19. Juli 2012
JESUS 2.0 - Ein Theaterstück (Akt I)
JESUS 2.0
EIN THEATERSTÜCK
AKT I
SZENE 1
Gott, Jesus, L. Ron Hubbard, der katholische Papst, Luther und Calvin sitzen zusammen an einem Tisch in einem weißen Raum.
Gott: Guten Morgen, die Herren. Ich habe euch heute hier zusammengerufen, um mit euch gemeinsam ein spannendes neues Projekt zu starten. Da mir zu Ohren gekommen ist, dass immer weniger Menschen im 21. Jahrhundert an mich und meinen Sohn glauben, habe ich einen Fachmann engagiert, um eine Image-Kampagne zu starten. Aber nicht irgendwen. Darf ich vorstellen (zeigt auf L.Ron): L. Ron Hubbard, bekannt als Erfinder moderner Religionen und Autor von heiligen Texten, bekannt durch sein Meisterwerk "Scientology".
L. Ron: Es freut mich, dass sie mich kennenlernen dürfen.
Gott: Dies ist mein Sohn Jesus Christus, der Papst der Katholiken und die Reformatoren Johannes Calvin und Martin Luther.
L. Ron: Hi! Dann wollen wir direkt mal loslegen...
(Kramt in seinen Unterlagen) Bevor wir mit der Kampagne starten können, müssen wir definieren, was das Produkt eigentlich ist. Als erstes müssen wir uns also auf gemeinsame Linie einigen, worum es beim Christentum überhaupt geht.
Gott: Das dürfte leicht sein. Das Christentum ist die simple Wahrheit, dass ich der Schöpfer bin, der alles geschaffen hat, dass der Mensch durch den Sündenfall alles vermasselt hat und dass der einzige Weg an der Hölle vorbei zu mir in den Himmel durch meinen Sohn führt, der gleichzeitig ich bin und der gestorben ist am Kreuz und dann wiederauferstanden für eure Sünden über drei Tage und dann zum Himmel gefahren ist und wiederkehrt in den letzten Tagen, um die Ungläubigen und den Satan endgültig in die Hölle zu verbannen.
L. Ron: Okay...
Na ja, vielleicht kann man das ein wenig kompakter auf den Punkt bringen. Wenn ihr das Christentum mit einem Wort beschreiben müsstet, was wäre das?
Luther: Glaube! Denn nur der Glaube allein erettet.
Jesus: So ein Unsinn! Glaube reicht nicht aus!
Lest doch einfach mal die Bibel! Im Matthäusevangelium fragt mich ein junger Mann, was er denn tun solle, um ins Himmelreich zu gelangen. Hab ich gesagt: Der Glaube allein errettet dich? Nein! Ich habe ihm gesagt, er soll die Gebote halten und all seine weltlichen Güter den Armen spenden.
Luther: Genau, sag ich doch! Allein der Glaube errettet.
Siehe hier (schlägt die Bibel auf): "So halten wir nun dafür, daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben." Römerbrief 3:28.
Jesus: Das ist mal wieder so ein typischer Paulus-Schwachsinn. Ich hab dir 1000 mal gesagt, der Kerl bringt uns nur Probleme, Papa.
Gott: Ich weiß... Aber seine Briefe waren damals so beliebt, echte Bestseller. Da hab ich gedacht, wenn ich mir die Briefe in meine Bibel hole, vergrößert sich meine Zielgruppe direkt automatisch.
L. Ron: Das ist die richtige Denkweise! Aber wie ist es denn nun wirklich? Reicht Glaube allein aus oder muss man auch die ganzen anderen Sachen machen?
Nur Glaube würde sich wirklich besser verkaufen. Wer will denn schon seine Reichtümer an Arme verschenken?! Wär ja schön doof!
Außerdem wenn man einem Armen all seine Sachen spendet, dann ist er ja reich und ich arm. Dann müsste er den Reichtum wieder an mich spenden und so weiter und so fort. Macht keinen Sinn.
Gott (unentschlossen): Ach, ich weiß auch nicht. Fragen wir doch Paulus persönlich.
(er drückt auf einen Knopf im Tisch) Mandy? Schicken Sie doch bitte mal Paulus herein!
Paulus kommt erhobenen Hauptes herein stolziert.
Gott: Paulus, wir haben da einige Probleme mit deinem Text. Du scheinst zu sagen, dass allein der Glaube den Menschen erretten kann.
Paulus: Stimmt. Das ist was Jesus mir gesagt hat.
Jesus: Das ist eine Lüge! Ich hab dich vor deinem Tod nie gesehen!
Paulus: Aber du bist mir doch erschienen, Jesus! Auf dem Weg nach Damaskus.
Jesus: Nein, bin ich nicht. Ich war noch nie in Italien!
Paulus: Bist du wohl.
Jesus: Keine Ahnung ob du mich verarschen willst oder einfach nur verrückt bist...
Gott: Oh, das kann ich beantworten! Zu unserer neuer Kampagne gehört auch ein wissenschaftlicher Berater, den werde ich euch demnächst mal vorstellen. Ziemlich cool, wa?
Auf jeden Fall haben wir zusammen Mittag gegessen und er hat mir erzählt, dass unser Freund Paulus hier unter Stirnlappenepilepsie leidete. Und das kann häufig zu so genannten mystischen Erfahrungen führen, inklusive visueller und akustischer Halluzinationen.
Hab ich vorher auch nicht gewusst, ich hab immer gedacht, der Paulus ist einfach nicht ganz richtig in der Birne. Man lernt nie aus...
Jesus: Das erklärt einiges. Na ja, es ist ja auch eigentlich egal, was du glaubst von mir gehört zu haben, Paulus. Jetzt kennen wir uns ja persönlich und ich kann dir sagen, dass der Glaube nicht allein ausreicht. Auch der Teufel glaubt an Gott, wie Jakobus so schön sagte.
Paulus: Keine Ahnung, wer du glaubst zu sein, du bist definitiv nicht Jesus. Jesus hat mit mir gesprochen. Ich kenne ihn.
Gott: Doch, das ist Jesus. Indianerehrenwort!
Paulus: Unsinn! Jesus sieht ganz anders aus! Wie ein helles Licht, das ich gesehen habe, als mir plötzlich schwindlich wurde. Und dann habe ich eine Stimme gehört in meinem Kopf.
Das beweist doch, das ich nicht verrückt seid, sondern ihr!
Gott (erzürnt): Ich bin der höchste Gott und daher gilt was ich sage, wer verrückt ist und wer nicht!
Paulus: Woher weißt du denn, dass du der höchste Gott bist?
Gott: Ich bin allwissend!
Paulus: Wie kannst du dir da sicher sein? Wenn es etwas gäbe wie einen höheren Gott und du wüsstest nichts davon, woher wüsstest du denn, dass du dies nicht weiß?
Gott (kratzt sich am Kinn): Versteh ich nicht...
Paulus: Ich glaube, ihr seid alles Betrüger! Oder wahnsinnig! Das ist die einzige logische Erklärung.
Papst (nachdenklich): Wenn ich verrückt bin, dann heißt das ja, dass ich unsichtbar bin... Hurra!
Der Papst entkleidet sich und tanzt fröhlich nackt durch den Raum.
Alle reden durcheinander.
Gott (schlägt auf den Tisch): Können wir bitte mal alle versuchen, wie erwachsene Menschen miteinander umzugehen?! Wir vertrödeln doch nur Zeit. Der PR-Berater wird pro Stunde bezahlt!
L. Ron: Anstatt uns über unsere verschiedenen Ansichten zu streiten, sollten wir gucken, ob es nicht wichtige Gemeinsamkeiten gibt. Wir sind uns doch alle einig, dass Jesus das Zentrum des Christentums ist?
Alle nicken vorsichtig, Gott schaut eifersüchtig auf seinen Sohn
L. Ron: Dann finde ich, Jesus' Stimme sollte doppelt zählen.
Also, stimmen wir ab: Lassen wir die Paulus-Briefe in der Bibel oder nehmen wir sie raus?
Wer ist dafür, sie drinzulassen?
Paulus, Luther, der Papst und Calvin heben die Hand. Als Gott sieht, dass die Mehrheit die Hand hebt, hebt er seine ebenfalls.
L. Ron: Wer ist dafür, sie zu entfernen?
Nur Jesus hebt seine Hand.
L. Ron: Okay, dann wäre das geklärt. Dann können wir als Slogan auch Luthers Idee benutzen. “Christentum. Glaube!” Und das Ausrufungszeichen ist ein Kruzifix. So was bleibt stecken.
Gott: Und das “Glaube” am besten in Großbuchstaben, so als wäre es laut geschrien. Denn wenn jemand laut schreit, weiß man gleich, dass er etwas Wichtiges zu sagen hat!
L. Ron: Gute Idee! Und vielleicht gleich drei Ausrufezeichen. Die könnten direkt auch noch für die heilige Dreifaltigkeit stehen.
Gott: Ausgezeichnet. Wie kommst du nur immer auf so gute Ideen?
L. Ron: Apropros Dreifaltigkeit. Wo ist denn eigentlich der heilige Geist? Der ist doch auch stimmberechtigter Partner, oder?
Gott: Im Urlaub. Aber seine Zeit ist sowieso noch nicht gekommen.
L. Ron: Wie meinen Sie das?
Gott: Na ja, als ich das neue Testament geschrieben habe, haben sich viele beschwert, dass die Hauptfigur, Jesus, im alten Testament gar nicht vorkommt. Also habe ich den heiligen Geist ins neue Testament mit reingeschrieben, auch wenn man ihn da nicht unbedingt braucht. Dafür spielt er die Hauptrolle in Testament III - Die Rückkehr.
L. Ron: Ach ja? Und worum geht es darin?
Gott: Der Heilige Geist sucht einen Ungläubigen heim und zeigt ihm die wahre Bedeutung von Weihnachten.
L. Ron. Interessant...
Gott: Die Geburt des Weihnachtsmanns.
L. Ron: Wirklich?..
Jesus: Ach komm, Papa, gib’s doch zu! Es gibt gar keinen heiligen Geist.
Den hat er nur erfunden, um bei den Steuern zu betrügen.
L. Ron: Ach so? Schade, die Idee für das neue neue Testament fand ich eigentlich gut. Haben Sie was dagegen, wenn ich das Buch schreibe?
Gott: Ach was! Sie sind doch ein freier Mensch in einer freien Welt.
Wer bin ich denn um ihnen zu sagen, was sie zu tun und zu lassen haben?
L. Ron: Großartig! Man müsste nur noch Außerirdische hinzufügen! Und Raumschiffe...
(enthusiastisch) Raumschiffe sind cool!
Alle starren L. Ron skeptisch an, der verlegen in seinen Notizen blättert.
Gott (kratzt sich am Kopf): Was ist ein Raumschiff?
L. Ron: Äh.. Wie auch immer. Zurück zur Kampagne. Wir brauchen eine spannende christliche Tätigkeit mit der wir werben können. Zuhause oder in der Kirche still zu sitzen und die Bibel studieren - das ist in der modernen Zeit nicht mehr so in. Man braucht was Aktives um die Leute zu begeistern!
Papst: Das Abendmahl?
L. Ron: Na ja, da sitzt man ja auch nur so rum. Irgendwelche anderen Ideen?
Luther: Synagogen abbrennen?
L. Ron (schockiert): Was?!
Papst: Warum eigentlich nicht...
Luther: Synagogen müssen verbrannt werden! Das schrieb ich schon in meinem Werke “Von den Juden und ihren Lügen.”
Jesus (wütend): Ey, sag mal...
Luther (unbedarft): Was ist es, Herr?
Jesus: Dir ist schon klar, dass ich ein Jude bin?
Luther: Aber du bist der Christus!
Jesus: Ja, aber ich bin ebenfalls gleichzeitig Zimmermann, Alkoholiker und auch Jude, von Geburt an. Ich hatte eine jüdische Mutter, habe die Gebräuche geehrt und die Rituale eingehalten. Was muss ich noch machen, um jüdisch genannt zu werden? Willst du meinen Pimmel sehen?!
Luther (denkt nach): Ähhhhh...
Ja?
Papst: Es ist doch nicht von der Hand zu weisen, dass Paulus in seinem ersten Brief an die Thessalonicher schreibt, dass die Juden Gott nicht gefallen und allen Menschen zuwider sind.
Gott (streng): Paulus?!
Paulus (zuckt mit den Schultern): Vielleicht war ich betrunken, als ich das geschrieben habe. Ich kann mich nicht erinnern, dass das von mir sein soll. Ich bin ja selber Jude...
Luther (entsetzt): Auch du, Brutus?!
L. Ron: Wir müssen wirklich nicht alles heute entscheiden. Nur so aus Neugierde: Wer ist für Synagogen anzünden?
Luther, Calvin und Papst heben die Hand.
L. Ron: Dagegen?
Jesus und Paulus heben die Hand.
L. Ron: Drei zu drei, weil Jesus zwei Stimmen hat. Sie wollen sich enthalten, Herr Gott?
Gott: Nun ja, die Juden sind mein auserwähltes Volk, von da her wache ich natürlich mit schützender Hand über sie. Andererseits kommen sie ja sowieso alle in die Hölle. Da können sich mit den brennenden Synagogen schon mal mental darauf vorbereiten.
Ach, was zur Hölle, ich stimme dafür!
L. Ron: Das sollte dann für heute reichen. Dann haben wir doch jetzt immerhin schon mal unseren ersten Plakatentwurf geschafft! Eine brennende Synagoge mit dem Slogan: “Christentum. GLAUBE!!!”.
Gott: Find’ ich gut.
Und da der HERR sah, dass es gut war, speisten sie gemeinsam.
Darnach gingen sie heim, um ihre Lieblingsseifenoper nicht zu versäumen. Und sie tranken reichlich vom köstlichen Weine, der das Blut Christi ist.
Und Jesus musste in die Notaufnahme, da er zu viel Blut verloren hatte. Doch nach einer Weintransfusion ging es ihm wieder besser. Amen.
ENDE AKT I
Beim nächsten Mal in "Jesus 2.0":
Wie funktioniert Gottes Steuerbetrug mit dem heiligen Geist?
Wird unser Held L. Ron es schaffen, Gott von der literarischen Notwendigkeit von Raumschiffen in der neuen Bibel zu überzeugen?
Und wird Jesus den falschen Christus von Paulus als den Erlöser seiner Seele anerkennen?
All dies und mehr erfahren Sie im nächsten Teil von: "Jesus 2.0 - Die Rückkehr der zaubernden Zimmermanns"
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