN über dem Peor und eine Plage der Gemeinde des HERRN widerfuhr?
17 So erwürget nun alles, was männlich ist unter den Kindern, und alle Weiber, die Männer erkannt und beigelegen haben;
18 aber alle Kinder, die weiblich sind und nicht Männer erkannt haben, die laßt für euch leben."


(Numeri 32:14-18)



Seht ihr, die Jungfrauen dürfen weiterleben, als Sexsklaven für Gottes Soldaten, welche gerade vor ihren Augen all ihre Verwandten abgeschlachtet haben. Preiset den HERRN!



DER MAGIER MOSES

Moses bekommt eine Audienz bei dem Pharao, der das Volk nicht ziehen lässt (Exodus Kapitel 5). Das ist nicht überraschend - wohl aber, dass Moses die Zaubertricks von Gott schon wieder vergessen hat.
Erst vor seiner zweiten Audienz beim Pharao erinnert Gott ihn wieder daran (Exodus 7) und Moses und sein Bruder Aaron verwandeln einen Stab in eine Schlange.

"8 Und der HERR sprach zu Mose und Aaron: 
9 Wenn Pharao zu euch sagen wird: Beweist eure Wunder, so sollst du zu Aaron sagen: Nimm deinen Stab und wirf ihn vor Pharao, daß er zur Schlange werde.
10 Da gingen Mose und Aaron hinein zu Pharao und taten, wie ihnen der HERR geboten hatte. Und Aaron warf seinen Stab vor Pharao und vor seinen Knechten, und er ward zur Schlange."

(Exodus 7:8-10)


Der Pharao ist schockiert und erkennt, dass Moses von Gott gesandt... Nee, war nur ein Witz: Der Pharao ist wenig beeindruckt und denkt sich: Das kann ich auch!

"11 Da forderte Pharao die Weisen und Zauberer; und die ägyptischen Zauberer taten auch also mit ihrem Beschwören: 
12 ein jeglicher warf seinen Stab von sich, da wurden Schlangen daraus;"

(Exodus 7:11-12)


Eigentlich ist es nicht besonders verwunderlich, dass der Pharao Moses' Gott nicht als höhere Autorität anerkennt, wenn doch seine Hofzauberer den gleichen Trick auf Lager haben. Zur Sicherheit verstockt der HERR aber trotzdem das Herz des Pharao.

"13 Also ward das Herz Pharaos verstockt, und er hörte sie nicht, wie denn der HERR geredet hatte."

(Exodus 7:13)




PLAGENUMWOBEN

Der HERR sendet nun zehn Plagen. Obwohl das ägyptische Volk unvorstellbar leiden wird, lässt Pharao sie nicht gehen. Kein Wunder: Sein Herz ist ja verstockt. Allerdings hält eine solche Verstockung anscheinend nicht allzu lange an, so dass Gott sein Herz nach jeder Plage erneut verstockt.

Die erste Plage ist die Verwandlung von allen Gewässern in Blut für eine ganze Woche. Der Pharao bittet seine Hofzauberer, den Trick nachzuahmen. Da der Pharao natürlich nur die besten aller Zauberer einstellt, schaffen die das auch problemlos.

"22 Und die ägyptischen Zauberer taten auch also mit ihrem Beschwören. Also ward das Herz Pharaos verstockt, und er hörte sie nicht, wie denn der HERR geredet hatte."

(Exodus 7:22)



Als zweite Plage lässt Gott es Frösche regnen, als dritte Plage sendet Gott Unmengen von Stechmücken.
Die ägyptischen Hofmagier rekonstruieren mühelos den Froschregen. Bei den Stechmücken müssen sie aber passen und anerkennen, dass dies die Magie Gottes war. Nein, ich denk mir das nicht gerade selbst aus - das steht da so...

"3 Da taten die Zauberer auch also mit ihrem Beschwören und ließen Frösche über Ägyptenland kommen. [...]
14 Die Zauberer taten auch also mit ihrem Beschwören, daß sie Mücken herausbrächten, aber sie konnten nicht."

(Exodus 8:3,14)



Nach der Stechmückenplage sendet Gott eine Stechfliegenplage: Wirkt etwas unkreativ, aber er muss ja zehn Plagen vollkriegen und das ist gar nicht so einfach.

Danach muss das ganze Vieh der Ägypter sterben. Als nächstes kreiert der HERR eine Pockenepidemie. Als er damit fertig ist, lässt er es so heftig hageln, dass alle Leute und Tiere, die sich draußen aufhalten, daran sterben. Es folgt eine Heuschreckenplage und eine drei Tage lange Finsternis.

Haben die Ägypter nun nicht genug gelitten? Hört Gott nun endlich auf, dem ägyptischen Volk solch furchtbare Dinge anzutun und das Herz des Pharao zu verstocken? Nö....

"27 Aber der HERR verstockte das Herz Pharao daß er sie nicht lassen wollte."

(Exodus 10:27)



Denn das war nur der neunte Streich, doch der zehnte folgt sogleich.




LET THE BODIES HIT THE FLOOR

Die Ägypter, die die Pockenepidemie und den Hagel überlebt haben, erwartet nun ein wohl noch qualvollerer Hungertod, da die Heuschrecken die gesamte Ernte restlos vernichtet haben - zumindest das, was nach dem Hagel noch übrig geblieben war (Exodus 10:12).

Aber selbst das ist Gott noch nicht genug. Der Vorgänger des Pharaos hatte ja angeordnet, dass alle männlichen, hebräischen Säuglinge getötet werden sollen. Da ist es nur fair und ein Zeichen göttlicher Gerechtigkeit, wenn auch Gott jetzt Kinder im großen Stil ermordet.
Aber der HERR wäre natürlich nicht der Gott, den wir kennen, wenn er nicht noch einen draufsetzen würde. So tötet er nicht alle Neugeborenen, sondern alle Erstgeborenen jeden Alters, so dass in jeder Familie im ägyptischen Volk ein Kind sterben muss.

"4 Und Mose sprach: So sagt der HERR: Ich will zu Mitternacht ausgehen in Ägyptenland;
5 und alle Erstgeburt in Ägyptenland soll sterben, von dem ersten Sohn Pharaos an, der auf seinem Stuhl sitzt, bis an den ersten Sohn der Magd, die hinter der Mühle ist, und alle Erstgeburt unter dem Vieh;
6 und wird ein großes Geschrei sein in ganz Ägyptenland, desgleichen nie gewesen ist noch werden wird;
7 aber bei allen Kindern Israel soll nicht ein Hund mucken, unter Menschen sowohl als unter Vieh, auf daß ihr erfahret, wie der HERR Ägypten und Israel scheide [...]
10 Und Mose und Aaron haben diese Wunder alle getan vor Pharao; aber der HERR verstockte sein Herz, daß er die Kinder Israel nicht lassen wollte aus seinem Lande."

(Exodus 11:4-7,11)



Da Gott ja gerecht und gut ist, werden wohl alle ägyptischen Erstgeborenen den Tod auch verdient haben, genau wie die Erstgeburt ihres Viehs.
Sein auserwähltes Volk lässt er natürlich in Ruhe. Damit der allwissende Gott seine Herrenrasse vom ägyptischen Abschaum unterscheiden kann, ist es allerdings aus irgendwelchen Gründen notwendig, dass diese ihre Häuser mit Blut beschmieren.




"1 Der HERR aber sprach zu Mose und Aaron in Ägyptenland: [...]
3 Sagt der ganzen Gemeinde Israel und sprecht: Am zehnten Tage dieses Monats nehme ein jeglicher ein Lamm, wo ein Hausvater ist, je ein Lamm zu einem Haus. [...]
12 Denn ich will in derselben Nacht durch Ägyptenland gehen und alle Erstgeburt schlagen in Ägyptenland, unter den Menschen und unter dem Vieh, und will meine Strafe beweisen an allen Göttern der Ägypter, ich, der HERR.
13 Und das Blut soll euer Zeichen sein an den Häusern, darin ihr seid, daß, wenn ich das Blut sehe, an euch vorübergehe und euch nicht die Plage widerfahre, die euch verderbe, wenn ich Ägyptenland schlage."

(Exodus 12:1,3,12-13)



Wie angekündigt, geht Gott schließlich mordend durch Ägypten, um seine Strafe an den diversen Göttern der Ägypter zu beweisen. Das wird denen aber eine Lehre sein!

"29 Und zur Mitternacht schlug der HERR alle Erstgeburt in Ägyptenland von dem ersten Sohn Pharaos an, der auf seinem Stuhl saß, bis auf den ersten Sohn des Gefangenen im Gefängnis und alle Erstgeburt des Viehs.
30 Da stand Pharao auf und alle seine Knechte in derselben Nacht und alle Ägypter, und ward ein großes Geschrei in Ägypten; denn es war kein Haus, darin nicht ein Toter war."

(Exodus 12:29-30)




MOVEMENT OF DA PEOPLE

Nun endlich lässt Gott die Israeliten ziehen, indem er das Herz des Pharaos nicht mehr verstockt. Höchstpersönlich führt er sein auserwähltes Volk ins gelobte Land.

"51 Also führte der HERR auf einen Tag die Kinder Israel aus Ägyptenland mit ihrem Heer."

(Exodus 12:51)


Die Strecke zwischen Gosen (der ägyptischen Provinz, in der die Israeliten gelebt haben) und dem gelobten Land beträgt ca. 320 Kilometer - das entspricht in etwa der Entfernung zwischen Düsseldorf und Hamburg.
Wie sich herausstellt, war es keine gute Idee, den geografischen Kenntnissen Gottes zu vertrauen, denn die Israeliten benötigen für diese Strecke zwei Jahre.
Und das, obwohl sie bis zur Grenze Ägyptens vom ägyptischen Heer verfolgt werden. Warum zum Teufel schickt der Pharao nach der ganzen Nummer seine Armee und riskiert nach dem Verlust der Erstgeborenen (einschließlich seines eigenen Sohns), seiner Sklaven und vieler, vieler Ägypter auch noch sein Heer?
Genau: Gott zwingt ihn, indem er ihm einmal mehr sein Herz verstockt.

"1 Und der HERR redete mit Mose und sprach: [...]
3 Denn Pharao wird sagen von den Kindern Israel: Sie sind verirrt im Lande; die Wüste hat sie eingeschlossen.
4 Und ich will sein Herz verstocken, daß er ihnen nachjage, und will an Pharao und an aller seiner Macht Ehre einlegen, und die Ägypter sollen innewerden, daß ich der HERR bin. Und sie taten also. [...]
8 Denn der HERR verstockte das Herz Pharaos, des Königs in Ägypten, daß er den Kindern Israel nachjagte. Aber die Kinder Israel waren durch eine hohe Hand ausgezogen."

(Exodus 14:1,3-4,8)



Schließlich kommen Moses und seine Leute an ein Gewässer, das als Schilfmeer bezeichnet wird (aber oft mit dem roten Meer verwechselt wird). Die ägyptische Armee hat sie eingeholt und nähert sich von der anderen Seite. So ein Pech aber auch! Aber zum Glück teilt Gott das Meer für seine Leute, so dass sie weiter ziehen können.

"21 Da nun Mose seine Hand reckte über das Meer, ließ es der HERR hinwegfahren durch einen starken Ostwind die ganze Nacht und machte das Meer trocken; und die Wasser teilten sich voneinander.
22 Und die Kinder Israel gingen hinein, mitten ins Meer auf dem Trockenen; und das Wasser war ihnen für Mauern zur Rechten und zur Linken."

(Exodus 14:21-22)



Hätte Gott das Meer hinter den Israeliten wieder zurückschwappen lassen, hätten ihnen die Ägypter nicht mehr folgen können. Doch Gott hat eine bessere Idee: Er wartet, bis auch die Ägypter durch das trockene Meer ziehen und lässt sie dann alle ertrinken.
Warum folgen die Ägypter den Israeliten, obwohl sie gerade eben erst zum wiederholten Male eindrucksvoll miterlebt haben, dass diese von einem mächtigen Gott unterstützt werden? Ihr ahnt es sicherlich bereits...

"15 Der HERR sprach zu Mose: Was schreist du zu mir? sage den Kindern Israel, daß sie ziehen.
16 Du aber hebe deinen Stab auf und recke deine Hand aus über das Meer und teile es voneinander, daß die Kinder Israel hineingehen, mitten hindurch auf dem Trockenen.
17 Siehe, ich will das Herz der Ägypter verstocken, daß sie euch nachfolgen. So will ich Ehre einlegen an dem Pharao und an aller seiner Macht, an seinen Wagen und Reitern."

(Exodus 14:14-16)





Einmal mehr bringt Gott Menschen bewusst in eine Situation, die ihren sicheren Tod bedeutet, ohne dass die irgendetwas dagegen tun könnten. Das überrascht zu diesem Zeitpunkt aber wohl keinen mehr. Mord ist eben sein Hobby.
Die ägyptische Armee hatte angeblich mehr als 600 Wagen, dazu Reiter und Fußsoldaten. Die Zahl der toten Soldaten dürfte daher bei mehreren Tausend anzusiedeln sein. Aber er hatte ja einen noblen, humanitären Beweggrund: Die Leute sollen Angst vor ihm haben. Dies ist dem lieben Gott nun auch gelungen.

"30 Also half der HERR Israel an dem Tage von der Ägypter Hand. Und sie sahen die Ägypter tot am Ufer des Meeres
31 und die große Hand, die der HERR an den Ägyptern erzeigt hatte. Und das Volk fürchtete den HERRN, und sie glaubten ihm und seinem Knecht Mose."

(Exodus 14:30-31)




RIESENENTÄUSCHUNG

Unterwegs auf dem Weg ins gelobte Land erhalten die Israeliten die Gesetze Gottes, die zehn Gebote auf den Steintafeln und noch mehrere hundert weitere Vorschriften. Dabei erweist der Herr durchaus auch mal Humor.

"13 Du sollst nicht töten." (Exodus 20:13)


Nachdem Moses das Gebot, nicht zu töten, und neun andere auf zwei Steintafeln zu seinem Volk bringt, sieht er, dass diese ein goldenes Kalb anbeten und tötet 3000 Menschen.

"25 Da nun Mose sah, daß das Volk zuchtlos geworden war (denn Aaron hatte sie zuchtlos gemacht, zum Geschwätz bei ihren Widersachern), 
26
 trat er an das Tor des Lagers und sprach: Her zu mir, wer dem HERRN angehört! Da sammelten sich zu ihm alle Kinder Levi.
27 Und er sprach zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Gürte ein jeglicher sein Schwert um seine Lenden und durchgehet hin und zurück von einem Tor zum andern das Lager, und erwürge ein jeglicher seinen Bruder, Freund und Nächsten. 
28
 Die Kinder Levi taten, wie ihnen Mose gesagt hatte; und fielen des Tages vom Volk dreitausend Mann." 

(Exodus 32:25-28)



[Mehr zu den zehn Geboten in diesem und diesem MARIOLANDblog-Beitrag]



Als Moses und sein Volk endlich die Grenze zum gelobten Land erreichen, ist die Odyssee aber noch lange nicht zu Ende. Denn das Land ist bereits bewohnt. Um herauszufinden, wer genau dort lebt, schickt Moses ein paar Spione. Nach einigen Wochen kehren sie zurück - mit schlechten Nachrichten...

"25 Und sie kehrten um, als sie das Land erkundet hatten, nach vierzig Tagen,
26 gingen hin und kamen zu Mose und Aaron und zu der ganzen Gemeinde der Kinder Israel in die Wüste Pharan gen Kades und sagten ihnen wieder und der ganzen Gemeinde, wie es stände, und ließen sie die Früchte des Landes sehen.[...]
"33 Wir sahen auch Riesen daselbst, Enaks Kinder von den Riesen; und wir waren vor unsern Augen wie Heuschrecken, und also waren wir auch vor ihren Augen."

(Numeri 13:25-26,33)


Irgendwie hatte Gott vergessen zu erwähnen, dass in dem Land, das er Abraham und seinen Nachkommen versprochen hatte, bereits Riesen und mehrere andere Völker wohnen. Die Israeliten sind deswegen bestürzt und weinen bitterlich.

"1 Da fuhr die ganze Gemeinde auf und schrie, und das Volk weinte die Nacht.
2 Und alle Kinder Israel murrten wider Mose und Aaron, und die ganze Gemeinde sprach zu ihnen: Ach, daß wir in Ägyptenland gestorben wären oder noch stürben in dieser Wüste!"

(Numeri 14:1-2)


Gott ist gerührt von den Tränen seines auserwählten Volkes und möchte ihnen den Wunsch erfüllen, in der Wüste zu sterben.

"11 Und der HERR sprach zu Mose: Wie lange lästert mich dies Volk? und wie lange wollen sie nicht an mich glauben durch allerlei Zeichen, die ich unter ihnen getan habe?
12 So will ich sie mit Pestilenz schlagen und vertilgen

(Numeri 14:11-12)



Doch Moses kann den HERRN gerade noch davon abhalten sein auserwähltes Volk zu massakrieren - nicht zum ersten Mal. Nicht etwa, weil es extrem brutal wäre, dies zu tun: Gott fürchtet um sein Ansehen bei den Heiden (die er ja eigentlich auf den Tod hasst).

"13 Mose aber sprach zu dem HERRN: So werden's die Ägypter hören; denn du hast dies Volk mit deiner Kraft mitten aus ihnen geführt. [...]
15 Würdest du nun dies Volk töten, wie einen Mann, so würden die Heiden sagen, die solch Gerücht von dir hören, und sprechen:
16 Der HERR konnte mitnichten dies Volk in das Land bringen, das er ihnen geschworen hatte; darum hat er sie geschlachtet in der Wüste."

(Numeri 14:13,14-16)


Statt sofort zu sterben, müssen die Israeliten nun den Rest ihres Lebens in der Wüste verbringen und dort sterben.

"26 Und der HERR redete mit Mose und Aaron und sprach:
27 Wie lange murrt diese böse Gemeinde wider mich? Denn ich habe das Murren der Kinder Israel, das sie wider mich gemurrt haben, gehört.
28 Darum sprich zu ihnen: So wahr ich lebe, spricht der HERR, ich will euch tun, wie ihr vor meinen Ohren gesagt habt.
29 Eure Leiber sollen in dieser Wüste verfallen; und alle, die ihr gezählt seid von zwanzig Jahren und darüber, die ihr wider mich gemurrt habt,
30 sollt nicht in das Land kommen, darüber ich meine Hand gehoben habe, daß ich euch darin wohnen ließe, außer Kaleb, dem Sohn Jephunnes, und Josua, dem Sohn Nuns.
31 Eure Kinder, von denen ihr sagtet: Sie werden ein Raub sein, die will ich hineinbringen, daß sie erkennen sollen das Land, das ihr verwerft.
32 Aber ihr samt euren Leibern sollt in dieser Wüste verfallen.
33 Und eure Kinder sollen Hirten sein in dieser Wüste vierzig Jahre und eure Untreue tragen, bis daß eure Leiber aufgerieben werden in der Wüste"

(Numeri 14:26-33)




DER DANK DAFÜR

Die erwachsenen Israeliten, die Moses aus dem Ägyptenland geführt hat, sterben also in der Wüste. Nicht einmal Moses selbst darf ins gelobte Land. Er stirbt auf dem Berg Nebo, von dem aus er das versprochene Land sehen kann, ohne jemals selbst dort gewesen zu sein.

"48 Und der HERR redete mit Mose desselben Tages und sprach:
49 Gehe auf das Gebirge Abarim, auf den Berg Nebo, der da liegt im Moabiterland, gegenüber Jericho, und schaue das Land Kanaan, das ich den Kindern Israel zum Eigentum geben werde,
50 und stirb auf dem Berge,
wenn du hinaufgekommen bist, und versammle dich zu deinem Volk, gleich wie dein Bruder Aaron starb auf dem Berge Hor und sich zu seinem Volk versammelte,
51 darum daß ihr euch an mir versündigt habt unter den Kindern Israel bei dem Haderwasser zu Kades in der Wüste Zin, daß ihr mich nicht heiligtet unter den Kindern Israel;
52 denn du sollst das Land vor dir sehen, daß ich den Kindern Israel gebe, aber du sollst nicht hineinkommen."

(Deuteronomium 32:48-52)



Weil Moses und sein Bruder Aaron Gott bei den Haderwassern nicht "geheiligt" haben, dürfen sie das gelobte Land nicht betreten. Denn bei einem Ritual, dass Wasser aus einem Felsen fließen lässt, schlägt Moses mit seinem Stab zweimal gegen den Felsen (Numeri 20:12). Gott hatte ihm aber bei einer anderen Gelegenheit aufgetragen, bei einem solchen Ritual nur einmal gegen den Felsen zu schlagen (Exodus 17:6).



Dies ist offenbar eine so schwere Sünde, dass Moses nicht ins gelobte Land darf, um seine Lebensaufgabe zu vollenden. Mir ist wirklich schleierhaft, wie auch nur ein Christ an diese furchtbare Geschichte glauben kann und gleichzeitig diesen Gott anbeten möchte. Der gute Moses war jahrzehntelang treu und gehorsam und musste dafür sehr, sehr viel leiden. Er gibt sein Leben in Midian mit Frau, Kind und Job auf, um jahrzehntelang durch die Wüste zu ziehen. Dabei musste er ständig seinen Leuten gut zureden, damit sie sich nicht beschweren (und dann von Gott dafür ermordet werden). Auch Gott muss er immer wieder ins Gewissen reden, wenn dieser aus einer schlechten Laune heraus alle Israeliten ausrotten will, was mehr als einmal vorkommt.
Und dann fickt ihn Gott, weil er einmal mit dem Stab zu oft gegen den Fels schlägt?!!

Wenn Gott so pedantisch und gnadenlos ist und seinem Auserwählten nicht einmal so eine absurd lächerliche Lappalie verzeihen kann - wieso sollte er dann irgendwem irgendeine Sünde verzeihen? Die ganze Welt würde zur Hölle fahren.
Aber wenn ein solcher Gott existieren würde, wäre die Hölle, (in der man von Gott getrennt ist), wohl auch die bessere Wahl als der Himmel. Oder die Erde.



A LITTLE BIT OF STORY REPEATING

Was hat die ganze Moses-Story nun mit Jesus zu tun? Nun, es gibt wichtige Parallelen auf mehreren Ebenen.
Zum einen wiederholen sich in den Evangelien andauernd literarische Motive, die die Exodus-Geschichte spiegeln, aufgreifen und variieren.

Hier einige Beispiele:

- SHINY HAPPY PEOPLE
Moses kommt im Kapitel 36 des Buches Exodus gerade vom heiligen Berg Sinai. Mit sich trägt er zwei Steintafeln mit zehn göttlichen Gesetzen: Die zweite Edition, da er die erste in einem Wutanfall zerdeppert hatte [mehr dazu hier].
Dabei strahlt Moses im ganzen Gesicht  (- oder aber er hat Hörner, das hebräische Wort dafür ist dasselbe). Dies ist ein Zeichen für einen direkten Kontakt mit Gott.
Diese Geschichte weist mehrere Ähnlichkeiten zur Transfiguration Jesu auf (bei der Moses ja auch einen Gastauftritt hat.)

"29 Da nun Mose vom Berge Sinai ging, hatte er die zwei Tafeln des Zeugnisses in seiner Hand und wußte nicht, daß die Haut seines Angesichts glänzte davon, daß er mit ihm geredet hatte.
30 Und da Aaron und alle Kinder Israel sahen, daß die Haut seines Angesichts glänzte, fürchteten sie sich, zu ihm zu nahen."

(Exodus 34:29-30)

"2 Und er [=Jesus] ward verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie ein Licht.
3 Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören! [...]
6 Da das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr."

(Matthäus 17:2-3,6)



Jesus bei der Transfiguration, mit Elia (rechts) und Moses (links, mit Hörnern)

- NULL-DIÄT
Bevor Moses als Strahlemann mit den Steintafeln aufkreuzt, ist er vierzig Tage alleine auf dem Berg - währenddessen isst er angeblich nichts.

"28 Und er [=Moses] war allda bei dem HERRN vierzig Tage und vierzig Nächte und aß kein Brot und trank kein Wasser. Und er schrieb auf die Tafeln die Worte des Bundes, die Zehn Worte."

(Exodus 34:28)


Auch Jesus fastet vierzig Tage lang allein in der Wildnis.

"1 Da ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf daß er von dem Teufel versucht würde.
2 Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn."

(Matthäus 4:1-2)



- PFUI, TEUFEL!
Während Jesus in der Wüste ist, wird er dreimal vom Teufel versucht. Diese Versuchungen haben allesamt Entsprechungen zu Prüfungen, mit denen die Israeliten bei ihrem vierzigjährigen Herumirren in der Wüste konfrontiert werden.

Der Teufel versucht Jesus zuerst zu überreden, sich Brote herbeizuzaubern. Als nächstes probiert der Teufel Jesus dazu zu bringen, dass er Gott versucht. Der letzte Test Satans ist, dass er Jesus überzeugen will, ihn statt des HERRN anzubeten.

Jesus widersteht allen Versuchungen, denen die Israeliten in der Wüste nicht standhalten können. Vor Hunger verlieren die Israeliten das Vertrauen zu Gott, woraufhin Gott Feuer vom Himmel wirft und einige Protestler tötet. Die Israeliten versuchen Gott und beten zeitweise ein goldenes Kalb statt Gott an, was 3000 von ihnen mit dem Tod bezahlen müssen.


- BROT FÜR DAS VOLK
Das überhaupt ein paar Israeliten die Wüste überlebt haben, verdanken sie Moses. Der hat den schweren Job, gleichzeitig den verzweifelten Israeliten und dem krankhaft cholerischen HERRN gut zureden zu müssen. So verhindert Moses nicht nur einmal, dass Gott die Israeliten mit einem Streich komplett ausrottet und ein neues Volk erwählen muss. 
Auch verhungern müssen die Israeliten nicht: Gott versorgt sie mit einem merkwürdigen Himmelsbrot namens "Manna", was übersetzt "Was ist das?" bedeutet. Dieses Manna fällt regelmäßig vom Himmel, (wo ja bekanntlich Gott wohnt) und ist also eindeutig übernatürlich.
Auch Jesus hat das Talent, Menschenmengen mit magisch zubereitetem Essen satt zu machen. So versorgt er eine riesige Menschenmenge (5000 Männer plus deren Frauen und Kinder) mit herbeigehexten Klonen von fünf Broten (Matthäus 14).


- BYE BYE BABY
Vergleicht man den Bericht von Moses' Geburt (Exodus Kapitel 1 und 2) mit dem von der Geburt von Jesus im neuem Testament (Lukas 2 und Matthäus 1-2), lassen sich einige Parallelen ziehen.
So wie Moses ist Jesus das Kind sehr einfacher Leute. Während Moses' Eltern den Beruf des Zwangsarbeiters ausübten, arbeitete Jesus' Adoptivvater Josef (und später auch Jesus selbst) als "Tekton". Früher wurde dies oft mit "Zimmermann" übersetzt, was nach heutigem Kenntnisstand keine zutreffende Übersetzung ist. Ein Tekton war eher ein Hilfshandwerker für alles, der ab und zu, aber nicht hauptsächlich, auch mit Holz gearbeitet haben dürfte. Ein Beruf, der auf der sozialen Leiter der Zeit sehr, sehr weit unten stand. Ungefähr zwischen einfachen Bauern mit wenig Land und Landstreichern.

Wie der Pharao ordnet auch der herrschende König Herodes in Jesus' Geschichte die Ermordung aller neugeborenen Hebräer an.
Deswegen fliehen Jesus' Eltern mit ihm nach Ägypten.

"13 Da sie aber hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des HERRN dem Joseph im Traum und sprach: Stehe auf und nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir und flieh nach Ägyptenland und bleib allda, bis ich dir sage; denn es ist vorhanden, daß Herodes das Kindlein suche, dasselbe umzubringen.
14 Und er stand auf und nahm das Kindlein und seine Mutter zu sich bei der Nacht und entwich nach Ägyptenland.
15 Und blieb allda bis nach dem Tod des Herodes, auf daß erfüllet würde, was der HERR durch den Propheten gesagt hat, der da spricht: "Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen."

(Matthäus 2:13-15)


Nach dem Tod von Herodes kehren Maria, Josef und Baby-Jesus in ihre Heimat zurück und verlassen Ägypten. In der Moses-Saga entschließt sich Gott, sein Volk aus Ägypten zu führen, in dem Moment, wo der kindermordende Pharao stirbt.

"23 Lange Zeit aber darnach starb der König in Ägypten. Und die Kinder Israel seufzten über ihre Arbeit und schrieen, und ihr Schreien über ihre Arbeit kam vor Gott.
24 Und Gott erhörte ihr Wehklagen und gedachte an seinen Bund mit Abraham, Isaak und Jakob;
25 und er sah darein und nahm sich ihrer an."

(Exodus 2:23-25)



Nebenbei bemerkt: Weder Herodes noch der Pharao, der die hebräischen Säuglinge hat töten lassen, erhalten von Gott irgendeine Strafe.


- LÜCKEN IM LEBENSLAUF
Sowohl die Geschichte von Moses als auch die von Jesus berichtet detailliert über die Geburt der Helden und macht dann einen großen Sprung in deren Erwachsenenalter. Über die Zeit dazwischen erfahren wir in beiden Fällen fast nichts.


- DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER
Im alten Testament gebietet Gott den Israeliten, einmal jährlich ein Fest im Gedenken an den Auszug aus Ägypten zu halten. Bei diesem Pessachfest soll ein Lamm geopfert werden, wie einst in Ägypten, wo das Lammblut an den Häusern Gott verraten hat, wo seine Leute wohnen.
Christus soll laut neuem Testament während eines Pessachfestes hingerichtet worden sein. Seine Rolle als "Lamm Gottes", als ultimatives Opfer, macht die alten Tieropfer angeblich unnötig.
Damit wird unter anderem ein Opferritual aus den Mosesbüchern hinfällig, bei dem die Israeliten all ihre Sünden auf eine Ziege übertragen und den Sündenbock dann in die Wüste schicken. Eigentlich eine schöne Tradition...

"20 Und wenn er vollbracht hat das Versöhnen des Heiligtums und der Hütte des Stifts und des Altars, so soll er den lebendigen Bock herzubringen.
21 Da soll Aaron seine beiden Hände auf sein Haupt legen und bekennen auf ihn alle Missetat der Kinder Israel und alle ihre Übertretung in allen ihren Sünden, und soll sie dem Bock auf das Haupt legen und ihn durch einen Mann, der bereit ist, in die Wüste laufen lassen,
22 daß also der Bock alle ihre Missetat auf sich in eine Wildnis trage; und er lasse ihn in die Wüste."

(Levitikus 16:20-22)




SUPER MOSES WORLD

Moses wird im neuen Testament nicht nur indirekt durch literarische Zitate erwähnt, sondern auch ganz direkt. Jesus besteht darauf, dass Moses Gottes Gesetze erhalten hat und ermahnt, diese einzuhalten. (Auch wenn es dazu widersprüchliche Stellen gibt, die einige Gesetze dann doch außer Kraft setzen - aber Widersprüche sind in der Bibel an der Tagesordnung.)

"4 Und Jesus sprach zu ihm: Siehe zu, sage es niemand; sondern gehe hin und zeige dich dem Priester und opfere die Gabe, die Mose befohlen hat, zu einem Zeugnis über sie."

(Matthäus 8:4)


"19 Hat euch nicht Mose das Gesetz gegeben? und niemand unter euch tut das Gesetz. Warum sucht ihr mich zu töten?"

(Johannes 7:19)


"17 Es ist aber leichter, daß Himmel und Erde vergehen, denn daß ein Tüttel am Gesetz falle."

(Lukas 16:17)



Die alte Schrift war Gott so wichtig, dass er seinen gekreuzigten Sohn von den Toten auferstehen lässt, damit er seinen Anhängern das alte Testament erklären kann.

"44 Er sprach aber zu ihnen: Das sind die Reden, die ich zu euch sagte, da ich noch bei euch war; denn es muß alles erfüllet werden, was von mir geschrieben ist im Gesetz Mose's, in den Propheten und in den Psalmen.
45 Da öffnete er ihnen das Verständnis, daß sie die Schrift verstanden,
46 und er sprach zu ihnen: Also ist's geschrieben, und also mußte Christus leiden und auferstehen von den Toten am dritten Tage
[...]
50 Er führte sie aber hinaus bis gen Bethanien und hob die Hände auf und segnete sie.
51 Und es geschah, da er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel."

(Lukas 24:44-46,50-51)



Als er den Leuten klargemacht hat, dass das alte Testament eigentlich von ihm handelt, fährt Jesus zum Himmel. Komisch, dass das Wort Gottes so uneindeutig ist, dass das vorher niemand gemerkt hat.
Auch Paulus behauptet, dass die gesamte Christus-Legende bereits in den alten Schriften vorhergesagt werde. [Mehr zu den Prophezeiungen des neuen Testaments in Teil 5 dieser Reihe]

"22 Aber durch Hilfe Gottes ist es mir gelungen und stehe ich bis auf diesen Tag und zeuge beiden, dem Kleinen und Großen, und sage nichts außer dem, was die Propheten gesagt haben, daß es geschehen sollte, und Mose:
23 daß Christus sollte leiden und der erste sein aus der Auferstehung von den Toten und verkündigen ein Licht dem Volk und den Heiden."

(Apostelgeschichte 26:22-23)



Natürlich haben weder Moses noch die Propheten irgendetwas in der Richtung gesagt. Das bringt die Autoren des neuen Testaments aber nicht davon ab, dies gebetsmühlenartig immer wieder zu behaupten. Auch Jesus selbst wird dies nicht nur einmal in den Mund gelegt:

"45 Ihr sollt nicht meinen, daß ich euch vor dem Vater verklagen werde; es ist einer, der euch verklagt, der Mose, auf welchen ihr hofft.
46 Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben.
47 So ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?"

(Johannes 5:45-47)


Moses hat also angeblich von Jesus geschrieben - auch wenn Jesus keine Bibelverse zitiert, die seine Behauptung belegen können. Doch Jesus geht hier noch viel weiter und bezweifelt, dass man überhaupt ein Anhänger Christi sein könne, wenn man nicht an Moses und sein Gesetz glaubt.

"31 Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, wenn jemand von den Toten aufstünde."

(Lukas 16:31)



Wenn man Moses nicht glaubt, ist man laut neuem Testament wohl kein Christ und mit Sicherheit schön blöd.

"8 Gleicherweise aber, wie Jannes und Jambres dem Mose widerstanden, also widerstehen auch diese der Wahrheit; es sind Menschen von zerrütteten Sinnen, untüchtig zum Glauben.
9 Aber sie werden's in die Länge nicht treiben; denn ihre Torheit wird offenbar werden jedermann, gleichwie auch jener Torheit offenbar ward."

(2. Timotheus 3:8-9)



Die wichtige Rolle, die Moses in Gottes Plan angeblich spielt, erklärt, warum er einen der beiden begehrten Plätze bei der Transfiguration Christi als Geistererscheinung ergattert hat.

Aber warum ist außer Moses noch Elia anwesend - und nicht z.B. einer der Stammväter (Abraham, Isaak, Jakob), König David oder Noah, ohne den die ganze Menschheit ja angeblich nicht mehr existieren würde? Mit dieser Frage beschäftigen wir uns in der nächsten Folge unserer lustigen Jesus-Reihe.



UNTER DEN GÖTTERN

Zum Schluss gibt es noch ein paar Weisheiten - aus dem neuen Testament und vom guten Moses. Wie kann man da nicht bemerken, dass da ganz offensichtlich vom selben Gott die Rede ist?!

"1 Da sang Mose und die Kinder Israel dies Lied dem HERRN und sprachen: Ich will dem HERRN singen, denn er hat eine herrliche Tat getan; Roß und Mann hat er ins Meer gestürzt.
2 Der HERR ist meine Stärke und mein Lobgesang und ist mein Heil. Das ist mein Gott, ich will ihn preisen; er ist meines Vaters Gott, ich will ihn erheben.
3 Der HERR ist der rechte Kriegsmann; HERR ist sein Name.
4 Die Wagen Pharaos und seine Macht warf er ins Meer; seine auserwählten Hauptleute versanken im Schilfmeer.
5 Die Tiefe hat sie bedeckt; sie fielen zu Grund wie die Steine.
6 HERR, deine rechte Hand tut große Wunder; HERR, deine rechte Hand hat die Feinde zerschlagen.
7 Und mit deiner großen Herrlichkeit hast du deine Widersacher gestürzt; denn da du deinen Grimm ausließest, verzehrte er sie wie Stoppeln. [...]
11 HERR, wer ist dir gleich unter den Göttern? Wer ist dir gleich, der so mächtig, heilig, schrecklich, löblich und wundertätig sei?"

(Exodus 15:1-7,11)


"8 Wer nicht liebhat, der kennt Gott nicht; denn Gott ist Liebe."

(1. Johannes 4:8)



Klar wie Kloßbrühe also. Niemand ist so schrecklich unter den Götter wie der rechte Kriegsmann, der HERR heißt. Und Liebe ist.
Obwohl die geplagten Ägypter das wohl anders sahen...


6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich finde die Zusammenstellung sehr gelungen. Lediglich die Gegenüberstellung des "schrecklichen, cholerischen Gottes" und des "liebenden Gottes" würde ich gern noch mit einer Anmerkung versehen:
Gottes Eigenschaften in der gesamten Bibel (und da lehrt auch das Neue Testament nichts anderes) sind neben der Liebe auch die Heiligkeit.
Heilig ist ein Wort, das in der heutigen Zeit kaum noch vorkommt. Heilig ist etwas, das mit Perfektion zu tun hat, und jeglichen Mangel gegenüber absolut widerspricht. Gott hat den Menschen perfekt geschaffen bis die Sünde in das Leben des Menschen kam. Schon eine kleine Sünde macht den Menschen vor Gott unannehmbar und muss erst gesühnt werden, bevor Gott den Menschen wieder annehmen kann. Und Sühne sieht kurz gesagt so aus: es muss Blut fließen.
Und nun ist aber Gottes Liebe da - und auch im Alten Testament deutlich herauszulesen: Gott will nicht dass der Mensch erhält, was er verdient hat, sondern was er zum Leben braucht. Daher versprach er den Christus zu senden, der die Menschheit erlösen wird. Die Bibel wäre ohne das neue Testament unvollständig, denn wir würden weiter auf den Christus hoffen. Doch Jesus sagt von sich: dass er der Christus ist, u.a. in Joh 4,25-26.
Gott lebt Jahrhunderte im Konflikt - auf der einen Seite muss er den Menschen verurteilen, weil Sünde Strafe fordert - auf der anderen Seite liebt er den Menschen und will ihn retten. Also hat er den Plan des Erlösers, der anstelle der Menschen stirbt - das unschuldige Lamm, dass die Sünde der Menschheit trägt.
Und tatsächlich bringt er den Menschen die Erlösung von der Sünde: Alle die an Jesus glauben, müssen nicht mehr länger unter dem Joch der Lüge leben, die das Leben in den Tod führt. Der Schlange (dem Teufel) wird das Gift sozusagen aus den Zähnen gezogen. Übrigens spießt Mose eine Schlange auf in der Wüste. Jeder der von einer Schlange gebissen wird und auf die aufgespießte Schlange blickt, wird gerettet. Schönes Zeichen dafür, dass Jesus am Kreuz in Wahrheit die Schlange in den Tod reißt.
Danke Jesus.

MARIOLANDblog hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
MARIOLANDblog hat gesagt…

@anonym

Danke für deinen ausführlichen Kommentar. Keine Ahnung, ob du das hier liest, aber wenn ein Diskurs zustande kommen würde, fände ich das cool. Daher hier erst mal meine gesammelten Gedanken zu deinem Text.


"Ich finde die Zusammenstellung sehr gelungen. Lediglich die Gegenüberstellung des "schrecklichen, cholerischen Gottes" und des "liebenden Gottes" würde ich gern noch mit einer Anmerkung versehen: Gottes Eigenschaften in der gesamten Bibel (und da lehrt auch das
Neue Testament nichts anderes) sind neben der Liebe auch die Heiligkeit.
Heilig ist ein Wort, das in der heutigen Zeit kaum noch vorkommt. Heilig ist etwas, das mit Perfektion zu tun hat, und jeglichen Mangel gegenüber absolut widerspricht."

---"Heilig" bedeutet Perfektion? Du bist wahrscheinlich Protestant, oder? Denn die vielen, vielen "Heiligen" der Katholiken werden meines Wissens nicht als perfekt angesehen, sondern nur als außerordentlich gut. (Ausnahme ist hier vielleicht Maria, wegen dem unbefleckten
Empfängnis-Dogmas.)
Laut der Erbsünden-Theorie, die du ja selbst ansprichst, ist kein Mensch gut. (In diesem Artikel habe ich das nicht erwähnt, falls dich meine ausführliche Meinung zur Erbsünde interessiert, check doch mal "Teil 14" dieser Reihe aus, der sich um Paulus, den Hauptverfechter der Erbsünde, dreht.)
Wer nicht gut ist, kann logischerweise nicht perfekt, also "heilig" werden. Selbst Jesus sagt ja, man solle ihn nicht "gut" nennen, allein Gott sei gut.
Daher bin ich ein wenig verwirrt, was du mit "heilig" meinst, denn im allgemeinen Sprachgebrauch und in der katholischen Tradition sind "Heilige" ja außergewöhnliche, aber keineswegs perfekte Menschen.

Oder willst du nur Wort "perfekt" vermeiden? Schließlich klingt es gleich weniger überzeugend, wenn man sagt: Der Mensch war von der Schöpfung aus perfekt, vollkommen, ohne einen einzelnen Makel - und 5 Minuten später hat er einen furchtbaren und dummen Fehler
gemacht... ---



Gott hat den Menschen perfekt geschaffen bis die Sünde in das Leben des Menschen kam.

---Oh, ich sehe gerade, du behauptest tatsächlich genau das...

Wie kann ein perfekter Mensch einen Fehler machen? Das ergibt nicht den geringsten Sinn.
Wenn der Mensch eine Tat begeht, die die gesamte Menschheit ihre Perfektion kostet, dann ist dieser Mensch ganz und gar nicht perfekt.
Mein Einwand hier läuft auf Folgendes hinaus: Ein perfektes Wesen kann keine unperfekten Entscheidungen treffen, per Definition geht das
einfach nicht. Entweder war der Mensch also nie perfekt, sondern wie in der Bibel geschrieben, ein "Bild, das uns [=Gott] gleich sei" - und
Gott macht ja auch den einen oder anderen Fehler in der Bibel - oder aber Gott hat dem Menschen seine Perfektion wieder weggenommen.
Ein perfekter Mensch, der durch sein eigenes Handeln unperfekt wird, kann es logischerweise nicht geben, genauso wenig wie ein Dreieck
mit vier Ecken. Wer einen Fehler macht, ist nicht perfekt.---

MARIOLANDblog hat gesagt…

(Fortsetzung)

Schon eine kleine Sünde macht den Menschen vor Gott unannehmbar und muss erst gesühnt werden, bevor Gott den Menschen wieder annehmen kann. Und Sühne sieht kurz gesagt so aus: es muss Blut fließen.

---Wieso MUSS Blut fließen? Wer sagt das? Wenn Gott den Menschen vergeben will, aber das nicht bedingungslos kann, ist er nicht allmächtig, nicht liebend und erst recht nicht "heilig" in meinen Augen.---


Und nun ist aber Gottes Liebe da - und auch im Alten Testament deutlich herauszulesen: Gott will nicht dass der Mensch erhält, was er verdient hat, sondern was er zum Leben braucht. Daher versprach er den Christus zu senden, der die Menschheit erlösen wird. Die Bibel wäre ohne das neue Testament unvollständig, denn wir würden weiter auf den Christus hoffen. Doch Jesus sagt von sich: dass er der Christus ist, u.a. in Joh 4,25-26.

---Das sehe ich ganz anders. Ich glaube, du projizierst deinen christlichen Glauben auf das alte Testament. Dass Gott Christus im alten Testament ankündigt, wird im neuen lediglich behauptet. Wo soll das sein (Buch, Kapitel, Vers)?
Es gibt Millionen von Menschen, die von Geburt an das alte Testament kennen und es ausführlich studieren und nirgendwo einen Christus finden (einen Messias ja, aber nicht annähernd etwas Jesus-ähnliches). Man nennt sie Juden.
Komisch, dass die nicht an Jesus glauben, wenn Jesus doch von sich selbst behauptet, Christus zu sein. Einen überzeugenderen Beweis kann es doch nicht geben! Ich meine, ein Betrüger, Irrer, Lügner oder eine ausgedachte literarische Figur - die alle würden ja niemals behaupten, Söhne Gottes zu sein, ohne das das stimmt...
---


Gott lebt Jahrhunderte im Konflikt - auf der einen Seite muss er den Menschen verurteilen, weil Sünde Strafe fordert - auf der anderen Seite liebt er den Menschen und will ihn retten.

--- Er muss?! Sonst was?

Gott befindet sich also in einer Situation, in der er zwei widersprüchliche Dinge gleichzeitig will. Das ist natürlich frustierend, verstehe ich. Aber wer hat ihn denn in die Scheiße reingeritten? Wer hat den Menschen erschaffen und sich dann ein pedantisches, überregulierendes Moralsystem ausgedacht, das er den Menschen aufzwingt und das Gewalt und Strafe als Antwort für Unrecht hält? Ich war's jedenfalls nicht...
---


Also hat er den Plan des Erlösers, der anstelle der Menschen stirbt - das unschuldige Lamm, dass die Sünde der Menschheit trägt.

---Das ist doch ein grauenhafter, furchtbarer, widerlicher, barbarischer Plan vom "heiligen" Gott. Gott braucht ein Schlupfloch, da er sich nicht an seine eigenen Gesetze halten will, sie aber auch nicht ganz offiziell abschaffen will. Dazu muss ein Unschuldiger sterben.
Ich befürchte, Christen können sich kaum vorstellen, wie extrem unmoralisch Ungläubige das Konzept finden, Unschuldige für Verbrechen anderer Menschen zu bestrafen und die wahren Verbrecher dann laufen zu lassen.
(Obwohl, wenn es nicht um Gott geht, können sie es wahrscheinlich schon.)
---


Und tatsächlich bringt er den Menschen die Erlösung von der Sünde: Alle die an Jesus glauben, müssen nicht mehr länger unter dem Joch der
Lüge leben, die das Leben in den Tod führt.

---Das das so in der Bibel steht ist mir bewusst. Aber wieso du anscheinend glaubst, dies sei eine "Tatsache" und daher bewiesen oder beweisbar, ist mir nicht ganz klar. Gibt es irgendeinen Hauch von Beweisen oder wenigstens Indizien, dass das stimmt oder wiederholst du nur Joh 3:16 in eigenen Worten?---

(Forsetzung folgt)

MARIOLANDblog hat gesagt…

(Fortsetzung)


"Der Schlange (dem Teufel) wird das Gift sozusagen aus den Zähnen gezogen. Übrigens spießt Mose eine Schlange auf in der Wüste. Jeder der von einer Schlange gebissen wird und auf die aufgespießte Schlange blickt, wird gerettet. Schönes Zeichen dafür, dass Jesus am Kreuz in
Wahrheit die Schlange in den Tod reißt."

---Dass die Schlange in Genesis der Teufel ist, ist eine christliche Sicht - genau wie dieses angebliche "Zeichen" für Jesus in der Moses-Story- die sich im Original-Text nicht finden lässt; eine Interpretation, die außer auf Wunschdenken auf nichts Handfestem aufbaut.
Außerdem: Die Schlange in den Tod reißen? Nach christlicher Sicht ist der Teufel nicht tot - und was ich noch erstaunlicher finde - er ist sogar unsterblich. Auch ist er momentan ja nicht unschädlich gemacht, also für immer in der Hölle gefangen: Dies passiert nach christlicher Mythologie (Buch der Offenbarung) erst am Ende der Welt.

Hier meine persönliche Interpretation der Schlangen-Geschichte um Moses: Die Schlange ist ein uraltes orientalische Symbol für ewiges Leben (da sie sich häutet).
Das sumerische Gilgamesh-Epos erzählt viele Jahrhunderte vor der Entstehung der Bibel zum Beispiel von der Suche des Königs Gilgamesh nach Unsterblichkeit. Obwohl Gilgamesh angeblich nur zu einem Teil menschlich war und zu zwei Teilen göttlich, war er sterblich. Am Ende der Geschichte entdeckt er ein Elixier für das ewige Leben, doch kann es nicht trinken, da eine Schlange es ihm klaut.
Die Schlange, die den Menschen die Unsterblichkeit kostet, das erinnert schon ein bisschen an die Genesis-Story. Die Schlangensymbolik in Hinblick auf das ewige Leben ist also keine jüdische Erfindung, sondern Teil eines kulturellen Erbes.

Schlangen sind archetypische Symbole für ewiges Leben, da sie ihre alte Haut abstreifen und eine neue darunter zum Vorschein kommt. Daher sind sie aber ebenfalls wichtige Symbole für die Kunst des Heilens. Der griechische Heiler-Halbgott Asklepios konnte angeblich besonders gut heilen und in einigen Fällen sogar Tote wieder zum Leben erwecken. Dies tat er mit Hilfe seines Stabes, der heutzutage offizielles Symbol für Apotheken ist: Ein Stab, mit einer sich darum windenden Schlange.
Die Heiler-Schlange des Moses könnte also mit dem griechischen Mythos zusammenhängen oder gemeinsame Vorläufer haben.

Die Schlangensymbolik ist in der Kultur der Bibelschreiber ein universelles Symbol. Es existierte vor dem Judentum. Im Christentum wurde es verändert, indem man die Schlange im Buch Genesis mit dem Teufel gleichsetzte, der im daneben noch im Buch der Offenbarung als schlangenähnliches Wesen - ein Drache – erscheint.

Dass das neue Testament, das sich selbst als Fortsetzung der jüdischen Schriften ansieht, durch Symbolik und Geschichten mit dem alten Testament eng verbunden ist, ist nicht erstaunlich in meinen Augen.

Aber wenn es umgekehrt wäre - wie du es behauptest -, wenn das alte Testament Jesus angekündigt, der erst im späteren neuen Testament richtig auftaucht, dann sollte es dafür überzeugende, unzweideutige Argumente geben, die ich nicht sehe.

Natürlich kann meine Interpretation Schmarr'n sein und dennoch behaupte ich unbescheiden, dass meine Interpretation besser ist als deine.
Denn sie funktioniert unter der Annahme, dass ältere Texte neuere Texte der selben Kultur beeinflussen können. Deine funktioniert hingegen nur unter der Bedingung, dass der Moses-Text Ereignisse aus der Zukunft vorhersagt und dass Jahwe und Jesus existieren: Völlig
unbewiesene Behauptungen.
Die Ansicht, dass Jesus' Tod am Kreuz eine Anspielung auf die Moses-Geschichte mit der aufgespießten Schlange ist, würde ich nicht wirklich vertreten, dennoch ist sie viel plausibler als die These, die Moses-Geschichte sei eine literarische Parallele zu einem Ereignis, dass Hunderte von Jahren später stattgefunden haben soll.
---


"Danke Jesus."

---Mein Name ist Mario, aber trotzdem: Gern geschehen.---

Anonym hat gesagt…

Wenn man die Kommentare mit normalen Menschenverstand unvoreingenommen liest, merkt man sehr schnell, unter welchem Realitätsverlust Religöse Leiden. Sie selbst merken wahrscheinlich gar nicht mehr, welch abgedrehten, um nicht zu sagen absurden Argumenten da Raum gegeben wird.
Für mich ist diese Theologie ein Fall von Gehirnwäsche.