21. April 2009
ALLER GUTEN DINGE... (oder: Die Rückkehr des 3D-Kinos)
Immer weniger Menschen gehen ins Kino. Fernsehen ist billiger und bequemer. Die Betreiber der US-amerikanischen Kinos sehen dieser Entwicklung mit Besorgnis zu. Die logische Konsequenz: Man muss dem Zuschauer etwas bieten, was er zu hause nicht erleben kann. Eine Technik, die zwar schon mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel hat, sich bisher noch nicht durchsetzen konnte, - das 3-D Kino - soll die Kinosäale wieder füllen.
Wir schreiben das Jahr 1952...
Heute, mehr als ein halbes Jahrhundert später, bietet sich ein ähnliches Bild. Kino in 3D, bislang eher Randerscheinung in Vergnügungsparks und einigen wenigen IMAX-Kino, soll die flachen
Bilder auf Dauer ablösen und die Leute wieder ins Kino locken.
Beim dritten Versuch soll es nun klappen.
Obwohl schon 1922 zum ersten Mal ein zahlendes Publikum einen 3D-Film in Spielfilmlänge im Kino sehen konnte - gezeigt wurde das Drama "The Power of Love" -, dauerte es bis zum Anfang der 50er Jahre, bis der Versuch unternommen wurde, das 3D-Kino zum Massenphänomen auszubauen. Grund war ein massiver und stetiger Rückgang der Kinobesuche. Mittlerweile gab es in fast jedem Haushalt ein Fernsehgerät. Die sendeten jedoch nur in schwarz-weiß.
Um einen 3D-Film zu bestaunen musste man daher ins Kino gehen, denn um aus einem Bild zwei zu machen (s. Infobox "Stereoskopie") brauchte man mindestens zwei Farben - so gut wie immer cyan und rot. Durch farbliche Filterung mittels einer Brille wurde jeweils eines der beiden Bilder für ein Auge unsichtbar. Zuvor wurde dieses Prinzip bereits in Comicheften angewendet. Im Kino war das in der Umsetzung aber ungleich aufwendiger. Man arbeitete mit zwei Projektoren, die absolut synchron zueinander laufen mussten. Bei der Reparatur von defekten Filmrollen musste deswegen absolut exakt gearbeitet werden. Zunächst funktionierte das Kalkül, mit der zusätzlichen (vorgetäuschten) Dimension wieder mehr Menschen in die Kinos zu locken, derart gut, dass man auch von der goldenen Ära des 3D-Kinos (1952-1955) spricht. Unter den erfolgreichsten Filmen dieser Periode befinden sich viele Horrorfilme (wie "House
of Wax", "The Mad Magican", beide mit Vincent Price oder "Creature from the Black Lagoon" von Tom Arnold) und Science-Fiction-Filme (beispielsweise "It Came from Outer Space", ebenfalls von Tom Arnold, oder "Cat-Women of the Moon"). Der Regisseur von "House of Wax", André de Toth, konnte sein eigenes Werk allerdings nur in 2D begutachten: Er hatte zuvor bei einem Unfall ein Auge verloren.
Doch das 3D-Kino der 50er blieb ein Trend, der sich nicht durchsetzen konnte, obwohl sogar Alfred Hitchcock in 3D drehte ("Dial M for Murder"). Seit Mitte der Fünziger verschwanden die 3D-Filme langsam wieder aus den Filmtheatern.
Und es dauerte ein Vierteljahrhundert bis das 3D-Kino zu Anfang der 1980er Jahre seine zweite Hochphase erlebte. Die Technik hatte sich weiterentwickelt - so brauchte man nur noch einen Projektor -, die Genres, auf die man setzte, blieben die selben. Horrorfilme wie "Amityville 3D", die Sequels "Friday the 13th, Part III" und "Jaws 3D" feierten Erfolge an den Kinokassen, aber auch Science-Fiction-Streifen wie "Metalstorm" oder "Parasite", Demis Moores erste
Hauptrolle. Und erneut verschwanden nach einigen erfolgreichen Monaten (und ein paar weniger erfolgreichen) die stereoskopischen Filme wieder aus den Kinos. Und wieder sollte es ein Vierteljahrhundert dauern, bis die Kinobetreiber mit Horrorfilmen und fantastischen Stoffen in 3D die Leute wieder in ihre Kinos locken wollen.
Natürlich hat sich auch die Technik weiterentwickelt. Das Verfahren, das über die nächsten Monaten großflächig in möglichst vielen Kinos Einzug erhalten soll, nennt sich Real D Cinema und arbeitet nicht mit Farbbrillen, sondern mit Polfiltern.
Ein paar Filme, die sowohl in 3D als auch in den beiden konservativen Dimensionen gezeigt wurden, liefen bereits 2007 und 2008. Zum Beispiel "Beowulf" oder der Disney-Animationsfilm "Bolt". Überhaupt befinden sich viele Animationsfilme mit computergenerierten Bildern unter den angekündigten 3D-Filmen der Zukunft. Schließlich verursachen die - ganz im Gegenteil zu Realfilmen - bei der 3D-Produktion keinen Mehraufwand. Aber auch die in 3D bewährten Genres Horror und Science-Fiction kommen wieder: Zu ersterem gehören "My Bloody Valentine 3D" und ein weiteres Sequel der "Final Destination"-Reihe, zu letzterem lassen sich z.B. die Fortsetzungen von "Ghostbusters" oder "Transformers" von Actionguru Michael Bay zählen. George Lukas plant ein Re-Release seiner "Star Wars"-Saga in 3D.
Aber auch die Hersteller von Fernsehtechnik schlafen nicht. So stellte Philips 2008 ein Gerät vor, auf dem man 3D-Filme sehen kann. Ohne Brille.
Ob 3D-Filme die Bildsprache des Kinos verändern, bleibt abzuwarten. Die bisher produzierten Titel werden auch in 2D gezeigt und müssen auch so funktionieren. Und Effekte, bei denen Gegenstände scheinbar auf die Zuschauer zufliegen sind zunächst spektakulär, nutzen sich aber schnell ab.
Im Jahre 2009 sind die meisten Filme noch flach, was das Publikum nicht allzu sehr zu stören scheint. Nach immerhin fast 90 Jahren 3D-Kino kann das wohl kaum daran liegen, dass es nicht weiß, was es verpasst.
3D-FILME IM KINO (US-PREMIEREN)
JANUAR 09: "My Bloody Valentine 3D"
MÄRZ 09: "Monsters Vs. Aliens" (Dreamworks Animations)
JUNI 2009: "Transformers: Revenge of the Fallen" (Michael Bay)
JULI 2009: "Ice Age 3D", "G-Force" (Disney Animation),
AUGUST 2009: "Final Destination: Death Trip 3D"
OKTOBER 09: "Horrorween" (Horror/Komödie)
DEZ. 2009: "Avatar" (James Cameron)
2010: "Ghostbusters III", "Shrek Goes Fourth", "Piranha 3D" (Horror), "Alice In Wonderland" (Tim Burton), "Toy Story 3"
Wir schreiben das Jahr 1952...
Heute, mehr als ein halbes Jahrhundert später, bietet sich ein ähnliches Bild. Kino in 3D, bislang eher Randerscheinung in Vergnügungsparks und einigen wenigen IMAX-Kino, soll die flachen
Bilder auf Dauer ablösen und die Leute wieder ins Kino locken.
Beim dritten Versuch soll es nun klappen.
Obwohl schon 1922 zum ersten Mal ein zahlendes Publikum einen 3D-Film in Spielfilmlänge im Kino sehen konnte - gezeigt wurde das Drama "The Power of Love" -, dauerte es bis zum Anfang der 50er Jahre, bis der Versuch unternommen wurde, das 3D-Kino zum Massenphänomen auszubauen. Grund war ein massiver und stetiger Rückgang der Kinobesuche. Mittlerweile gab es in fast jedem Haushalt ein Fernsehgerät. Die sendeten jedoch nur in schwarz-weiß.
Um einen 3D-Film zu bestaunen musste man daher ins Kino gehen, denn um aus einem Bild zwei zu machen (s. Infobox "Stereoskopie") brauchte man mindestens zwei Farben - so gut wie immer cyan und rot. Durch farbliche Filterung mittels einer Brille wurde jeweils eines der beiden Bilder für ein Auge unsichtbar. Zuvor wurde dieses Prinzip bereits in Comicheften angewendet. Im Kino war das in der Umsetzung aber ungleich aufwendiger. Man arbeitete mit zwei Projektoren, die absolut synchron zueinander laufen mussten. Bei der Reparatur von defekten Filmrollen musste deswegen absolut exakt gearbeitet werden. Zunächst funktionierte das Kalkül, mit der zusätzlichen (vorgetäuschten) Dimension wieder mehr Menschen in die Kinos zu locken, derart gut, dass man auch von der goldenen Ära des 3D-Kinos (1952-1955) spricht. Unter den erfolgreichsten Filmen dieser Periode befinden sich viele Horrorfilme (wie "House
of Wax", "The Mad Magican", beide mit Vincent Price oder "Creature from the Black Lagoon" von Tom Arnold) und Science-Fiction-Filme (beispielsweise "It Came from Outer Space", ebenfalls von Tom Arnold, oder "Cat-Women of the Moon"). Der Regisseur von "House of Wax", André de Toth, konnte sein eigenes Werk allerdings nur in 2D begutachten: Er hatte zuvor bei einem Unfall ein Auge verloren.
Doch das 3D-Kino der 50er blieb ein Trend, der sich nicht durchsetzen konnte, obwohl sogar Alfred Hitchcock in 3D drehte ("Dial M for Murder"). Seit Mitte der Fünziger verschwanden die 3D-Filme langsam wieder aus den Filmtheatern.
Und es dauerte ein Vierteljahrhundert bis das 3D-Kino zu Anfang der 1980er Jahre seine zweite Hochphase erlebte. Die Technik hatte sich weiterentwickelt - so brauchte man nur noch einen Projektor -, die Genres, auf die man setzte, blieben die selben. Horrorfilme wie "Amityville 3D", die Sequels "Friday the 13th, Part III" und "Jaws 3D" feierten Erfolge an den Kinokassen, aber auch Science-Fiction-Streifen wie "Metalstorm" oder "Parasite", Demis Moores erste
Hauptrolle. Und erneut verschwanden nach einigen erfolgreichen Monaten (und ein paar weniger erfolgreichen) die stereoskopischen Filme wieder aus den Kinos. Und wieder sollte es ein Vierteljahrhundert dauern, bis die Kinobetreiber mit Horrorfilmen und fantastischen Stoffen in 3D die Leute wieder in ihre Kinos locken wollen.
Natürlich hat sich auch die Technik weiterentwickelt. Das Verfahren, das über die nächsten Monaten großflächig in möglichst vielen Kinos Einzug erhalten soll, nennt sich Real D Cinema und arbeitet nicht mit Farbbrillen, sondern mit Polfiltern.
Ein paar Filme, die sowohl in 3D als auch in den beiden konservativen Dimensionen gezeigt wurden, liefen bereits 2007 und 2008. Zum Beispiel "Beowulf" oder der Disney-Animationsfilm "Bolt". Überhaupt befinden sich viele Animationsfilme mit computergenerierten Bildern unter den angekündigten 3D-Filmen der Zukunft. Schließlich verursachen die - ganz im Gegenteil zu Realfilmen - bei der 3D-Produktion keinen Mehraufwand. Aber auch die in 3D bewährten Genres Horror und Science-Fiction kommen wieder: Zu ersterem gehören "My Bloody Valentine 3D" und ein weiteres Sequel der "Final Destination"-Reihe, zu letzterem lassen sich z.B. die Fortsetzungen von "Ghostbusters" oder "Transformers" von Actionguru Michael Bay zählen. George Lukas plant ein Re-Release seiner "Star Wars"-Saga in 3D.
Aber auch die Hersteller von Fernsehtechnik schlafen nicht. So stellte Philips 2008 ein Gerät vor, auf dem man 3D-Filme sehen kann. Ohne Brille.
Ob 3D-Filme die Bildsprache des Kinos verändern, bleibt abzuwarten. Die bisher produzierten Titel werden auch in 2D gezeigt und müssen auch so funktionieren. Und Effekte, bei denen Gegenstände scheinbar auf die Zuschauer zufliegen sind zunächst spektakulär, nutzen sich aber schnell ab.
Im Jahre 2009 sind die meisten Filme noch flach, was das Publikum nicht allzu sehr zu stören scheint. Nach immerhin fast 90 Jahren 3D-Kino kann das wohl kaum daran liegen, dass es nicht weiß, was es verpasst.
3D-FILME IM KINO (US-PREMIEREN)
JANUAR 09: "My Bloody Valentine 3D"
MÄRZ 09: "Monsters Vs. Aliens" (Dreamworks Animations)
JUNI 2009: "Transformers: Revenge of the Fallen" (Michael Bay)
JULI 2009: "Ice Age 3D", "G-Force" (Disney Animation),
AUGUST 2009: "Final Destination: Death Trip 3D"
OKTOBER 09: "Horrorween" (Horror/Komödie)
DEZ. 2009: "Avatar" (James Cameron)
2010: "Ghostbusters III", "Shrek Goes Fourth", "Piranha 3D" (Horror), "Alice In Wonderland" (Tim Burton), "Toy Story 3"
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