30. Juli 2012

JESUS 2.0 - Ein Theaterstück (Akt II)



[AKT I]



AKT II

SZENE 2

In einem weißen Raum sitzen Gott, Jesus, Paulus und L. Ron Hubbard an einem Tisch. Jesus trägt eine Sonnenbrille.

L. Ron: Guten Morgen, Gentlemen, und willkommen zu unserer zweiten Brainstorm-Session. Durch unser erstes Meeting ist mir bewusst geworden, dass wir, bevor wir unsere Kampagne richtig starten können, uns erst einmal auf eine gemeinsame Linie einigen müssen, wobei es beim Christentum denn eigentlich genau geht.
Das funktioniert im kleinen Kreis wahrscheinlich besser: Daher hab ich heute den Papst, Luther und Calvin nicht eingeladen, um mit der heiligen Dreifaltigkeit zu sprechen. Da der heilige Geist aber immer noch im Urlaub ist, hab ich mir erlaubt, als Vertreter Paulus einzuladen.

Gott und Paulus grüßen sich unenthusiastisch. Christus bleibt still und schweigt. Gott nimmt ihm die Sonnenbrille ab und bemerkt, dass Jesus schläft.

Gott: Mensch, Jesus!

Jesus (wacht schlagartig auf): Was?! Wer?.. Ich hab nur kurz meine Augen ausgeruht.

Gott (ungeduldig): Können wir anfangen? Ich hab später noch einen Termin bei einer Prosti.. äh, einem Priester.

Jesus (hat einen Kater): Von mir aus, aber sprecht bitte nicht so laut, ja?

L. Ron: Also, meine Herren, beginnen wir doch mal bei Jesus. Wenn Sie sich ihre Lieblingsstelle aus der Bibel aussuchen müssten, was wäre das?

Jesus: Oh, die Bergpredigt, auf jeden Fall. Das ist mein Meisterwerk!

L. Ron: Gut, dann gehen wir den Text doch mal gemeinsam durch und schauen, ob wir uns alle einig sind. Fangen Sie doch mit den ihrer Meinung nach wichtigsten Dingen an, ja?

Jesus: Okay, klingt gut.
(Beginnt aus der Bibel zu lesen, mit dem Tempo und Betonung eines Drittklässlers:)
Ihr habt gehört, daß gesagt ist: "Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen."

Gott: Gefällt mir bis dahin.

L. Ron: Moment mal... Sie haben vorher noch nie das neue Testament gelesen, Herr Gott?

Gott: Doch! Natürlich! Ich meine... Nicht direkt jedes einzelne Wort... Aber...
Ich habe es alles überflogen... Na ja, die Zusammenfassung auf Wikipedia.

L. Ron: Ach so... Dann machen wir doch einfach weiter.

Jesus (liest): Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde.

Gott: Seine Feinde lieben? Versteh ich nicht.

Jesus: Nicht? Du hast mir doch selbst immer wieder gesagt, du liebst alle Menschen.

Gott: Na, da warst du halt noch ein Kind... Ähm, ich meine, klar liebe ich alle Menschen.
(überlegt angestrengt)
Ah, ich glaube, jetzt verstehe ich, wie das gemeint ist. So wie schon im alten Testament geschrieben ist: Und wie sich der HERR über euch zuvor freute, dass er euch Gutes täte und mehrte euch, also wird er sich über euch freuen, dass er euch umbringe und vertilge.
(Ist sehr stolz auf sich:) Man liebt seine Feinde, weil es einem großen Spaß bereitet, wenn man sie und ihr gesamtes Volk ausrottet! Stimmt's oder hab ich Recht? Hä?

Jesus (ignoriert den Kommentar und liest weiter): Segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vater im Himmel; denn er lässt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.

Gott: Ja, na logisch... Wie sollte ich denn die Sonne für die Gerechten aufgehen lassen ohne dass sie auch auf die anderen scheint?

L. Ron: Gute Frage. Machen wir doch erst mal weiter, ja?

Jesus (leicht angepisst, liest weiter): Ihr habt gehört, dass da gesagt ist: "Auge um Auge, Zahn um Zahn."

Gott: Genau!

Jesus: Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel; sondern, so dir jemand einen Streich gibt auf deinen rechten Backen, dem biete den andern auch dar.

Gott: Und weiter?

Jesus: Wie, weiter?

Gott: Na, das kann doch nicht alles sein! Warum lässt man sich ein zweites Mal schlagen? Als Ablenkungsmanöver? Weil sich in dem Moment von hinten ein Verbündeter von dir anschleicht und den Bastard das Schwert durch den Leib rannt oder so was in der Art? Das würde Sinn ergeben...

Jesus (kann seine Wut kaum noch verbergen): Was?! Nein!

L. Ron (diplomatisch): Ich bemerke leichte Unstimmigkeiten. Aber bitte fahren Sie doch fort, Herr Christus, ich bin mir sicher, dass wir auch noch einiges finden, worin Sie und ihr Vater übereinstimmen.

Jesus : Selig sind, die da geistlich arm sind; denn das Himmelreich ist ihr.

Gott: Also bitte!.. Das Himmelreich ist und bleibt meins!
(überlegt eine Weile)
Hey! Nennst du mich geistig behindert?

Jesus (schreit): Ich hasse dich!

Jesus verlässt mit Tränen in den Augen den Raum und knallt lautstark die Tür hinter sich zu.

Gott: Was für eine Drama Queen! Schon immer gewesen.

L. Ron: Und jetzt?

Gott: Ach, der kommt schon wieder angekrochen, wenn er Geld braucht.

L. Ron: Dann versuchen wir doch einfach zu dritt, die wichtigsten Schnittstellen vom neuen und alten Testament zu finden. Zumindest das sollte doch machbar sein.
Fangen wir doch bei den sozialen Fragen an. Wie sollte man sich als Gläubiger gegenüber Ungläubigen verhalten?

Gott: Oh, das weiß ich: Man soll ihr Volk ausrotten!

Paulus: Man soll sie bekehren zum Christentum!

Gott: Auch gut! Erst bekehren und dann töten! Wie ich es einst getan habe mit den 850 Priestern des Baal.

L. Ron: Entschuldigen Sie, Herr Gott, aber ich dachte, es ginge bei unserer Zusammenarbeit darum, bisher Ungläubige zu Christen zu machen?

Gott: Ach so, stimmt, hatte ich vergessen...

L. Ron: Einigen wir uns darauf, den Ungläubigen eine Chance zu geben, den wahren Gott zu finden?

Gott: Wenn's denn sein muss...

L. Ron: Denn Gott ist ja Liebe, sagt das neue Testament.

Gott: Das ist korrekt.

L. Ron: Gott hasst niemanden!

Gott: Das habe ich nicht gesagt!

L. Ron: Nicht?

Paulus (stolz): Gott hasst Esau!

Gott: Genau, zum Beispiel. Fein gemacht, Paulus!

Gott wirft ihm ein Leckerli zu, das Paulus mit dem Mund auffängt.

L. Ron: Warum hassen Sie denn diesen Esau, wenn ich fragen darf?

Gott: Nur so. Weil ich es kann.

L. Ron: Aha. Das heißt man muss auch Angst vor Gott haben?

Gott: Man soll sich fürchten vor dem HERRN, na sicher! Habe ich auch oft genug in meinem Buch erwähnt. Nur weil ich die Verkörperung von Liebe bin, heißt das ja nicht, dass ich nicht auch hasserfüllt und einschüchternd sein kann. Wieso auch?

L. Ron: Äh... Okay.
Kommen wir zum nächsten Punkt. Wie ist die Stellung der Frau in der Christengemeinde?

Paulus: Frauen sind der Männer Untertanen!

Gott: Sehe ich auch so.

L. Ron: Scheidung?

Gott: Klar, wenn die Schlampe nervt, hat man ja wohl das Recht, sie rauszuwerfen!

Paulus: Aber Jesus sagt doch, die Scheidung sei verboten!

Gott: Echt? Wo?

Paulus (liest): Mose hat euch erlaubt zu scheiden von euren Weibern wegen eures Herzens Härtigkeit; von Anbeginn aber ist's nicht also gewesen.

Gott: So ein Schmarr'n! Also erstens: Wieso sollte ich zulassen, dass Moses Gesetze in mein Buch schreibt, die mir nicht gefallen und sie als meine Gebote bezeichnet? Da hab ich ja wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden!
Und zweitens: Ein Mann und nur eine einzige Frau? Wer will denn so was?! Man kann natürlich so viele Frauen haben, wie man will. Das Ehebruchgesetz ist ja nicht da, um Frauen davor zu schützen, dass ihre Ehemännern mit anderen Frauen schlafen! Natürlich nur, wenn diese Frauen keinem anderen gehören, logisch. Das wäre ja absurd!
Es geht darum, dass deine Frauen nichts Unrechtes und Sündiges tun und mit anderen Männern verkehren. Hast du etwa nur eine Frau, Paulus?

Paulus: Ich habe keine Frau, ich lebe ein reines Leben.

Gott: Wie meinst du das, rein? Willst du sagen, dass der Fortpflanzungsakt meiner Geschöpfe etwas Unreines ist?
(Zu sich:) Keine Frau...
(lacht sich ins Fäustchen) Loser!..

L. Ron: Wie steht es mit Homosexualität?

Paulus: Todeswürdig!

Gott: Korrekte Antwort!

Paulus: Danke, mein Herr!

Gott: Ja, ja. 
(Leise:) Schleimer...

L. Ron:  Na gut. Dann sind wir uns ja immerhin schon einig, dass sie beide Schwule hassen...

Gott: Nein, nein! Wir hassen sie nicht. Ich liebe ja alle Menschen. Ich möchte nur, dass Leute Steine auf sie werfen, bis sie daran elendig krepieren.
Auf eine liebevolle Weise natürlich.

L. Ron: Ach so... Dann sind sie sich aber einig, dass Schwule den Tod verdient haben?

Gott: Klar! Alle, die ich umbringe, haben den Tod verdient. Ich bin ja ein gerechter Gott!

L. Ron: Aber man soll nicht alle steinigen, aber alle Homosexuellen?

Gott: Genau! Man kann ja nicht alle töten, dann wäre ja keiner mehr da, der mich lobpreist und mir sagt, was für ein gnadevoller und gerechter Herr ich bin!

L. Ron: Einleuchtend.
Und wir sind uns einig, dass Frauen den Männern dienen müssen?

Gott: Aber das sollte doch selbstverständlich sein.

L. Ron: Sie waren eine ganze Weile nicht unten bei uns, kann das sein?

Gott: Kann sein. Warum?

L. Ron: Nur so.
Gibt es irgendwelche religiösen Rituale, die man als gläubiger Mensch unbedingt einhalten muss?

Paulus: Nein, nein, so etwas interessiert den Herrn nicht. Steht doch in meinem  Brief an die Römer!

Gott : Na, hör mal! Und wie mich das interessiert!
(bekommt einen heftigen cholerischen Anfall:)
Wer eine Arbeit tut am verfickten Sabbattag, der soll des Todes sterben! Aber so was von sterben, verdammte Scheiße!
Glaubst du, ich hätte das zum Spaß in mein perfektes Gesetz geschrieben?! Ich hasse diese Schweine wirklich abgrundtief, die am Sabbat arbeiten. Sie sollen verrecken!!!
(Sanft:) Aber ich liebe natürlich auch sie...

L. Ron: Nun, da haben Sie sich wohl in diesem Punkt geirrt, Herr Paulus.

Paulus (schüttelt den Kopf): Warum? Nein, ich habe mein Evangelium von dem Herrn erhalten.

L. Ron: Aber der sitzt doch direkt neben Ihnen...

Paulus: Ich vermute einen Betrug.

L. Ron: Interessant.

Gott (extrem freundlich): Sagen Sie mal, L. Ron, könnten Sie mir eventuell einen Espresso aus der Küche holen? Wären Sie so freundlich? Ohne meinen morgendlichen Koffeinschub kann ich nicht arbeiten...
Außerdem würde ich gern ein paar kurze Worte mit meinem Freund Paulus wechseln.

L. Ron: Natürlich.

L. Ron verlässt den Raum

(VORHANG zu)


SZENE 3

L. Ron kommt mit einem Tablett in das Besprechungszimmer zurück. Auf dem Boden ist eine große Blutlache und eine Blutspur zu einem halboffenen Schrank, aus dem ein Arm herauslugt.

L. Ron: Oh! Was ist denn passiert?

Gott guckt L. Ron diabolisch grinsend an und schweigt.

L. Ron: Wo ist denn Paulus?

Gott: Paulus ist tot. Paulus bleibt tot.
(Dramatische Pause)
Bitch!

(VORHANG zu)


SZENE 4

Gott kommt in Jesus' leeres Zimmer, das schlicht eingerichtet ist, mit einem Doppelbett und einem riesigen begehbaren Wandschrank. Außerdem befindet sich ein großer Wassertank im Zimmer, daneben Becher, die teilweise noch mit Wein gefüllt sind. An der Wand hängen Bilder von Konfuzius und Buddha. An der Tür steht in krakeliger Erstklässler-Schrift: "Jesus sein Zimma."

Gott (rufend): Jesus? Bist du hier?

Gott öffnet den Wandschrank und entdeckt darin Luther und den Papst. Bis auf den Hut, den der Papst trägt sind beide vollkommen nackt und küssen sich leidenschaftlich. Gott erschrickt und schlägt die Tür abrupt wieder zu.

Gott: Ach, du heilige Scheiße!! Oh Mann, ich wünschte, ich hätte das nicht gesehen!..


Plötzlich kommt ihm ein Einfall und seine Miene heitert sich auf. Er zieht einen Zauberstab aus seiner Hosentasche und tippt sich damit an den Kopf. Plötzlich sieht er verwirrt aus.

Gott (zu sich): Häh, wo bin ich?.. Was wollte ich denn nochmal hier?.. Ach so, ja!
(rufend): Jesus, bist du hier?

Er öffnet den Wandschrank und erschreckt sich erneut über die immer noch mit Zärtlichkeiten beschäftigten Männer.

L. Ron kommt in den Raum gestürzt. Er erblickt Luther und den Papst und erschrickt ebenfalls.

L. Ron: Oh, mein Gott!

Gott: Ja, bitte?

L. Ron schließt den Schrank.

L. Ron: Besser...
(Aufgeregt:) Jesus ist verschwunden! Anscheinend hat er ein paar Sachen gepackt und ist verschwunden. Er hat Petrus an der Tür gesagt, er sei jetzt in eigener Mission unterwegs.
(Vorsichtig:) Er hat eine Nachricht für Sie hinterlassen...

Gott: Ja, bitte?! Soll ich raten oder was? Kann ich hellsehen? Wie lautet die Nachricht?

L. Ron: Sie lautet: Beim nächsten Mal, wenn wir uns sehen, werde ich dich töten.

(Dramatischer Paukenschlag)

Gott: Sag ich ja, Drama Queen.

(VORHANG zu)


Und Paulus und Luther ergingen sich in süßer, süßer Sünde die ganze Nacht. Als sie fertig waren, schwörten sie beide, dass sie nie wieder eine solche Sünde begehen würden. Doch sie wussten in ihren Herzen, dass sie ihr Versprechen auch diesmal nicht werden einhalten können. Denn der Papst mit seinen ach so sexy prächtigen Gewändern ist eben ein gutaussehender Bastard, auf den Luther steht und nicht anders kann. Amen.









ENDE AKT II

Beim nächsten Mal: Wird Gott Paulus von den Toten wiedererwecken?
Kann L. Ron sein Raumschiff reparieren und endlich wieder zu seinen Heimatplaneten zurückkehren?
Wenn Luther und der Papst heiraten, wer trägt dann das Brautkleid?
Und was treibt eigentlich Calvin unterdessen?

Die Antworten auf diese Fragen lauten: Nein, nein, beide, masturbieren.
Seien Sie auch das nächste Mal wieder dabei, bei "Jesus 2.0 - Wasser in Wein: Der tragische Fall des Jesus C. in die Alkoholsucht."



2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mose ist ein Mythos wird auf dieser webseite uns weisgemacht! Dann dürfen wir ab jetzt lügen, betrügen, morden und unseren Partner/in betrügen. Es ist endlich erlaubt - juhuuuu! Das ist doch nicht ihr ernst, glauben sie eigentlich selber, was sie da in die Welt verbreiten? Jesus ist auch Mythos. Juhuuuuuu wir können jetzt jeden ermorden der uns über den Weg läuft!!! Wo haben sie eigentlich ihren Verstand gelassen, oder werden sie von jemand bezahlt?

MARIOLANDblog hat gesagt…

"21 Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: "Du sollst nicht töten; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein."
22 Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Racha! der ist des Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr! der ist des höllischen Feuers schuldig." (Matthäus 5:21-22)