4. Dezember 2011

THE FALL OF THE HOUSE OF DAVID (Helden der Bibel 4C)




I'M BACK YEAH I'M STANDING ON THE ROOFTOPS SHOUTING OUT: BABY, I'M READY TO GO

Nach jahrelangen Konflikten und einem siebenjährigen Bürgerkrieg hat David nun endlich die alleinige Herrschaft über das ganze israelische Königreich errungen. Leider entpuppt aber auch er sich als Fehlbesetzung und macht Gott sehr bald todunglücklich und mörderisch wütend...

Während seine Armee sich gerade einmal wieder im Auslandseinsatz befindet, entspannt sich der König auf dem Dach seines Palastes. Von dort erspäht David eine wunderschöne Frau, die gerade auf einem anderen Dach ein Bad nimmt. Er denkt sich: "Ist das nicht die Alte vom Uria? Nicht schlecht... Gekauft!".
Er lässt die Frau namens Bath-Seba zu sich bringen und bricht mit ihr die Ehe. Unglücklicherweise wird Bath-Seba - dessen Mann sich momentan für David im Krieg gegen die Ammoniter befindet - in dieser Nacht von David schwanger...

Aber lesen wir doch lieber den Bibeltext, der das Ganze viel schöner und poetischer als ich zu beschreiben vermag. Die Qualität dieser Weltliteratur erkennt man sofort - zum Beispiel daran, dass jeder Vers mit "Und" beginnt, was als besonders guter Stil gilt.

"1
Und da das Jahr um kam, zur Zeit, wann die Könige pflegen auszuziehen, sandte David Joab und seine Knechte mit ihm das ganze Israel, daß sie die Kinder Ammon verderbten und Rabba belagerten. David aber blieb zu Jerusalem.

2 Und es begab sich, daß David um den Abend aufstand von seinem Lager und ging auf dem Dach des Königshauses und sah vom Dach ein Weib sich waschen; und das Weib war sehr schöner Gestalt.
3 Und David sandte hin und ließ nach dem Weibe fragen, und man sagte: Ist das nicht Bath-Seba, die Tochter Eliams, das Weib des Urias, des Hethiters?
4 Und David sandte Boten hin und ließ sie holen. Und da sie zu ihm hineinkam, schlief er bei ihr. Sie aber reinigte sich von ihrer Unreinigkeit und kehrte wieder zu ihrem Hause.
5 Und das Weib ward schwanger und sandte hin und ließ David verkündigen und sagen: Ich bin schwanger geworden."

(2 Samuel 11:1-5)




Und das ist natürlich jetzt blöd für David. Und so ersinnt der König einen perfiden Plan, um Uria, den Mann Bath-Sebas, aus dem Weg zu räumen. Und er schreibt einen Brief an seinen Hauptmann und weist ihn an: "Und wenn der Kampf im vollen Gange ist, zieht euch zurück und überlasst Uria dem sicheren Tod. Und Tschüß."

"14 Des Morgens schrieb David einen Brief an Joab und sandte ihn durch Uria.
15 Er schrieb aber also in den Brief: Stellt Uria an den Streit, da er am härtesten ist, und wendet euch hinter ihm ab, daß er erschlagen werde und sterbe."

(2 Samuel 11:14-15)





Das Hinterhältigste an diesem Plan ist, dass der ahnungslose Uria den Brief mit seinem Todesurteil selbst an der Front übergibt. Er ist David zu treu, um ihn zu hintergehen und die Botschaft aus Neugierde zu öffnen - genau wie Davids Soldaten zu treu sind, um Davids Befehl zu verweigern. So stirbt der arme Uria durch die Hand der Ammoniter. Doch auf dem Gewissen hat ihn definitiv David.
Nicht, dass das schockierend wäre, wir haben ja zuvor schon von Davids Kriegen gehört, bei denen er keinen Menschen am Leben lässt. Wer fremde Völker angreift und tausendfache Massaker befiehlt, schreckt wohl vor keinem Kriegsverbrechen zurück. Der wichtige Unterschied zu dieser Aktion ist, dass Gott mit dieser Sache gar nicht einverstanden ist.

"26 Und da Urias Weib hörte, daß ihr Mann, Uria, tot war, trug sie Leid um ihren Eheherrn.
27 Da sie aber ausgetrauert hatte, sandte David hin und ließ sie in sein Haus holen, und sie ward sein Weib und gebar ihm einen Sohn. Aber die Tat gefiel dem HERRN übel, die David tat."

(2 Samuel 11:26-27)



David ist ein großartiger König und sorgt sich um die Witwen des schrecklichen, aber unvermeidbaren Krieges, den er angefangen hat. Wenigstens um die, die von ihm ein Kind erwarten, wie Bath-Seba, die zur mindestens achten Frau des Königs wird (1 Samuel 18:27, 2 Samuel 3:2-5, ).

Wer denkt, David sei ein außergewöhnlich potenter König, wird im "Buch der Könige" eines Besseren belehrt. Da stellt ihn sein Sohn und Nachfolger Salomon locker in den Schatten, denn der hat gleich 700 Ehefrauen. Trotzdem findet er bewundernswerter Weise auch noch Zeit für immerhin noch 300 Nebenfrauen...

"1 Aber der König Salomo liebte viel ausländische Weiber: Die Tochter Pharaos und moabitische, ammonitische, edomitische, sidonische und hethitische,
2 von solchen Völkern, davon der HERR gesagt hatte den Kindern Israel: Gehet nicht zu ihnen und laßt sie nicht zu euch kommen; sie werden gewiß eure Herzen neigen ihren Göttern nach. An diesen hing Salomo mit Liebe.
3 Und er hatte siebenhundert Weiber zu Frauen und dreihundert Kebsweiber; und seine Weiber neigten sein Herz."

(1. Könige 11:1-3)




KIND DES TODES

Der Prophet Nathan, durch den Gott mit David spricht, versucht dem König sein Fehlverhalten im Falle Bath-Seba durch eine Parabel verständlich zu machen.

"1 Und der HERR sandte Nathan zu David. Da der zu ihm kam, sprach er zu ihm: Es waren zwei Männer in einer Stadt, einer reich, der andere arm.  
2 Der Reiche hatte sehr viele Schafe und Rinder;  
3 aber der Arme hatte nichts denn ein einziges kleines Schäflein, das er gekauft hatte. Und er nährte es, daß es groß ward bei ihm und bei seinen Kindern zugleich: es aß von seinem Bissen und trank von seinem Becher und schlief in seinem Schoß, und er hielt es wie eine Tochter. 
4 Da aber zu dem reichen Mann ein Gast kam, schonte er zu nehmen von seinen Schafen und Rindern, daß er dem Gast etwas zurichtete, der zu ihm gekommen war, und nahm das Schaf des armen Mannes und richtete es zu dem Mann, der zu ihm gekommen war."

(2 Samuel 12:1-4)



David ist empört: Eine solche Ungerechtigkeit in seinem Königreich! Das kann nicht sein! So sollte man nicht mit dem armen, netten Mann umgehen, der sein Schaf wie eine Tochter behandelt - anstatt, wie damals auch oft üblich, wie eine Ehefrau. Umbringen sollte man den reichen Schweinehund!

"5 Da ergrimmte David mit großem Zorn wider den Mann und sprach zu Nathan: So wahr der HERR lebt, der Mann ist ein Kind des Todes, der das getan hat!  
6 Dazu soll er vierfältig bezahlen, darum daß er solches getan hat und nicht geschont hat."

(2 Samuel 12:5-6)



Warum hat Gott in seiner Allwissenheit eigentlich nicht geahnt, dass David die Geschichte nicht versteht und Nathan sofort eine Botschaft mitgegeben, mit der David etwas anfangen kann?
Es scheint schon etwas ungerecht, dass Gott von uns erwartet, die zahllosen Gleichnisse der Bibel - eine beliebte Kommunikationsform von Jesus zum Beispiel - richtig zu verstehen. Der Mann jedenfalls, den Gott zum König über sein auserwähltes Volk gemacht hat, versteht es nicht, zwischen den Zeilen zu lesen und die Geschichte auf seine eigene Situation anzuwenden. Daher redet Nathan nun Klartext.
 
"7 Da sprach Nathan zu David: Du bist der Mann! So spricht der HERR, der Gott Israels: Ich habe dich zum König gesalbt über Israel und habe dich errettet aus der Hand Sauls,

8 und habe dir deines Herrn Haus gegeben, dazu seine Weiber in deinen Schoß, und habe dir das Haus Israel und Juda gegeben; und ist das zu wenig, will ich noch dies und das dazutun.  
9 Warum hast du denn das Wort des HERRN verachtet, daß du solches Übel vor seinen Augen tatest? Uria, den Hethiter, hast du erschlagen mit dem Schwert; sein Weib hast du dir zum Weib genommen; ihn aber hast du erwürgt mit dem Schwert der Kinder Ammon."

(2 Samuel 12:5-6)


David, der gerade noch für einen ausgedachten Schafdieb die Todesstrafe gefordert hatte, sieht nun ein, dass eine Frau zu stehlen noch schlimmer ist als ein Schafdiebstahl. Ein Frau ist unbestreitbar wertvoller als ein Schaf. Mindestens zwei Schafe sollte man doch dafür verlangen dürfen. Außerdem kommt ja noch ein kaltblütiger Mord dazu.
Dennoch findet David plötzlich aus unerfindlichen Gründen die Todesstrafe in seinem Fall als zu hart...
Dazu kommt es auch nicht. David wird vom gerechten Gott damit gestraft, dass seine Lieblings-Besitztümer, seine Frauen, geschändet und damit unbrauchbar werden. So ein Ärger - für David!

"11 So spricht der HERR: Siehe, ich will Unglück über dich erwecken aus deinem eigenen Hause und will deine Weiber nehmen vor deinen Augen und will sie deinem Nächsten geben, daß er bei deinen Weibern schlafen soll an der lichten Sonne.  

12 Denn du hast es heimlich getan; ich aber will dies tun vor dem ganzen Israel und an der Sonne."

(2 Samuel 12:11-12)



Nun, da seine Sünde aufgeflogen ist, bereut David die Tat und beichtet, wenn auch in etwas kompakter Form, die nicht gerade eine tiefe, persönliche Einsicht in sein Fehlverhalten vermuten lässt...

"13 Da sprach David zu Nathan: Ich habe gesündigt wider den HERRN. Nathan sprach zu David: So hat auch der HERR deine Sünde weggenommen; du wirst nicht sterben."

(2 Samuel 12:13)



Der HERR erklärt sich wegen Davids Beichte bereit, David nicht zu töten und die Sünde "wegzunehmen". Heißt das jetzt, dass Davids Ehefrauen nicht vergewaltigt werden? Immerhin sind sie ja eigentlich sowieso unschuldig an dem Ehebruch und selbst Opfer dieser Tat, da David ja auch ihre Ehe gebrochen hat. Ich wäre ganz dafür, dass jeweils die Schuldigen und nicht Unbeteiligte für eine Fehltat bestraft werden. Aber auf mich hört ja keiner.

Gott beschließt eine noch grausamere und moralisch abstoßendere Abscheulichkeit als Strafe für das Handeln des Königs. Davids Baby mit Bath-Seba wird von Gott mit einer Krankheit geschlagen. Nach einem siebentägigen Todeskampf stirbt der kleine Mensch endlich.
Klingt grausam, ist aber notwendig, da die Feinde des HERRN schon heimlich über ihn lästern, was er ja nicht auf ihm sitzen lassen kann!

"14 Aber weil du die Feinde des HERRN hast durch diese Geschichte lästern gemacht, wird der Sohn, der dir geboren ist, des Todes sterben. 
15 Und Nathan ging heim. Und der HERR schlug das Kind, das Urias Weib David geboren hatte, daß es todkrank ward. [...]
18 Am siebenten Tage aber starb das Kind."

(2 Samuel 12:14-15,18)




Nun hat das Leiden des Kindes, dessen Namen wir nicht einmal erfahren, endlich ein Ende. Viele Leute glauben, Gott habe einen Plan für jeden Menschen. Selten jedoch ist damit gemeint, dass Gott Menschen erschafft, die er quälen und töten kann, um andere Menschen für ihre Sünden zu bestrafen. Anscheinend ist es aber so.

Übrigens: Auch Davids Frauen werden noch vergewaltigt, keine Sorge, doch dazu später mehr.



CHILDREN OF THE REVOLUTION

Der Tod von Davids Baby ist nur der Anfang von Gottes Rache...
Wie Gott es verkündet hatte, kommt das Unheil aus dem eigenen Haus. Zunächst vergewaltigt einer von Davids Söhnen, Amnon, seine jungfräuliche Schwester Thamar.
Das wäre an sich ja nichts Schlimmes, doch er tut das ohne die Erlaubnis des Königs. Wenn er nur fragen würde, ist sich Thamar sicher, hätte ihr gemeinsamer Vater zweifellos nichts dagegen einzuwenden. Aber so...

"1 Und es begab sich darnach, daß Absalom, der Sohn Davids, hatte eine schöne Schwester, die hieß Thamar; und Amnon, der Sohn Davids, gewann sie lieb. 

2 Und dem Amnon ward wehe, als wollte er krank werden um Thamars, seiner Schwester, willen. Denn sie war eine Jungfrau, und es deuchte Amnon schwer sein, daß er ihr etwas sollte tun. [...]
11 Und da sie es zu ihm brachte, daß er äße, ergriff er sie und sprach zu ihr: Komm her, meine Schwester, schlaf bei mir!
12 Sie aber sprach zu ihm: Nicht, mein Bruder, schwäche mich nicht, denn so tut man nicht in Israel; tue nicht eine solche Torheit!
13 Wo will ich mit meiner Schande hin? Und du wirst sein wie die Toren in Israel. Rede aber mit dem König; der wird mich dir nicht versagen.  
14 Aber er wollte nicht gehorchen und überwältigte sie und schwächte sie und schlief bei ihr."

(2 Samuel 13:1-2,11-14)






Absolom, ebenfalls einer von Davids Söhnen, ermordet daraufhin seinen Bruder Amnon für die Schändung seiner Schwester (2 Samuel 13:29). Einige Jahre später ruft Absolom sich selbst zum neuen König über Israel aus. Es kommt erneut zu einem Bürgerkrieg, bei dem allein während einer einzigen Schlacht 20.000 Menschen sterben (2 Samuel 18:7).

Auch Zivilisten leiden in dem Krieg. So vergewaltigt Absolom öffentlich die Nebenfrauen seines Vaters, wie Gott es David versprochen hatte.

"22 Da machten sie Absalom eine Hütte auf dem Dache, und Absalom ging hinein zu den Kebsweibern seines Vaters vor den Augen des ganzen Israel."

(2 Samuel 16:22)



Absolom hat schließlich einen komischen Slapstick-Unfall, als er beim Reiten an einem Ast hängen bleibt und sein Maultier ohne ihn weiterläuft. Einer von Davids Hauptmännern sieht den am Baum hängenden Rebellen und tut das, was ein ehrenwerter Soldat aus Gottes auserwählten Volk mit wehrlosen, unbewaffneten Gegnern halt so tut.

"9 Und Absalom begegnete den Knechten Davids und ritt auf einem Maultier. Und da das Maultier unter eine große Eiche mit dichten Zweigen kam, blieb sein Haupt an der Eiche hangen, und er schwebte zwischen Himmel und Erde; aber sein Maultier lief unter ihm weg. [...]

14 Joab sprach: Ich kann nicht so lange bei dir verziehen. Da nahm Joab drei Spieße in sein Hand und stieß sie Absalom ins Herz, da er noch lebte an der Eiche.  
15 Und zehn Knappen, Joabs Waffenträger, machten sich umher und schlugen ihn zu Tod."

(2 Samuel 18:9,14-15)





Obwohl Absolom nun tot ist, kehrt kein dauerhafter Frieden im Land ein. Ein weiterer Aufstand unter einem Mann namens Seba bricht aus. Es schien unter David nicht allzu schwer gewesen zu sein, das gesamte Volk gegen seinen König aufzubringen.

"1 Es traf sich aber, daß daselbst ein heilloser Mann war, der hieß Seba, ein Sohn Bichris, ein Benjaminiter; der blies die Posaune und sprach: Wir haben keinen Teil an David noch Erbe am Sohn Isais. Ein jeglicher hebe sich zu seiner Hütte, o Israel! 

2 Da fiel von David jedermann in Israel, und sie folgten Seba, dem Sohn Bichris."

(2 Samuel 20:1-2)




DIE QUAL DER ZAHL

Nachdem schließlich auch der Rebell Seba einem Mordanschlag zum Opfer fällt und für ein Weilchen wieder Ruhe im Land eingekehrt ist, entschließt Gott sich dazu, sein Volk zählen zu lassen. Sicher, mit seiner Allwissenheit hätte er auch selbst nachzählen können, aber er hat Besseres zu tun und delegiert daher übellaunig die Aufgabe an seinen König David.

"1 Und der Zorn des HERRN ergrimmte abermals wider Israel und er reizte David wider sie, daß er sprach: Gehe hin, zähle Israel und Juda!

(2. Samuel 24:1)


Nun scheint Gott wirklich endgültig den Verstand verloren zu haben: Weil David sein Volk zählen lässt, wie er es befohlen hatte, ist der HERR stinksauer auf David.

"11 Und da David des Morgens aufstand, kam des HERRN Wort zu Gad, dem Propheten, Davids Seher, und sprach:
12
Gehe hin und rede mit David: So spricht der HERR: Dreierlei bringe ich zu dir; erwähle dir deren eins, daß ich es dir tue.
13
Gad kam zu David und sagte es ihm an und sprach zu ihm: Willst du, daß sieben Jahre Teuerung in dein Land komme? oder daß du drei Monate vor deinen Widersachern fliehen müssest und sie dich verfolgen? oder drei Tage Pestilenz in deinem Lande sei? So merke nun und siehe, was ich wieder sagen soll dem, der mich gesandt hat."

(2 Samuel 24:11-13)



Wenigstens darf sich David seine Strafe selbst aussuchen. Nachdem Gott Davids Frauen öffentlich vergewaltigen ließ und sein Kind qualvoll ermordete, hat David jetzt vielleicht doch zumindest gelernt, die Verantwortung für sein Handeln selbst zu übernehmen und nicht Unschuldige dafür sterben zu lassen. Nein?..

"15 Also ließ der HERR Pestilenz in Israel kommen von Morgen an bis zur bestimmten Zeit, daß des Volks starb von Dan an bis gen Beer-Seba siebzigtausend Mann."

(2 Samuel 24:15)




So sterben 70.000 Menschen - zu jeder Zeit ein grausames Massaker, bei der damaligen Bevölkerungsdichte aber auch für die Überlebenden besonders verheerend. Als sein Wutanfall abflacht, sieht Gott, was er getan hat, und bereut seine Übeltat.

"16 Und da der Engel seine Hand ausstreckte über Jerusalem, daß er es verderbte, reute den HERRN das Übel, und er sprach zum Engel, zu dem Verderber im Volk: Es ist genug; laß deine Hand ab! Der Engel aber des HERRN war bei der Tenne Aravnas, des Jebusiters.  
17 Da aber David den Engel sah, der das Volk schlug, sprach er zum HERRN: Siehe, ich habe gesündigt, ich habe die Missetat getan; was haben diese Schafe getan? Laß deine Hand wider mich und meines Vaters Haus sein!"

(2 Samuel 24:16-17)




DAMNED IF YOU DO, DAMNED IF YOU DON'T

Nachdem er dafür von Gott bestraft wird, sieht auch David ein, dass er sich falsch verhalten hat und daher er - und nicht sein Volk - Gottes Zorn verdient hat.

Doch hat er das wirklich? Immerhin hat er nur gemacht, was Gott ihm gesagt hat. War es ein Test? Hält Gott Volkszählungen für eine schreckliche Sünde? Und ordnet trotzdem den Zensus an, um zu sehen, ob David sich richtig verhält? Nun, er hat sich richtig verhalten, diesmal - zumindest nach biblischen Standards. Erinnern wir uns an die Geschichte von Abrahams Opfer. Gott verlangt im Buch Genesis von Abraham, dass dieser ihm seinen Sohn Isaak opfern solle [mehr dazu in "OPFA! (Das Buch Genesis Teil 7)"]. Obwohl Abraham sicherlich moralische Bedenken hat (obwohl im Text davon nichts steht), ist das richtige Verhalten laut Meinung der Bibel eindeutig, zu tun, was Gott sagt. Der HERR lobt Abraham schließlich dafür, dass er Isaak geopfert hätte, wäre Gott nicht im letzten Moment eingeschritten.
Wenn Gott also nur Dinge befiehlt, die man in jedem Fall ungefragt umsetzen soll, dann hat er keinen Grund, irgendwen für die Volkszählung zu bestrafen. Im Gegenteil: Er hätte David für die Befehlsverweigerung bestrafen müssen, wenn der sich geweigert hätte.

Oder verlangt Gott von uns moralisch eigenständiges Denken - das "richtig" und "falsch" selbst dann unterscheiden kann, wenn der HERR von uns unmoralisches Handeln fordert?
Dann hätte Abraham seine Prüfung wohl zweifellos nicht bestanden, Gott hätte dessen Nachkommen nicht zum auserwählten Volk gemacht und es gäbe gar kein Volk, dass man hätte zählen können.

Vielleicht handelt es sich um verschiedene Arten von Prüfungen. Gott befiehlt in beiden Fällen etwas, das seinen Gesetzen wiederspricht, Prüfung A gilt als bestanden, wenn man tut, was Gott sagt, Prüfung B gilt als bestanden, wenn man nicht tut, was Gott sagt. Leider verrät der HERR, bevor er Menschen versucht, nicht unbedingt, welche Art von Prüfung gerade ansteht.
Macht man, was Gott sagt, kann es falsch sein, unterlässt man es, kann es auch falsch sein. Das weiß man dann aber erst, wenn es womöglich schon zu spät ist.
Das klingt aber nicht nach einem gerechten, weisen Richter, sondern nach einem willkürlichen Tyrannen. Seltsam...

Wie kann man einen solchen theologischen Widerspruch auflösen? In einer zweiten Version der Volkszählungs-Story im späteren "Buch der Chronik" wird ein einziges Detail verändert und schon funktioniert die Geschichte wieder. Statt Gott hat nun einfach der Teufel die Volkszählung angeordnet...

"1 Und der Satan stand wider Israel und reizte David, daß er Israel zählen ließe." 

(1. Chronik 21:1)





YOU AND ME ALWAYS AND FOREVER

Später heißt es plötzlich, David habe sich ein Leben lang richtig und gottgefällig verhalten, bis auf die Sache mit Uria. Die verbotene Volkszählung wird einfach komplett ignoriert. Auch eine Methode!

"4 Denn um Davids willen gab der HERR, sein Gott, ihm eine Leuchte zu Jerusalem, daß er seinen Sohn nach ihn erweckte und Jerusalem erhielt,

5 darum daß David getan hatte, was dem HERRN wohl gefiel, und nicht gewichen war von allem, was er ihm gebot sein Leben lang, außer dem Handel mit Uria, dem Hethiter."

(1 Könige 15:4-5)



Davids Sohn Salomon sollte schließlich zu seinem Nachfolger werden und in Jerusalem den ersten Tempel bauen. Eigentlich müsste Salomon nur der erste König auf dem ewigen Thron der Davids-Familie sein - so hatte Gott ihm das zumindest versprochen.

"12 Wenn nun deine Zeit hin ist, daß du mit deinen Vätern schlafen liegst, will ich deinen Samen nach dir erwecken, der von deinem Leibe kommen soll; dem will ich sein Reich bestätigen. 
13 Der soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will den Stuhl seines Königreichs bestätigen ewiglich."

(2 Samuel 7:12-13)



Dazu ist es aber dann doch nicht gekommen. In der echten Welt ist es völlig unbelegt, dass es Davids Reich überhaupt gab. Und selbst in der Geschichte, die die Bibel uns erzählt, erhalten Davids und Salomons Nachfahren niemals einen ewiglichen Thron über das gesamte Reich.
Schon unter Salomons Nachfolger Rehoboam kommt es schon wieder zu einem Bürgerkrieg und einer Teilung des Landes (1 Könige 12). Das Königreich in den Grenzen von Davids Herrschaft sollte nie wieder erstehen. Erst wurde der abtrünnige Norden ausländisch besetzt, schließlich auch der Süden. Zuerst von den Babyloniern, dann den Persern, dann den Männern Alexanders des Großen, dann von den Römern. Unter den Römern versuchten die Juden einen Aufstand, der blutig niedergeschlagen wurde und dazu führte, dass die Juden Jahrhunderte lang außerhalb des gelobten Landes überall auf der Welt zerstreut leben müssen und dort nicht immer zuvorkommend behandelt wurden.



DEIN REICH KOMME

Was ist nun also mit dem ewigen Thron? Pustekuchen, etwa? Die Juden sind geduldig und warten immer noch auf den Gesandten Gottes aus dem Haus David, der seinen rechtmäßigen Thron auf Gottes Reich beansprucht. Da Könige bei den Juden nicht gekrönt, sondern gesalbt werden, wird der Erwartete "Messias" genannt, "der Gesalbte".
Christen dagegen sind der Ansicht, der im alten Testament angekündigte Messias war Jesus, der den Beinahmen Christus trägt - die lateinische Form von "christos", was übersetzt ebenfalls "der Gesalbte" heißt. Das Königreich, das Jesus aufgebaut hat, sei aber nicht irdisch. so erzählt man, sondern eine Stadt im Himmel, ein neues Jerusalem mit komfortablen Ausblick auf Gott.

Im Matthäus- und Lukas-Evangelium finden wir Stammbäume, die David mit Jesus verbinden sollen (auch wenn sie bei Josef enden, dem mit Jesus nicht blutsverwandten Adoptivpapa Christi). Dabei haben die Figuren "David" und "Jesus" eigentlich wenig gemeinsam und dass man irgendwie von David abstammt, reicht allein sicher nicht aus, um Messias zu werden.
Amnon, der seine jungfräuliche Schwester vergewaltigt und Absolom, der seinen Brüder tötet, Landesverrat begeht und einen Volksaufstand gegen seinen Vater anzettelt, sind immerhin auch Söhne Davids, nicht aber unbedingt der Stoff, aus dem Messiasse gemacht werden.

Was hat aber Jesus außer der Verwandschaft mit David gemein? Jesus fordert die Menschen in seiner Bergpredigt auf, alle Menschen zu lieben, auch seine Feinde. David dagegen hat seinen Feinden wenig Liebe gezeigt, als er sie ermordet hat. Deutlich wird in der Bibel beschrieben, dass Davids militärische Aktionen nie mit Gefangenen enden, sondern mit der totalen ethnischen Reinigung des Feindesgebiets.
Auch das Verhältnis zur Damenwelt könnte bei David und Jesus nicht unterschiedlicher sein. Jesus wird nicht nur von einer Jungfrau geboren, sondern ist selbst bis zu seinem Tod jungfräulich - obwohl er weder eine Frau war, noch besonders jung, sondern in etwa die damalige durchschnittliche Lebenserwartung erreicht hatte.
Jesus' Mangel an sexuellen Erfahrungen hält ihn allerdings nicht ab, sich kompetent dazu zu fühlen, allen Menschen auf der Welt vorzuschreiben, wie sie ihr Liebesleben gestalten müssen.

"4 Er [=Jesus] antwortete aber und sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, daß, der im Anfang den Menschen gemacht hat, der machte, daß ein Mann und ein Weib sein sollte,

5 und sprach: "Darum wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und an seinem Weibe hangen, und werden die zwei ein Fleisch sein"?  
6 So sind sie nun nicht zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden."

(Jesus in Matthäus 19:4-6 )



Eine Ehe darf also nur aus einem Mann und einer Frau bestehen? Gut, dass Jesus das erwähnt, das ist nämlich neu. Im alten Testament hat Gott kein Problem mit Polygamie - natürlich nur mit einem Mann und vielen Frauen und nicht umgekehrt, klar!
So hat David selbst mindestens acht Ehefrauen und mindestens zehn Nebenfrauen (2 Samuel 15:16). Salomon hatte sogar 1000 Frauen. Dennoch wird er dafür von Gott weder bestraft noch ermahnt. Nur dass Salomon auch ausländische Frauen heiratet, was Gott ausdrücklich verbietet, wird ihm in der Bibel negativ angerechnet (1 Könige 11:2).



IT'S A COLD AND IT'S A BROKEN HALLELUJAH

Was ist denn nun an David so toll? Warum gibt Gott (irgendwann) gerade dessen Nachkommen die Herrschaft über sein erwähltes Volk? Was kann David, das andere nicht können?
Wie bereits erwähnt, ist David ein äußerst begabter Mörder. Zumindest wird das so über gesagt, allerdings nicht in einem Ton der Furcht vor einem Tyrannen, sondern als besondere Auszeichnung.

"6 Es begab sich aber, da er wiedergekommen war von des Philisters Schlacht, daß die Weiber aus allen Städten Israels waren gegangen mit Gesang und Reigen, dem König Saul entgegen, mit Pauken, mit Freuden und mit Geigen.
7 Und die Weiber sangen gegeneinander und spielten und sprachen: Saul hat tausend geschlagen, aber David zehntausend."

(1 Samuel 18:6-7)


Die Zeiten haben sich wohl ein wenig gewandelt. Wenige Menschen würden heutzutage wohl noch Gerüchte von zehntausenden Morden als besondere Qualifikation für einen besonders guten politischen Anführer ansehen. Innenpolitisch war David nicht so arg erfolgreich: Unter seiner Herrschaft gab es mehrere, teilweise jahrelange blutige Aufstände gegen ihn.

Auch als moralisches Vorbild taugt David nicht so sehr. Er verärgert zweimal Gott mit grausamen Folgen für Unbeteiligte, einmal durch einen hinterhältigen Mordkomplott an einem seiner eigenen Soldaten und Nachbarn. Davids Vorgänger wurde schon wegen weniger als König gefeuert - er hatte nur gegen die Anweisungen Gottes auf einen Mord verzichtet. Das kann ihm Gott nicht verzeihen, obwohl Saul seine Sünde bitterlich bereut (1 Samuel 15:24).




David bereut seine Sünden ebenfalls, zufälligerweise allerdings immer erst, nachdem er die verheerenden Folgen von Gottes Bestrafung sieht: Als sein Kind stirbt und nachdem 70.000 Menschen der Volkszählung zum Opfer gefallen sind. Gott verzeiht David für seine Taten und dennoch müssen Unbeteiligte dafür sterben.


Allein die pure Vorstellung von Sex mit verheirateten Frauen, so Jesus in der Bergpredigt, sei Ehebruch im Herzen und führe direkt in die Hölle. Das ist der Standard, der Gott an die Christenmenschen anlegt, während er seinen Lieblingskönig David mit Ehebruch und Mord davonkommen  lässt.

"28 Ich aber sage euch: Wer ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.
29 Ärgert dich aber dein rechtes Auge, so reiß es aus und wirf's von dir. Es ist dir besser, daß eins deiner Glieder verderbe, und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde."

(Jesus in der Bergpredigt, Matthäus 5:28-29)


"3 Und David sandte hin und ließ nach dem Weibe fragen, und man sagte: Ist das nicht Bath-Seba, die Tochter Eliams, das Weib des Urias, des Hethiters?
4 Und David sandte Boten hin und ließ sie holen. Und da sie zu ihm hineinkam, schlief er bei ihr. Sie aber reinigte sich von ihrer Unreinigkeit und kehrte wieder zu ihrem Hause."

(2 Samuel 11:3-4)



"21 Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: "Du sollst nicht töten; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein."
22 Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Racha! der ist des Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr! der ist des höllischen Feuers schuldig."

(Jesus in der Bergpredigt, Matthäus 5:21-22)

"14 Des Morgens schrieb David einen Brief an Joab und sandte ihn durch Uria.
15 Er schrieb aber also in den Brief: Stellt Uria an den Streit, da er am härtesten ist, und wendet euch hinter ihm ab, daß er erschlagen werde und sterbe."

(2 Samuel 11:14-15)




Braucht man einen solchen König ein zweites Mal?
Ich glaube: Ich jedenfalls nicht.

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SERIE: HELDEN DER BIBEL

>>Teil 4C: "The Fall of the House of David" (David 3/3)

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