10. August 2010

LEHRE/VERSPRECHUNGEN (Der Mythos Jesus Teil 3)


Jesus Christus: Gott, Mensch, Gottmensch oder Sagenfigur?

In [Teil 1] mussten wir feststellen das ein historischer Jesus mit wissenschaftlichen Mitteln nicht zu finden ist, da es keinerlei Primärquellen (Schriften von ihm oder Leuten, die ihn gekannt haben können) über ihn gibt. 

Der Versuch, den historischen Jesus aus seiner Biografie, den Evangelien zu rekonstruieren, ist in [Teil 2] daran gescheitert, dass der Großteil seiner Lebensgeschichte aus Wundern besteht und auch nicht-übernatürliche Angaben - wie die Heimatstadt von Jesus oder die Umstände seiner Geburt - historisch zweifelhaft sind. Eine Volkszählung, bei der jeder an den Ort seiner Vorfahren reisen muss, gab es wohl ebenso wenig wie eine Stadt Nazareth zu Beginn des 1. Jahrhunderts.
Es bleibt jedoch die Möglichkeit, einen historischen Jesus anhand seiner Lehren zu suchen. Vielleicht war er eine Art weiser Religionsstifter, der umher zog und moralische Lektionen erteilte.
Schauen wir uns doch zunächst mal an, was Jesus uns überhaupt so in der Bibel gelehrt hat.





GOTTA HAVE FAITH

Du musst nur ganz fest daran glauben, dann schaffst du alles! Das sagen Eltern, Lehrer und Motivationscoaches gern als Mantra. Nur die Wahrheit sieht anders aus.
Kein vernünftiger Mensch glaubt ernsthaft an Telekinese, das Bewegen von Gegenständen mit der Kraft des Geistes. Wenn ich behaupte, ich könne einen LKW durch meine Gedanken schweben lassen, wenn ich ganz, ganz fest glaube - Ihr würdet mich für einen durchgeknallten Spinner halten und das natürlich völlig zu Recht.
Wie wär's mit etwas Größerem?

"18 Und Jesus bedrohte ihn; und der Teufel fuhr aus von ihm, und der Knabe ward gesund zu derselben Stunde. 
19 Da traten zu ihm seine Jünger besonders und sprachen: Warum konnten wir ihn nicht austreiben? 
20 Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Um eures Unglaubens willen. Denn wahrlich ich sage euch: So ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so mögt ihr sagen zu diesem Berge: Hebe dich von hinnen dorthin! so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein."

(Matthäus 17:18-20)


Also ich hab von niemandem gehört, dass er Berge heben könne. Hat also niemand "Glauben wie ein Senfkorn"? Was auch immer das bedeuten mag...
An einer anderen Stelle benutzt Jesus das Senfkorn als Metapher für Gottes Königreich, da es der kleinste aller Samen auf Erden sei. Komisch, dass Christus nicht gewusst hat, dass das nicht stimmt, wenn er doch Schöpfer von allen Dingen gewesen sein soll. Und dass er uns als allwissender Gott wohl bewusst anlügt, wenn er sagt, nichts wird uns unmöglich sein.
Solange ich keine glaubhaften Hinweise darauf hab, dass irgendjemand auf der Welt einen Berg durch Glauben versetzen kann oder ähnlich spektakuläre Wunder vollbringen kann, glaub ich nicht daran. Egal, ob mir Auto-Werbespots oder religiöse Texte aus der Antike etwas anderes erzählen.
Ich bin halt ein gottloser Heide, der seltsamerweise irgend eine Art von Beweis, zumindest ein Indiz, haben will, bevor er glaubt, dass irgendjemand magische Superheldenkräfte entwickelt, wenn er nur ganz fest daran glaubt. Das klingt für mich eher wie ein Disney-Film als etwas, was man als "die Realität" bezeichnet.

Christen hören das bestimmt nicht gern. Aber für die gäbe es einen ganz leichten Weg, meine Meinung zu ändern und mich zu einem Jesus-Freak zu machen. Sie müssten mich nicht einmal persönlich treffen.
Einfach darum bitten und alles, was du willst, geschieht, sagt Jesus.

"13
Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, auf daß der Vater geehrt werde in dem Sohne.
14 Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun."

(Johannes 14:13-14)

"23
Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Hebe dich und wirf dich ins Meer! und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, daß es geschehen würde, was er sagt, so wird's ihm geschehen, was er sagt. 
24 Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, daß ihr's empfangen werdet, so wird's euch werden."

(Markus 11:23-24)

"15 Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur.

16 Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.
17 Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: in meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden.
18 Schlangen vertreiben; und so sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird es besser mit ihnen werden."

(Markus 16:15-18)


"7 So ihr in mir bleibet und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren."

(Johannes 15:7)



Verlassen wir mal das magische Märchenland der Bibel und schauen in die echte Welt: Wie können Christen seit so vielen Jahrhunderten noch behaupten, die Bibel sei göttliche "Wahrheit"? Es ist einfach nicht wahr, dass Gläubige alles bekommen, was sie wollen, wenn sie dafür beten. Es sei denn, sie wollen "nichts".
Aber vielleicht haben sie nicht den rechten Glauben (sprich: Hölle). Aber spätestens, wenn die gesamte Menschheit für alle Ewigkeiten in der Hölle schmort, weil niemand Berge versetzen kann und sich Dinge magisch herbeiwünschen kann - dann werden Christen Probleme haben, plausibel zu erklären, dass ihr Gott gerecht ist und uns liebt.



I KNOW NOT EVERBODY'S GOT A BODY LIKE ME

Ganz so leicht ist es leider nicht. Es ist nicht damit getan, an Jesus zu glauben und ihn als seinen persönlichen Erretter zu akzeptieren. Man muss ihn auch essen.

"22 Und indem sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib.
23 Und nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus.  
24 Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des neuen Testamentes, das für viele vergossen wird.
25 Wahrlich, ich sage euch, daß ich hinfort nicht trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis auf den Tag, da ich's neu trinke in dem Reich Gottes."

(Markus 14:22-25)

Es gibt also Wein im Himmel, interessant... Sollte man doch glauben, dass das Reich Gottes auch nüchtern spannend genug ist, aber warum sollte sich Jesus durch seinen Tod vom Saufen abbringen lassen?


"53 Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes und trinken sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch.
54 Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken.

55 Denn mein Fleisch ist die rechte Speise, und mein Blut ist der rechte Trank.
56 Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der bleibt in mir und ich in ihm.

57 Wie mich gesandt hat der lebendige Vater und ich lebe um des Vaters willen, also, wer mich isset, der wird auch leben um meinetwillen."

(Johannes 6:53-57)


Die so genannte "Eucharistie" ist ein an das letzte Abendmahl angelehntes Ritual der christlichen Kirchen, obwohl sich Protestanten und Katholiken über den genauen Ablauf uneins sind. Deswegen gibt es auch zur Zeit kein ökumenisches Abendmahl beider Konfessionen - Die beiden Jesuse der Kirchen waren sich nicht einig, wie man diesen rituellen Kannibalismus am Besten durchführt.
Uneinig sind sich die verschiedenen Spielarten des Christentums beispielsweise darüber, ob das Brot beim Abendmahl tatsächlich der Körper von Jesus ist oder nur symbolisch. Die wörtliche, nicht-symbolische Auslegung, die mit ihrem komplizierten Namen „Transsubstantiation“ Wissenschaftlichkeit vorgaukelt, wird offiziell von den beiden größten christlichen Kirchen, der katholischen und der orthodoxen, vertreten. Zusammen bringen es diese Kirchen auf etwa 1.400.000.000 Mitglieder.
Erwachsene Menschen glauben ernsthaft, dass sie das Blut Christi trinken und nicht nur Wein. Vielleicht bemerken sie den Unterschied nicht, weil ihr Gehirn auch vorher schon vernebelt war...

Wie dieses absurde Ritual allerdings dazu führen soll, dass jemand ein besserer Mensch wird, will mir nicht ganz einleuchten. Eben so wenig wie der Mechanismus funktionieren soll, mit dem normales Wasser in Zauberwasser verwandelt wird, mit dem man dann Sünden ausradieren kann und Vampire vertreiben...





TAUFGELAGE

Die früheste Biografie von Jesus, das Evangelium nach Markus, beginnt mit der Geschichte von Johannes, dem Täufer. Diese Figur die in allen Evangelien vorkommt, war wahrscheinlich eine historische Persönlichkeit. Zu Beginn des ersten Jahrhunderts gab es viele solcher Taufbewegungen unter den römisch besetzten Juden. Die Taufe ist also eine jüdische Erfindung, keine christliche.
Was war neu an Jesu Taufe? Das neue Testament legt es Johannes dem Täufer persönlich in den Mund:

"6 Johannes aber war bekleidet mit Kamelhaaren und mit einem ledernen Gürtel um seine Lenden, und aß Heuschrecken und wilden Honig; 
7 und er predigte und sprach: Es kommt einer nach mir, der ist stärker denn ich, dem ich nicht genugsam bin, daß ich mich vor ihm bücke und die Riemen seiner Schuhe auflöse. 
8 Ich taufe euch mit Wasser; aber er wird euch mit dem Heiligen Geist taufen."

(Markus 1:6-8)



Sich Taufen zu lassen ist laut Bibel und Kirche unbedingt nötig, um in den Himmel zu kommen. Die Taufe wäscht alle deine Sünden weg. Daher ist es taktisch klug, sich im hohen Alter kurz vor dem Sterbebett taufen zu lassen, wie zum Beispiel der allererste christliche Kaiser von Rom, Konstantin.
Was aber tun, wenn man fiese Eltern hat, die einen als Baby taufen lassen, wenn man noch nicht einmal ans Sündigen denken kann?
Wegen solcher Idioten musste Jesus sterben...



GOTT IST TOT

Die wohl wichtigste Botschaft des Christentums ist, dass Gott aus Liebe seinen Sohn geopfert hat - für unsere Sünden. Doch ist das wirklich so eine frohe Botschaft?
Jemand anderes muss wegen deiner Verbrechen sterben, jemand, der selbst völlig unschuldig ist und dich liebt?

Und du hast dann die Wahl, das Opfer anzunehmen oder auch noch bestraft zu werden. Doch selbst wenn man das Opfer annimmt, werden noch Forderungen an dich gestellt und du musst dein Leben fortan nach ganz bestimmten Regeln leben.
Allerdings ist ja Jesus nicht wirklich gestorben, zumindest nach christlicher Lehre. Er ist ja körperlich wiederauferstanden und dann in den Himmel aufgefahren und wird zur Apokalypse wiederkehren, um das Ungeheuer 666, den Antichristen zu besiegen und alle Gläubigen mit in den Himmel nehmen.
Vielleicht liegt es an mir, aber ich finde, das Opfer, für jemanden zu sterben, ist irgendwie größer, wenn man danach auch wirklich tot ist und nicht mächtiger wird und in den Himmel kommt und mit dem alten Vadder das Universum reagiert...

Angenommen, diese Geschichte stünde nicht in der Bibel, sondern in Texten anderer Religionen. Würden wir dann immer noch behaupten, es wäre eine positive Message?
Stellen wir uns eine Szene mit dem großen Göttervater Zeus und dem ungläubigen Mario vor:

 (Es klopft an der Tür, Zeus ist da)
MARIO: Hallo?!
ZEUS: Ich bin der große Zeus!!!
MARIO: Hallo, Zeus.
ZEUS: Ich habe eine wichtige Botschaft für dich.
MARIO: Ich hab eigentlich nicht so viel Zeit...
ZEUS: Es ist sehr wichtig.
MARIO: Na guuuut. Was gibt's denn? Ich kaufe nichts.
ZEUS: Du bist ein Sünder!
MARIO: Und?
ZEUS: Die Strafe dafür sind schreckliche, schmerzhafte Qualen im Höllenfeuer!
MARIO: Echt?! Scheiße! Seit wann das denn?
ZEUS: Seit jetzt.
MARIO: Wieso? Was hab ich denn so Schlimmes gemacht?
ZEUS: Du bist ein Sünder!
MARIO: Von mir aus. Aber was genau?..
ZEUS: ALLES!
MARIO: Es gibt doch bestimmt größere Sünder als mich!
ZEUS: Aber hallo! Die kommen alle in die Hölle! Für immer!
MARIO: Für immer?! Und wie lange muss ich?
ZEUS: Für immer!
MARIO: Aber-- Das ist doch unfair!
ZEUS: Das ist total fair. Da ich ein gerechter Gott bin und da ich das so beschlossen habe, muss das ja auch gerecht sein.
MARIO: Logisch...
ZEUS: Aber hier kommt die gute Nachricht...
MARIO: Ja?
ZEUS: ...jemand anders wurde bereits für deine Vergehen bestraft.
MARIO: Für MEINE Sünden?
ZEUS: Ja. Ich habe meinen Sohn ermordet.
(unangenehmes Schweigen)
MARIO: Waaas?!
ZEUS: Weil ich dich so liebe.
MARIO: Ich hab dich niemals gebeten, irgendwen umzubringen!
ZEUS: Ach, was weißt du schon von der göttlichen Liebe?! Für deine Sünden ist mein Sohn gestorben!
MARIO: Er ist aus Liebe zu mir gestorben? Das ist schon nett... So ganz ohne Gegenleistung.
ZEUS: Na ja...
MARIO: Was?
ZEUS: Du musst nur an ihn glauben und dein ganzes Leben lang nach seinen Gesetzen leben.
MARIO: Oh... Und wie weiß ich das?
ZEUS: Was?
MARIO: Dass ich alle Gesetze einhalte, die dein Sohn gemacht hat? Bevor er gestorben ist, der Arme...
ZEUS: Keine Sorge, dem gehts gut. Er ist bei mir im Olymp.
MARIO: Also ist er nicht gestorben?
ZEUS: Doch, doch. Für deine Sünden. Hab ich doch gesagt!
MARIO: Häh?
ZEUS: Göttern macht sterben nicht viel aus. Man sagt doch Katzen hätten neun Leben...
MARIO: Ja.
ZEUS (stolz): Sagen wir so: Wir Götter haben definitiv mehr Leben. So viel ist sicher.
MARIO: Wieviel denn?
ZEUS: /)/§)$$)§´(nuschelt, unverständlich)
MARIO: Was?
ZEUS: Zehn.
MARIO: Aha... Und was für Gesetze muss ich jetzt noch mal einhalten?
ZEUS: Lies meine Schriften!
MARIO: Ich hab mal reingeschaut. Aber irgendwie ergibt das wenig Sinn. Es gibt vier Versionen, die sich ständig widersprechen.
ZEUS: Du darfst das alles nicht wörtlich nehmen. Du musst zwischen den Zeilen lesen... historischer Kontext... Probleme bei der Übersetzung... Exegese...
MARIO: Aber wieso schreibst du es nicht einfach und verständlich auf?
ZEUS: Ich bin ein viel beschäftigter Gott.
MARIO: Echt? Es ist 12 Uhr und du stinkst nach billigem Wein... Aber wieso hast du denn damals nicht Klartext geredet? Ich dachte, du wärst allwissend? Du musst also vorausgesehen haben, dass das so Missverständnisse geben muss...
ZEUS: So, ich muss weg, weil ich es plötzlich sehr eilig habe. Ich wette, das ist der schönste Tag deines Lebens! Verbreite die frohe Botschaft!


Wenn das Konzept schon bei einem Gott seltsam klingt, wäre es bei einem Menschen völlig absurd. Wenn Jesus kein Gott war, sondern ein Religionslehrer, dann hätte er sicherlich nicht die Autorität, die Schuld von irgendwem zu übernehmen. Wenn er die Sünden der Gläubigen auf sich nimmt, bedeutet das schließlich auch, dass die Opfer dieser Sünden keinerlei Wiedergutmachung erfahren.
Wer irgendwas anderes als das Übernehmen der Verantwortung für die eigenen Taten predigt, der ist mir als moralisches Leitbild definitiv suspekt. Was lehrt Jesus denn sonst noch so?



APOKALYPSE NOW

Der biblische Jesus predigte, dass das Ende der Welt, die Apokalypse, bald stattfinden würde. Folgendes wird dann laut Jesus geschehen: 

"29 Bald aber nach der Trübsal derselben Zeit werden Sonne und Mond den Schein verlieren, und Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden sich bewegen." 

(Matthäus 24:29)

Die Sterne werden auf die Erde fallen? Ach du lieber Gott! Und da hab ich geglaubt, wenn ein einziger Stern auf die Erde fallen würde, dass es die Erde dann wohl nicht mehr geben würde. Auch dachte ich, dass der Mond nicht von selbst scheinen würde. Zum Glück belehrt mich die Bibel eines Besseren.


"30 Und alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes am Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit."

(Matthäus 24:30)

Alle Völker der Erde werden Jesus sehen? Zum Glück ist die Erde eine Scheibe, sonst ginge das gar nicht...
Doch jetzt kommen wir zur wirklich interessanten Botschaft von Jesus. Das Ganze soll in der Lebenszeit von einigen seinen Anhängern geschehen.

"34 Wahrlich ich sage euch: Dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß dieses alles geschehe.  
35 Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen."

(Matthäus 24:34-35 und Markus 13:30-31)

"27 Denn es wird geschehen, daß des Menschen Sohn komme in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln; und alsdann wird er einem jeglichen vergelten nach seinen Werken.
28 Wahrlich ich sage euch: Es stehen etliche hier, die nicht schmecken werden den Tod, bis daß sie des Menschen Sohn kommen sehen in seinem Reich."

(Matthäus 16:27-28)

"1 Und er sprach zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Es stehen etliche hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis daß sie sehen das Reich Gottes mit seiner Kraft kommen."

(Markus 9:1)

"27 Ich sage euch aber wahrlich, daß etliche sind von denen, die hier stehen, die den Tod nicht schmecken werden, bis daß sie das Reich Gottes sehen."

(Lukas 9:27)



Wenn die Bibel eine unfehlbare, göttliche Wahrheit ist, heißt das, diese Leute leben immer noch - im stattlichen Alter von etwa 2000 Jahren - mehr als doppelt so lange wie Methusalem, der älteste Mensch in der Bibel, der nicht einmal tausend Jahre lebte. Loser!
Oder aber, das ganze Gerede von Endzeit vor 2000 Jahren ist Unsinn und es gibt keinen vernünftigen Grund, an einen baldigen Weltuntergang zu glauben, wie ihn Jesus in den Evangelien voraussagt. In der Bibel wird ja auch von 900jährigen Menschen, Riesen, Einhörnern und sprechenden Eseln berichtet. Das kann man glauben oder nicht. Ihr entscheidet. (Es sei denn eure Religion tut das für euch.)





Je länger die Kirche existierte, desto mehr versuchte sie den Aspekt unter den Teppich zu kehren, dass Jesus die nahende Apokalypse gepredigt hat und betont stattdessen lieber, wie er wollte, dass eine Kirche in seinem Namen gegründet wird. Doch davon steht extrem wenig in den Evangelien. Das apokalyptische Element ist weitaus wichtiger.
Ein Beispiel: Die katholische Kirche begründet die Autorität des Papstes damit, dass er angeblich der rechtmäßige Nachfolger von Petrus ist, den Jesus in der Bibel zu seinem offiziellen Nachfolger macht.



"18 Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.
19 Und ich will dir des Himmelsreichs Schlüssel geben: alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein."

(Matthäus 16:18-19)


Die Schwachstelle der Argumentation ist, dass Jesus nirgendwo auch nur andeutet, dass es Nachfolger für seinen Nachfolger Petrus geben soll. Und das ist auch nur konsequent, da er ja ständig predigt, dass in naher Zukunft die Welt untergeht, reicht ein Nachfolger auch dicke aus, um die Stellung zu halten, bis er persönlich wiederkommt.


"22 Und ihr müsset gehaßt werden von jedermann um meines Namens willen. Wer aber bis an das Ende beharrt, der wird selig. 
23 Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so flieht in eine andere. Wahrlich ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis des Menschen Sohn kommt."

(Matthäus 10:22-23)

Versteht man den biblischen Jesus Christus als Endzeitpropheten, werden einige recht wunderliche Aussagen von Jesus, z.B. über Familie verständlicher.



I HATE MYSELF AND I WANT TO DIE

Fragt man die meisten Christen, ob Jesus gelehrt hat, dass man seine Familie lieben oder hassen soll, würden die meisten wohl spontan "lieben" sagen. Was sagt Jesus wirklich in der Bibel? 
 
"25 Es ging aber viel Volks mit ihm; und er wandte sich und sprach zu ihnen:
26 So jemand zu mir kommt und haßt nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigen Leben, der kann nicht mein Jünger sein."

(Lukas 14:25-26) 


"29 Er aber sprach zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Es ist niemand, der ein Haus verläßt oder Eltern oder Brüder oder Weib oder Kinder um des Reiches Gottes willen
30 der es nicht vielfältig wieder empfange in dieser Zeit, und in der zukünftigen Welt das ewige Leben."

(Lukas 18:29-30) 


"37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert. "

(Matthäus 10:37) 


"21 Und ein anderer unter seinen Jüngern sprach zu ihm: HERR, erlaube mir, daß hingehe und zuvor meinen Vater begrabe.
22 Aber Jesus sprach zu ihm: Folge du mir und laß die Toten ihre Toten begraben!" 

(Matthäus 8:21-22)


Apokalyptischen Glauben gab es lange vor Jesus und lange danach, auch heute noch.
Gemeinsam ist diesen End-Timers, ob es sich dabei um Christen handelt oder um Moslems oder um Leute, die an Außerirdische glauben, die sie zu ihrem Heimatplaneten mitnehmen: Alle erwarten ein besseres Leben und verachten daher die irdische Welt.
Wenn in jedem Moment die Welt untergehen könnte, ist es wirklich egal, ob wir unsere Eltern begraben. Trotzdem bleibt mir unverständlich, warum Jesus sagt, dass wir selbst unser eigenes Leben hassen sollen - und gleichzeitig unseren Nächsten lieben sollen, wie uns selbst!

Die Macht der urchristlichen Bewegung war ihre Botschaft der kommenden Veränderung, bei der man lieber nicht auf der falschem Seite stehen sollte. Neben den Evangelien, in denen Jesus vom Weltuntergang berichtet, gehörten apokalyptische Texte zu den wichtigsten Werken der frühen Christen. Die Offenbarung des Johannes hat es in die heutige Form der Bibel geschafft, als nicht ganz so fröhliches Ende.
Darin heißt es über das Ende der Welt: "Die Zeit ist nahe!" (Offenbarung 22:10)
Doch etwa 2000 Jahre später ist noch kein einziger Stern auf die Erde gefallen.



EIN BISSCHEN SCHWERT, DAS WÜNSCH ICH MIR

Der apokalyptische Jesus ist nicht der, an den die meisten heutigen Christen glauben. Sie denken bei Jesus an einen Friedensstifter. Auch einige Charaktere der Bibel haben dies wohl geglaubt. Doch Jesus stellt klar:

"34 Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen sei, Frieden zu senden auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert."

(Matthäus 10:34)



Ich weiß ja nicht, wie es euch dabei geht, aber ich hätte lieber den Frieden als das Schwert.

"35 Denn ich bin gekommen, den Menschen zu erregen gegen seinen Vater und die Tochter gegen ihre Mutter und die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter.
36 Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein."

(Matthäus 10:35-36)



Es ist Jesus eine Herzensangelegenheit, dass auch seine Anhänger mit Schwertern bewaffnet sind.

"36 Da sprach er zu ihnen: Aber nun, wer einen Beutel hat, der nehme ihn, desgleichen auch die Tasche; wer aber nichts hat, verkaufe sein Kleid und kaufe ein Schwert.
37 Denn ich sage euch: Es muß noch das auch vollendet werden an mir, was geschrieben steht: "Er ist unter die Übeltäter gerechnet." Denn was von mir geschrieben ist, das hat ein Ende.
38 Sie sprachen aber: HERR, siehe, hier sind zwei Schwerter. Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug."


(Lukas 22:36-38)


Wenn man nichts mit Schwertern anfangen kann, hat Jesus auch noch Zwietracht im Angebot:

"51 Meinet ihr, daß ich hergekommen bin, Frieden zu bringen auf Erden? Ich sage: Nein, sondern Zwietracht.
52 Denn von nun an werden fünf in einem Hause uneins sein, drei wider zwei, und zwei wider drei.
53
Es wird sein der Vater wider den Sohn, und der Sohn wider den Vater; die Mutter wider die Tochter, und die Tochter wider die Mutter; die Schwiegermutter wider die Schwiegertochter, und die Schwiegertochter wider die Schwiegermutter."

(Lukas 12:51-53)




GEDANKENVERBRECHEN

Während Jesus nach eigener Aussage nicht gekommen ist, um Frieden zu bringen, bringt er denn wenigstens Gerechtigkeit?
Schon das alte Gesetz Gottes, bei den Christen nun als altes Testament in ihrer heiligen Schrift, soll angeblich gerecht sein. Gläubige zitieren oft die Stelle "Auge um Auge, Zahn um Zahn...", um zu beweisen, dass jede Strafe im biblischen Rechtssystem dem Vergehen angemessen ist: Sieht man sich aber das komplette göttliche Gesetz an, kann man da wohl kaum von Gerechtigkeit und Angemessenheit reden.

Wenn heutzutage z.B. ein Ladenbesitzer sonntags trotz Verbot öffnet, wird er höchstwahrscheinlich eine Geldstrafe bezahlen müssen. Jemand, der einen Mord begeht, muss dagegen für lange Zeit ins Gefängnis. Die Strafen unterscheiden sich drastisch, weil die Verbrechen nicht vergleichbar sind. Andere Dinge sind in unserer Gesellschaft gar nicht verboten, wie die freie Meinungsäußerung.
Nach Gottes Gesetz muss man gesteinigt werden, wenn man sonntags arbeitet (sogar wenn man nur Feuerholz sammelt, laut Numeri 15:32-35). Im 4. Buch Mose tötet Gott eine Gruppe von Menschen, weil sie sich beschweren, nichts zu essen zu haben. Mörder müssen ebenfalls sterben:

"20 Schade um Schade, Auge um Auge, Zahn um Zahn; wie er hat einen Menschen verletzt, so soll man ihm wieder tun.
21 Also daß, wer ein Vieh erschlägt, der soll's bezahlen; wer aber einen Menschen erschlägt, der soll sterben."

(Levitikus 24:20-21)



Wie kann man hier von Gerechtigkeit reden? Da man für fast jede Übertretung des Gottesgesetzes die Todesstrafe bekommt, erinnert das Ganze viel eher an eine Tyrannen-Herrschaft des HERRN als an ein faires Gerichtssystem. Außer man ist der Meinung, sonntags Feuerholz zu sammeln sei genauso schlimm wie Mord und daher mit der gleichen Strafe zu ahnden.
Sterben müssen auch Ehebrecher (Levitikus 20:10), Vergewaltiger und Frauen, die in der Stadt vergewaltigt wurden - weil sie nicht geschrien haben (Exodus 22:23,24), Zauberinnen (Exodus 22:17), Homosexuelle (Levitikus 20:13), Leute, die irgend einen anderen Gott anbeten (Deuteronomium 17:2-5) , Leute, die ihre Eltern beleidigen (Exodus 21:17) und Frauen, die bei der Hochzeit keine Jungfrauen mehr sind (Deuteronomium 22:20-21). Und natürlich Israels Feinde, oft mit Frauen und Kindern.
Mit dem Tod war's das meistens - außer Gott verflucht deine Nachkommen oder dein Land, das macht er manchmal. Aber nach dem Tod kann der alttestamentarische Gott einem nicht mehr tun.

Jesus änderte das und erhöhte die Höchststrafe von Tod auf ewige Höllenqualen und verschärfte manche Gesetze des alten Testaments.

"21 Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: "Du sollst nicht töten; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein." 
22 Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Racha! der ist des Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr! der ist des höllischen Feuers schuldig."

(Matthäus 5:21-22)



Ist das Gerechtigkeit? Jemand, der seinen Bruder einen Narren nennt bekommt dafür die gleiche Strafe wie ein Massenmörder, nämlich Hölle? Außer sie glauben an Jesus, der ihre Sünden für sie übernimmt. Dann kommt eventuell der Massenmörder in den Himmel und der Beleidiger für immer in die Hölle.
Seit wann gilt es denn überhaupt als gerecht, jemanden für ein einziges Vergehen für alle Ewigkeiten zu bestrafen?

Man muss nicht einmal etwas falsches getan haben, um ewig gequält zu werden. Es reicht ein falscher Gedanke.

"27 Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: "Du sollst nicht ehebrechen." 

28 Ich aber sage euch: Wer ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen."

(Matthäus 5:27-28)



Ist das nicht pervers? Nicht mal die Gedanken der Christen sind frei. Aber eventuell kann man der Hölle entgehen, bevor es zu spät ist, indem man sich Körperteile amputiert. Das empfiehlt zumindest Jesus in der Bergpredigt:

"29
Ärgert dich aber dein rechtes Auge, so reiß es aus und wirf's von dir. Es ist dir besser, daß eins deiner Glieder verderbe, und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde. 

30 Ärgert dich deine rechte Hand, so haue sie ab und wirf sie von dir. Es ist dir besser, daß eins deiner Glieder verderbe, und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde."

(Matthäus 5:29-30)


Unser allmächtiger und allwissender Schöpfer hat uns also mit einem Sex-Trieb ausgestattet (was gut ist, weil sonst keiner von uns da wäre) und beschließt dann, dass selbst wenn man diesen Trieb nicht auslebt, sondern nur darüber nachdenkt, nur noch Selbstverstümmelung hilft - die Zerstörung des von Gott intelligent designten Körpers.



ES WAR NICHT ALLES SCHLECHT...

Natürlich gibt es auch Gutes im neuen Testament. Einige der von Jesus in den Evangelien gepredigten  Lehren sind zwar nicht revolutionär, wie einige Christen behaupten, aber immerhin gut. Doch liest man alle Evangelien, merkt man, dass dies sehr viel weniger sind, als uns Kirche und Gläubige weismachen wollen.

Beispielsweise die Episode, in der Jesus eine Steinigung verhindert, indem er diejenigen Leute auffordert, den ersten Stein zu werfen, die frei von Sünde sind. Diese Passage, sowie Jesus vermeintlicher Ausspruch bei seiner Kreuzigung: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!", standen allerdings nicht in den Originalmanuskripten der Evangelien. Forschungen haben ergeben, dass diese Stellen erst nachträglich hinzugefügt wurden und in den ersten Fassungen der Evangelien (zw. 70-110 n.Chr.) nicht enthalten waren.

Dadurch wird etwas plausibler, warum Jesus an anderen Stellen der Evangelien kein Problem mit Steinigungen hat. Er fordert sie sogar manchmal ein und beschimpft Leute, die nicht nach Vorschrift steinigen (Matthäus 15).

Die radikalste Neuerung im Vergleich mit dem alten Testament ist Jesus' Aufforderung zur Feindesliebe. Wogegen nämlich das alte Testament ziemlich eindeutig die Position vertritt, dass man seine Feinde gefälligst aus tiefstem Herzen hassen sollte und Gott dir hilft, sie zu töten. (Natürlich nur wenn man Gott fürchtet.)
Nun soll man sogar seine Feinde lieben, sagt Jesus zumindest in zwei der vier Evangelien, nicht aber im frühesten Evangelium (Markus) und im ältesten (Johannes).
Leider habe ich gar keine "Feinde", die ich lieben kann. So'n Pech. Aber was nicht ist...

Jesus sagt, wenn man eine Ohrfeige bekommt, sollte man nicht zurückschlagen, sondern auch noch die andere Wange hinhalten. Klingt erstmal ziemlich klug. Doch als praktischer Lebenstipp taugt das eher nicht. Würdet ihr eure Kinder, wenn ihr welche habt, so erziehen? Natürlich sollte man seinem Kind nicht beibringen: "Pass mal auf. Wenn der Lasse dich haut, dann polier ihm mal ordentlich die Fresse, dem kleinen Arschloch."
Aber ein Kind, das bekannt dafür ist, sich nicht zu wehren, wenn es angegriffen wird, sondern den Schlägern auch noch stolz die andere Wange hinhält - Solche Kinder steckt man in der Schule in Mülltonnen und Toiletten.

Falls es wirklich einen Jesus gab, der diesen Ratschlag erteilt hat, ist es trotzdem ziemlich zweifelhaft, ob irgendjemand so blöd war, das mal wirklich auszuprobieren. Jesus selbst hält sich des Öfteren nicht daran und flieht vor Angreifern, statt sich ihnen zu stellen (z.B. in Johannes 8:59).

Bewundernswert ist der Einsatz für Arme. Jesus rät reichen Leuten, all ihren Besitz zu verkaufen und den Armen zu geben (Matthäus Kapitel 19, Lukas 18, Markus 10). Eine gute Lehre, an die sich bloß leider recht wenige Christen halten. Ich zumindest kenne keinen.





 WHAT WOULD JESUS DO?

Dass Jesus sich selbst nicht immer an seine eigene Vorschriften hält, macht ihn nicht unbedingt glaubhafter. Im Johannes-Evangelium wird er mit teuren Ölen gesalbt. Einer seiner Jünger fragt ihn, ob man das Öl nicht lieber verkaufen sollte und das Geld Armen geben - wie Jesus das immer wieder lehrt. Der Autor versucht den gar nicht so schlechten Einwand damit zu entkräftigen, dass er Judas zugeschrieben wird, der das Geld klauen will. Jesus meint, Arme gebe es ja immer, ihn aber nicht.

"3 Da nahm Maria ein Pfund Salbe von ungefälschter, köstlicher Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete mit ihrem Haar seine Füße; das Haus aber ward voll vom Geruch der Salbe.

4 Da sprach seiner Jünger einer, Judas, Simons Sohn, Ischariot, der ihn hernach verriet:
5
Warum ist diese Salbe nicht verkauft um dreihundert Groschen und den Armen gegeben? 
6 Das sagte er aber nicht, daß er nach den Armen fragte; sondern er war ein Dieb und hatte den Beutel und trug, was gegeben ward. 
7 Da sprach Jesus: Laß sie in Frieden! Solches hat sie behalten zum Tage meines Begräbnisses.
8 Denn Arme habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit."

(Johannes 12:3-8)


Also sollte ich vielleicht doch nicht mein Geld an Arme verschenken, sondern mir lieber Drogen davon kaufen? Arme gibt es schließlich immer, mich aber nicht!

Jesus wird zwar in den Evangelien als armer Mann dargestellt, das ist aber nicht weiter schlimm. Braucht er mal einen oder zwei Esel, schickt er seine Jünger los, welche "auszuleihen", das sei schon Okay, Gott braucht sie.

"1 Da sie nun nahe an Jerusalem kamen, gen Bethphage an den Ölberg, sandte Jesus seiner Jünger zwei 
2 und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt, und alsbald werdet ihr eine Eselin finden angebunden und ihr Füllen bei ihr; löset sie auf und führet sie zu mir! 
3 Und so euch jemand etwas wird sagen, so sprecht: Der HERR bedarf ihrer; sobald wird er sie euch lassen."

(Matthäus 21:1-3)


Zur damaligen Zeit war so ein Esel ein notwendiges Massentransportmittel. Stellt euch vor, Jesus würde heute leben. Dann würde er wahrscheinlich zwei Autos "borgen".
In der Bibel steht übriges nichts davon, dass die "geliehenen" Esel wieder zu ihrem rechtmäßigen Besitzer gebracht wurden.

Und während Jesus predigt, dass man in die Hölle muss, wenn man seinen Bruder einen "Narren" nennt (Matthäus 5:22), sagt Jesus im selben Evangelium:

"15 Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr Land und Wasser umziehet, daß ihr einen Judengenossen macht; und wenn er's geworden ist, macht ihr aus ihm ein Kind der Hölle, zwiefältig mehr denn ihr seid!  
16 Weh euch, verblendete Leiter, die ihr sagt: "Wer da schwört bei dem Tempel, das ist nichts; wer aber schwört bei dem Gold am Tempel, der ist's schuldig."
17 Ihr Narren und Blinden!"

(Matthäus 23:15-17)




ANTICHRISTLICHE MORAL

Um die biblische Moral auf ihre Gültigkeit zu überprüfen, stellen wir uns doch mal eine Welt vor, in der alle das Gegenteil tun, was Jesus in der Bibel sagt. Spielen wir doch mal des Teufels Advokaten und drehen die Lehren Christi einfach um. So sieht sie aus, die anti-christliche Moral:

- Jeder ist für das verantwortlich, was er tut. Niemand kann deine Schuld übernehmen, egal wie fest du daran glaubst.
- Wenn du etwas wirklich haben willst, musst du etwas dafür tun. Beten funktioniert nicht.
- Rituale wie die Taufe können ebenso keine Sünden reinwaschen, d.h. den Menschen von Schuld freisprechen.
- Jeder hat das Recht, sich zu verteidigen, wenn er angegriffen wird.

- Seid nett zu euren Eltern. Das ist eure wahre Familie. Nicht ein Haufen von Spinnern, die auf das Ende der Welt warten. Falls eure Eltern euch großgezogen haben, haben sie eine Menge für euch getan. Tut auch mal was für sie, lasst euren toten Vater sich nicht selbst begraben.
- Wenn jemand euch etwas verspricht, besonders wenn er euch alles verspricht, was ihr wollt, wie Jesus, dann glaubt es nicht ohne einen Beweis oder zumindest einen plausiblen Grund.
- Du bist für das verantwortlich, was du tust, aber nicht für deine Gedanken. Ein Verbrechen, das nur im Kopf geschieht mit ewigen Qualen zu bestrafen, wie es in der Bibel steht, ist barbarisch und ungerecht.
- Wenn jemand euch auffordert, euer Leben zu hassen, ignoriert das Arschloch.



GOTT ODER SCHROTT

Über das Leben des Buddha werden viele fantastische Mythen erzählt. Genau wie bei Jesus gibt es keinerlei Beweise, dass hinter der Figur eine historische Person steht. Gut möglich, dass es niemals einen historischen Buddha gab. Doch wenn dem so ist, ändert das nichts an seiner Botschaft.
Denn die enthält die Aufforderung, nichts einfach so zu glauben, sondern die Lehren durch eigene Erfahrung zu überprüfen. Buddha behauptete nicht, dass er eine göttliche Botschaft verbreitet und deshalb sind seine Lehren ebenso gültig, falls sie nicht von einem historischen Buddha stammen, sondern zum Beispiel die gesammelten Einblicke einer bestimmten religiösen Schule sind und vielleicht sogar über mehrere Generation in ihre überlieferte Form gewachsen sind.


Auch an den tiefen Einblicken in die menschliche Seele in den Werken Homers ändert sich nichts daran, wenn Homer keine historische Person war, sondern mehrere, wovon heutzutage viele Forscher ausgehen.

Ganz anders liegt der Fall bei Jesus Christus. Die ganze Gültigkeit der Botschaft hängt von ihrem Überbringer ab. Christus kann nur mit göttlicher Vollmacht die Sünden anderer Menschen abnehmen. Wenn Jesus aber nur ein Mensch war, ohne Verbindung zum Übernatürlichen, wäre er nach christlichem Verständnis ein falscher Prophet.
Für ungläubige Menschen taugt er bei genauer Betrachtung wohl kaum als Vorbild für gerechtes, weises Verhalten. Falls es einen solchen Menschen gab, war er ein Sektenführer der ganz gewöhnlichen Sorte.

Er versprach denen ein Paradies, die ihre Familie verlassen und ihm folgen und ihr ganzes Vermögen den Armen schenken. Letzteres ist an sich wohl eine gute Sache, bedeutet aber natürlich auch, dass es für die nun mittelosen Jünger kaum möglich war, die Bewegung zu verlassen. Dazu kam die Drohung, dass alle, die bei der unmittelbar bevorstehenden Apokalypse nicht auf seiner Seite stehen, für alle Ewigkeiten Höllenqualen erleiden müssen. Nach christlicher Lehre ist es unmöglich, durch gute Taten oder dem Lernen aus den eigenen Verfehlungen der Hölle zu entgehen, wenn man nicht der richtigen Religion angehört.
Entweder bist du auf der Seite von Jesus oder auf der der Terroristen.

"30 Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich" (Zitat von Jesus aus Matthäus 12:30 und Lukas 11:23)






ZWISCHENFAZIT

Bei unserer Suche nach der wahren Natur von Jesus Christus sind wir zunächst von vier Möglichkeiten ausgegangen. Er war:

A) Gott
B) Mensch
C) Beides
D) Keine der oben genannten Möglichkeiten

A) können wir ausschließen.Wenn Christus nur Gott ist, aber nie als irdisches Wesen aus Fleisch und Blut seine Sandalen auf unsere Erde gesetzt hat fällt die ganze christliche Botschaft auseinander. Ohne Jungfrauengeburt, Kreuzigung und Wiederauferstehung ergibt die Lehre, dass man nur errettet werden kann, wenn man eben dieses glaubt, keinen Sinn.

B) ist möglich, aber unwahrscheinlich. Gab es einen historischen Jesus, hatte der nicht viel mit dem biblischen Christus gemein. Da es aus der angeblichen Lebenszeit von Jesus keinerlei Aufzeichnungen über ihn gibt, könnte es jedoch ebenso gut sein, dass das Christentum als jüdisch-apokalyptische Sekte begann, deren Anführer sich bereits auf einen Christus berufen haben. Vielleicht ist die Figur Jesus auch eine Sammlung von Lehren verschiedener Einzelpersonen. Ähnliche Lehren wie die des biblischen Christus gab es im Judentum auch schon vorher (dazu später in dieser Serie mehr).

Gab es den historischen Christus, kann er nicht einfach aus der Bibel rekonstruiert werden. Er wäre im Dunkel der Geschichte versunken und das wäre auch gut so.

C) Auch wenn keine Tatsachen für einen historischen Jesus sprechen, müssen Christen an dieser Option festhalten. Der göttliche Jesus ist eine Angelegenheit des Glaubens. Doch er setzt einen Jesus aus Fleisch und Blut voraus, ein physisches Wesen, das Spuren in unserer Welt hinterlassen haben soll.
Sicher kann man nicht die Nicht-Existenz eines historischen Jesus beweisen, genauso wenig wie die Nicht-Existenz von Kobolden oder irgend etwas anderem im Universum. Doch in Anbetracht des Mangels an wissenschaftlichen Beweisen, die man erwarten würde, ist die Existenz eines geschichtlichen Jesus ein blinder Glauben.
Und wenn es um Geschichte geht, haben wir bessere Methoden uns der Wirklichkeit zu nähern als etwas sehr Unwahrscheinliches zu glauben, bis das Gegenteil bewiesen wird.
Der Weg der Wissenschaft ist umgekehrt. Bis man etwas nicht plausibel mit Beweisen belegen kann, gilt es nicht als wahr. Wenn man etwas behauptet, was nicht durch Beweise oder Belege gestützt wird, muss man diese eben finden und darf sich nicht wundern, dass man vorher nicht ernst genommen wird.

D) Ein oberstes Prinzip der modernen Wissenschaft ist "Ockams Rasiermesser". Nach William of Ockham sind bei jeder wissenschaftlichen Untersuchung jene Theorien zu bevorzugen, die am wenigsten andere Tatsachen voraussetzen. Bei der Erklärung von der Entstehung des Lebens auf der Erde ist eine Theorie, die besagt, dass das Leben sich auf der Erde entwickelt hat, besser als eine, die besagt, dass Außerirdische auf die Erde kamen und dort Leben erschaffen haben. Denn die zweite Theorie setzt bereits voraus, dass es Außerirdische gibt, eine total unbelegbare Aussage.
Setzten wir doch mal das Rasiermesser an Jesus an. Die Möglichkeit, dass übernatürliche Elemente im Spiel waren, bedeutet, dass man so was als existent voraussetzt. Die Theorie von Jesus als natürlichen Menschen ist nach Ockhams Prinzip vorzuziehen, aber noch nicht ideal, da sie die unbewiesene Annahme einer historischen Person benötigt.

Weder Jesus als Gott, Mensch oder Gott-Mensch werden benötigt, um die christliche Religion zu erklären. Der Ursprung der wichtigsten Gedanken, Lehren und Ereignissen des neuen Testament lassen sich allein durch eine Entwicklung nachweislich vorhandener früherer Mythologie plausibel erklären.
Dies ist der Inhalt der kommenden Teile unserer "Mythos Jesus"-Serie.

Außer natürlich, die Welt geht vorher unter. Doch ich würde nicht darauf setzen.


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SERIE: "DER MYTHOS JESUS"



[Teil 1: Der unsichtbare Mann]
[Teil 2: Leben wie Gott in Galiläa]
>>[Teil 3: Lehre/Versprechungen]
[Teil 4: Auf den Schultern von Riesen]
[Teil 5: Dekonstruktion]


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Sehr interessanter Blog und Ressource. Da ich kein Historiker bin ist natürlich nicht alles ganz leicht auf Wahrheitsgehalt zu prüfen. Aber das was ich mal Stichprobenartig geprüft habe scheint zu passen...